oold (aller, ooldste)
1. alt: 1.1 dälich is ‘‘n Mon fon sogentich Jier nit moor swiede oold : heute ist ein Mann von siebzig Jahren nicht mehr sehr alt. die Dokter kwaad, dät bee/ Hier aal noch bee/ t Oolde blieuwen is : der Arzt hat gesagt, dass der Zustand der Kranken sich nicht gebessert habe. dät Oolde skäl him failje : die alte Betreuung, das alte Milieu wird ihm fehlen. 1.4 fon oolds häär: van alters her. 1.5 ju oolde Tied: das Altertum. 2. unangenehm, lästich: do oolde Fljogen in de Köäkene kon iek nit ou!: die lästigen Fliegen in der Küche kann ich nicht ertragen! 3. ärgerlich, leidig: ju oolde Babbeläi fon dä‘n Käärdel kon iek nit moor here: das ärgerliche Gebabbel von dem Kerl kann ich nicht mehr hören. 4. langweilig: hie kumt mie aaltied mäd dosälge oolde Fertälstere: er kommt mir immer mit denselben alten Geschichten. 5. verflucht: wäch?l kon so ‘n oolden Hingst riede!: wer kann so einen verfluchten Hengst reiten! 6. altbacken: oold Brood: altbackenes Brot. 7. ehemalig: ju oolde Burenstede is nu ‘n Museum: der ehemalige Bauernhof ist jetzt ein Museum. 8. Ausdruck von Gemütlichkeit: iek bä‘n am bäästen toufree, wan iek mien oolde Piepe/ Püpe in Raue rookje kon: es geht mir am besten, wenn ich meine alte Pfeife in Ruhe rauchen kann. 8. durch Gewohnheit nicht mehr interessant; aus der Mode: dät Klood is boalde wäch?t Ooldes : das Kleid ist bald aus der Mode. 9. alteingesessen: ju kumt uut ‘‘n oolden Skäddeler Stam : sie kommt aus einer alteingesessenen Scharreler Familie. ältlich: ‘‘n oold Uutgekiek : ein ältliches Gesicht. (Rechnung, Schuld) ausstehend, unbezahlt: hie häd noch oolde Skeelden : er hat noch unbezahlte Schulden. 12. durch Alter verdorben: oolde Butere : alte, ranzige Butter.
tatterch
1. nervös, aufgeregt. 2. zitterig: hie is oold un tatterch : er ist alt und zitterig.
ousailje (b)
sterben: wan du oold bääst, un ju Piene tou stäärk wäch?dt, dan wolt du ljauer ousailje : wenn du alt bist, und die Schmerzen zu stark werden, dann willst du lieber sterben.
präntje
1. Druckschrift schreiben: hie is eerst säks Jier oold, man hie kon fluch präntje : er ist erst sechs Jahre alt, aber er kann schö‘n Druckschrift schreiben. 2. prägen: wie häbe dät Siegel ap dät Pepier pränted : wir haben das Siegel auf das Papier geprägt.
reke iek reke, du rakst, hie/ju rakt, wie reke; roate, roaten; roat; reke! reket!
1. geben: insen reken un Wier niemen is dubbeld stelen : einmal geben und wieder nehmen ist doppelt stehlen. 2. (+ sik ) elastisch sein, nachgeben: dät Brääd rakt sik: das Brett ist elastisch, gibt nach. 3. (+ sik) sich ergeben, kapitulieren; sich fügen, schicken: 3.1 die Steler häd sik roat : der Dieb hat sich ergeben. 3.2 du moast die deeroun reke : du musst dich darein ergeben. 3.3 wie konnen niks uurs dwo; wie mouten uus reke : wir können nichts anderes tun; wir müssen uns fügen. 3.4 sik in dä‘n Wille Goddes reke : sich in die Umstände schicken oder fügen. 4. (+ sik) sich benehmen: ju rakt sik as ‘‘n oold Wieuw : sie benimmt sich wie eine alte Frau. 5. (+ sik) sich treffen: et roate sik goud, dät hie juust in dä‘n Ogenblik bee/ uus koom : es traf sich gut, dass er gerade in dem Augenblick zu uns kam. 6. (+ sik) in einer bestimmten Weise beschaffen sein; eine besondere Bewandtnis haben: dät Lieuwend in ‘‘n grote Stääd rakt sik uurs as bee/ uus : das Leben in der Großstadt ist anders beschaffen als bei uns. 7. vorhanden sein, existieren: 7.1 deer häd et ‘‘n Masse Stried roat : da hat es eine Menge Streit gegeben. 7.2 et roate Íes : es fror. 8. (+ sik) es darauf anlegen; abzielen: du moast die deerätter reke, wan du iensläipe wolt : du musst es darauf anlegen, wenn du einschlafen willst. 9. spenden: hie häd foar de ‘näie Säärke niks roat : er hat für die neue Kirche nichts gespendet. 10. (Kuh) Milch geben: dut Jier reke aal uus Bäiste goud : dieses Jahr geben all unsere Kühe viel Milch.
sätte (a)
1. setzen, pflanzen: 1.1 Tuwwelke sätte : Kartoffeln pflanzen. 1.2 grote Bome wäch?ide sät, litje Bome wäch?ide ploanted : große Bäume werden gesetzt, kleine Bäume werden gepflanzt. 2. schnell laufen; springen, stürzen (is): 2.1 hie koom deer bäätiensätten : er kam hinterhergelaufen. 2.2 jo kemen tou t Huus uutsätten : sie kamen aus dem Haus herausgestürzt. 3. anberaumen: iek häbe ju Uutflucht ap Sundai sät : ich habe den Ausflug für Sonntag anberaumt. 4. an jemanden glauben; jemandem sein Vertrauen schenken: hie häd ap dät Wucht sät : er hat dem Mädchen sein Vertrauen geschenkt (und meint, dass er sie zur Frau gewinnen könne). 5. (+ sik) sich auflehnen, sich widersetzen: hie sät sik juun sin Foar : er lehnt sich gegen seinen Vater auf. 6. (+ sik) absetzen, sich niederschlagen: dät Sound sät sik in t Woater : der Sand schlägt sich im Wasser nieder. 7. (+ sik) sich sträuben, sich wehren; sich widersetzen: hie sät sik as ‘‘n oold Rääd : er widersetzt sich wie ein altes Rad. 8. (+ sik) sich weigern. 9. (+ sik) sich setzen (volkstümlicher ist sitte gunge). 10. bauen, errichten: jo wollen bäte ju Wede ‘‘n Skäin sätte: sie wollen hinter der Weide eine Scheune bauen. 11. (+ sik ) befallen: ju Kroankhaid sätte sik hier ap do Ogene: die Krankheit befiel ihre Augen. 12. bewerkstelligen, ins Werk setzen: hie häd alles tou sätten un tou lätten: er regelt alles; er hat das Sagen. 12. verwetten: iek sätte deer ‘n Euro juun: ich verwette einen Euro dagegen.
skuumje
1. schäumen, brausen: 1.1 hie skumet fon Dulle/Dulligaid : er schäumt vor Wut. 1.2 dät Woater skumet in de Äi, wan die Wiend fäler wait : das Wasser in der Sater-Ems schäumt, wenn der Wind heftiger wird . 1.3 dät Bjoor is oold; et skumet nit : das Bier ist alt; es schäumt nicht.
slabberje
1. (Kleidung) zu weit sitzen; schlottern: sien Bukse slabbert him uum do Bene : seine Hose schlottert ihm um die Beine. 2. sabbern; Speichel und/oder Speisereste aus dem Mund fließen lassen: 2.1 iek määrkte, dät iek oold wude, as iek begon, bee/ t ieten tou slabberjen : ich merkte, dass ich alt wurde, als ich anfing, beim Essen zu sabbern. 2.2 uus Häärm, hie slabbert nit, kwaad dät oolde Wieuwmoanske, as man Hiere Änkelbäiden ‘‘n Särwjette ieuwenske dät Täller laide : unser Häärm, er sabbert nicht, sagte die alte Dame, als man ihrem Enkel eine Serviette neben den Teller legte. 3. (Hund) mit der Zunge saufen: die Huund slabbert dät Woater : der Hund säuft das Wasser mit der Zunge. [engl. slobber]
slurje (a) iek slurje, du slurrest, hie/ ju slurret, wie slurje; slurrede, slurreden; slurred; slurre! slurjet!
1. schleppen, schleifen; auf dem Rücken tragen: Säkke slurje : Säcke schleppen. 2. die Füße über den Boden schleifen, schleppend gehen; schlurren, schlurfen, latschen (is): wan du oold bääst, kumt dät Slurjen fon sälwen : wenn du alt bist, kommt das schleppende Gehen von selbst. 3. schlendern, trendeln (is): wie slurreden uur dät Määrked : wir schlenderten über den Markt.
Staal (b) , do Stale, die
1. Stall: 1.1. Fäi ap Staal ferkoopje : Vieh vom Bauernhof aus verkaufen und nicht auf dem Markt. 1.2 iek wol mien Fäi ap Staal ferkoopje un nit deermäd ätter t Määrked wai : ich will mein Vieh vom Hof aus verkaufen und nicht damit auf den Markt fahren. 1.3 hie is deer ap dä‘n Staal oold wuden : er ist sehr lange beim Bauern im Dienst gewesen. 1.4 wie häbe tjoon Bäiste ap dä‘n Staal stounden : wir haben zehn Kühe im Stall stehen.
taksierje
veranschlagen, schätzen: wo oold taksierst du him? : wie alt schätzest du ihn?
tichtebie
1. aus der Nähe; ganz in der Nähe: wan du tichtebie deeran fóarbiekumst, dan sjuchst du dät : wenn du nahe daran vorbeikommst, dann siehst du das. 2. nahezu: hie waas tichtebie fjautich Jier oold, as hie hilkede : er war nahezu vierzig Jahre alt, als er heiratete.
twiske
1. zwischen: 1.1 do Kisten wege twiske 100 un 150 Kilo : die Kisten wiegen zwischen 100 und 150 Kilo. 1.2 alle Bäidene wieren twiske fieuw un sogen Jier oold : alle Kinder waren zwischen fünf und sieben Jahre alt.
twiske
1. zwischen: 1.1 twiske Oold un Näi : zwischen Roggenund Kartoffelzeit. 1.2 wan du so färemoakest, dan sitst du twiske alle Stoule in de Ääske : wenn du so weitermachst, dann sitzt du zwischen allen Stühlen in der Asche.
unnerhoolde
1. unterhalten, in Stand halten: hie is tou oold, uum so ‘‘n Huus tou unnerhoolden : er ist zu alt, um ein solches Haus in Stand zu halten. 2. pflegen, versorgen: hie kon sik säärm nit moor hälpe; jo mouten him unnerhoolde : er kann sich selbst nicht mehr helfen; sie müssen ihn pflegen. 3. finanziell unterstützen. aufrechterhalten: toulääst kuud ju neen Stjuur moor unnerhoolde : zuletzt konnte sie keine Ordnung mehr aufrechterhalten.
uutmondierje
anziehen, einkleiden: iek häbe mie heel oold uutmondierd : ich habe meine alte Kleidung angezogen.
waipooije
1. verwöhnen: 1.1 dät Bäiden wäch?dt bee/ do Grootoolden aiske waipooid : das Mädchen wird bei den Großeltern sehr verwöhnt. 2. verhätscheln, verzärteln: die Wäänt is fuuls tou oold un tou suund, as dät jo mäd him waipooije skulen : der Junge ist viel zu alt und zu gesund, als dass sie ihn verhätscheln sollten.
wierkanne
wiedererkennen: hie is heel oold wuden, un man koant him boalde nit wier: er ist ganz alt geworden, und man erkennt ihn kaum wieder.
Wieuw, do Wieuwljude, dät
1. Frau: deer bleeuw neen oold Wieuw bee/ dä‘n Pot: es ging alles hin, um sich die Neuigkeit anzusehen. 2. Ehefrau: et rakt bloot een läip Wieuw; man älk toankt, dät et sienen is: es gibt nur eine böse Frau; aber jeder denkt, dass es seine ist. 3. Familiename + sfrs. Wieuw oder Moanske deutet eine NichtSaterfriesin an: Maria, dät Schmidt-Moanske/ Wieuw un iek sunt ätter Lier waifierd : Maria, Frau Schmidt und ich sind nach Leer gefahren.
Wucht (b) , -ere, dät
1. Mädchen: 1.1 oold Wucht : alte Jungfer. 1.2 mien ljowe Wucht : Schatz, Liebstes (vertrauliche Anrede für die Ehefrau). 2. Tochter: dät is Jan Diekstroa sien Wucht : das ist die Tochter von Jan Dijkstra. 3. Freundin, Braut, Verlobte: hie häd sien Wucht sitte lät : er hat seine Freundin sitzen lassen.
koold (kaller, kooldste)
1. kalt: 1.1 wan et koold is, is et beter in ‘‘n oold Huus as buppe ap ‘‘n ‘näi : wenn es kalt ist, ist es besser in einem alten Haus als oben auf einem neuen. 1.2 Kop koold, Fäite woorm, moaket dä‘n bääste(‘n) Dokter äärm : Kopf kalt, Füße warm, macht den besten Doktor arm. 1.3 dät Koolde Fjuur : Blutvergiftung, Gangrä‘n. 1.4. Koolde Bround : Gangrä‘n. 1.5 koold stale : kühlen, kalt stellen. 1.6 ‘‘n Koolden : Fröstler, Fröstling. 2. (Kinderspiel) zu weit von dem gesuchten Gegenstand entfernt: nu bääst du gjucht koold! : jetzt bist du richtig auf dem Holzweg!
Bon, die
1. Acht, Bann; Verbannung; Ausstoß aus der Gemeinschaft. 1.1 in Bon brange: in die Verbannung schicken. 1.2 mien Bääsje is swiede oold wuden; un ju wiste noch, dät Napoleon in Bon broacht wuden is: meine Großmutter ist sehr alt geworden; und sie wusste noch, dass Napoleon in die Verbannung geschickt worden war.
eerst
1. erst; zunächst, zuerst; an erster Stelle: wie wielen/wülen eerst mäd die bale : wir wollten zunächst mit dir reden. 2. nicht eher als; nicht früher als: jo skällen eerst ap Moundai mäd dä‘n Bau beginne : sie werden erst am Montag mit dem Bau beginnen. 3. nicht länger zurückliegend als: iek häbe eerst jäärsene in de Middaisure mäd him boald : ich habe erst gestern in der Mittagsstunde mit ihm gesprochen. 4. nicht mehr als: hie is eerst fjauer Jier oold : er ist erst vier Jahre alt. 5. anfänglich, zu Beginn: eerst kuust du Hier fon ju Oarbaid nit ouhoolde, man dan is ju loai wuden : am Anfang konntest du sie von der Arbeit nicht abhalten, aber jetzt ist sie faul geworden.
gjucht (a)
1. richtig, passend, gut: 1.1 ju is dät gjuchte Wieuwmoanske foar ju Stede : sie ist die richtige Frau für die Stelle. 1.2 ju Klokke gungt gjucht : die Uhr läuft richtig. 1.3 uus Halloozjen mouten gjucht stoald wäch?ide : unsere Taschenund Armbanduhren müssen richtig gestellt werden. 1.4 die gjuchte Wai : der richtige Weg. 1.5 dät kumt mie juust gjucht : das kommt mir gerade recht, zur richtigen Zeit. 1.6 dät waas mie ook gjucht : das wäch?re mir auch recht. 1.7 nu eerst gjucht! : jetzt erst recht! 1.8 fon fóaren gjucht, fon bäten sljucht : von vorne recht, von hinten schlecht. 1.9 iek begriepe mie dät nit gjucht : ich verstehe das nicht richtig. 1.10 dät is moor as gjucht : das ist mehr als richtig. 2. angebracht, angemessen: 2.1 dät is nit gjucht fon die, dät du so uur din Fädder boalst : es ist nicht angebracht von dir, dass du so über deinen Vetter redest. 2.2 dät waas nit moor as gjucht wezen : das wäch?re nicht mehr als angebracht gewesen. 3. jemandes Wunsch oder Bedürfnis entsprechend: man kon Hier niks gjucht moakje : man kann ihr nichts recht machen. 4. sehr, recht: 4.1 hie waas gjucht dum : er war recht dumm. 4.2 gjucht ruuch : sehr grob, unordentlich. 4.2.1 ‘‘n Klood gjucht ruuch touhopesäie : ein Kleid unordentlich zusammennähen. 4.3 gjucht fluch is die Jikkel nit : sehr schö‘n ist die Jacke nicht. 5. gerecht: et is nit gjucht, dät Ljudene buppe de fieftich neen Oarbaid kriege, wiel jo foar tou oold heelden wäch?ide : es ist nicht gerecht, dass Menschen über fünfzig keine Arbeit bekommen, weil sie für zu alt gehalten werden. 6. ehrlich: et is gjucht fon die, dät du din Failer tourakst : es ist ehrlich von dir, dass du deinen Fehler zugibst. 7. recht (das Gegenteil von links): ju gjuchte(r) Hounde: die rechte Hand. 8. leiblich: dät is sien gjuchte Muur: das ist seine leibliche Mutter. 9. gleichmäßig: dät Jool troalt sik gjucht: das Rad dreht sich gleichmäßig. 10. rechtmäßig: dät Jeeld mout gjucht ferdeeld wäch?ide: das Geld muss rechtmäßig verteilt werden.
gliek(e)
1. gleich: 1.1 do bee sunt gliek oold : die beiden sind gleichaltrig. 1.2 dät konnen do glieke Woude weze, man ju Betjudenge honget deerfon ou, wäch?l ze kwädt : das können die gleichen Worte sein, aber es hängt davon ab, wer sie sagt. do Struke sunt aal gliek : die Sträucher haben alle die gleiche Form, sind gleichförmig. 1.4 do bee Bäidene sunt gliek groot: die beiden Kinder sind gleich groß. 1.5 juust gliek: ganz gleich, egal: 1.5.1 dät is uus juust gliek, of ju kumt of nit : das ist uns egal, ob sie kommt oder nicht. 1.6 tou glieker Tied : gleichzeitich. 1.7 jo sunt alle bee glieke stäärk : sie sind alle beide gleich stark. 1.8 gliek blieuwend : gleichmäßig, gleich bleibend. 1.9 ook ju Skoule kon nit alle Bäidene gliekmoakje : auch die Schule kann nicht alle Kinder gleichmachen. 1.10 gliek stounde : gleichauf stehen (bei Wettstreiten). 2. eben, flach: dät Lound is allerwegense gliek : das Land ist überall eben. 3. parallel: dusse bee Wege lope gliek ieuwenskenuur/juuneenuur : diese beiden Wege laufen parallel zueinander.