uut
1. aus: 1.1 hie look dä‘n Kat uut dä‘n Sood : er zog die Katze aus dem Brunnen. 1.2 Hiere Moantel kumt uut t Rode : ihr Mantel ist rötlich, die Grundfarbe ist rot.
Wareld, ju
1. Welt; die Erde als Planet und Lebensraum des Menschen: 1.1 ap de Wareld kume: geboren werden. 1.2 wier bääst du ap de Wareld kemen?: wo bist du geboren? 1.3 ju Wareld is nit roazjend moaked: Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden. (hier Bildung des Passivs wie im Niederländischen.) 1.4 do Wikinger, do ätter Amerika wai sailden, wieren nit boang, ook wan jo nit wisse wisten, dät ju Wareld rund/ruund waas: die Wikinger, die nach Amerika segelten, hatten keine Angst, obwohl sie nicht sicher wussten, dass die Erde rund war. 1.5 uus Muur is tou de Wareld uut: unsere Mutter ist verstorben. hie häd dä‘n Hemel ap de Wareld : er führt ein angenehmes Leben, hat den Himmel auf Erden. hie häd ju Baleräi säärm in de Wareld sät : das Gerücht hat er selbst verbreitet. 1.8 hie is aan fon de oolde Wareld: er ist ein Mann der alten Schule. 1.9 hie is nit moor loange ap de Wareld : er liegt im Sterben. 1.10 in ju hele Wareld wieten jo dät : das ist allgemein bekannt. 1.11 hie mout in de wiede Wareld : er muss in die weite Welt hinaus. 1.12 uut de Wareld kriege : erledigen. 1.13 ju Wareld stoant ap Stälten : das Leben in dieser Welt ist prekär, gefährlich, unvorhersehbar. 2. sehr viel Arbeit: iek häbe ju Wareld noch tou dwoon : ich habe noch sehr viel Arbeit zu erledigen. 3. das ganze Dorf: alle Wareld waas bee/ de Bjorenge : das ganze Dorf war bei der Feier. 4. Schöpfung: wie mouten de Wareld bewoarje : wir müssen die Schöpfung bewahren. 5. Menschheit: ju hele Wareld lidt deerunner, dät et allerwegense wamer wäch?dt : die ganze Welt leidet darunter, dass es überall wäch?rmer wird.
Bratte, ju
1. Breite: 1.1 et mout uut de Bratte of uut de Loangte kume: es muss aus der Länge oder aus der Breite kommen (= es muss auf irgendeine Weise ausgespart oder gewonnen werden). die Joager hied ju Bratte fon twäin Soden Eed: der Torfspaten hatte die Breite von zwei Torfsoden.
Muus, do Muze, ju
1. Maus: 1.1 hie kon neen Muus fon de Trappe stete: er hat keine Kraft, keinen Einfluss mehr. 1.2 hie kikt uut as ‘n Muus uut de Meelkiste: er sieht aus wie eine Maus aus der Mehlkiste (= er trägt einen viel zu großen Hut). Snigge un Muus frete alles ap : Schnecke und Maus fressen alles auf. 2. Handballen, Daumenballen. 3. Muskel. 4. Schweinsmürbebraten; das zarte Fleisch des Schweins beiderseits unter den Lendenwirbeln. 5. Kosename für ein kleines Kind: na, wäch?t dääst du deer, mien litje Muus? : na, was tust du da, mein Mäuschen?
Huus, do Huze, dät
1. Haus: 1.1 wie häbe Huus bee/ Huus dät Bäiden soacht: wir haben von Haus zu Haus das Kind gesucht. 1.2 hie häd Huus un Ho(a)f ferspield: er hat Haus und Hof (seinen ganzen Besitz) verspielt. 1.3 wie wieren aal in Huus: wir waren alle zu Hause. 1.4 Huus ap dä‘n Boolke, Ladere in dä‘n Sood: Haus auf dem Dachboden, Leiter im Brunnen. (Teil einer Hochzeitseinladung, die zur völligen Absicherung des Hausrats auffordert, damit alle Familienmitglieder zur Hochzeit gehen können.) 1.5 epen Huus: historisches saterfriesisches Bauernhaus ohne Schornstein. 1.6 fon Huus uut: 1.6.1 von der Familie her. 1.6.2 eigentlich, ursprünglich. 1.6.3 seit jeher; von Natur aus. 1.7 in Huus : zu Hause. 1.8 ätter Huus wai fiere : nach Hause fahren. 1.9 bee/ do Huze lope : 1.9.1 von Haus zu Haus laufen. 1.9.2 hausieren gehen. 1.10 bee/ + mie, die, him/hier, uus, jou, him + in Huus : in meiner, deiner, seiner, ihrer, unserer, eurer, ihrer Familie. 1.11 aan dät Huus ferbjode : jemanden aus dem Hause verbannen; jemandem Hausverbot erteilen. 1.12 deer lapt aan bee/ him uum t Huus tou : es läuft jemand bei ihm ums Haus herum (= er hat nicht alle Tassen im Schrank). 1.13 hie gungt mäd Were bee/ do Huze : er hausiert. 1.14 hie häd mie dät Huus tou litjet moaked : er hat spektakelt, viel Aufhebens gemacht. 1.15 wie genen bee/ do Huze bieloangs : wir gingen von Haus zu Haus. 1.16 ju häd wäch?t in Huus broacht : sie hat ein uneheliches Kind geboren. 1.17 et is beter in ‘‘n oold Huus as buppe ap ‘‘n ‘näi : es ist besser in einem alten Haus als oben auf einem neuen. 18. siet ju kroank is, is ju an t Huus buunden : seit sie krank ist, ist sie ans Haus gebunden. 1.19 tou t Huus uut! : raus aus dem Haus! 1.20 Wier kumt hie uut Huus? : 1.20.1 wo kommt er her? 1.20.2 aus welcher Familie stammt er? 1.21 ‘‘n Bäiden uut Huus seende : ein Kind aus dem Hause schicken, damit es seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten kann. 1.22 hie häd ‘‘n Huus ful Bäidene : er hat ein Haus voller Kinder. 2. Gebärmutter der Kuh. 3. Öhr einer Axt oder eines Beils. 4. Schaufeltülle. 5. Axthaube.
Hatte, ju
1. Hitze: 1.1 bee/ dusse Hatte smoaket dät woorme Íeten nit: bei dieser Hitze schmeckt das warme Essen nicht. 1.2 do Rouke fale fon Hatte/Druuchte uut do Bome: wegen der Hitze/der Trockenheit fallen die Krähen aus den Bäumen. Eifer: ju Hatte is deero(a)we : der Eifer hat nachgelassen.
Siede (a) , -n, ju
1. Seite: 1.1 hie stuud ‘‘n bitje uut der Siede : er stand etwas abseits. 1.2 uut der Siede brange : an die Seite bringen; verstecken. fon uus Mämes Siede : mütterlicherseits. fon uus Babes Siede : väterlicherseits. 1.5 an de Siede moakje: beseitigen, wegräumen; ermorden. 1.6 ju Rekenge is an de Siede: die Rechnung ist bezahlt. 1.7 uut de Siede gunge: 1.7.1 sich verstecken; sich verbergen. 1.7.2 ins Bett gehen. 1.8 iek wol deer goude Siede mäd hoolde : ich will es mit ihm nicht verderben (= engl. I want to stay on his/her good side). 1.9 wäch?t an de/anne Siede häbe : etwas vorrätich haben. 1.10 an de Siede brange / moakje / skafje / dwo : beiseiteschaffen, ermorden. 1.11 an alen Sieden : an allen Seiten. 1.12 ap de Siede : fort, verborgen. 1.13 ätter dusse Siede wai : nach dieser Seite hin. 1.14 ätter ju Siede wai uutwieke: seitwärts ausweichen. 1.15 do Bäidene ap de Siede brange : die Kinder ins Bett bringen. 1.16 fon de ietenste Siede nieme : ernst nehmen. 1.17 gjuchte Siede : die obere, bemusterte Seite des Stoffes. 1.18 ferkierde Siede : die untere, nicht bemusterte Seite des Stoffes. 1.19 hie gungt mie uut de Siede : er meidet mich. 1.20 hie häd genouch Jeeld ap de Siede : er hat genug Geld gespart, gehortet. 1.21 hie häd mie ap sien Siede Leken : er hat mich von seiner Meinung überzeugt. 1.22 hie wol ‘‘n goude Siede mäd him hoolde : er will einen Stein bei ihm im Brett haben; er will auf seiner guten Seite, in seiner Gunst bleiben. 1.23 ju faalt ätter bee Sieden wai : sie hinkt mit beiden Beinen. 1.24 ‘‘n Siede Speck : Speckseite; großes Stück Fleisch vom Schwein: ‘‘n Siede Späk wäch?dt in de Wieme honged : eine Speckseite wird in das Fleischgerüst gehängt. 1.25 tää‘n uum de Siede : mit schlanker Taille; schmal in der Taille. 1.26 tou bee Sieden : auf beiden Seiten . 1.27 hie is al loang uut Siede : er ist schon lange tot. 2. Familie eines der beiden Elternteile: 2.1 Foarssiede, Muurssiede : die Familie des Vaters, die Familie der Mutter. 2.2 fon ju Siede is niks tou ferwachtjen : von der Seite der Familie ist nichts zu erwarten. 3. Lende: iek häbe et in de Siede : ich habe Lendenschmerzen. 4. Partei, Gruppe von Gleichgesinnten. 5. Buchseite.
tou... uut
1. aus... heraus/hinaus: 1.1 hie is tou de Skoule uut/ute : er ist aus der Schule heraus. 1.2 die Weertsmon smeet dä‘n Bedeler/Böädeler tou sin Piezel uut : der Wirt warf den Bettler aus seiner Kneipe hinaus. 2. zu... heraus/hinaus: 2.1 ju Dochter koom al tou t Huus uut : die Tochter kam schon zum Haus heraus. 2.2 ju geen mäd uus bee tou ju Dore uut : sie ging mit uns beiden zur Tür hinaus.
deeruut, deer... uut
1. daraus. 2. heraus, hinaus: 2.1 deer kumt niks Goudes bee/ uut : es kommt nichts Gutes dabei heraus. 2.2 do bee Wäänte sunt deeruut : die beiden Jungen haben (meistens in jungen Jahren) das Elternhaus verlassen, um zu arbeiten.
uut/ute
1. hinaus, heraus, besonders als trennbarer Verbzusatz: 1.1 do Bäidene lope uut un ien: die Kinder laufen hinaus und herein. 1.2 ju gooide dä‘n Baal tou t Finster uut : sie warf den Ball zum Fenster hinaus. 1.3 uut un ien gunge : regelmäßig im Hause verkehren: hie gungt bee/ uus uut un ien : er ist regelmäßig bei uns zu Gast. nach Verben deutet uut eine Intensivierung an: 2.1 hie gierde (et/dät) uut fon Piene : er schrie vor Schmerz laut auf. 2.2 hie puustede (et/dät) uut : er keuchte laut. 3. bezeichnet den Stoff, aus dem etwas besteht oder hergestellt worden ist: ju Halloozje is uut Gould : die Uhr ist aus Gold. dät Soakslämt is uut Stäil : die Messerklinge ist aus Stahl. 4. vorbei, Schluss, zu Ende: 4.1 in dä‘n Sumer is ju Skoule uut: im Sommer ist die Schule vorbei. 4.2 do koom die Kat mäd de wiete Snute, un dan waas dät Fertälster ute: dann kam die Katze mit der weißen Schnauze, und dann war die Erzählung zu Ende. 4.3 nu mout ju Kibbeläi uut weze: jetzt muss das Gezänk zu Ende sein. 5. erloschen, nicht mehr brennend, ausgeschaltet: dät Skienfät is uut : die Laterne ist erloschen.
spinne iek spinne, du spinst, hie/ju spint, wie spinne; spon, sponnen; sponnen
spin! spinnet! : spinnen: 1.1 uut sukken Floaks koast du neen goud Jäiden spinne : aus solchem Flachs kannst du kein gutes Garn spinnen. 1.2 uut dussen Hondel kuust du neen Siede spinne : von diesem Handel konnte man nicht profitieren. 1.3 mäd sien Woude is neen Siede tou spinnen : seine Worte sind nicht glaubwürdig. 2. (Katze) schnurren: uus Bääsje spint as ‘‘n Kat, wan ju ‘‘n Stuk Sukkeloade sjucht : unsere Oma schnurrt wie eine Katze, wenn sie ein Stück Schokolade sieht. 3. dummes Zeug, Unsinn reden: du spinst, wan du kwädst, dät do Bulgoaren do Düütske in Foutbaal slo konnen : du redest dummes Zeug, wenn du sagst, dass die Bulgaren die Deutschen in Fußball besiegen können. 4. phantasieren, flunkern: uus Swoager spint, wan hie fertält, wäch?t hie alles fergeen Jier ap Kuba belieuwed häd : unser Schwager phantasiert, wenn er uns erzählt, was er alles voriges Jahr auf Kuba erlebt hat.
wrikje (a)
1. mit der rudernden Bewegung eines Spatens oder einer Mistforke Würmer aus der Erde treiben: Wurme mäd ‘‘n Spoade uut de Gruunde wrikje . 2. mit einem Riemen hinten am Boot rudern.
Houk, -e, die
1. Ecke: 1.1 in älke Houk foonten wie Rottenköätele: in jeder Ecke fanden wir Rattendreck. 1.2 do litje Wuchtere spielje in alle Houke un Timpen fon dät Huus: die kleinen Mädchen spielen in allen Ecken und Enden des Hauses; überall. 2. Nachbarschaft; Viertel, Bezirk: 2.1 in uus Houk: in unserer Nachbarschaft. 2.2 hier ap dä‘n Houk dwo wie dät nit: in unserem Bezirk tun wir das nicht. 3. Gegend, Gebiet: die Houk is fuul gratter, as iek mie him/him mie fóarstoald häbe: die Gegend ist viel größer, als ich sie mir vorgestellt habe. 4. kleines, spitz zulaufendes Stück Land. 5. Versteck beim Versteckspiel. 6. Straßenecke. 7. Umgebung: dät is ‘‘n fainen Houk deer : das ist eine schöne Umgebung dort. 8. Biegung in einem Fluss. 9. Richtung: die Wiend wait uut dä‘n ferkierde Houk; iek kon do Klokken nit here . der Wind weht aus der falschen Richtung; ich kann die Glocken nicht hören. 10. Ecke des Herds am offenen Feuer. [afrs. hôk]
uutfräigje
ausfragen; aus reiner Neugier Fragen an jemanden stellen: so fräiget man do Ljudene uut: so fragt man die Leute aus. (Dies sagt man, wenn man keine Antwort geben will).
uutblöie
1. ausblühen, verblühen: do Bloumen sunt aal uutblöid : die Blumen sind alle verblüht. 2. (Mauer) ausschlagen; sich mit einer Salzkruste, die an die Oberfläche getreten ist, bedecken (is): ju Mure blöit uut : die Mauer blüht aus.
uutbidde
1. herausfordern. 2. ausbitten: iek bad mie Pedum uut : ich bat mir Bedenkzeit aus.
uutfljoge
1. (junger Vogel) ausfliegen, fliegen lernen: do junge Akstere sunt aal uutflain : die jungen Elstern sind alle ausgeflogen. 2. (unwillkürliche Äußerung) dät flooch mie so uut : es ist so aus mir herausgefahren; ich habe es unwillkürlich gesagt. 3. (Kinder) aus dem Haus, unterwegs sein: do Bäidene sunt aal uutflain : die Kinder sind alle unterwegs.
uutfulle
ausfüllen: fulle dät Blääd uut, dan heert die die Houngst : fülle das Blatt aus, dann gehört dir das Pferd.
uutfrete
1. ausbaden: du hääst et däin, un nu moast du dät uutfrete : du hast es getan, und jetzt musst du es ausbaden. 2. Tadelnswertes, Unerlaubtes tun: aal so wäch?t frete do Broodbukke uut : solche und ähnliche unerlaubten Dinge tun die Halbstarken. 3. anstellen, anrichten: do Bängele frete allerwegense wäch?t uut : die Lausbuben stellen überall etwas an. 3. durch Fressen leeren: do Swiene häbe dä‘n Troach uutfreten : die Schweine haben den Troch leer gefressen. etwas erreichen: hie lapt un lapt un frät niks uut : er läuft und läuft und erreicht nichts dabei. leisten: hie frät nit fuul uut : er leistet wenig.
uutfoazerje
(Textilien) ausfasern; sich in einzelne Fäden auflösen: dät Göitjen foazert uut : der Stoff fasert aus.
uutbraidje
(Garn) sich durch stricken vermehren: tää‘n Jäiden braidet uut : mit dünnem Garn kann man mehr stricken, als man meint.
uutbreke
1. aus etwas herausbrechen: wie häbe do Ploasterstene uut ju Sträite uutbreken : wir haben die Pflastersteine aus der Straße herausgebrochen. 2. aus einem Gewahrsam entkommen, entfliehen (is): wie häbe him in t Skäin iensleten, man hie is uus deer uutbreken : wir haben ihn in die Scheune eingeschlossen, aber er ist (uns) ausgebrochen. (Baum) Knospen ansetzen, ausschlagen (is): do Bome breke uut: die Bäume schlagen aus. (Schweiß) aus den Poren ausbrechen (is): die Sweet briek mie uut : es brach mir der Schweiß aus. 5. (Tier) aus einem Stall, einer Weide entkommen (is): two Bäiste sunt uut de Wede uutbreken : zwei Rinder sind aus der Weide ausgebrochen. 6. plötzlich, unerwartet beginnen (is): ‘‘n Fjuur bräkt uut : ein Feuer beginnt plötzlich. 7. zum Vorschein kommen; sichtbar werden (is): die Mezel bräkt uut : die Masern kommen zum Vorschein.
uutbroude
1. ausbrüten: ju Hanne sit deer, Hiere Oaiere uuttoubrouden : die Henne sitzt da und brütet ihre Eier aus. 2. aushecken, planen; mit List ersinnen: hie brodt ‘‘n Masse dumme Strieke uut : er heckt eine Menge dumme Streiche aus.
uutfale
1. ausfallen, nicht stattfinden: ju Uutflucht fäl uut : der Ausflug fiel aus. werden, geraten: do Ponkouken sunt goud uutfalen : die Pfannkuchen sind gut geworden.
uutbuukje
(Mauer, Wand) sich nach außen hin wölben; mit einer Biegung nach außen stehen: ju Mure buket uut : die Mauer wölbt sich nach außen hin.