Wier (b)
1. wieder: 1.1 nu häbe sik do Bäidene Wier ketich moaked : jetzt haben sich die Kinder wieder schmutzig gemacht. 1.2 fon Näien Wier : aufs Neue wieder. 1.3 hie kricht dätsälge Wier : ich werde mich an ihm rächen. 1.4 wie mouten dusse Apgoawe Wier apnieme : wir müssen diese Aufgabe wieder aufnehmen.
Wier (c)
1. wo: 1.1 Wier häbe jie dä‘n Koai fuunden? : wo habt ihr den Schlüssel gefunden? 2 . woher: 2.1 Wier... fon : Wier kumt die Stoul fon? : woher kommt der Stuhl?
Wier (d) , -e, dät
Metalldraht. [engl. wire]
Wier (a)
1. da, weil: Wier du äuwelch neen Tied hääst, kume wie mäiden : da du heute Abend keine Zeit hast, kommen wir morgen. 2. obwohl: du diest dät daach al, Wier iek die et/et die ferbeden hiede : du tatest das doch schon, obwohl ich es dir verboten hatte. 3. wo: 3.1 iek moate jädden wiete, wier du dien ‘näie Habiet koped hääst: ich möchte gerne wissen, wo du dein neues Kostüm gekauft hast. 3.2 wieten jie, wier hie woont?: wisst ihr, wo er wohnt?
so
1. so: 1.1 so häbe iekmie dät nit fóarstoald : so habe ich mir das nicht vorgestellt. 1.2 jo sunt so bee/ëenuur : sie leben zusammen ohne Trauschein. 1.3 et is so as et is : die Sache ist nun einmal so und nicht zu ändern. 2. ohnehin, sowieso: hie waas besepen, as dät passierde; hie weet deer so niks fon : er war besoffen, als das passierte; er weiß ohnehin nichts davon. 3. unentgeltlich, umsonst: ju Butere krichst du so : die Butter ist umsonst. 4. auf die Art und Weise: 4.1 so gungt dät nit : auf die Art und Weise geht das nicht. 4.2 so deeran, so deerfon : wie gewonnen, so zerronnen. 5. in dem gleichen Zustand; in unverändertem Zustand: 5.1 kum, so as du bääst : komm, wie du bist. 5.2 ju lait deer so wai : sie liegt in unverändertem Zustand da. 6. zur Bezeichnung des Maßes oder des Grades: 6.1 dät Swäl waas so groot, die Dokter kuud deer nit mäd kloor kume : die Geschwulst war so groß, der Arzt konnte nicht damit fertig werden. 6.2 so tjuk as ‘‘n Tieke : so dick wie eine Zecke. 6.3 so dum as dät Bätereende fon ‘‘n oolde Ku : so dumm wie das Hinterende einer alten Kuh. 6.4 so ‘‘n groten Houngst un so ‘‘n litjet Wucht deerap! : so ein großes Pferd und so ein kleines Mädchen darauf! 7. in Beziehung zu als Vergleich: hie is so dum, as hie loang is : er ist so dumm, wie er lang ist. 8. in Verbindung mit einem Adj. oder Adv. und folgendem as dient so als Konjunktion des Nebensatzes: hie wiel/wüül Hier daach häbe, so gemeen as ju juun him wezen is : er wollte sie doch haben, so gemein als/wie sie zu ihm gewesen ist. 9. schwach betont und füllend: deer is ‘‘n Wäänt wezen, die is so loai wezen : es war mal ein Junge, der war so faul. 10. als Einleitung des Nachsatzes nach Bedingungssätzen: kumst du mie so, dan kume iek die so : so du mir, so ich dir. 11. möglich; wirklich wahr: is dät so, dät du nit kume koast? : ist es möglich/wirklich wahr, dass du nicht kommen kannst? 12. ohne Gruß: ju ron so an mie fóarbie : sie lief ohne Gruß an mir vorbei. 13. üblich: dät is Hier so : das ist hier üblich. 14. ungehindert, unbehelligt: hie is snoagens in New York so herumeronnen : er ist nachts in New York unbehelligt umhergelaufen. 15. zur Verstärkung von Wier, Hier und deer : 15.1 deer lait ‘‘n Euro! Wier so? : da liegt ein Euro! Wo denn? 15.2 Wier skäl iek dä‘n Kuffer waistale? : wo soll ich den Koffer hinstellen? Deer so! : Gerade dort!
uurlope (a)
1. überlaufen, überfließen; über den Rand des Behälters laufen ju Wonne lopt/lapt uur : die Wanne läuft über. him is die Kop deerbie uurronnen : er ist wütend geworden. 1.3 wier dät Haat fon ful is, deer lapt ju Mule fon uur: wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über: (M. Luther: Sendbrief vom Dolmetschen ). 1.4 bit Uurlopen ful: bis zum Überlaufen voll. 1.5 ju Moalk lapt uur: die Milch fließt über. 1.6 deer lopt mie ju Mule fon uur: ich kann nicht genug davon sagen, erzählen. 2. überstehen, überleben: die Buur liet dät ene Kolich uurlope, dan hie wüül et grootmoakje: der Bauer ließ das eine Kalb überleben, denn er wollte es großziehen. 3. von der Deckung befreien: wie läite dusse Ku foar ‘n kute Tied uurlope: wir befreien diese Kuh für eine kurze Zeit von der Deckung. 3. (Kuh) nicht trächtig werden. (Eine Kuh, die nach dem Besuch beim Stier nicht trächtig, aber auch nicht wieder brünstich wird, lapt uur.) 4. (Kuh) beim Kalben ein Jahr überspringen: ju Ku is fergeen Jier uurronnen : die Kuh hat voriges Jahr nicht gekalbt. 5. die Seiten wechseln; zum Feind oder zur gegnerischen Partei überlaufen: ju is fon do Gräine tou do Swotte uurronnen / uurlepen : sie ist von den Grünen zu den Schwarzen übergelaufen. 6. warten auf einen späteren Termin: uus Dochter häd tou leet Bäidedai; ju mout een Jier uurlope , eer ju ätter de Skoule waikumt : unsere Tochter hat einen zu späten Geburtstag; sie muss ein Jahr warten, bevor sie in die Schule kommt.
wierhäär, Wier... häär
woher: Wier hääst du dä‘n oolde Skandudel häär? : wo hast du den komischen Hut her?
wierfon, Wier... fon
1. wovon: 1.1 Wier bääst du so wurich fon? : wovon bist du so müde? (relativisch) do Dregunere, Wier iek fon boald häbe, kanne die goud : die Polizisten, von denen ich gesprochen habe, kennen dich gut.
wierap, Wier... ap
worauf: wierap teeuwe jie? : woarauf wartet ihr?
wierfoar, Wier... foar
1. wofür: wierfoar häd ju ju Medalje kriegen? : wofür hat sie die Medaille bekommen? 2. (relativisch) dät Bouk, Wier iek mie foar betonked häbe, waas daach nit so goud : das Buch, für das ich mich bedankt habe, war doch nicht so gut.
wierwai (b) , Wier... wai
wohin: Wier wolt du dussen Sumer mäd do Bäidene waifiere? : wohin willst du diesen Sommer mit den Kindern fahren?
wiertou, Wier... tou
wozu: 1. wozu; zu welchem Zweck: Wier is ju Soolwe goud tou? : wozu ist die Salbe gut? 2. zu welcher Sache, zu welchem Unternehmen: wiertou häbe jie him Moud moaked? : wozu habt ihr ihm Mut gemacht?
skikje (b)
1. rücken: 1.1 wan du biesiede skikkest, dan kon iek sitte gunge : wenn du beiseite rückst, dann kann ich mich hinsetzen. hie skikket wai un Wier : er rückt hin und her. skikke bee/, Liebet!, kwaad die Buur, do hied hie besepen in de Groupe lain : rücke auf, Liebet!, sagte der Bauer, da hatte er besoffen in dem Mistgang gelegen. 1.4 du skääst ätter uus tou skikke : du sollst zu uns herrücken.
stounde iek stounde, du stoanst, hie/ju stoant, wie stounde; iek stuud/stude, du stuust, hie/ju stuud/stude; steen; blieuw stounden! blieuwet stounden!
1. stehen; sich in aufrechter Haltung befinden: 1.1 (nach langem Stehen) iek stounde mie do Bene in t Lieuw : ich stehe mir die Beine in den Leib. 1.2 ap stoundenden Fout : sofort; stehenden Fußes. 1.3 mäd de Floaine ap de Tille stounde : mit dem Flegel auf dem Steg stehen (= leicht beleidigt sein). 1.4 du stoanst deer fain ape : du siehst gut aus auf dem Foto, Bild. 1.5 hie kuud nit toun Stounden kume : er konnte nicht zum Stehen kommen. 1.6 stoundend Koardel : stehendes Getreide im Gegensatz zu läzend Koardel : liegendes Getreide. 2. sich an einer bestimmten Stelle befinden: 2.1 do Tuwwelke stounde ap t Fjuur : die Kartoffeln stehen auf dem Feuer. wan du din Bräi nit apiete koast, dan wollen wie him stounde läite , bit du wier Smoacht hääst: wenn du deinen Brei nicht aufessen kannst, dann wollen wir ihn stehen lassen, bist du wieder Hunger hast. 2.3 die Roage stoant noch bute: der Roggen steht noch auf dem Felde. 2.4 sien Lieden stoant mie noch kloor fóar do Ogene: sein Leiden steht mir noch deutlich vor den Augen. 2.5 ju Sunne stoant hooch an dä‘n Hemel : die Sonne steht hoch am Himmel. 3. (Kulturpflanzen) in einem bestimmten Stand des Wachstums sein: ju Wete stoant goud : der Weizen wäch?chst gut. 4. als Bauwerk vorhanden sein: do Huze stounde Mon an Mon : die Häuser stehen gleich nebeneinander. (+ sik) in einem bestimmten Verhältnis zueinander sein: jo stounde sik nit goud : sie können nicht gut miteinander; sie sind keine Freunde. beteuern: ju stoant ap Hiere Uunskeeld : sie beteuert ihre Unschuld. 7. beschäftigt sein; im Dienst sein: die junge Koaster stoant in Romelse, die Pastoor in Strukelje : der junge Lehrer ist in Ramsloh im Dienst, der Pfarrer in Stücklingen. 8. (Kleidungsstück) passen: dät Klood stoant die goud : das Kleid steht dir gut. 9. (+ sik) in bestimmten finanziellen Verhältnissen stehen: hie stoant sik goud : er hat ein gutes Auskommen. 10. hervortreten, hervorquellen: dät Woater stuud mie twiske do Tonen : das Wasser quoll mir zwischen den Zehen hervor. 11. beharren, bestehen: hie stoant ap sien Menenge : er beharrt auf seiner Meinung. 12. (Kuh) trächtig werden: ju Ku häd nit steen : die Kuh ist nicht trächtig geworden. 13. (Wasser) nicht fließend: stoundend Woater : stehendes Wasser. 14. mäd stoundenden Woain fiere : mit einem Wagen voll Getreide vom Feld in die Scheune fahren und sofort mit einem leeren Wagen zurückkommen, sodass immer ein Wagen zur Beladung auf dem offenen Feld steht, wäch?hrend der volle Wagen in der Scheune ausgeladen wird. 15. deer stoant aan ap : auf dieses Ereignis muss ein Schnaps getrunken werden.
Stränge, -n, ju
1. Seil, Strick. 2. (Teil des Pferdegeschirrs) Zugseil des Pferdegeschirrs; Leine, an der das Pferd den Wagen zieht: 2.1 hie häd noch neen Stränge liek leken: er hat noch keinen Strang stramm gezogen, noch keinen Schlag getan. 2.2 uur do Strängen haue : über die Stränge schlagen; unbändig sein; das gesetzliche Maß überschreiten. (Bie aan Houngst rakt et aan Knäppel mäd two Strängen. Bie twäin Houngste rakt et aan groten Knäppel, wier do bee litje Knäppele ounhoaked wäch?ide konnen. Älke Houngst häd two Strängen: Bei einem Pferd gibt es einen Knüppel mit zwei Strängen. Bei zwei Pferden gibt es einen großen Knüppel, in den die beiden kleinen Knüppel hineingehakt werden können. Jedes Pferd hat zwei Stränge.)
ferdrege
1. leiden, vertragen: iek kon dät fatte ieten nit ferdrege : ich kann das fette Essen nicht vertragen. 1.2 Fisk is licht tou ferdregen: Fisch ist leicht zu vertragen. 2. ertragen, erdulden, aushalten: wäch?l kon dät stoadige Hallaamjen ferdrege?: wer kann das ständige Lärmen ertragen? 3. (+ sik ): sich versöhnen; sich vertragen; einen Streit beilegen: jo kriege sik in de Wulle, man do ferdrege sik aaltied wier: sie kriegen sich in die Haare, aber sie vertragen sich immer wieder.
snaue
1. fauchen, schimpfen, schelten. grob, grimmich antworten: bee/ dät fule Fräigjen snaude hie äntelk fon sik : bei dem ganzen lästigen Fragen antwortete er endlich grob. 3. in zornigem, gereiztem Ton reden: uus Babe is Wier gesuund; hie snaut Wier uum sik tou : unser Vater ist wieder gesund; er redet wieder gereizt und zornig.
Stede, -n, ju
1. Stelle, Stätte: 1.1 ap de Stede: plötzlich, sofort; auf der Stelle. 1.2 die Houngst bleeuw ap de Stede stounden: das Pferd blieb plötzlich stehen. 1.3 hie häd ‘n Stede in Huus, wier hie oarbai(d)je kon: er hat eine Stelle im Haus, wo er arbeiten kann. 1.4 nit fon/uut ju Stede kume: nicht von der Stelle kommen; nicht vorwärts kommen. 1.5 alles is nu ap Stede: alles ist jetzt in Ordnung. 1.6 wie kume nit fon ju Stede mäd uus Oarbaid, wan dät Weder so blift: wir kommen nicht von der Stelle mit unserer Arbeit, wenn das Wetter so bleibt. 1.7 gunge ‘n bitje uut de Stede: gehe ein bisschen beiseite. 1.8 ap Stede hoolde: instand halten. 1.9 ap Stede kume: in Ordnung gehen. 1.10 ap Stede moakje, brange: aufräumen. 1.11 ‘n Rekenge ap Stede moakje: eine Rechnung begleichen. 1.12 hie mai Lieuwer ap Stede nit liede: er mag Leber absolut nicht leiden. 1.13 do Stoule mouten ap Stede sät wäch?ide: die Stühle müssen auf den richtigen Platz gesetzt werden. 1.14 hie kon niks oarntlik fon de Stede sätte: er kann nichts ordentlich ausführen, durchführen. 2. Bauernhof, Bauernstelle: 2.1 min Fädder häd ‘n flugge, grote Stede: mein Vetter hat einen schönen, großen Bauernhof. 2.2 hie hilket ju Stede un nit dät Wieuw: er heiratet aus Habgier und nicht aus Liebe. 2.3 fon de Stede moute: den Bauernhof wegen Überschuldung verlassen müssen. 3. Grundstück, Baugrundstück: hie häd noch neen Stede fuunden, wier hie baue kon: er hat noch kein Grundstück gefunden, wo er bauen kann. 4. schadhafte Stelle, Kratzer: deer is ‘n Stede in ju Fawe, ju uutbeterd wäch?ide mout: da ist eine schadhafte Stelle in der Farbe, die ausgebessert werden muss. 5. Quetschung, Bluterguss, blauer Fleck: 5.1 hie häd ‘‘n blaue Stede an dä‘n Hoals : er hat einen Bluterguss am Halse. 5.2 sere Stede : wunde Stelle, Geschwür. 5.3 räie Stede : Stelle, an der die Haut abgeschürft ist. 6. Stellung, Beschäftigung: min Bruur häd ‘‘n Stede bee/ ‘‘n Sloachter ounnumen : mein Bruder hat eine Stelle bei einem Schlachter angenommen. 7. Dorf: Hiere Babe koom uut ‘‘n litje Stede in Pommern : ihr Vater stammte aus einem kleinen Dorf in Pommern. 8. Standort: Lage: dät Huus häd ‘‘n goude Stede : das Haus hat eine gute Lage, einen guten Standort. 9. Ort: an ju Stede häbe iek mie silläärge nit apheelden : an dem Ort habe ich mich niemals aufgehalten.
snippeltroonje
1. bei der leichtesten Rührung sofort anfangen, leise zu weinen; Tränen in den Augen bekommen: dät Wucht häd wäch?t snippeltroond, un dan waas et Wier goud : das Mädchen hat kurz geweint, und dann war es wieder gut. 2. weinen, aber ohne zu schluchzen.
stämpelje
stempeln, abstempeln: Wier is die Bräif stämpeld? : wo ist der Brief abgestempelt?
Spräie, -n, ju
1. Sperling, Spatz. 2. Star: do Spräien sunt deer wier: die Stare sind wieder da. [nl. spreeuw ]
röäkelje
1. scharren, kratzen. 2. (im Herdfeuer) stochern: hie röäkelde dät Fjuur mäd dä‘n Pröäkel : er stocherte im Herdfeuer mit dem Feuerhaken. 3. hochjagen: uus Mäme häd uus aaltied tou t Bääd uutröäkeld : unsere Mutter hat uns immer aus dem Bett hochgejagt. 4. Peinliches aufwärmen; unangenehme Dinge aus der Vergangenheit wieder zur Sprache bringen: oolde Seken Wier apröäkelje : alte Unannehmlichkeiten wieder aufwärmen.
so aan (m.) /een (f.)
1. so eine(r): (meist negativ): 1.1 dät waas ook so aan : das war auch ein solcher, so ein Typ. 1.2 dät waas ook so aan, Wier du nit fuul fon bruke kuust : das war auch jemand, dem man nicht vertrauen konnte.
spattelje
1. zappeln: 1.1 hie spattelde mäd Íerme un Bene : er zappelte mit Armen und Beinen. 1.2 hoold die stil un läit dät Spatteljen! : halt dich still und lass das Zappeln! 2. strampeln: dät Bäiden häd sik Wier in dä‘n Släip bloot spatteld : das Kind hat sich wieder im Schlaf freigestrampelt. 3. sich abmühen, sich anstrengen: hie hied wäch?t tou spatteljen, dät hie färekoom : er musste sich anstrengen, um weiterzukommen.
soboalde (as)
1. sobald: 1.1 soboalde (as) hie kumt, konnen wie ounfange : sobald er kommt, können wir anfangen. 1.2 soboalde as sien Moanske dood waas, hied hie fluks Wier ‘‘n friske : sobald seine Frau tot war, hatte er sofort wieder eine neue.