Saterfriesisches Wörterbuch
  Info

woorm (wamer, woormste)

1. warm: 1.1 et is wäch?t Woormes : es ist ein bisschen warm. 1.2 woorm bale : heucheln, salbungsvoll reden, schmeicheln: 1.2.1 hie häd dät Wucht so loange woorm boald, bit hie Hier umekriegen hiede : er hat dem Mädchen so lange geschmeichelt, bis er sie verführt hatte. 1.3 in Seelterlound woorm wäch?ide : im Saterland heimisch werden, Fuß fassen. 1.4 du hääst et him woorm roat : du hast ihm einen geschickten Seitenhieb verpasst. 1.5 dät ieten, dä‘n Koafje woorm hoolde : das Essen, den Kaffee warm halten.

Bjoor, do Bjore, dät

Bier: wäch?t hälpt mie woorm Bjoor (warmes Bier – Getränk bei der Totenfeier) ätter min Dood?: was hilft mir warmes Bier nach meinem Tod (= der Rat, der Trost, die Hilfe kommt zu spät).

supe iek supe, du supst, hie/ju supt, wie supe; soop, sopen, sepen; suup! supet!

1. (Tier) saufen: et is so woorm, wie wollen dät Fäi wäch?t eer supe läite : es ist so warm, wir wollen das Vieh etwas früher tränken (saufen lassen). 2. (Mensch) alkoholische Getränke pausenlos und im Übermaß zu sich nehmen: 2.1 hie supt as ‘‘n Lok : er säuft wie ein Loch. 2.2 hie häd sik fon de Stede sepen : er hat durch übermäßigen Alkoholkonsum seine Bauernstelle verwirkt, verloren. 2.3 Supen dwo : viel Alkoholisches trinken.

tichthongje

zuhängen: et waas so woorm, wie häbe do Finstere tichthonged : es war so warm, wir haben die Fenster zugehängt.

Tungenbreker, -e, die

Zungenbrecher: Wilke Wäis Wuchtere wollen wiete Wäske waaske; wiete Wäske wollen Wilke Wäis Wuchtere waaske. Wilke Wäis Wuchtere wielen wiete Wulle waaske. Wan Wilke Wäis Wuchtere wisten, wier woorm Woater waas: Wilke Wäis Töchter wollen weiße Wäsche waschen; weiße Wäsche wollen Wilke Wäis Töchter waschen. Wilke Wäis Töchter wollten weiße Wolle waschen. Wenn Wilke Wäis Töchter wüssten, wo warmes Wasser war.

ullerch

1. dreckig. 2. beklommen: wan et so woorm is, dan fäile iek mie ullerch : wenn es so warm ist, dann fühle ich mich beklommen. 3. unsicher.

weze (a) iek bän, du bääst, hie/ju is, wie sunt; iek waas, du wierst, hie/ju waas, wie wieren; is/häd wezen/weden/ween; wäs! wezet!

1. sein: 1.1 dät is wezen : das ist vorbei. 1.2 dät hied nit weze houged/bruukt : das hätte nicht zu sein brauchen. 1.3 dät mout weze : das muss unbedingt so sein. 1.4 dät skäl weze un weze un wäch?dt daach nit so : der Plan wird lange überlegt, aber er kommt doch nicht zur Ausführung. 1.5 hie is deer wezen : er ist tot. hie kon deer wäch?il/wül weze : 1.6.1 er hat eine gute Existenz, ein gutes Auskommen. 1.6.2 er ist sehr selbstbewusst. 1.7 skäl et weze?: tust du das wirklich? 1.8 iek moate deer jädden weze: es gefiel mir dort; ich mochte gerne dort sein. 2. (es) aushalten: et is tou woorm, Hier kon man nit weze : es ist zu warm, hier kann man es nicht aushalten. 3. zur Bildung der Verlaufsform: weze + an + t + der substantivierte Infinitiv: jo sunt an t Greeuwen in dä‘n Foan: sie sind dabei, im Moor zu graben. [afrs. wesa ]

Paad, do Poade, dät

1. Pfad: 1.1 fon t gjuchte Paad ouroakje / oukume: auf Abwege geraten. 1.2 ap t Paad brange: ins Gespräch einbeziehen, bringen. 1.3 hie is fuul bee/ t Paad: er ist viel unterwegs. 1.4 ap t Paad gunge: eine Fußreise antreten. 1.5 hie kon dät Paad nit hoolde: er kann die Richtung nicht einhalten. 1.6 ap dät gjuchte Paad hälpe: auf den richtigen Weg helfen/bringen. 1.7 et gungt bee/ do juust bee/ t Paad bieloangs : sie können sich gerade noch helfen. 1.8 fon t Paad oawe/owe weze : auf Irrwege geraten sein. 1.9 hie häd dät Paad deerwai : er geht oft dahin. 1.10 du bääst fon t Paad ou : 1.10.1 du bist vom Pfade abgekommen. 1.10.2 du bist verrückt. 1.11 hie hoaldt dät Paad woorm : er ist immer unterwegs. 1.12 hie hoaldt dät Paad deerwai woorm : er geht häufig dahin. 1.13 ‘‘n Paad apskäppe : einen Pfad mit einer Schaufel ebnen. 1.14 dät gjuchte Paad wieze : den richtigen Weg zeigen. 1.15 wäch?t bee/ t Paad brange : eine Neuigkeit unter die Leute bringen, verbreiten. 2. der waagerechte Teil des schrägen Ufers eines Kanals oder eines Grabens.

Boomstubbe, -n, die

1. Baumstumpf, Baumstrunk, oft mit mehreren Verästelungen. 2. ein dickes Stück Holz, das lange brennt: mäd dä‘n Boomstubbe in dä‘n Ougend häbe wie dät hele Huus loange woorm: mit dem dicken Stück Holz im Ofen haben wir das ganze Haus lange warm.

ferbreedje

verbreiten: ju Laampe ferbredede ‘‘n woorm Lucht : die Lampe verbreitete ein warmes Licht.

fljoge iek fljoge, du fljugst, hie/ju fljugt, wie fljoge; flooch, flogen; is/häd flain; fljug! fljoget!

1. fliegen (is): et is so woorm fon t Winter, dät do maaste Fugele nit ätter t Sude waifljoge : es ist so warm diesen Winter, dass die meisten Vögel nicht nach dem Süden hinfliegen. 2. prallen; mit lautem Geräusch auf etwas auftreffen (is): hie flooch mäd dä‘n Kop fóaruut juun dä‘n Boom : er prallte mit dem Kopf voraus gegen den Baum. 3. mit einem Luftfahrzeug befördert werden (is): ju is jäärsene ätter Mallorca wai flain : sie ist gestern nach Mallorca geflogen. 4. ein Luftfahrzeug steuern: uus Suun häd ‘‘n F-16 bee/ do Suldoaten flain : unser Sohn hat ein F-16 bei der Luftwaffe geflogen.

froai

1. angenehm, nett: wäch?t is dät froai, dät du kumst! : wie angenehm, dass du kommst! 2. hübsch, schö‘n, fein: 2.1 ‘‘n froai Wucht : ein hübsches Mädchen. 2.2 dien ‘näie Huus is mie aiske froai tou : dein neues Haus empfinde ich als sehr schö‘n. 2.3 die loange, froaie Dai : der liebe, lange Tag. 2.4 froai woorm : mollich warm. 2.5 froai Weder : schönes Wetter. 2.6 froai dwo : schmeicheln. 2.7 dät Froaiste fon t Froaiste : das Beste vom Besten. [nl. fraai]

koold (kaller, kooldste)

1. kalt: 1.1 wan et koold is, is et beter in ‘‘n oold Huus as buppe ap ‘‘n ‘näi : wenn es kalt ist, ist es besser in einem alten Haus als oben auf einem neuen. 1.2 Kop koold, Fäite woorm, moaket dä‘n bääste(‘n) Dokter äärm : Kopf kalt, Füße warm, macht den besten Doktor arm. 1.3 dät Koolde Fjuur : Blutvergiftung, Gangrä‘n. 1.4. Koolde Bround : Gangrä‘n. 1.5 koold stale : kühlen, kalt stellen. 1.6 ‘‘n Koolden : Fröstler, Fröstling. 2. (Kinderspiel) zu weit von dem gesuchten Gegenstand entfernt: nu bääst du gjucht koold! : jetzt bist du richtig auf dem Holzweg!

lurich

1. abwartend. 2. (Wetter) 2.1 schwül, drückend, unbeständig, bedrohlich: dät is dälich lurich woorm Wetter : heute ist das Wetter warm und drückend. 2.2 ‘‘n lurich Skuur : die Ruhe vor dem Sturm; unheimlich wirkende Windstille vor dem Gewitter. 2.3 still, windfrei, windlos. 3. misstrauisch: hie keek mie so lurich oun : er sah mich so misstrauisch an. 4. leblos, schwach, kränklich: iek fäile mie dälich so lurich : ich fühle mich so schwach, so leblos heute.

nümelk

1. zierlich: 1.1 uus Bääsje druuch ‘‘n ‘nümelk Kralebeend : unsere Großmutter trug eine zierliche Perlenkette. 1.2 ju is buppe do fieftich, man noch so ‘nümelk as ‘‘n jung Wucht : sie ist über fünfzig, aber noch so zierlich wie ein junges Mädchen. 2. drollich, reizend: 2.1 ‘‘n ‘nümelk Bäiden : ein reizendes Kind. 2.2 die loange ‘nümelke Dai : (ironisch) der liebe lange Tag. 3. mollich, behaglich warm: ‘nümelk woorm : mollich warm. genussvoll: ‘nümelk iete : mit Genuss essen.

oubreke

1. abbrechen: 1.1 ‘‘n oubrekenen Koaster : ein Student der Pädagogik, der sein Studium abgebrochen hat. 1.2 woorm, heet oubreke : ein Gebäude durch Feuer, vor allem durch Brandstiftung, zerstören. 2. (Gebäude) abreißen, abtragen, niederreißen. 3. unvermittelt, vorzeitig beenden: hie häd sien Raize oubreken : er hat seine Reise vorzeitig beendet. 4. einen Teil von etwas loslösend brechen: wie brieken moor Takken fon dä‘n Boom ou : wer brachen mehrere Äste von dem Baum ab.

ounbäite

1. einheizen: et mout Hier duftich ounbät wäch?ide, wan wie nit Hier sitte wollen tou triljen : es muss hier tüchtig eingeheizt werden, wenn wir nicht hier sitzen und vor Kälte zittern wollen. 2. ein Feuer entfachen, anzünden: wan du dä‘n Ougend ounbätst, dan konnen wie woorm sitte : wenn du den Ofen anzündest, dann können wir warm sitzen. 3. strafen, quälen: hie häd sin Bruur in junge Jieren läip ounbät : er hat seinen Bruder in jungen Jahren sehr gequält. anzetteln, heimlich vorbereiten: hie strieuwet ou, dät Adolf dä‘n Twäide Oorloch ounbät häd : er streitet ab, dass Adolf den Zweiten Weltkrieg angezettelt hat .

ouwere

1. abwehren, fernhalten: wie mouten ju Gefoar ouwere : wir müssen die Gefahr abwehren. 2. abweisen, zurückweisen: 2.1 wan ju Märe fóar dä‘n Plouch wezen is, is ju Moalk foar dät Fole tou woorm; un et mout ouweerd wäch?ide, bit ju Moalk Wier ouköild is; uurs kricht dät Fole Kolik : wenn die Stute vor dem Pflug gewesen ist, ist die Milch für das Fohlen zu warm; und es muss abgewiesen werden, bis die Milch wieder abgekühlt ist; sonst bekommt das Fohlen Kolik. 2.2 ju Märe weert dä‘n Hingst ou : die Stute verweigert sich dem Hengst; wehrt den Hengst ab. 3. (+ sik) Widerstand leisten; sich wehren: wie mouten uus ouwere; uurs kriege jo dät hele Pound Lound : wir müssen Widerstand leisten; sonst bekommen sie das ganze Grundstück.

Woormbaleräi, -en, ju

Schmeichelei, Schönrednerei.

Woormsitter, -e, die

jemand, der am liebsten untätig am Herd sitzt.

Woormbaler, -e, die

Heuchler.

Wulle, ju

1. Wolle: 1.1 jo häbe sik in de Wulle heeuwed / kriegen: sie haben sich heftig gestritten. 1.2 woorm/goud in de Wulle sitte : in gesicherten Verhältnissen leben.

Hatte, ju

1. Hitze: 1.1 bee/ dusse Hatte smoaket dät woorme Íeten nit: bei dieser Hitze schmeckt das warme Essen nicht. 1.2 do Rouke fale fon Hatte/Druuchte uut do Bome: wegen der Hitze/der Trockenheit fallen die Krähen aus den Bäumen. Eifer: ju Hatte is deero(a)we : der Eifer hat nachgelassen.

fersjo iek fersjo, du fersjuchst, hie/ ju fersjucht, wie fersjo; iek fersaach, du ferseegst, hie/ ju fersaach, wie fersegen; fersäin/*fersäind; fersjuch! fersjooët!

1. versehen; ausstatten mit: 1.1 wie sunt mäd alles fersäin : wir sind mit allem ausgestattet. 1.2 ju Muur fersaach dät Bäiden mäd woorme Klodere : die Mutter stattete das Kind mit warmer Kleidung aus. 2. (+ sik) falsch sehen; sich täuschen; sich versehen; sich irren: 2.1 iek häbe mie wäch?il/wül fersäin(d) : ich habe mich wohl geirrt. 2.2 iek häbe mie uum een Wieke fersäin : ich habe mich um eine Woche versehen. 3. jemandem die Sterbesakramente verabreichen: die Pastoor häd dä‘n Kroanke fersäin : der Pastor hat dem Kranken die Sterbesakramente verabreicht. [*fersäin(d) durch die Verwechslung mit dem 2. Part. des veraltenden Verbs sik fersäine: sich versöhnen, das durch sik ferdrege verdrängt worden ist.]

fäile

1. fühlen, körperlich spüren: iek fäilde ju woorme Sunne ap mien Häid : ich fühlte die warme Sonne auf meiner Haut. 2. (+ sik) von seinem körperlichen oder seelischen Zustand eine gewisse Empfindung haben: 2.1 wo fäilst du die? : wie fühlst du dich? 2.2 sich geehrt fühlen: hie fäilt sik (sic) , wan du him uum sin Räid biddest : er fühlt sich geehrt, wenn du ihn um seinen Rat bittest. 3. grabbeln; tastend nach etwas suchen (gelegentlich + sik): 3.1 hie fäilde in Tjuustern ätter de Klinke fon de Dore : er tastete im Dunklen nach der Türklinke. 3.2 hie fäilde sik in t Tjuustern an de Woge loangs : er tastete sich im Dunklen an der Wand entlang.