Sin, die
1. Sinn, Zweck: dät häd naan Sin of Solt: das hat weder Sinn noch Salz. 2. Sinn, Verstand: hie häd sien fieuw Sinne nit aal bee/ëenuur: er hat seine fünf Sinne nicht alle beieinander. 3. Lust, Interesse, Verlangen: 3.1 iek häbe deer naan Sin an: ich habe keine Lust dazu. 3.2 dät is mie ätter dä‘n Sin: das kommt mir gelegen, passt mir. 3.3 hie häd Sin an dät Wucht fuunden : er hat sich in das Mädchen verliebt. 4. Denkfähigkeit, Gedanken: 4.1 du moast dien Sinne beter bee/ëenuur häbe : du musst deine Gedanken besser beieinander haben. 4.2 hie häd sin Sin deerap sät : er spekuliert darauf. 4.3 die Nome skjut mie juust in dä‘n Sin : der Name fällt mir gerade ein. 4.4 dät häbe iek nit in Sin : das beabsichtige ich nicht. 4.5 hie häd dät juun dä‘n Sin däin : er hat das unwillig getan. 4.6 mäd dät Bääste in Sin : in der besten Absicht. 5. Appetit: 5.1 iek häbe Sin an Gurken : ich habe Appetit auf Gurken. 5.2 iek häbe ju Soppe juun Sin apieten : ich habe die Suppe widerwillig aufgegessen. 6. Meinung: 6.1 hie waas aan(s) Sins mäd mie : er war einer Meinung mit mir. 6.2 deer waas min Sin ook ap : das meinte ich ebenfalls. 7. Gefühl; innere Beziehung zu etwas: deer häd hie fuul mäd in Sin : er mag sie/ihn gern; hält große Stücke auf sie/ihn. 8. Wunsch: gungt die dusse Ploan ätter dä‘n Sin? : geht dir dieser Plan nach Wunsch?
sin , sien
1. sein: sin Huund, sien Laampe, sien Huus, sien Bäidene : sein Hund, seine Lampe, sein Haus, seine Kinder. 2. die Huund is sinnen, ju Laampe is sienen, dät Huus is sienen; do Bäidene sunt sienen : der Hund ist seiner, die Lampe ist seine, das Haus ist seines, die Kinder sind seine.
ferjete iek ferjete (mie), du ferjätst (die), hie/ju ferjät (sik), wie ferjete (uus), jie ferjete (jou), jo ferjete (sik); ferjiet, ferjieten; ferjeten; ferjät/ferjete! ferjetet!
1. vergessen: iek ferjete die dät nit : ich werde mich noch an dir rächen. 2. sik ferjete : sich vergessen, besonders beim Spielen oder Arbeiten. (Das sfrs. Verb ferjete kann man mit oder ohne sik + ap verwenden: iek häbe sin Nome ferjeten/iek häbe mie ap sin Nome ferjeten: ich habe seinen Namen vergessen.)
wiete (a) iek weet, duwaast, hie/ju weet, wie wieten; wiste, wisten; wist; wiet! wietet!
1. wissen: 1.1 hie wiste min Nome nit : er wusste meinen Namen nicht. 1.2 deer wüül/wiel hie nargends wäch?t fon wiete : er wollte nichts davon wissen; er lehnte das ab. 1.3 iek weet deer niks ap : ich weiß nichts darüber. 1.4 hie weet deer niks fon : 1.4.1 er hat keine Kenntnis davon; er kennt sich damit nicht aus. 1.4.2 er sieht das Unpassende an seiner Handlung nicht. 1.5 jie wieten deer niks fon : ihr könnt euch keinen Begriff davon machen; denn es ist etwas Außergewöhnliches. 1.6 sunder mien wieten : ohne mein Wissen. 2. benachrichtigen, wissen lassen: wiete läite : iek skäl die wiete läite, wan sin Besäik mie gelain kumt : ich werde dich benachrichtigen, wenn sein Besuch mir gelegen kommt. 3. sich erinnern: iek weet noch, dät jo twäin Wäänte un ‘‘n Wucht hieden : ich erinnere mich daran, dass sie zwei Söhne und eine Tochter hatten. 4. wissen, wo etwas ist: iek weet ‘‘n Fugelnääst : ich weiß, wo ein Vogelnest ist. 5. sich für eine bestimmte Handlung entscheiden: du moast sälwen/säärm wiete, wo du dät moakest : du musst selbst entscheiden, wie du das machst. für etwas die Verantwortung übernehmen: wäch?l et däd, mout et wiete : wer es tut, muss es wissen, muss die Verantwortung für die Folgen seiner Tat übernehmen. 6. dulden, zulassen: hie wiel/wüül deer niks fon wiete : er wollte es nicht dulden. leugnen: hie wiel/wüül nit wiete, dät hie lain hiede : er leugnete, dass er gelogen hatte.
Wille, die
1. Wille: 1.1 die lääste Wille: Testament. dät is nit ätter min Wille : das passt mir nicht. hie mout sin Wille häbe : er muss seinen Willen haben. 1.4 du moast him sin Wille läite: du musst ihn gewähren lassen. 1.5 die Besluut gungt ätter sin Wille: der Beschluss richtet sich nach seinem Willen. 1.6 wan do Bäidene hiere Wille kriege, dan huulje jo nit: wenn die Kinder ihren Willen bekommen, dann weinen sie nicht. 2. Nutzen, Vorteil, Gewinn: 2.1 man häd deer rain wäch?t Wille fon: man hat viel Nutzen davon; es ist ertragreich. 2.2 iek häbe fon dä‘n Woain loange Wille heeuwed : ich habe mit dem Wagen lange fahren können. Freiheit: du rakst dien Bäidene tou fuul Wille : du gibst deine Kinder zu viel Freiheit. 4. Spaß, Freude, Vergnügen: fon mien Bäidensbäidene häbe iek fuul Wille : an meinen Enkelkindern habe ich viel Freude. 5. Absicht: 5.1 min Bruur un iek häbe al loange dä‘n Wille heeuwed/häiwed, mäd ‘‘n groot Skip ätter Spitzbergen wai tou foaren : mein Bruder und ich haben schon lange die Absicht gehabt, mit einem großen Schiff nach Spitzbergen zu fahren. 5.2 hie häd mäd Wille dät Huus in dä‘n Bround stat/steten : er hat absichtlich das Haus in Brand gesteckt.
sitte iek sitte, du sitst, hie/ju sit, wie sitte; siet, sieten; seten; blieuw sitten! blieuwet sitten!
1. sitzen: 1.1 sitte gunge : sich hinsetzen. 1.2 dä‘n Ferwiet läite iek nit ap mie sitte : den Vorwurf weise ich zurück. 1.3 dät sit deer bee/ mie nit oane : das kann ich mir nicht leisten. 1.4 deer sit goud wäch?t an : der Gewinn, die Erbschaft ist groß. 1.5 deer sit wäch?t oane in dä‘n Wäänt : der Junge ist klug. 1.6 et sit mie Hier, et sit mie kreer : ich habe überall Schmerzen. 1.7 hie lät alles ap sik sitte : er lässt alles auf sich beruhen. 1.8 (sitte + Inf. mit tou drückt Gleichzeitigkeit aus) jo sieten tou balen mädeenuur : sie saßen und redeten miteinander. 1.9 hie sit uur mie häär : er plagt mich, er quält mich. 1.10 iek kon him nit sitten sjo : ich mag ihn nicht leiden. 1.11 ju häd naan sittenden Íers : sie kann nicht lange an einer Stelle sitzen bleiben. 1.12 iek sitte mäd dät oolde Skäin : ich habe die alte Scheune am Halse. 1.13 iek weet, Wier dät Jeeld sit : ich weiß, wo das Geld versteckt ist. 1.14 die oolde Kroakstoul sit nit moor goud : der alte Lehnstuhl ist nicht mehr bequem. 1.15 dät sit mie dä‘n hele Dai in dä‘n Kop : das beschäftigt mich den ganzen Tag. 1.16 hie häd seten : er ist im Gefängnis gewesen. 1.17 sin Suun is deer goud sitte geen : sein Sohn hat da gut eingeheiratet. 1.18 die Wäänt häd Hier sitte lät : der Kerl hat sie verlassen. 1.19 du koast mie mäd dusse hele Oarbaid nit sitte läite : du kannst mich mit dieser ganzen Arbeit nicht im Stich lassen. 1.20 die Skooier liet uus mäd de Rekenge/Rekenje sitte : der Betrüger hat die Rechnung nicht bezahlt. 1.21 in oolden Tieden in Aastfräislound häbe do Tjoonste unner do Buren seten : in alten Zeiten in Ostfriesland waren die Dienstboten den Bauern ausgeliefert. 1.22 hie häd aan/‘n Litjen/‘n Gouden sitten : er ist betrunken. 1.23 hie sit deer goud : er wohnt da sehr gut. 1.24 hie sit deer mee unner : er ist ein heimlicher Teilnehmer an etwas Zwielichtigem; er ist ein Mitwisser, hat die Hand mit im bösen Spiel. 1.25 die Moantel sit him goud : der Mantel passt ihm gut. 1.26 die Sleek häd seten : der Schlag hat das Ziel mit Wucht getroffen. 1.27 sitten blieuwe : in der Schule wegen mangelnder Leistungen nicht in die ‘nächste höhere Klasse aufsteigen. 1.28 die Wiend blift in t Noudwääste sitten : der Wind weht fortdauernd aus dem Nordwesten. 1.29 ju is mäd ‘‘n Bäiden sitten blieuwen : sie ist mit einem unehelichen Kind allein gelassen worden. 1.30 sittende Oarbaid : Arbeit, die man im Sitzen verrichtet.
sponne
1. spannen: 1.1 ‘‘n Boge sponne : einen Bogen spannen. 1.2 do Houngste fóar ‘‘n Woain sponne : die Pferde vor einen Wagen spannen. 2. (Schaf, Schwein, Kuh) die Füße mit einem Tau festbinden oder fesseln, damit ein Tier geschoren oder geschlachtet werden kann: 2.1 ju beduzede Ku wuud spond : die betäubte Kuh wurde gefesselt. 2.2 ‘‘n Ku sponne : die Hinterbeine einer Kuh festbinden, um das Treten beim Melken zu verhindern. 3. (+ sik) sich spannen; zu stramm sitzen (von einem zu engen Kleidungsstück): 3.1 die Jikkel sponde sik, un ju wüül him nit drege : die Jacke spannte sich, und sie wollte sie nicht tragen. 3.2 ju Bukse spont sich uur sin Íers : die Hose spannt sich über sein Gesäß. 4. (Tuch, Leinwand) auf einen Rahmen spannen. 5. drücken: die Buuk spont mie : ich habe reichlich gegessen. 6. jemandem von hinten die Hände mit Gewalt auf den Rücken legen, um ihn zu berauben.
Spoas, die
Spaß: hie häd sin Spoas deeran, uur Ljudene foar dä‘n Güüchel tou hoolden: er hat seinen Spaß daran, andere Leute zum Narren zu halten.
sotoutällen
1. sozusagen, gleichsam: hie hied sotoutällen neen Oarbaid moor : er hatte gleichsam keine Arbeit mehr. 2. quasi: ju Skoulklasse waas sotouttällen sin Preetstoul : das Klassenzimmer war quasi seine Kanzel, sein Predigtstuhl.
Soalt, dät
1. Salz: 1.1 dät häd goar neen Soalt: das hat nichts zu bedeuten, ist wertlos. 1.2 wie häbe noch naan Säk Soalt mädeenuur apieten: wir haben noch keinen Sack Salz miteinander aufgegessen (= wir kennen uns nicht lange genug). 1.3 dät häd naan Sin of Soalt : das hat weder Hand noch Fuß. 1.4 deer koast du neen Soalt in t ieten mäd fertjoonje : das ist eine brotlose Kunst. deer sit neen Soalt bäte : das ist bedeutungslos. hie fertjoont neen Soalt in t ieten : er verdient sehr wenig. 1.7 hie fertjoont nit dät Soalt in dä‘n Pot: er verdient nicht einmal das Salz im Topf. 1.8 in t Soalt läze : verkatert im Bett liegen. 1.9 wäch?t hie boalt, dät häd goar neen Soalt : er blufft.
so as
1. wie: 1.1 so as do Oolde sjunge, so floitje do Junge : wie die Alten singen, so flöten die Jungen. 1.2 et gungt, so as et gungt; man nit so as et weze moaste: es geht, wie es geht; aber nicht so, wie es sein müsste. 2. sobald: so as sin Bruur koom, geen hie fluks sitte: sobald sein Bruder kam, setzte er sich sofort. 3. so wie: hie wol, so as jäärsene, bee/ mie kume: er will, so wie gestern, zu mir kommen (= von jetzt an gerechnet zur selben Zeit zu mir kommen).
Snouk, -e, die
1. Hecht: ‘n Snouk fangen: mit nassen Füßen nach Hause kommen. 2. magerer Mensch. jemand mit einem langen Hals: Hier kumt die oolde Snouk mäd sin loange Hoals : da kommt der alte Hecht mit seinem langen Hals.
Snoawel, -e, die
1. Schnabel eines Vogels. 2. Mund: hie häd sin Snoawel allerwegense deertwiske: er ist ein neugieriger Mensch.
slo iek slo, du slachst, hie/ju slacht, wie slo; sluuch, slugen; sloain; slach! slooët!
1. schlagen; mit Schlägen traktieren: 1.1 do Dregunere grepen dä‘n Ienbreker un slugen him swot un blau: die Polizisten ergriffen den Einbrecher und schlugen ihn schwarz und blau. 1.2 dussen Ploan moast du die uut dä‘n Kop slo: diesen Plan musst du vergessen. 2. machen, bauen, herstellen: 2.1 jo slugen ‘n Brääch uur de Grote Äi: sie bauten eine Brücke über die Ems. 2.2 Ouelje slo: Speiseöl aus Raps durch Herauspressen herstellen. 2.3 Taue slo: das Handwerk eines Seilers ausüben. 2.4 ‘n Krjuus slo: das Zeichen des Kreuzes machen. 3. in der Art, im Wesen, im Aussehen ähneln: 3.1 hie slacht heel ätter/ap sin Babe : er artet ganz seinem Vater nach. 3.2 ju slacht färe : sie ähnelt einem entfernten Verwandten. 4. (+ sik) sich prügeln: wieruum mouten sik do bee Brure aaltied slo? : warum müssen sich die beiden Brüder immer prügeln? 5. besiegen: in oolden Tieden häbe do Seelter do Fräizen bee/ Tjotern sloain : in alten Zeiten haben die Saterfriesen die Ostfriesen bei Detern besiegt. 6. schlingen: ju sluuch sik dä‘n Douk uur de Skullere : sie schlang sich das Tuch über die Schulter.
slieke iek slieke, du slikst, hie/ju slikt, wie slieke; sleek, sleken; is slieken; slieke! slieket!
schleichen; sich heimlich und leise irgendwohin bewegen: hie is midde in de Noacht uut sin Komer slieken : er ist mitten in der Nacht aus seinem Zimmer geschlichen.
Sleek, do Sleke, die
1. Schlag: 1.1 Sleek ap Sleek: Schlag auf Schlag; immer wieder. 1.2 fout ap Sleek: sofort. 1.3 fon dä‘n Sleek ou: (Uhr) aus dem Takt; nicht richtiggehend. 1.4 die koolde Sleek: der Blitz. 1.5 mäd aan Sleek: plötzlich. 1.6 ‘‘n fälen Sleek : ein gewaltiger Schlag, Klaps, Stoß. 1.7 Sleek unner Woater : Seitenhieb. 2. Rasse: hie häd ‘‘n goud(en) Sleek Bäiste : er hat eine gute Rinderrasse. 3. Charakter, Art: 3.1 hie is ‘‘n heel uur Sleek as sin Babe : er ist charakterlich ganz anders als sein Vater. 3.2 jo sunt fon aan Sleek : sie sind von gleicher Art, haben den gleichen Charakter. 4. Schlaganfall: ju häd sik fon dä‘n Sleek noch nit ferhoald : sie hat sich von dem Schlaganfall noch nicht erholt. 5. Gewohnheit: uus Babe hied aaltied so ‘‘n Sleek, dät hie sik do Hounde wuusk, eer hie bedede : unser Papa hatte die Gewohnheit, dass er sich immer die Hände wusch, bevor er betete. 6. Takt beim Dreschen, Mähen oder Musizieren: 6.1 bee/ t Mjoon of bee/ t Täärsken kon hie dä‘n Sleek nit hoolde : beim Mähen oder beim Dreschen kann er den Takt nicht halten. 6.2 hie häd mie fon dä‘n Sleek broacht : er hat mich aus dem Takt gebracht. 7. Gewitterschlag, Donnerschlag: 7.1 iek kuud dä‘n Sleek in t Skäin noch fäile : ich konnte den Donnerschlag in der Scheune noch spüren. 7.2 ‘‘n ferheeldenen Sleek : ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. 8. Schimmer, Hauch, Spur: 8.1 hie häd ‘‘n Sleek fon sin Foar oukriegen : er artet seinem Vater nach. 8.2 hie is nit so fertroald as sin Babe, man hie häd deer ‘‘n Sleek fon ou : er ist nicht so spleenig wie sein Vater, aber er hat doch etwas von dem Alten geerbt. 9. Schicksalsschlag, Missgeschick, Pech: et waas ‘‘n Sleek foar sien Fammielje, dät hie so ädder stuurwen is : es war ein Schicksalsschlag für seine Familie, dass er so früh verstorben ist. 10. Schlinge: ‘‘n Sleek in t Tau moakje : eine Schlinge ins Tau machen. 11. Portion Brei, Grütze oder Reis: dou mie deer noch ‘‘n Sleek ap! : tue mir noch eine Portion auf den Teller! 12. Missbildung: die Houngst häd ‘‘n Sleek in dä‘n Rääch : das Pferd hat einen Holhrücken. 13. Schlagloch: deer sunt ‘‘n Masse Sleke in dä‘n Dom : der Weg hat eine Menge Schlaglöcher. 14. dumpfer Schlag; Prall: hie fäl mäd aan Sleek deel : er fiel mit einem dumpfen Schlag hin. 15. Formschönheit: deer is naan Sleek of Fonsuun an dät Klood : das Kleid hat keine schöne Form. 16. Anstand, Schliff: deer is naan Sleek of Fonsuun an dä‘n Käärdel : er ist grob. 17. Erfahrung, Gewandtheit: hie häd Sleek fon Eedgreeuwen : er ist ein erfahrener Torfgräber. 18. Glockenschlag: ju Klokke is fon dä‘n Sleek ou : die Uhr schlägt die falsche Stunde, schlägt zu oft oder zu wenig. 19. Stapel Torfsoden oder Ziegelsteine: do Eedsoden stounde in Sleek : die Torfsoden sind ordentlich aufgestapelt. 20. Schlag beim Kartenspiel: iek bä‘n an Sleek : ich muss auskommen. 21. unbestimmtes Maß, unbestimmte Größe, unbestimmter Preis; Tick, Nuance: dät kuud ook ‘‘n Sleek gratter, jurrer, moor weze : das könnte einen Tick größer, teurer, mehr sein. 22. Windung: du moast fjauer Sleke uum dä‘n Peel dwo : du sollst vier Windungen um den Pfahl tun.
skjote iek skjote, du skjutst, hie/ ju skjut, wie skjote; skoot, skoten; is/häd sketen; skjut/skjote! skjotet!
1. schießen: fergenen Häärst häd uus Babe twäin Harte sketen : vergangenen Herbst hat unser Vater zwei Hirsche geschossen. angrenzen an: sien Lound skjut an uus Buräi : sein Land grenzt an unseren Bauernhof. 3. (Flüssigkeit) strömen (is): dät Röör is breken, un dät Woater skjut deeruut : das Rohr ist gebrochen, und das Wasser strömt da heraus. 4. (Milch) gerinnen; sauer werden (is): ju Moalk häd tou loange in ju Sunne steen un is sketen : die Milch hat zu lange in der Sonne gestanden und ist sauer geworden. 5. reinigen: Roage skjote : Roggen reinigen. 6. schnellen; sausen, mit hoher Geschwindigkeit gehen oder fahren (is): 6.1 hie skoot an mie fóarbie, as wan hie Fjuur in de Moarze hiede : er schnellte an mir vorbei, als wenn er Feuer im Hintern hätte. 6.2 do Bäidene skoten in t Bääd : die Kinder schnellten ins Bett. 6.3 in dä‘n Sin skjote : einfallen. 7. (Pflanze) aufsprießen, aufschießen (is): do Ploanten skjote in t Säid : die Pflanzen setzen Saat an. 8. zu wachsen beginnen (is): die Roage, die Heeuwer skjut : der Roggen, der Hafer beginnt zu wachsen. 9. einen stechenden Schmerz verursachen (is): dät loange Moaljen is mie in dä‘n Rääch sketen : die lange Malerarbeit hat mir einen stechenden Schmerz im Rücken verursacht. 10. (Tau) ablaufen lassen; loslassen (is/ häd): läit dät Tau man skjote! : lass das Tau nur ablaufen! 11. fallen, stürzen (is): hie skoot fon ju Ladere un fäl ap dä‘n Kop : er stürzte von der Leiter und fiel auf den Kopf. 12. etwas schnell tun, schnell bewegen: die Bakker skoot dät Brood tou dä‘n Ougend oun : der Bäcker schob das Brot schnell in den Ofen hinein. 13. einen Gegenstand mit dem Fuß werfen: hie skoot dä‘n Baal truch ju epene Dore : er schoss den Ball durch die offene Tür.
Stöän, die
1. Hilfe, Unterstützung. 2. Stütze: hie is die Stöä‘n fon sin oolde Babe: er ist die Stütze seines alten Vaters. 3. Stützpfahl.
ounstuwe
heranstieben, heranbrausen, heranlaufen: hie koom mäd sin grote Huund ounstuwen : er kam mit seinem großen Hund herangestoben.
ounspringe
1. einspringen: hie is foar sin Bruur ounsproangen : er ist für seinen Bruder eingesprungen. 2. einen Riss bekommen: deer is ‘‘n Boarst in ju Mure ounsproangen : die Mauer hat einen Riss bekommen.
ounreke
1. angeben, auflisten: hie moaste ounreke, wo fuul Fäi hie hiede : er musste angeben, wie viel Vieh er hatte. 2. anzeigen: die Koopmon roate dä‘n Steler bee/ do Dregunere oun : der Kaufmann zeigte den Dieb bei der Polizei an. hineingeben: ju died ‘‘n Galp Wien in t Stip oun : sie gab einen Schuss Wein in die Soße hinein. prahlen, angeben: 4.1 hie rakt oun as ‘‘n Puund gräine Sepe : er gibt an wie ein Pfund grüne Seife. 4.2 hie rakt oun as ‘‘n Säk ful Zülte un häd neen Sträi in do Hoske : er gibt an wie ein Sack voller Sülze und hat kein Stroh in den Holzschuhen. (+ sik) sich einfinden: uum two Úre moast du die deer ounreke : um zwei Uhr musst du dich dort einfinden. 6. eingeben: ‘‘n gouden Ängel häd mie dussen Besluut ounroat : ein guter Engel hat mir diesen Beschluss eingegeben. 7. in jemandem boshafte Gedanken wecken: wäch?l of wäch?t häd him ounroat, dät hie sin Bruur so kwood behondelje skuul? : wer oder was hat ihm eingegeben, dass er seinen Bruder so böse behandeln sollte?
ounkrjope
1. hineinkriechen: ju wroute kuud nit in sin Bau ounkrjope, eer die Huund Hier doodbeet : der Maulwurf konnte nicht in seinen Bau zurück, bevor der Hund ihn totbiss. 2. herankriechen. 3. (oft wider Erwarten) erforderlich sein: deer krjupt ‘‘n Masse iezen oun : dafür ist eine Menge Eisen erforderlich.
ounieme
1. abnehmen, entfernen: dä‘n Houd ounieme : den Hut abnehmen. 2. Gewicht verlieren: trietich Puund ounieme : dreißig Pfund abnehmen. 3. an Kraft, Stärke verlieren: 3.1 sin Ienfloud häd ounumen : sein Einfluss hat abgenommen. 3.2 ouniemende Moune : abnehmender Mond. 4. als Bezahlung verlangen: wo fuul häd die die Dokter ounumen? : wie viel hat der Arzt als Bezahlung von dir verlangt? 5. abmagern: hie häd in lääste Tied läip ounumen : er ist in letzter Zeit stark abgemagert. 6. mager machen: Piene nimt läip ou : Schmerz verursacht eine Abmagerung des Kranken. 7. prüfend begutachten; auf Fehler hin untersuchen: die Skossteenfeger häd dä‘n ‘näie Skossteen ounumen : der Schornsteinfeger hat den neuen Schornstein begutachtet. 8. betrachten: hie häd mie fon alle Kaanten ounumen : er hat mich von allen Seiten betrachtet. 9. entlasten: iek kon die bee/ dusse Oarbaid wäch?t ounieme : ich kann dich bei dieser Arbeit etwas entlasten. 10. zurückweisen: dät nieme iek die nit ou : das weise ich zurück.
ounfale
1. hineinfallen. hie fäl kopuur in dä‘n Sood oun: er fiel kopfüber in den Brunnen hinein. 2. einen Reinfall, eine bittere Enttäuschung erleiden: hie is deer mäd sin Winkel läip ounfalen: er hat einen bösen Reinfall mit seinem Laden erlebt.
ounbäite
1. einheizen: et mout Hier duftich ounbät wäch?ide, wan wie nit Hier sitte wollen tou triljen : es muss hier tüchtig eingeheizt werden, wenn wir nicht hier sitzen und vor Kälte zittern wollen. 2. ein Feuer entfachen, anzünden: wan du dä‘n Ougend ounbätst, dan konnen wie woorm sitte : wenn du den Ofen anzündest, dann können wir warm sitzen. 3. strafen, quälen: hie häd sin Bruur in junge Jieren läip ounbät : er hat seinen Bruder in jungen Jahren sehr gequält. anzetteln, heimlich vorbereiten: hie strieuwet ou, dät Adolf dä‘n Twäide Oorloch ounbät häd : er streitet ab, dass Adolf den Zweiten Weltkrieg angezettelt hat .