Saterfriesisches Wörterbuch
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Wield

1. (Pferd) scheu: die Houngst wuud Wield : das Pferd wurde scheu. 2. brach, unbebaut: hie liet dät Lound Wield läze : er ließ das Land brach liegen. 3. (Tier, Vogel) wild, nicht zahm. 4. (Mensch) wild; nicht im Zaume zu halten, allzu übermütig, ausgelassen: 4.1 ju is so Wield as ‘‘n Rouk : sie ist so wild wie eine Krähe. 4.2 in t wielde wäch?ch : ungehemmt, hemmungslos. 4.3 hie boalt in t wielde wäch?ch : er redet dummes Zeug. 4.4 sien Bäidene woakse in t wielde wäch?ch ap : seine Kinder wachsen wild heran.

Wield, dät

Jagdbeute: dät Hoazenflaask smoaket heel ätter Wield: das Hasenfleisch schmeckt ganz nach Wild.

beluurje

belauern: dät Wield beluurje : das Wild belauern.

wieldfroamd

wildfremd.

wielderje

1. wildern, wilddieben. 2. streunen (is): do Katte wielderje truch dä‘n Busk : die Katzen streunen durch den Wald.

Wíelden Kleeuwer

→ Kleeuwer

wielde Houngst, die

Libelle.

Wieldgäärs, dät

Wildgras.

wielde Oante, -n, ju

Stockente.

wielde Gous, do wielde Gäize, ju

Saatgans.

Wieldewoaks, dät

1. der sehnige Teil des Fleisches; Knorpel; Sehnen, Flechsen im Fleisch: dät Flaask häd fuul Wieldewoaks: das Fleisch hat viele Flechsen. 2. wild wachsende Pflanzen. 3. Gestrüpp.

Wielddäif, -däiwe, die

Wilderer, Wilddieb.

Wieldswien, -e, dät

Wildschwein.

Wielderske, -n, ju

Wildfang; wildes, lebhaftes Mädchen.

wielde Ate, do

Wicken.

Wielderer, -e, die

Wilderer.

Wieldenge, ju

Wildnis.

Wieldboan, ju

1. Wildbahn: 1.1 dät Wucht is ap de Wieldboan kemen: das Mädchen ist auf die schiefe Bahn geraten. 1.2 die Wäänt is ap de Wieldboan kemen: der Junge frönt einem lasterhaften Lebenswandel.

Wieldnis, ju

Wildnis: brachliegendes Land voll von Gestrüpp.

wielde,, die/ju

1. Wilde(r): 1.1 hie kumt fon do Wielde wäch?ch: er gehört zu den Wilden. 1.2 ‘n hoolwen Wielden: ein halber Wilder, ein toller Kerl, ein Tollkopf: hie tiert sik as ‘n Wielden: er benimmt sich wie ein Wilder.

umewroute

1. sich mit einer schweren Arbeit herumschlagen; sich stark anstrengen: wie häbe deer een Úre mäd umewrot, bit wie dä‘n Hingst tou dä‘n Sloot uuthoald häbe : wir haben uns eine Stunde lang stark angestrengt, bis wir den Hengst aus dem Graben herausgeholt haben. 2. herumwühlen: 2.1 die Kroanke wrot in t Bääd ume : der Kranke wühlt im Bett herum. 2.2 die Huund wrotte in ju Mudde ume : der Hund wühlte in dem Schlamm herum. 3. umwühlen: do Wieldswiene/Wüüldswiene wroute dä‘n Tuun ume: die Wildschweine wühlen den Garten um.

Riege, -n, die/ju

1. Reihe: 1.1 dä‘n/ju Riege ätter: der Reihe nach; ohne Ausnahme aufeinander folgend. 1.2 in dä‘n/de Riege brange : in Ordnung bringen: 1.3 ap dä‘n/de Riege : hintereinander; der Reihe nach. 1.4 in aan/een Riege : in einer Reihe. 1.5 du hääst do nit aal ap de Riege : du bist nicht ganz bei Trost. 1.6 (von Treibern bei der Jacht) in de Riege blieuwe : in einer Reihe nebeneinanderher laufen. 1.7 do Bonen in Riege sätte : die Bohnen in Reihen säen. 1.8 uut dä‘n Riege do(a)nsje/ fale : aus der Reihe tanzen/fallen; sich querstellen. 1.9 uut de Riege kume : die Fassung verlieren. 2. eine Zeile Schrift oder Druck: 2.1 iek häbe him ‘‘n poor Riegen skrieuwen , eer iek wäch?chfierd bä‘n : ich habe ihm ein paar Zeilen geschrieben, bevor ich weggefahren bin. 2.2 koast du dä‘n Riege nit hoolde? : kannst du eine Zeile nicht ordentlich schreiben? 3. Menge, größere Anzahl: ‘‘n hele/helen Riege Bäidene : eine ganze Menge Kinder. 4. Vogelschar: ‘‘n Riege wielde/wüülde Gäize : eine Schar Wildgänse. 5. zeitlich geregeltes Nacheinander eines bestimmten Vorgangs oder Ablaufs: 5.1 iek bä‘n in ‘‘n hoolge/hoolwe Úre eerst an de Riege : ich bin erst in einer halben Stunde an der Reihe. 5.2 do Bäidene mouten teeuwe, bit jo an de/dä‘n Riege kume : die Kinder müssen warten, bis sie an die Reihe kommen/bis die Reihe an ihnen ist. 6. Ordnung: 6.1 Riege hoolde : Ordnung halten. 6.2 in de Riege kume : in Ordnung kommen. 6.3 in de Riege moakje / kriege : ordnen. 7. Spalte: ap Siede fjauer in dä‘n twäide Riege : auf Seite vier in der zweiten Spalte. 8. Kolonne: ‘‘n Riege Eedgreeuwere : eine Kolonne Torfarbeiter. 9. Häuserzeile: ‘‘n Riege Huze .

Huund, -e, die

1. Hund: 1.1 wielde/ Huunde: Stechpalme. 1.2 ‘n falsken Huund: Heuchler. 1.3 jo lieuwje touhope as Kat un Huund: sie leben zusammen wie Katze und Hund (= im ständigen Streit). 1.4 ap dä‘n Huund kume: auf den Hund kommen; herunterkommen; verarmen, verelenden. 1.5 dät rukt Hier as ‘‘n wäch?iten Huund : es riecht hier wie ein nasser Hund. 1.6 deer häbe iek ‘‘n swot(t)en Huund blouked : dort habe ich einen schwarzen Hund gesehen (= ich gehe nie wieder dahin). 1.7 die Huund blieket mie in de Taaske : der Hund bellt mir in der Tasche (= ich muss das eben verdiente Geld wieder ausgeben). 1.8 dulle Huunde : Ilex. 1.9 Huunde, do bliekje, do biete nit – of daach? : Hunde, die bellen, beißen nicht – oder doch? 1.10 die Wäänt is mäd alle Huunde hissed : der Bursche ist mit allen Wässern gewaschen. 2. Kaminrost. 3. Pritschenlore für die Beförderung von größeren Gegenständen (Maschinen, Schränke).

Mutte, -n, ju

1. Sau: 1.1 dät geen deerhäär as ‘n Mutte in ‘n Jöädenhuus: das ging so turbulent ab wie eine Sau im Haus eines Juden. 1.2 Mutte mäd aan Tit: jemand, der sich für etwas Besseres hält. 1.3 wielde/ Mutte: Wildsau. 1.4 jo oarbai(d)je mäd Mutten: sie sind Schweinezüchter. 2. offener Prahm mit rundem Vorsteven. 3. Lastkahn für Heu, Klei, Mist, Schlick, Torf. 4. rundes Schiff mit viel Segel, mit dem die Ostfriesen Muscheln zu den Kalköfen brachten.

Wien, -e, die

1. Wein: 1.1 in ju Fransentied häbe do Suldoaten Rouke in Wien seden: in der Franzosenzeit haben die Soldaten Krähen in Wein gekocht. 1.2 wielden Wien: rankendes Gewächs.