je
ja (unbetont – weist auf Bekanntes oder Selbstverständliches hin): du wierst je ook die eempelde, die dä‘n Nome fon dät Stuk wiste : du warst ja auch der Einzige, der den Namen des Stückes wusste.
jee...
1. je..., desto/umso...: jee langer jo oarbaidje, jee moor fertjoonje jo : je länger sie arbeiten, desto mehr verdienen sie. jee sinniger, jee beter, häd dät oolde Wieuwmoanske kweden, do siet ju in do Baannekele : je langsamer, umso besser, hat die alte Frau gesagt, da saß sie in den Brennnesseln. 1.3 jee moor hie it, jee moor wol hie häbe: je mehr er isst, desto mehr will er haben. 1.4 jee fäller et rient, jee gauer is et däin: je stärker es regnet, desto schneller ist es zu Ende.
ooit
je, jemals. [wlfrs. oait]
aal
1. immer: 1.1 hie wuud aal gratter : er wurde immer größer. 2. je: 2.1.1 aal deerätter : je nachdem: 2.1.2 aal deerätter, wo fuul Ljudene kume : je nachdem, wie viele Leute kommen. 2.2. aal man tou : ununterbrochen; ohne Unterbrechung (weiter): 2.2.1 et reen aal man tou : es regnete ununterbrochen weiter. 2.2.2 hie huulde un snukkoppede aal man tou : er weinte und schluchzte ununterbrochen. 2.3 aal man wäch?ch : ununterbrochen; in einem fort. 2.4 aal man wissewäch : unentwegt; ausdauernd, unermüdlich 2.5 hie oarbaidede aal man wissewäch : er arbeitete unermüdlich. 2.6 wäch?l deer ook aal koom, Hinnerk koom nit : wer da auch immer kam, Hinnerk kam nicht.
Haildeel, -dele, die / dät
1. Hälfte. 1.1 die Haildeel fon dät Lound mout foar de Hiere wäch?ch: das Land wird für die Hälfte des Ertrages verpachtet. tou dä‘n/uum dä‘n Haildeel : zur Hälfte/um die Hälfte. 1.3 wie betoalje älk dä‘n Haildeel. wir bezahlen je die Hälfte. [afrs. halfdêl ]
knäihalterje
1. ein weidendes Rind durch einen Strick oder eine Kette an den Vorderbeinen oder an je einem Vorderund Hinterbein fesseln, damit es nicht ausbricht. 2. einem Rind das Horn mit einem Stück Strick an das Knie binden, um das Ausbrechen zu verhindern.
Meentewierk, dät
Arbeit, zu deren Verrichtung das ganze Dorf aufgefordert, verpflichtet wird (= in de Meente oarbai(d)je ).
Anäideplouch, -e, die
Häufelpflug ohne Gespann zum Anhäufeln, Behäufeln oder Schaufeln. Der Häufelpflug häufelt zwei Pflanzenreihen auf je einer Seite an.
aal deerätter
je nachdem: aal deerätter, wo fuul Ljudene kume : je nachdem, wie viele Leute kommen.
aan (m.), een (f., n.)
1. ein(e)(r): 1.1 een uum t uur : jeder/jede/jedes zweite: hie skäldt een uum t uur Woud : jedes zweite Wort ist ein Fluch. 1.2 wechselweise; der Reihe nach: wie häbe een uum t uur säddend : wir haben wechselweise gekirnt. 1.3 von je zwei ein(e)(r): do Hokken sunt een uum t uur fon mie apstoald : jede zweite Hocke ist von mir aufgestellt. 1.4 dät ene mäd dät uur: mit allem Zubehör; mit Sack und Pack. 1.5 fon een in/ap t uur: von einem zum anderen. 1.6 fon een in/ap t uur kume: vom Hundertsten ins Tausendste kommen. 1.7 aan fóar uur : jeder, jedermann; alle. Mit Negation: niemand: 1.7.1 aan fóar uur wiel/wüül dät nit dwo: niemand wollte es tun. 1.8 nit aan: niemand sonst: hie kuud swimme as nit aan: er konnte schwimmen wie niemand sonst; er konnte am besten schwimmen. 1.9 aan/een uum dä‘n/ju uur kuud ätter de Säärke wai; do uur bleeuwen in Huus: jede(r) zweite konnte zur Kirche; die anderen blieben zu Hause. 1.10 aan ätter dä‘n uur: einer nach dem anderen.
touswäitje
1. den Appetit anregen; mit dem Essen immer appetitlicher werden. 2. (Tätigkeit) immer mehr Interesse, Reiz gewinnen: 2.1 jee moor man dät diede, jee moor swäitede dät tou : je mehr man das tat, desto interessanter wurde das. 2.2 dät Klaujen swäitet tou : wenn man einmal gestohlen hat, dann kann man es nicht mehr lassen. 3. schmackhaft, verführerisch werden.
stil
1. still, bewegungslos: 1.1 stil läze, stil sitte, stil stounde : still liegen, still stehen, still sitzen. 1.2 jee stiller, jee beter, kwaad dät oolde Wieuw, do siet ju mäd dä‘n Íers in do Baannekele : je stiller, desto besser, sagte die alte Frau, da saß sie mit dem Hintern in den Brennnesseln. 1.3 stil weze : schweigend danken vor dem Essen. 2. windstill, ruhig: 2.1 stil Weder : windstilles Wetter. 2.2 Wier et stil is, is goud Heeuwer säidjen : wo es windstill ist, kann man gut Hafer säen. 3. geheim: dät kon man nit stil hoolde : das kann man nicht geheim halten. 4. geknickt, niedergeschlagen: hie is wäch?t stil, siet dät him die Hondel juunronnen is : er ist etwas niedergeschlagen, seit ihm der Handel misslungen ist. 5. ruhig: 5.1 stil in Huus blieuwe : ruhig zu Hause bleiben. 5.2 stil ap Bääd läze : wegen Krankheit bettlägerig sein. 5.3 wäch?s stil! : sei ruhig! 6. schweigsam: dät is ‘‘n stillen Wäänt : das ist ein schweigsamer Bursche. 7. ohne Feierlichkeiten: do bee hilkeden stil : die beiden heirateten ohne Feierlichkeiten.
lied
mager: jee lieder die Huund, jee moor do Fleeë : je magerer der Hund, desto zahlreicher die Flöhe.
Rome, dät
1. die italienische Hauptstadt Rom: 1.1 dät oolde Rome kon man sik boalde nit fóarstale : das alte Rom kann man sich kaum vorstellen. 1.2 jee tichter bee/ Rome, jee sljuchter do Christene : je ‘näher Rom, je böser Christ. 1.3 Rome is ook nit in aan Dai baud wuden : Rom ist auch nicht in einem Tag erbaut worden.
stjuurje
1. schicken: iek häbe Hier ‘‘n Bouk stjuurd : ich habe ihr ein Buch geschickt. 2. bändigen, beswichtigen: stjure die! : bändige dich! 3. geraten (is): wo bääst du hierhäär stjuurd? : wie bist du hierher geraten? 4. (Kind) leiten: dät Bäiden koast du mäkkelk stjuurje : das Kind kann man leicht leiten. 5. lenken, steuern: 5.1 wo gratter dät Auto, wo lichter koast du et ap de Sträite stjuurje : je größer das Auto, umso leichter kann man es auf der Straße lenken. 5.2 wie kuden uum dä‘n Iesgoang dät Ruur nit stjuurje : wir konnten wegen des Eisgangs das Schiffsruder nicht lenken. 6. strafen, disziplinieren: ‘‘n gouden Koaster kon do Bäidene mäd do Ogene stjuurje : ein guter Lehrer kann die Kinder mit den Augen disziplinieren.
Ploatse, -n, ju
1. Bauernhof, Bauernstelle. 2. Grundstück: hie häd sik deer noch ‘‘n Ploatse toukoped : er hat sich dort noch ein Grundstück hinzugekauft. 3. Stück, Portion: wie kregen älk ‘‘n tjukke Ploatse Bäisteflaask : wir bekamen je ein dickes Stück Rindfleisch. 4. Haus mit dem dazugehörigen Grundstück.
uumso
1. umso: 1.1 et is uumso beter, wan wie dät Jeeld fout kriege konnen : es ist umso besser, wenn wir das Geld sofort bekommen können. 1.2 uumso moor, sofuul beter : je mehr, desto besser.
ädder (eer, eerste)
1. früh: 1.1 ädder deeruut, ädder ätter Huus : früh hinaus, früh zu Haus. 1.2 jee eer deerbie, jee eer deerou : je früher bei der Arbeit, desto früher damit fertig. 1.3 jee eer bee/ de Bjorenge, jee eer deer aan bäte : je früher auf dem Fest, desto früher betrunken. 1.4 ju Klokke gungt tou ädder : die Uhr geht vor. 1.5 ‘‘n äddern Kat : eine Märzkatze im Gegensatz zu den für minderwertig gehaltenen Stoppelkatte (Herbstkatzen). 1.6 riekelk ädder : ziemlich früh.
doane
1. schlimm: dät is so doane nit, as du toankst : das ist nicht so schlimm, wie du denkst. 2. stark, heftig: jee doaner man dä‘n Kat stroket, jee hager stat hie dä‘n Stäit : je heftiger man die Katze streichelt, desto höher steckt er den Schwanz (= Lob macht überhebliche Menschen noch arroganter). 3. tüchtig, gehörig: ju Jufferske häd uus doane uutskuulden : die Lehrerin hat uns gehörig ausgeschimpft. 4. wirklich: hie häd doane Gluk heeuwed, dät et nit läpper wuden is : er hat wirklich Glück gehabt, dass es nicht schlimmer geworden ist. [nl. danig]
eer/eerder
1. früher: 1.1 jee eer du kumst, jee/uumso beter : je früher du kommst, desto besser. 1.2 hie is daach wäch?t eerder kemen : er ist doch etwas früher gekommen. 1.3 jee eer bee/ de Arbaid, jee eerder kloor: je früher bei der Arbeit, desto früher fertig. 1.4 ere Liede: frühere Generationen. [afrs. êrra ]
fääl (fäller, fäälste)
1. stark, heftig: 1.1 jäärsene Eeuwend häd et fääl rienen : gestern Abend hat es heftig geregnet. 1.2 jee fäller dät et rient, jee eer(der) is et däin : je heftiger es regnet, umso schneller ist der Regen vorbei. 1.3 et häd fääl fäärzen : es hat stark gefroren. 2. laut: do, do am fäälsten roupe, sunt nit immer do Läipste : diejenigen, die am lautesten rufen, sind nicht immer die Schlechtesten. 3. schnell: du moast fääl lope, wan du him hoalje wolt : du musst schnell laufen, wenn du ihn einholen willst. 4. (Blick) böse, finster: hie keek mie fääl oun : er sah mich böse an.
ferskrieuwe
1. als Rezept verschreiben: die Dokter häd mie Fänkelhunich foar min Hoals ferskrieuwen : der Arzt hat mir Fenchelhonig für meinen Hals verschrieben. 2. vermachen, übereignen; das Eigentumsrecht übertragen: hie ferskreeuw do Bäidene älk fjautichduzend Rieksdoaler : er vermachte den Kindern je vierzigtausend Reichstaler. 3. (+ sik) falsch, verkehrt schreiben.
froasterch
1. frostig. 2. kälteempfindlich: wo aller du wäch?dst, wo froasterger wäch?dst du : je älter du wirst, desto kälteempfindlicher wirst du.
läite iek läite, du lätst, hie/ju lät, wie läite; liet/lätte, lieten/lätten; läiten/lät; lät/läit! läitet!
1. lassen, zurücklassen: 1.1 wie häbe uus Jeeld in Huus lät : wir haben unser Geld zu Hause gelassen. 1.2 wie häbe uus bee Wuchtere foar twäin Dege in dät Sumerhuus fon Hiere Bääsje lät : wir haben unsere beiden Töchter für zwei Tage in dem Sommerhaus ihrer Großmutter zurückgelassen. 1.3 iek häbe min Houd bee/ mien Suster lät/läiten : ich habe meinen Hut bei meiner Schwester zurückgelassen. 2. aussehen, scheinen: 2.1 hie lät ätter sin Babe : er sieht aus wie sein Vater. 2.2 dät Klood lät goud, fluch : das Kleid sieht gut, schö‘n aus. 2.3 in Tjuustergen läite alle Katte gries : im Dunklen sehen alle Katzen grau aus. 2.4 dät lät je wäch?t : das sieht ganz ordentlich aus. 2.5 dät lät noch wäch?t mäd Hier : so krank ist sie auch wieder nicht. 2.6 ju hele Seke lät mie nit goud tou : die ganze Sache kommt mir etwas bedenklich vor. 3. unterlassen, aufgeben, verzichten (auf): 3.1 hie kon dät Supen nit läite : er kann das Saufen nicht aufgeben. 3.2 jie mouten dät dumme Laachjen läite : ihr müsst das dumme Lachen unterlassen. 4. verkaufen: iek wol die ju Ku foar heel min Jeeld läite : ich will dir die Kuh für ganz wenig Geld verkaufen. 5. bewirken, dass etwas geschieht: dät Woater is in dä‘n Sloot ounlope lät wuden (Syntax!): man hat das Wasser in den Graben hineinlaufen lassen. 6. bestellen: iek läite do Skäipe skere : ich lasse die Schafe (von einem anderen) scheren. 7. durch Nachlässigkeit verursachen: hie liet mie tou wied lope; deeruum bä‘n iek strumpeld : er ließ mich zu weit laufen; darum bin ich gestolpert. 8. nicht verhindern: hie liet do Timmerljude do Boolken tou kuut ousoagje : er ließ die Timmerleute die Balken zu kurz absägen. 9. überlassen; zur Verfügung stellen: min Unkel liet mie do bee Houngste un dä‘n grote Burenw(o)ain ain : mein Onkel überließ mir die beiden Pferde und den großen Ackerwagen. 10. liegen lassen: Wier häbe iek mien Stöäwele lät? : wo habe ich meine Stiefel liegen (ge) lassen? 11. gewähren: du moast die deer moor Tied foar läite : du musst dir mehr Zeit dafür gewähren. 12. unterbringen: koast du ‘‘n Fouger Eed in t Skäin noch läite? : kannst du ein Fuder Torf in der Scheune noch unterbringen? 13. als freundliche Aufforderung in Verbindung mit einem Infinitiv: läit uus deer nit langer fon bale : lasst uns nicht länger davon sprechen.
kriege iek kriege, du krichst, hie/ju kricht, wie kriege; kreech, kregen; kriegen; krich! krieget!
1. bekommen, erhalten. 2. fassen, packen: ju kreech him bee/ do Hiere : sie fasste ihn an den Haaren. 3. nehmen: krich die noch ‘‘n Stuk Kouke! : nimm dir noch ein Stück Kuchen! 4. zustande bringen, schaffen: dät wollen wie wäch?il kriege , kwaad die Affekoat; do meende hie dät Jeeld : das werden wir wohl kriegen, sagte der Rechtsanwalt; da meinte er das Geld. 5. bringen: wie wollen do Houngste in dä‘n Staal kriege : wir wollen die Pferde in den Stall bringen. 6. holen: koast du do Oaiere uut t Nääst kriege? : kannst du die Eier aus dem Nest holen? 7. einfangen: uus Houngst wol sik nit kriege läite : unser Pferd lässt sich nicht einfangen. 8. einstellen: foar dusse Oarbaid mout iek noch twäin Mon kriege : für diese Arbeit muss ich noch zwei Mann einstellen. 9. gebären: ju häd wäch?t Litjes kriegen : sie hat ein Kind geboren. 10. tun: deer häbe iek niks mäd tou kriegen : damit habe ich nichts zu tun. 11. sich leisten: hie kon dät je so kriege : er kann sich das ja leisten.