Saterfriesisches Wörterbuch
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sin , sien

1. sein: sin Huund, sien Laampe, sien Huus, sien Bäidene : sein Hund, seine Lampe, sein Haus, seine Kinder. 2. die Huund is sinnen, ju Laampe is sienen, dät Huus is sienen; do Bäidene sunt sienen : der Hund ist seiner, die Lampe ist seine, das Haus ist seines, die Kinder sind seine.

Woater, dät

1. Wasser: 1.1 unner Woater lope: überschwemmt werden. 1.2 trucht t Woater luke: verprügeln. 1.3 aplopend Woater: Flut. 1.4 dät Grote Woater: das Meer. 1.5 dät waas Woater ap sien Määlne: das war Wasser auf seine Mühle. dät Woater lapt/lopt mie in de Mule touhope : das Wasser läuft mir im Munde zusammen. oulopend Woater : Ebbe. 1.8 unner Woater stounde: überschwemmt sein. 1.9 uur dät Grote Woater gunge: nach Amerika auswandern. Urin: hie kon neen Woater läite : er kann nicht urinieren. 3. Wassersucht: ju häd Woater : sie ist wassersüchtig. 4. Gewässer: ‘‘n groot, stoundend Woater : ein großes, stehendes Gewässer. 5. Strömung: du moast nit juun t Woater swimme : du musst nicht gegen die Strömung schwimmen.

skoonje

schonen: hie mout sien Been skoonje : er muss sein Bein schonen. (Volkstümlicher in diesem Fall wäch?re hie mout foar sien Been appaasje.)

bieloangs

1. entlang: 1.1 ju geen dä‘n Sloot bieloangs : sie ging den Graben entlang. hie geen sien hele Sibben bieloangs : er besuchte alle seine Verwandten.

lieuwje

1. leben, existieren: 1.1 iek waas so kroank, iek kuud nit lieuwje of stierwe : ich war so krank, ich konnte weder leben noch sterben. hie kon hoast nit fon sien Buräi lieuwje : er kann von dem Ertrag seines Bauernhofes kaum existieren.

Reeuwe, -n, ju

1. alle Gerätschaften eines Handwerkers; Gesamtheit der Werkzeuge: wäch?t is ‘n Timmermon sunder sien Reeuwe ?: was ist ein Zimmermann ohne seine Werkzeuge? 2. ein einzelnes Werkzeug: unner sien Reeuwen failde ‘n Homer: unter seinen Werkzeugen fehlte ein Hammer. 3. (Pl.) Möbel: alle Reeuwen in ju Stowe sunt ‘näi: alle Möbel im Wohnzimmer sind neu.

raizich

zum Reisen imstande, reisefähig: hie is noch foar sien Oaler gjucht raizich : für sein Alter ist er immer noch recht reisefähig.

räi

1. ungekocht, roh: 1.1 räi Flaask smoaket mie nit : rohes Fleisch schmeckt mir nicht. 1.2 as ‘‘n räi Oai behondelje : wie ein rohes Ei behandeln; mit Rücksicht behandeln. 2. wund, aufgeraut, abgeschürft: 2.1 sien Fäite sunt räi : seine Füße sind wund. 2.2 hie häd sik dä‘n Íers räi rieden : er hat sich einen Wolf geritten. 3. unbewachsen: räie Stede : unfeste, unbewachsene Stelle im Moor. 4. (Wunde) offen.

rägelje

regeln, ordnen: ju Seke is nu rägeld, un älk häd sien Deel : die Angelegenheit ist jetzt geregelt, und jeder hat seinen Anteil.

pukkerje

pochen, hämmern: sien Haat pukkerde : sein Herz klopfte.

puchje

1. sich mit Nachdruck auf etwas berufen: hie puchede ap sien Gjucht as Foar : er berief sich auf sein Recht als Vater. 2. prahlen.

regierje

1. (Frau) das Regiment im Hause führen: sien Moanske regiert in Huus : seine Frau hat das Sagen im Hause. 2. arbeiten. 3. herumwerkeln, unbedeutende Tätigkeiten verrichten. 4. den Chef spielen: hie wol aaltied regierje : er will immer, dass die Leute nach seiner Pfeife tanzen. 5. wirtschaften: ju Swegerdochter kon juustso goud regierje as Hiere Swegermuur : die Schwiegertochter kann genauso gut wirtschaften wie ihre Schwiegermutter.

riepje (b)

1. reifen; reif werden: do Ap(p)ele riepje al ädder : die Äpfel reifen schon früh. 2. älter und innerlich gefestigter werden: die Wäänt is truch sien Oarbaid rieped : der Junge ist durch seine Arbeit gereift.

siedelsk

1. seitwärts: 1.1 dät Bäiden sproang siedelsk tou de Dore uut: das Kind sprang seitwärts zur Tür hinaus. 1.2 ju sit siedelsk ap dä‘n Houngst: sie sitzt im Damensitz auf dem Pferd. 1.3. zur Seite: hie wees siedelsk mäd dä‘n Finger ätter sien Moanske wai : er wies mit dem Finger seitwärts zu seiner Frau hin.

Siede (a) , -n, ju

1. Seite: 1.1 hie stuud ‘‘n bitje uut der Siede : er stand etwas abseits. 1.2 uut der Siede brange : an die Seite bringen; verstecken. fon uus Mämes Siede : mütterlicherseits. fon uus Babes Siede : väterlicherseits. 1.5 an de Siede moakje: beseitigen, wegräumen; ermorden. 1.6 ju Rekenge is an de Siede: die Rechnung ist bezahlt. 1.7 uut de Siede gunge: 1.7.1 sich verstecken; sich verbergen. 1.7.2 ins Bett gehen. 1.8 iek wol deer goude Siede mäd hoolde : ich will es mit ihm nicht verderben (= engl. I want to stay on his/her good side). 1.9 wäch?t an de/anne Siede häbe : etwas vorrätich haben. 1.10 an de Siede brange / moakje / skafje / dwo : beiseiteschaffen, ermorden. 1.11 an alen Sieden : an allen Seiten. 1.12 ap de Siede : fort, verborgen. 1.13 ätter dusse Siede wai : nach dieser Seite hin. 1.14 ätter ju Siede wai uutwieke: seitwärts ausweichen. 1.15 do Bäidene ap de Siede brange : die Kinder ins Bett bringen. 1.16 fon de ietenste Siede nieme : ernst nehmen. 1.17 gjuchte Siede : die obere, bemusterte Seite des Stoffes. 1.18 ferkierde Siede : die untere, nicht bemusterte Seite des Stoffes. 1.19 hie gungt mie uut de Siede : er meidet mich. 1.20 hie häd genouch Jeeld ap de Siede : er hat genug Geld gespart, gehortet. 1.21 hie häd mie ap sien Siede Leken : er hat mich von seiner Meinung überzeugt. 1.22 hie wol ‘‘n goude Siede mäd him hoolde : er will einen Stein bei ihm im Brett haben; er will auf seiner guten Seite, in seiner Gunst bleiben. 1.23 ju faalt ätter bee Sieden wai : sie hinkt mit beiden Beinen. 1.24 ‘‘n Siede Speck : Speckseite; großes Stück Fleisch vom Schwein: ‘‘n Siede Späk wäch?dt in de Wieme honged : eine Speckseite wird in das Fleischgerüst gehängt. 1.25 tää‘n uum de Siede : mit schlanker Taille; schmal in der Taille. 1.26 tou bee Sieden : auf beiden Seiten . 1.27 hie is al loang uut Siede : er ist schon lange tot. 2. Familie eines der beiden Elternteile: 2.1 Foarssiede, Muurssiede : die Familie des Vaters, die Familie der Mutter. 2.2 fon ju Siede is niks tou ferwachtjen : von der Seite der Familie ist nichts zu erwarten. 3. Lende: iek häbe et in de Siede : ich habe Lendenschmerzen. 4. Partei, Gruppe von Gleichgesinnten. 5. Buchseite.

seende iek seende, du soandst, hie/ju soandt, wie seende; soante, soanten; soant; seende! seendet!

1. senden, schicken: 1.1 jie konnen dä‘n litje Wäänt rauelk ap Boskup seende : ihr könnt den kleinen Jungen getrost ausschicken, um Botendienste zu verrichten. 1.2 wie soanten uus Ooldste uut Huus, dät hie sien oaine Jeeld fertjoonje kude : wir schickten unseren ältesten Sohn aus dem Haus, damit er sein eigenes Geld verdienen konnte. 1.3 iek häbe him al Odder soant : ich habe ihn schon benachrichtigt. 1.4 iek kon mie nit begriepe, wieruum do uus ‘‘n Moonbräif seende : ich kann nicht begreifen, warum sie uns einen Mahnbrief schicken.

säike iek säike, du säkst/sochst, hie/ju säkt/ socht, wie säike; soachte, soachten; soacht; säike! säiket!

1. suchen: 1.1 säike gunge : auf die Suche gehen. 1.2 du moast ‘‘n Timpe säike, Wier du die ferstopje koast : du musst eine Ecke suchen, wo du dich verstecken kannst. 1.3 Sküül säike : Zuflucht (vor allem vor Wind und Wetter) suchen. 1.4 wie säike ätter/uum ‘‘n fredelke Stede : wir suchen nach einem friedlichen Ort. 1.5 sien Gjucht säike : sein Recht suchen; vor Gericht klagen. 1.6 Oaiere säike : Eier aus den Nestern der Hühner holen. 1.7 Ferkoierskup säike : Gesellschaft suchen. [afrs. sêka ]

Rodigaid, ju

1. Röte: du kuust de Rodigaid in sien Gezicht apstiegen sjo: du konntest die Röte in seinem Gesicht aufsteigen sehen. 2. etwas Rotes; ein roter Fleck oder Schimmer: deer sit Rodigaid fon do Sintjansbäien ap din Jikkel: auf deiner Jacke ist ein roter Fleck von den roten Johannisbeeren.

roar (roarder, roarste)

1. sonderbar, seltsam; komisch, unsympathisch: dät is die ‘‘n roaren Käärdel! : das ist wirklich ein komischer Kerl, ein Sonderling! 2. hässlich: wäch?t sjucht die Wäänt roar uut! : was sieht der Bursche hässlich aus! 3. gehässig: roar bale : sich auf eine gehässige Art ausdrücken. 4. selten, spärlich: Jeeld is roar bee/ him : er ist arm. 5. bedenklich: dät lät mie roar tou : das kommt mir bedenklich vor. 6. ekelhaft: roar swäit : ekelhaft süß. 7. grausam: dusse Buur gungt roar mäd sien Houngste ume : dieser Bauer geht grausam mit seinen Pferden um. 8. unanständig, abscheulich, widerwärtig: hie bruukt sukke roare Uutdrukke, ook wan hie mäd Wieuwljude boalt : er gebraucht solche unanständigen Ausdrücke, auch wenn er mit Frauen redet. 9. wunders: hie däd, as wan hie roar wäch?t däin hiede : er tut, als wenn er wunders was geleistet hätte. 10. übel, unpässlich: 10.1 mie is so roar tou : mir ist übel. 10.2 iek bä‘n roar toufree : ich bin unpässlich. 11. grob: roar Beskeed tälle : anfahren; im barschen Ton zurechtweisen. 12. unangenehm: roar Wierk : Unannehmlichkeiten. 13. (Wetter) bedrohlich: roare Lucht : bedrohlich aussehender Himmel.

risk

1. (Gang, Haltung) aufrecht, gerade aufgerichtet: hie is mäd sien sogentich Jier noch risk : er hat mit seinen siebzig Jahren noch eine aufrechte Haltung, einen aufrechten Gang. 2. steif.

prunkje

angeben, prahlen: hie prunket mäd sien ‘näie Huus : er gibt mit seinem neuen Haus an.

Pries, do Prieze, die

1. Preis, Geldwert; für einen Artikel oder eine Dienstleistung zu bezahlender Betrag: 1.1 unner dä‘n Pries ferkoopje: unter Wert verkaufen. 1.2 die skene Pries: Nettopreis. 1.3 do Prieze hoolde sik : die Preise bleiben stabil. Auszeichnung oder Belohnung in Form eines Geldbetrages oder eines wertvollen Gegenstandes: dä‘n eerste(‘n) Pries fon duzend Euro häd min Bruur wonnen : den ersten Preis von tausend Euro hat mein Bruder gewonnen. 3. Lob: Pries an dä‘n Here foar sien Goudigaid! : Lob dem Herrn für seine Güte!

oundolkje

mit einem Messer tief hineinschneiden: hie häd mäd sien Soaks in dät Flaask joop oundolked : er hat mit seinem Messer tief in das Fleisch hineingeschnitten.

ounfljoge

1. hineinfliegen. 2. betrogen, getäuscht werden: hie is ap ‘‘n Wucht, ju/dät sien Jeeld häbe wüül, ounflain : er ist auf ein Mädchen, das sein Geld haben wollte, hereingeflogen/hereingefallen.

ounnieme

1. vermuten, annehmen, voraussetzen: wie nieme oun, dät hie dä‘n Woain stälen häd : wir setzen voraus, dass er den Wagen gestohlen hat. 2. zugeben, zugestehen: 2.1 hie häd sien Skeeld ounnumen : er hat seine Schuld zugegeben. 2.2 hie häd dät nit ounnumen : er hat das geleugnet. 3. pflegen; die Gewohnheit haben, etwas zu tun: hie nimt et oun, do Hannen tou fodderjen : er pflegt, die Hühner zu füttern. empfangen; in Empfang nehmen: do Studänten häbe uus fóar de Dore ounnumen : die Studenten haben uns vor der Tür in Empfang genommen. Speisen, Getränke, Medizin zu sich nehmen. (Muttertier) ein neugeborenes Junges als Eigenes ansehen und als solches akzeptieren: ju Ku nimt dät Kolich nit oun : die Kuh lehnt das Kalb ab.