sik
sich: 1.1 jo häbe sik juunsiedich holpen : sie haben sich gegenseitig geholfen. 1.2 ju is läip foar sik : 1.2.1 sie ist sehr selbstsüchtig. 1.2.2 sie ist sehr verschlossen. 1.3 die Boas häd dät uut sik säärm däin : der Chef hat das aus eigenem Antrieb getan. 1.4 tou sik kume : die Besinnung wieder erlangen.
Gliede iek Gliede, du glidst, hie/ju glidt, wie Gliede; gleed, gleden; is glieden; glid! gliedet!
gleiten. 1.1 sik Gliede läite : sich auf Schnee oder Eis gleiten lassen. 1.2 ap Sköäwele Gliede : auf Schlittschuhen gleiten, ohne die Beine zu bewegen.
Koardel, -e, dät
1. Samenkorn, Körnchen. 2. Getreide, vor allem Roggen: 2.1 doof Koardel: leichtes, mit Stroh und Unkraut vermischtes Getreide als Viehfutter. 2.2 do Buren wonskje sik, dät dät Koardel ädder in Huus is: die Bauern wünschen sich, dass das Korn früh in der Scheune ist. dät lääste Koardel is dälich mäind wuden : das letzte Getreide ist heute gemäht worden. 2.4 dät is Koardel ap sien Määlne: das gereicht ihm zum Vorteil. 2.5 (von überreifem Korn) Koardel faalt uut do Íere(‘n) un klattert die in do Hoske: Korn fällt aus den Ähren und klappert dir in den Holzschuhen.
Bielde, -n, ju
1. Bild, Gemälde: 1.1 dät waas ‘n Wucht as ‘n Bielde!: das war ein bildhübsches Mädchen! 1.2 deer kon man sik neen Bielde fon moakje: man kann sich das gar nicht vorstellen. Foto: hie liet ‘‘n Bielde fon sik moakje : er ließ sich fotografieren. 3. Szene: in de twäide Bielde fon dä‘n läästen Bedrieuw : in der zweiten Szene des letzen Aktes.
enefóaruur (b) + sik
sich gegenseitig, einander: 1.1 jo häbe sik enefóaruur sloain : sie haben sich gegenseitig geschlagen. 1.2 jo kuden sik enefóaruur nit ferstounde : sie konnten einander nicht verstehen.
Tul of Teken hie roate neen Tul of Teken fon sik
er rührte sich nicht und sprach auch kein Wort. (Vermutlich eine Verballhornung des nl. noch taal noch teken: gar nichts.)
traaste iek traaste, du traastest, hie/ju traastet, wie traaste; traastede, traasteden; traasted
traaste! traastet! : 1. trösten: 1.1 wie fersoachten uus Babe tou traasten, man hie kuud sik deer nit mäd oufiende, dät sin oolde Huund dood waas : wir versuchten unseren Vater zu trösten, aber er konnte sich nicht damit abfinden, dass sein alter Hund tot war. 1.2 (+ sik) sich über einen Rückschlag oder einen Verlust mit etwas beruhigen oder zufrieden geben: hie mout sik mäd dä‘n gebruukte Woain traaste, dan ‘‘n spogelnäien kricht hie nit : er muss sich mit dem gebrauchten Wagen trösten, denn einen nagelneuen bekommt er nicht.
suurgje
1. betreuen, sorgen für: hie mout foar sien oolde Mäme suurjge : er muss für seine alte Mutter sorgen. 2. (+ sik) pflegen: ju suurget sik dä‘n hele Dai mäd/uum Hiere kroanke Bäidene : sie pflegt ihre kranken Kinder den ganzen Tag. (+ sik) sich grämen, sich Sorgen machen: ju suurget sik uum Hiere Suun : sie grämt sich wegen ihres Sohnes. 4. sich darum bemühen, dass etwas erreicht wird: Suurge deerfoar, dät du ap Tied kumst : siehe zu, dass du pünktlich kommst.
gräämje
grämen: 1. et häd mie grämed, dät iek nit meefiere doarste : es hat mich gegrämt, dass ich nicht mitfahren durfte. 2. (+ sik) sich ärgern: hie häd sik uur Hiere beniemen läip grämed : er hat sich über ihr Benehmen sehr geärgert.
fóarhäbe
1. vorhaben, beabsichtigen, bezwecken: jo häbe et goud mäd die fóar : sie meinen es gut mit dir. 2. vorgeworfen bekommen: do Bäiste häbe niks fóarheeuwed : die Kühe haben noch nichts vorgeworfen bekommen. (+ sik) voroder umgebunden haben: ju hied ‘‘n batske Skoarte fóar : sie hatte sich eine elegante Schürze umgebunden.
Raue, ju
Ruhe: 1.1 du koast mäd Raue deerwaigunge: du kannst getrost dahingehen. 1.2 sik tou Raue reke: sich zur Ruhe begeben. 1.3 tou Raue kume: zur Ruhe kommen. 2. Überlegung: dät mout mäd Raue geskjo: das muss mit Überlegung geschehen.
Disk, -e, die
1. Tisch: 1.1 mee an Disk sitte: auswärts in Stellung sein und dort mit im Hause wohnen. 1.2 ap dä‘n Disk kriege: zur Sprache bringen; etwas aufs Tapet kriegen. 1.3 deer gungt fuul uur dä‘n Disk: dort wird viel verkauft, mit viel verhandelt. 1.4 deer kumt goud wäch?t ap dä‘n Disk: dort wird reichlich und gut gegessen. deer rakt et ‘‘n gouden Disk : (Privathaushalt, Gaststätte) dort ist das Essen schmackhaft. jo konnen sik juunsiedich ap dä‘n Disk kiekje : sie wohnen gleich nebeneinander oder einander gegenüber. 1.7 aan uur dä‘n Disk luke: jemanden betrügen. 2. Dreschblock, Dreschwalze.
ferdrege
1. leiden, vertragen: iek kon dät fatte ieten nit ferdrege : ich kann das fette Essen nicht vertragen. 1.2 Fisk is licht tou ferdregen: Fisch ist leicht zu vertragen. 2. ertragen, erdulden, aushalten: wäch?l kon dät stoadige Hallaamjen ferdrege?: wer kann das ständige Lärmen ertragen? 3. (+ sik ): sich versöhnen; sich vertragen; einen Streit beilegen: jo kriege sik in de Wulle, man do ferdrege sik aaltied wier: sie kriegen sich in die Haare, aber sie vertragen sich immer wieder.
hoolde iek hoolde, du hoaldst, hie/ju hoaldt, wie hoolde; Hielt, hielten; heelden; hoold! hooldet!
1. halten. 2. trägfähig sein: dät Íes hoaldt : das Eis ist tragfähig. 3. (+ sik) sich aufhalten: hie hoaldt sik binne : er bleibt zu Hause, hält sich zu Hause auf. 4. (+ sik) überleben: man mout sik fräigje, of Plat sik hoolde skäl : man muss sich fragen, ob Plattdeutsch überleben wird. 5. behalten: wie wollen dät Huus sälwen hoolde : wir wollen das Haus selbst behalten. 6. anhalten: hoold Stop! : halt an! 7. (+ sik) strapazierfähig sein; lange haltbar sein: 7.1 dät Göitjen hoaldt sik goud : der Stoff ist strapazierfähig. 7.2 do Ap(p)ele hoolde sik in dä‘n Käller goud : die Äpfel im Keller sind lange haltbar. 8. auf etwas achten; besonderen Wert auf etwas legen: hie hoaldt wäch?t fon sien Ounsjoon : er legt besonderen Wert auf sein Ansehen. 9. mögen, schätzen: die ene hoaldt fon de Muur un die uur fon de Dochter : der eine mag die Mutter und der andere die Tochter. 10. betrachten als: 10.1 iek hoolde Hier foar ‘‘n goude Jufferske : ich halte sie für eine gute Lehrerin. 10.2 et wäch?dt nit (foar) goud heelden : (scherzhaft) es wird nicht (für) gut gehalten (wenn man zufällig etwas fallen lässt): 10.2.1 wird nicht festgehalten. 10.2.2 wird nicht richtig aufbewahrt. 11. sich richten nach: du koast die ätter do Woude fon uus Mäme hoolde : du kannst dich nach den Worten unserer Mutter richten. 12. verhindern, vermeiden: 12.1 hie kon et nit hoolde : er kann trotz aller Anstrengungen den Untergang nicht vermeiden. 12.2 deer waas neen Hoolden of Mäiten moor an : man konnte es auf keine Weise verhindern. 13. einer Meinung sein; sich einig sein: 13.1 jo hoolde mädeenuur tou : sie sind sich einig. 13.2 iek hoolde mäd die : ich bin deiner Meinung. 14. dagegenhalten: deer koast du niks juun hoolde : du kannst deine Einwände nicht geltend machen. 15. (+ sik) stabil, unveränderlich bleiben: 15.1 do Prieze hoolde sik : die Preise bleiben stabil. 15.2 dät Weder hoaldt sik : das Wetter bleibt unveränderlich. 15.3 sik goud hoolde : im Alter gut aussehen. 16. fassen: die Ommer hoaldt tjoon Liter : der Eimer fasst zehn Liter. 17. geheim halten: foar sik hoolde; stil hoolde. 18. in Gebrauch haben: Hannen, Kanienen hoolde : Hühner, Kaninchen halten. 19. Sympathie, Zuneigung für jemanden empfinden: ju hoaldt tou him : sie hält zu ihm, ist ihm zugetan. 20. achten auf: 20.1 ju mout ap Hiere goude Nome hoolde : sie muss auf ihren guten Ruf achten. 20.2 hie hoaldt ap sik : er achtet auf sein Ansehen.
besweerje
1. beschweren; schwerer machen; mit etwas Schwerem belasten: do Timmerljude un do Täkkere besweerden dät Täk mäd Stene : die Zimmerleute und die Dachdecker beschwerten das Dach mit Steinen: 2. (+ sik) sich beschweren: bee/ mie skuust du die nit besweerje : bei mir solltest du dich nicht beschweren. (In dieser Bedeutung ist besweerje nicht volkstümlich. Man sagt eher: sik bekloagje, sik nit toufree reke.)
ounluke
1. einziehen (is): jo loken jäärsene in dät ‘näie Huus oun : sie zogen gestern in das neue Haus ein. 2. anziehen, ankleiden: 2.1 hie häd sik fain ounleken : er hat sich fein angezogen. 2.2 ju look sik fluch oun toun Uutgungen : sie zog sich zum Ausgehen schö‘n an. (+ sik) sich etwas zu Herzen nehmen: hie lukt sik dussen litje Failer stäärk oun: er nimmt sich diesen kleinen Fehler sehr zu Herzen. 4. (+ sik ) sich die Schuld für etwas geben lassen: so ‘n Dummigaid häd hie sik nit ounluke skuuld/skould: für eine solche Dummheit hat er sich die Schuld nicht geben lassen sollen.
koppelje
1. koppeln, kuppeln: do Skäipe wuden mäd ‘‘n Stok un two Beende of twäin Gjomen koppeld : die Schafe wurden mit einem Stock und zwei Bändern oder zwei Riemen gekoppelt. (+ sik) sich versammeln; in Gruppen, Scharen zusammenkommen. 3. (+ sik) sich zusammenschließen, um etwas zu tun. 4. zusammenbinden, aneinanderbinden: do Houngste wieren koppeld : die Pferde waren aneinandergebunden.
ferbale
1. (+ sik) sich versprechen: iek meende dät nit; iek häbe mie ferboald : ich meinte das nicht; ich habe mich versprochen. (+ sik) sich verplappern, sich verschwatzen; etwas, was geheim bleiben sollte, ausplaudern. beim Plaudern die Zeit vergessen: hie häd ju Tied ferboald : er hat beim Plaudern die Zeit vergessen, hat die Zeit verschwatzt.
uutsnuwe
1. herausschnüffeln: mien Moanske kon aaltied ‘‘n Rams uutsnuwe : meine Frau kann immer ein Schnäppchen herausschnüffeln. 2. (+ sik) sich die Nase putzen: Snuuf die uut! : mache dir die Nase sauber! (+ sik) sich schnäuzen.
beknappe
1. um etwas bringen: hie häd him uum sien hele Jeeld beknapt : er hat ihn um sein ganzes Geld gebracht. 2. (+ sik) einschränken: wie mouten uus läip beknappe, uum truch ju Tied tou kumen : wir müssen uns sehr einschränken, um durch die Zeit zu kommen. (+ sik) absichtlich auf etwas verzichten; ohne etwas auskommen: hie häd sik uum ‘‘n twäiden Houngst beknapt : er hat auf ein zweites Pferd verzichtet.
aphällerje
1. aufklaren, aufheitern, aufhellen: ju Lucht hällert ap : der Himmel klart auf. (+ sik) sich frisch machen; sich waschen und frische Kleidung anziehen: wie mouten uus ‘nödich aphällerje : wir müssen uns dringend frisch machen.
ferfaawje
verfärben: 1. dat blaue Hoamd häd ju hele Wäske ferfawed : das blaue Hemd hat die ganze Wäsche verfärbt. 2. (+ sik) do Bledere ferfaawje sik swiede ädder dut Jier : die Blätter verfärben sich sehr früh dieses Jahr.
ferjete iek ferjete (mie), du ferjätst (die), hie/ju ferjät (sik), wie ferjete (uus), jie ferjete (jou), jo ferjete (sik); ferjiet, ferjieten; ferjeten; ferjät/ferjete! ferjetet!
1. vergessen: iek ferjete die dät nit : ich werde mich noch an dir rächen. 2. sik ferjete : sich vergessen, besonders beim Spielen oder Arbeiten. (Das sfrs. Verb ferjete kann man mit oder ohne sik + ap verwenden: iek häbe sin Nome ferjeten/iek häbe mie ap sin Nome ferjeten: ich habe seinen Namen vergessen.)
ouspreke
1. abmachen, vereinbaren: ‘‘n fääste Tied ouspreke : einen festen Termin abmachen. 2. aberkennen: jo häbe him dät Gjucht ouspreken, noch Hier tou woonjen : sie haben ihm das Recht aberkannt, noch hier zu wohnen. (+ sik) sich mündlich über etwas einigen und einen gemeinsamen Beschluss fassen.
fersjo iek fersjo, du fersjuchst, hie/ ju fersjucht, wie fersjo; iek fersaach, du ferseegst, hie/ ju fersaach, wie fersegen; fersäin/*fersäind; fersjuch! fersjooët!
1. versehen; ausstatten mit: 1.1 wie sunt mäd alles fersäin : wir sind mit allem ausgestattet. 1.2 ju Muur fersaach dät Bäiden mäd woorme Klodere : die Mutter stattete das Kind mit warmer Kleidung aus. 2. (+ sik) falsch sehen; sich täuschen; sich versehen; sich irren: 2.1 iek häbe mie wäch?il/wül fersäin(d) : ich habe mich wohl geirrt. 2.2 iek häbe mie uum een Wieke fersäin : ich habe mich um eine Woche versehen. 3. jemandem die Sterbesakramente verabreichen: die Pastoor häd dä‘n Kroanke fersäin : der Pastor hat dem Kranken die Sterbesakramente verabreicht. [*fersäin(d) durch die Verwechslung mit dem 2. Part. des veraltenden Verbs sik fersäine: sich versöhnen, das durch sik ferdrege verdrängt worden ist.]