Saterfriesisches Wörterbuch
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sljucht

1. schlecht, übel: 1.1 et wäch?dt mie sljucht : es wird mir übel. 1.2 sljucht moakje : verleumden, anprangern. 1.3 deer kon iek sljucht juun an : ich kann die Sache nicht meistern, nicht bewältigen. 2. glatt, eben: so sljucht as ‘‘n Laie : so glatt wie eine Schiefertafel. 3. schlicht, einfach: 3.1 dät is ‘‘n heel sljuchten Wäänt : das ist ein ganz einfacher Junge. 3.2 sljucht uum sljucht tuuskje : ohne Zuzahlung tauschen. 3.3 sljucht braidje : so stricken, dass die Maschen gerade verlaufen im Gegensatz zu strieped braidje : gestreift stricken. 3.4 dät Joop is sljucht ful Woater : das Tief ist bis an die Ufer voll Wasser. 4. (Haar) glatt; nicht gewellt oder kraus. 5. krank: ju is aiske sljucht : sie ist sehr krank.

Stuk, -ke, dät

1. Stück, Teil, (Wurst) Scheibe: 1.1 ‘n tjuk Stuk Holt: ein dickes Stück Holz. 1.2 in Stukke haue: zerschlagen. 1.3 hie bleeuw in een Stuk stounden: er blieb reglos stehen. 1.4 hie ron in een Stuk färe: er lief weiter, ohne anzuhalten. 1.5 deer koast du die ‘n Stuk fon ousniede!: daran kannst du ein Beispiel nehmen! 1.6 neen Stuk: keinesfalls: häd die Wäänt sik sljucht benumen? – Neen Stuk!: hat der Junge sich schlecht benommen? – Keinesfalls! 1.7 Stuk foar Stuk : stückweise, allmählich. 2. ungewöhnliches, aufregendes Ereignis: dät is ‘‘n Stuk uut t Dulhuus : das ist eine ganz verrückte Sache. 3. Erzählung, Geschichte: 3.1 koast du ‘‘n Stuk fóardrege? : kannst du eine Lesung halten, eine Erzählung vorlesen?. 3.2 deer kon iek die ‘‘n Stuk fon fertälle : ich kann dir darüber eine Geschichte erzählen. 4. Acker, Grundstück: dät is ‘‘n goud Stuk (Lound) : das ist ein gutes Stück Land. 5. Musikstück: hie häd ‘‘n Stuk ap sin Dudelzak spield : er hat ein Stück auf seiner Ziehharmonika gespielt. 6. Theaterstück: dut Stuk häbe wie in Oamde apfierd : dieses Stück haben wir in Emden aufgeführt. 7. Handelsgegenstand, Artikel: älke Stuk koastet fieuw Euro : jeder Artikel kostet fünf Euro. 8. liederliches Mädchen: dät is ‘‘n dum Stuk : das ist ein dummes, liederliches Mädchen. 9. Koppel; eingezäuntes Weideland: wie hieden trjo/tjo Stukke mäd Skäipe un two mäd Bäiste : wir hatten drei Koppeln mit Schafen und zwei mit Kühen. 10. Arbeitsabschnitt: wie sunt deer al ‘‘n Stuk mäd wai : wir sind mit der Sache beinahe fertig.

speekje

(Fahrzeug) spuren; die Spur halten: die Woain speket sljucht : der Wagen spurt schlecht.

apgelaid

1. aufgelegt; in bestimmter Weise gelaunt: 1.1 goud apgelaid : gut aufgelegt. 1.2 sljucht apgelaid : schlecht gelaunt.

tichtgunge

1. (sich) schließen: 1.1 ju Dore gungt sljucht ticht : die Tür schließt (sich) schlecht. 1.2 ju Tuunpoute gungt fon säärm ticht : die Gartenpforte schließt sich automatisch. 2. (Flussmündung, See) dicht wachsen, versanden.

toufodderje

1. zufüttern; zusätzliches Futter geben: 1.1 wie mouten do Bäiste toufodderje : wir müssen den Rindern zusätzliches Futter geben. 1.2 bee/ ‘‘n sljucht Hunichjier/Iemejier mouten do Íemen toufodderd wäch?ide : in einem schlechten Honigjahr/Bienenjahr müssen die Bienen zusätzliches Futter bekommen. 1.3 ‘‘n Titbäiden mout toufodderd wäch?ide, wan ju Muur nit genouch Moalk häd : ein Säugling muss zugefüttert werden, wenn die Mutter nicht genug Milch hat.

toufree

1. zufrieden: 1.1 hie rakt sik deermäd nit toufree : er gibt sich damit nicht zufrieden. 1.2 toufree läite : ungestört, unbehelligt lassen. 1.3 hie is mäd alles toufree : er fügt sich in sein Schicksal. 1.4 him kon nemens toufree stale : niemand kann ihn zufrieden stellen. 2. gelaunt: roar, goud toufree : schlecht, gut gelaunt. 3. den gesundheitlichen Zustand betreffend: 3.1 goud, sljucht toufree : bei guter, schlechter Gesundheit. 3.2 nit goud, roar toufree weze : unpässlich, unwohl sein. 4. zumute: wo is ju toufree? : wie ist es ihr zumute? 5. demütig, anspruchslos.

tougoang (a)

1. in Bewegung; bei der Arbeit; beschäftigt: 1.1 wo loange sunt jie al deermäd tougoang? : wie lange seid ihr schon damit beschäftigt? 1.2 ju Ku häd uus ju hele Noacht tougoang heelden, bit dät Kolich koom : die Kuh hat uns die ganze Nacht beschäftigt, bis das Kalb kam. 1.3 uus Muur is aaltied tougoang : unsere Mutter ist immer bei der Arbeit. 1.4 hie is deermäd tougoang, ‘‘n Buräi tou koopjen : er ist damit beschäftigt, einen Bauernhof zu kaufen. 1.5 tougoang blieuwe : bei einer Tätigkeit bleiben. 2. zuwege, zustande: 2.1 hääst du dät sälwen tougoang broacht? : hast du das selbst zuwege gebracht? 2.2 tougoang moakje : in Bewegung setzen. 2.3 tougoang brange : 2.3.1 verursachen. 2.3.2 zur Sprache bringen. 2.4 iek häbe him bee/ ju Apjääfte tougoang kriegen : ich habe ihn mit der Arbeit anfangen lassen. 2.5 dät Fjuur tougoang kriege : das Feuer anmachen. 3. sich zurechtfinden; einen guten Anfang machen: 3.1 wie sunt goud tougoang kemen : 3.1.1 wir haben uns gut zurechtgefunden. 3.1.2 wir haben einen guten Anfang gemacht. 3.2 roar, lälk tougoang kume : auf etwas Unangenehmes hereinfallen; in etwas Unangenehmes hineingezogen werden. 3.3 wie sunt nit tougoang kemen : wir haben nichts erreicht. 3.4 bee/ de Wärskup sunt wie sljucht tougoang kemen : auf der Hochzeit sind wir schlecht empfangen worden. 3.5 mäd sien Oarbaid kon hie nit tougoang kume : mit seiner Arbeit findet er keinen Anfang. 3.6 do Appelbome sunt goud tougoang kemen : die Apfelbäume gedeihen gut. 3.7 ju Seke kumt nit tougoang : die Angelegenheit stockt, gerät nicht in Bewegung. 4. reagieren: eerst as wie Hier dät kwieden, koom ju tougoang : erst als wir ihr das sagten, reagierte sie.

träie

dreimal: träie umeluken is juustso sljucht as eenmoal oubaand : dreimal umgezogen ist genauso schlecht wie einmal abgebrannt.

truchboaken

durchgebacken: sljucht truchboaken Brood : schlecht durchgebackenes Brot.

umeploantje

umpflanzen: oolde Bome läite sik sljucht umeploantje : alte Bäume lassen sich schlecht umpflanzen (= ältere Menschen vertragen eine Ortsoder Berufsveränderung nicht gut).

Bestounden , dät

1. äußere Erscheinung: hie häd ‘‘n maal Bestounden : er sieht merkwürdig aus. 2. Wesen, Persönlichkeit: man kon sik sljucht an sien roare Bestounden woane : man kann sich schlecht an sein fremdartiges Wesen gewöhnen. 3. Angewohnheit, Wesenszug: dät is so ‘‘n Bestounden fon Hier, dät ju aaltied bee/ t Balen laachet : es ist eine ihrer Angewohnheiten, dass sie beim Reden immer lacht.

buppedeem

außerdem: dät Weder waas sljucht, un buppedeem häbe iek mie ferkoald : das Wetter war schlecht, und außerdem habe ich mich erkältet.

deels... deels

teils... teils: sien Oarbaid waas deels goud, deels sljucht : seine Arbeit war teils gut, teils schlecht.

fergunge

1. vergehen (is): foar Bäidene fergungt ju Tied aiske sinnich : für Kinder vergeht die Zeit sehr langsam. 2. ergehen (is): mien Suster is et as Fauene sljucht fergeen : meine Schwester ist es als Dienstmädchen schlecht ergangen. 3. (+ sik) sich vertragen: jo häbe sik äntelk fergeen : sie haben sich endlich vertragen. 4. verderben, verwesen (is): 4.1 fergeen Flaask : verdorbenes Fleisch. 4.2 ju Lieke waas heel fergeen : die Leiche war ganz verwest.

Gewieten , dät

1. Gewissen: 1.1 hie häd ‘‘n sljucht Gewieten : er hat ein schlechtes Gewissen. 1.2 in t Gewieten bale : jemandem ins Gewissen reden; eine Sittenpredigt halten. 1.3 hie häd neen skeen Gewieten : er hat kein reines Gewissen. 1.4 dät Gewieten plogede him : er hatte Gewissensbisse.

gjucht (a)

1. richtig, passend, gut: 1.1 ju is dät gjuchte Wieuwmoanske foar ju Stede : sie ist die richtige Frau für die Stelle. 1.2 ju Klokke gungt gjucht : die Uhr läuft richtig. 1.3 uus Halloozjen mouten gjucht stoald wäch?ide : unsere Taschenund Armbanduhren müssen richtig gestellt werden. 1.4 die gjuchte Wai : der richtige Weg. 1.5 dät kumt mie juust gjucht : das kommt mir gerade recht, zur richtigen Zeit. 1.6 dät waas mie ook gjucht : das wäch?re mir auch recht. 1.7 nu eerst gjucht! : jetzt erst recht! 1.8 fon fóaren gjucht, fon bäten sljucht : von vorne recht, von hinten schlecht. 1.9 iek begriepe mie dät nit gjucht : ich verstehe das nicht richtig. 1.10 dät is moor as gjucht : das ist mehr als richtig. 2. angebracht, angemessen: 2.1 dät is nit gjucht fon die, dät du so uur din Fädder boalst : es ist nicht angebracht von dir, dass du so über deinen Vetter redest. 2.2 dät waas nit moor as gjucht wezen : das wäch?re nicht mehr als angebracht gewesen. 3. jemandes Wunsch oder Bedürfnis entsprechend: man kon Hier niks gjucht moakje : man kann ihr nichts recht machen. 4. sehr, recht: 4.1 hie waas gjucht dum : er war recht dumm. 4.2 gjucht ruuch : sehr grob, unordentlich. 4.2.1 ‘‘n Klood gjucht ruuch touhopesäie : ein Kleid unordentlich zusammennähen. 4.3 gjucht fluch is die Jikkel nit : sehr schö‘n ist die Jacke nicht. 5. gerecht: et is nit gjucht, dät Ljudene buppe de fieftich neen Oarbaid kriege, wiel jo foar tou oold heelden wäch?ide : es ist nicht gerecht, dass Menschen über fünfzig keine Arbeit bekommen, weil sie für zu alt gehalten werden. 6. ehrlich: et is gjucht fon die, dät du din Failer tourakst : es ist ehrlich von dir, dass du deinen Fehler zugibst. 7. recht (das Gegenteil von links): ju gjuchte(r) Hounde: die rechte Hand. 8. leiblich: dät is sien gjuchte Muur: das ist seine leibliche Mutter. 9. gleichmäßig: dät Jool troalt sik gjucht: das Rad dreht sich gleichmäßig. 10. rechtmäßig: dät Jeeld mout gjucht ferdeeld wäch?ide: das Geld muss rechtmäßig verteilt werden.

Goud, dät

1. Nutzen, Gut: 1.1 iek mout eerdelk kwede, dät iek fon sien Hälpe neen Goud heeuwed häbe: ich muss sagen, dass ich von seiner Hilfe keinen Nutzen gehabt habe. 1.2 jie sunt oold genouch, uum dä‘n Unnerskeed twiske Goud un Sljucht tou wieten: ihr seid alt genug, um den Unterschied zwischen gut und schlecht zu wissen. 2. Einkünfte. 3. Stoff, Kleiderstoff: waasken Goud : Wäsche (engl. dry goods). 4. Medikament(e), Arzneimittel, Heilmittel: 4.1 hie skäl dät Goud iennieme : er soll die Medizin einnehmen. 4.2 dät Goud fon dä‘n Dokter smoaket öäzich : die Medizin vom Arzt schmeckt ekelhaft. 4.3 die Dokter roate mie dät Goud, un boalde geen et mie beter : der Arzt gab mir das Heilmittel, und bald ging es mir besser. 5. Ware: jo ferkoopje bloot dät bääste Goud : sie verkaufen nur die beste Ware. 6. (in abwertendem Sinne) die Familie von, die Verwandtschaft von, die Kinder von: iek wol fon dät Goud fon Schmidts niks wiete : ich will von Schmidts und ihrem Anhang nichts wissen.

Heler, -e, die

1. Hehler: 1.1 die Heler is nit beter/ juustso sljucht as die Steler: der Hehler ist nicht besser/genauso schlecht wie der Dieb.

kwästich

1. wehrhaft, widerstandsfähig. 2. stark und übermächtig; angriffslustig, an Kraft oder Zahl überlegen: die Fäind waas tou kwästich, un wie moasten uus wierumeluke : der Feind war zu übermächtig, und wir mussten uns zurückziehen. 3. durch Enge oder Bedrängnis unerträglich: deer stuud ‘‘n Masse Ljudene, un toumoal wuud mie dät tou kwästich : dort standen eine Menge Leute, und plötzlich wurde mir das zu eng. 4. (Holz) ästig, knorrich: dät Holt is tou kwästich; man kon et sljucht soagje : das Holz ist zu knorrich; man kann es schlecht sägen. 5. unverträglich: dät Weder waas mie tou kwästich : das Wetter war mir zu unverträglich. 6. zur Überlastung, Überforderung führend; schwer zu bewältigen: älke Oarbaid is Hier tou kwästich : jede Arbeit überfordert sie.

man (a)

1. aber: 1.1 dät Weder waas sljucht, man wie sunt deer daach waifierd : das Wetter war schlecht, aber wir sind trotzdem dahin gefahren. 1.2 dät Brood is goud, man iek hied ljauer ‘‘n Ponkouke : das Brot ist gut, aber ich hätte lieber einen Pfannkuchen.

Nuk, -ke, die

1. versteckte Boshaftigkeit, Tücke: dusse Houngst häd läipe Nukke: dieses Pferd hat schlimme Tücken. 2. plötzlicher Schub, Stoß: 2.1 iek roate him ‘‘n Nuk, as hie ounfäng, sljucht uur sien Moanske tou balen : ich gab ihm einen Stoß, als er anfing, schlecht über seine Frau zu reden. 2.3 dät gungt mäd Nukke, as wan ‘‘n Buk migt : das geht stoßweise, als ob ein Bock uriniert. Grille, Laune, Schrulle: 3.1 deer sitte Nukke an dät Wieuw : die Frau ist launisch. 3.2 ook ‘‘n Huusdiert häd sien Nukke : auch ein Haustier hat seine Schrullen. 3.3 ju häd Hiere roare Nukke : sie hat ihre komischen Grillen.

ousniede

1. abschneiden: 1.1 ‘‘n Kolich fon ‘‘n Ku ousniede : ein Kalb stückweise aus einer Kuh herausschneiden im Gegensatz zum üblichen Kaiserschnitt. 1.2 du kuust him de Tunge ousniede, dan wüül hie noch niks kwede : du könntest ihm die Zunge abschneiden; dann würde er immer noch nichts sagen. 2. einen Gewinn erzielen: bee/ dä‘n Hondel häd hie goud ousnieden : er hat einen guten Gewinn bei dem Handel gemacht. 3. Erfolg oder Misserfolg erleben: bee/ dä‘n Wädloop sneed hie goud ou, man bee/ t Swimmen sneed hie sljucht ou : beim Wettlauf war er erfolgreich, aber beim Schwimmen nicht.

Raize, -n, ju

1. Reise: 1.1 ap Raize gunge: auf Reise gehen. 1.2 iek bä‘n deer sljucht fon de Raize kemen: ich bin dort schlecht behandelt worden. [afrs. reis/reise ] → Raazje

wächkume

1. abhandenkommen; verloren gehen, verschwinden: 1.1 Hier kumt niks wäch?ch : hier geht nichts verloren (verhüllend für: Hier wird nichts gestohlen). 1.2 as hie wierumekoom, waas sin Moantel wäch?chkemen : als er zurückkam, war sein Mantel verschwunden. 1.3 Moake, dät du wäch?chkumst : sieh zu, dass du verschwindest. 2. etwas verschmerzen: do Oolden konnen uur dä‘n Dood fon Hiere Dochter nit wäch?chkume : die Eltern können den Tod ihrer Tochter nicht verschmerzen. 3. (häufig ironisch) in bestimmter Weise abschneiden; ohne viel Schaden davonkommen: 3.1 Boontje is deer goud bee/ wäch?chkemen : (ironisch) Boontje hat seinen verdienten Lohn erhalten. 3.2 hie is deer sljucht bee/ wäch?chkemen : er hat dort schlecht abgeschnitten. 4. in bestimmter Weise behandelt werden: deer bä‘n iek roar bee/ wäch?chkemen : ich bin da schlecht behandelt worden. 5. entkommen, entweichen: hie is so sinnich, dät do Sniggen in dä‘n Tuun him wäch?chkume : er ist so langsam, dass die Schnecken im Garten ihm entweichen. 6. herkommen: Wier kumt die Wäänt wäch?ch? : woher kommt der Junge? 7. einen Ort oder eine Beschäftigung verlassen: iek kume juust bee/ dä‘n Koafje wäch?ch : ich habe eben Kaffee getrunken.