Striek (b) , -e, die
Streich, Posse, Schabernack. ‘‘n roaren Striek : ein gemeiner Streich.
Striek (a) , -e, die
1. Strich; nicht sehr lange, gerade Linie: 1.1.1 Bute dä‘n Striek : gegen die etablierte Ordnung. 1.1.2 außergewöhnlich, außer der Reihe. 1.2 hie häd ‘‘n Striek bietou : er hat seine eigenen Ansichten; er ist exzentrisch. 1.3 luuk deer ‘‘n Striek truch! : ziehe einen Strich dadurch! 1.4 hie is fon dä‘n Striek owe : er ist außer sich. 1.5 hie häd mäd sien Potlood ‘‘n Striek rieten : er hat mit seinem Bleistift einen Strich gezogen. 1.6 deer lapt ‘‘n Striek truch dä‘n Mon : der Mann ist nicht ganz gescheit. 1.7 dät is Bute dä‘n Striek, wäch?t hie deer aal fertäld : es ist alles unglaubwürdig, was er da alles erzählt. 1.8 do Russen häbe uus ‘‘n Striek truch ju Rekenge moaked : die Russen haben unsere Pläne zunichtegemacht. 1.9 hie is ap dä‘n Striek : er irrt ziellos umher. 1.10 uum dä‘n Striek : so ungefähr; um den Dreh: hundert Euro koastede die Moantel – so uum dä‘n Striek: hundert Euro kostete der Mantel – so ungefähr. 1.11 uur dä‘n Striek haue: die Kompetenzen überschreiten; die Vorschriften nicht einhalten. 2. Gegend, Ortsteil, Landstrich: hie is aaltied ap dä‘n Striek: er ist immer unterwegs. 3. haarähnliche Oberfläche von Fell, Samt und ähnlichen Stoffarten; Richtung, in der die Haare bei Menschen oder Tieren liegen: 3.1 sien Woude genen mie juun dä‘n Striek: seine Worte missfielen mir. 3.2 alles, wäch?t ju däd, gungt dä‘n Boas juun dä‘n Striek: alles, was sie tut, geht dem Chef gegen den Strich. 3.3 hie gungt aaltied juun dä‘n Striek: er will immer seine Meinung durchsetzen, auch wenn alle anderen dagegen sind. 4. Maserung im Holz. 5. Streifen: hie häd ‘‘n breden roden Striek an sien Rääd : er hat einen breiten roten Streifen an seinem Fahrrad. 6. Vogelschlinge; Falle für Krammetsvögel: Strieke sätte : Vogelschlingen ausstellen. 7. Riss. 8. Startlinie beim Murmelspiel: du moast bäte dä‘n Striek blieuwe : du musst hinter der Startlinie bleiben. 9. Strich des Schlittschuhs.
Strieke iek Strieke, du strikst, hie/ju strikt, wie Strieke; streek, streken; is/häd strieken; strik/strieke! strieket!
1. streichen: ju streek dä‘n litje Wäänt truch do Hiere : sie strich dem kleinen Jungen durch die Haare. 2. anstreichen: hie lät sien Huus fon bute(n) Strieke : er lässt sein Haus von außen anstreichen. 3. bügeln, glätten: ju Wäske Strieke : die Wäsche bügeln. 4. streunen, wandern; ziellos umherziehen (is): do Broodbukke häbe niks tou dwoon un Strieke truch dät Täärp : die Halbstarken haben nichts zu tun und streunen durch das Dorf. 5. (Segel) einziehen: do Saile Strieke : die Segel streichen. 6. schärfen, wetzen: ju Saise Strieke : die Sense schärfen. 7. fließen (is): dät Woater strikt uur de Sträite : das Wasser fließt über die Straße. 8. streifen: hie streek dä‘n Houngst dä‘n Haalter uur dä‘n Kop : er streifte dem Pferd das Halfter über den Kopf. 9. Frauen nachstellen, besonders in ehebrecherischer Absicht (is): hie strikt ätter uur Wieuwljude : er stellt anderen Frauen nach. 10. (Hahn) hinter den Hühnern hersitzen, um sie zu treten (is): uus Hone is kroank un wol nit moor ätter do Hannen Strieke : unser Hahn ist krank und will die Hühner nicht mehr treten. 11. werben um: die Käärdel strikt bäte dät Wucht ien : der Bursche wirbt um das Mädchen. 12. in Richtung auf etwas gehen, laufen (is): hie koom ap uus Huus tou strieken : er kam auf unser Haus zugelaufen. 13. mit einer streichenden Bewegung irgendwohin befördern: hie streek sik do Hiere uut t Gezicht : er strich sich die Haare aus dem Gesicht. 14. langsam laufen, schlendern (is): do Eedgreeuwere streken an uus fóarbie : die Torfgräber schlenderten an uns vorbei. 15. etwas davontragen: uus Babe is bee/ dät Fugelskjoten mäd dä‘n eerste(‘n) Pries Strieke geen : unser Vater hat beim Schützenfest den ersten Preis davongetragen. 16. sausen, fliegen (is): do Kugele streken uur uus häär : die Kugeln sausten über uns hinweg. 17. ausstreichen, tilgen: do häbe min Nome uut ju Lieste strieken : die haben meinen Namen aus der Liste getilgt, ausgestrichen.
Strik, do Strieke, dät
1. Holz zum Schärfen der Sense; 2. Spitzbube, Schlingel. 3. Schlinge, Falle für Hasen und Vögel: do häbe uum do Hoazen Strieke stoald: die haben wegen der Hasen Schlingen ausgelegt. 4. Schleife in den Haaren; Haarband: dät Wucht häd ‘n fluch rood Strik in do Hiere: das Mädchen hat eine schöne rote Schleife in den Haaren. 5. Krawatte: du moast die ‘n Strik foarbiende; deer sjuchst du beter mäd uut: du sollst dir eine Krawatte vorbinden; damit siehst du besser aus.
Fawe, -n, ju
1. Farbe, Farbstoff: 1.1 wie wielen/wülen ju hele Köäkene strieke, man wie hieden neen Fawe genouch: wir wollten die ganze Küche streichen, aber wir hatten nicht genug Farbe. 1.2 ‘n Läze/Loage Fawe: eine Farbschicht. 2. Farbe (in dieser Bedeutung nicht volkstümlich). → Klöär
uutbroude
1. ausbrüten: ju Hanne sit deer, Hiere Oaiere uuttoubrouden : die Henne sitzt da und brütet ihre Eier aus. 2. aushecken, planen; mit List ersinnen: hie brodt ‘‘n Masse dumme Strieke uut : er heckt eine Menge dumme Streiche aus.
uuthäkje (b)
aushecken: dumme Strieke uuthäkje : dumme Streiche aushecken.
skofelch
1. unordentlich: ‘‘n skofelch Wieuwmoanske : eine unordentliche Frau. 2. gemein, niederträchtig: iek hoolde niks fon sien skofelge Strieke : ich halte nichts von seinen gemeinen Streichen.
Klöär, -e, die
1. Farbe (im Gegensatz zu Fawe : Farbstoff): 1.1 ap dät Skap moast du dä‘n paasjende Klöär apbrange : auf den Schrank musst du die passende Farbe aufbringen/auftragen. 1.2 ‘‘n ketigen Klöär : eine Farbe, auf der man keinen Schmutz sehen kann. 1.3 deer is goar naan Klöär an dät Klood : das Kleid ist farblos. 1.4 ‘‘n uur Klöär Strieke : eine andere Farbe aufbringen, auftragen. 2. Gesichtsoder Hautfarbe: 2.1 hie häd naan gouden Klöär: er sieht kränklich aus. 2.2 him fersluuch die Klöär : seine Haut verfärbte sich – er wurde rot oder blass.
glääd
1. rutschig, glitschig, glatt, schlüpfrig: du koast dälich neen Rääd fiere; et is tou glääd : heute kannst du kein Rad fahren; es ist zu glatt. 2. sehr; in hohem Maße, völlich: 2.1 dät is glääd ferkierd : das ist völlich falsch. 2.2 dät Jeeld waas glääd wäch?ch : das Geld war völlich weg, verschwunden. 3. (Haar) glatt, nicht wellig oder lockig: gläde Hiere : glattes Haar. 4. ohne Falten oder Dellen: 4.1 an ‘‘n poor Steden skääst du do Lekene glääd Strieke : an ein paar Stellen sollst du die Laken glatt streichen. 4.2. glääd wrieuwe : polieren.
fóarstrieke
vorstreichen: wie strieke dät Gelint fóar, dät et nit rustert: wir streichen das Geländer vor, damit es nicht rostet.
uutstrieke
1. herausfließen, herausströmen (is): 1.1 dät Woater streek uut dät Gat in dä‘n Diek uut : das Wasser floss aus dem Loch in dem Deich heraus. 1.2 wan ju boalt, dan Strieke do Woude uut Hier uut : wenn sie redet, dann strömen die Worte aus ihr heraus. 2. tilgen, löschen: dät lääste Woud uutstrieke : das letzte Wort ausstreichen. 3. glatt streichen, ausbügeln: dät Leken uutstrieke : das Laken glatt streichen, ausbügeln. 4. (Fluss) über die Ufer treten (is): ju Äi strikt uut : die Sater-Ems tritt über die Ufer. 5. von einer Liste streichen: iek häbe sin Nome uutstrieken : ich habe seinen Namen von der Liste gestrichen.
striekendful
randvoll; bis zum Überlaufen voll: die Ommer is striekendful : der Eimer ist bis zum Überlaufen voll.
Striekensmäite, ju
gestrichenes Maß; volles Maß. Strieker, -e, die : 1. Brett zum Abstreichen des Rahms von der Milch. 2. Tier, das über Gräben springt, anstatt auf dem Weideplatz zu bleiben. 3. Landstreicher, Strolch. 4. Wilderer, der Schlingen legt.
Striekelbeend, -e, dät
wollenes Haarband der saterfriesischen Frauen, mit dem der Kopf mehrmals umwickelt wurde.
Striekeljäde, -n, ju
Weidenrute zum Vogelfangen.
Striekerieter, -e, die
Rillenzieher, Reihenzieher.
striekenful
→ striekendful
Saisestrik, -strieke, dät
Streichbrett oder Wetzstein, mit dem man die Sense schärft: ju Saise wäch?dt strieken: die Sense wird geschärft.
Foolde, -n, ju
1. Falte: 1.1 dät Papier in Foolden taie: das Papier in Falten drücken. 1.2 Foolde in de Bukse: Bügelfalte. 1.3 deer sitte noch Foolden in do Lekene, do iek strieken häbe: es befinden sich noch Falten in den Laken, die ich gebügelt habe. 2. Runzel, Hautfalte: 2.1 mäd tachentich häd ju noch neen Foolden in t Gezicht: mit achtzig hat sie noch keine Runzeln im Gesicht. 2.2 hie häd Foolden an dä‘n Kop: er hat ein runzliges Gesicht. 2.3 Foolden smiete : Falten werfen. 2.4 hie häd Foolden fóar dä‘n Íers : er hat Falten am Hintern (= er ist alt).
Been, do Bene, die
1. Zimmerdecke: 1.1 die Been waas wiet un do Boolken swot: die Decke war weiß und die Balken schwarz. 1.2 hie is so groot, hie kumt boalde an dä‘n Been: er ist so groß, er kommt fast an die Zimmerdecke heran. 2. Dachboden, Kornspeicher: 2.1 hie häd do nit aal ap dä‘n Been: er hat nicht alle Tassen im Schrank, ist verrückt. 2.2 die Roage lait ap dä‘n Been: der Roggen liegt auf dem Dachboden. 2.3 iek häbe jäärsene unner dä‘n Been strieken: ich habe gestern die Zimmerdecke gestrichen. 2.4 dä‘n Been drieuwe: die Planken des Dachbodens so dichten oder zusammendrücken, dass keine Spalten mehr darin vorkommen. 2.5 dät Huus is läich unner dä‘n Been: die Räume sind niedrig. 3. harter Gaumen; Scheidewand zwischen Mund und Nasenhöhle: die äärme Käärdel häd naan Been moor in de Mule: der arme Mann hat keinen Gaumen mehr im Mund.
äffen
1. gediegen, elegant, geschmackvoll: uus Bääsje is aaltied äffen ounleken : unsere Oma ist immer geschmackvoll gekleidet. 2. gut in Schuss; gepflegt, ordentlich: sin Winkel hoaldt hie skeen un äffen : seinen Laden hält er sauber und ordentlich. 3. genau, akkurat: dusse Sloachter is äffen in sien Wegen : dieser Schlachter ist genau im Wiegen. 4. einwandfrei, tadellos: dät Skäin häd hie heel äffen strieken : die Scheune hat er einwandfrei gestrichen. [engl. even]
striekje
1. (Wilderer) mit/in einer Schlinge oder Schnur fangen: 1.1 Dröizelken, Kransfugele striekje : Drosseln, Krammetsvögel mit einer Schlinge fangen. 1.2 hie häd twintich Hoazen strieked, man dan häbe jo him deerbie kriegen : er hat zwanzig Hasen mit einer Schlinge gefangen, aber dann haben sie ihn dabei erwischt.
umetoustrieke
herumstreunen, herumstreichen, um zu sehen, ob man etwas findet, was man mitnehmen oder genießen könnte.
andeelstrieke
herunterströmen, hinunterströmen.