fräigje
1. fragen: 1.1 deer fräigje iek niks ätter : ich kümmere mich nicht darum. 1.2 deer wäch?dt nit ätter fräiged : es gibt keine Nachfrage danach. 2. bitten: iek fräigje uum Hälpe : ich bitte um Hilfe.
du
1. du: 1.1 du leeuwest dät nit! : du glaubst das nicht! 1.2 (Das Personalpronomen du wird oft weggelassen, weil die Endung -(e)st deutlich zeigt, wen man anspricht:) (du) koast uus Babe fräigje: du kannst unseren Vater fragen. (Die normale Anredeform unter Saterfriesen ist du. Ältere Menschen und der Pastor, insofern er die Sprache beherrscht, werden gelegentlich mit Jie angesprochen.)
Räid, die
1. Rat: 1.1 wie wollen Räid slo: wir wollen uns beraten. 1.2 iek wiel/wüül die dät tou Räide reke: ich wollte dir das empfehlen. 1.3 deer mout Räid sloain wäch?ide: das muss man beraten. 1.4 kumt Tied, kumt Räid : kommt Zeit, kommt Rat. 1.5 iek wol Hier uum Räid fräigje : ich will sie um Rat bitten . 1.6 wan iek mäd mie säärm tou Räide geen waas, dan hied iek him tou t Huus uutsmieten : wenn ich mit mir selbst zu Rate gegangen wäch?re, dan hätte ich ihn aus dem Haus hinausgeworfen. 1.7 ‘‘n Räid ounnieme : einen Rat befolgen. 1.8 tou Räide hoalje/luke / nieme : zu Rate ziehen. 1.9. iek häbe him tou Räide roat, hie skuul sik stil hoolde : ich häbe ihm angeraten, er solle sich still halten. 2. Abhilfe, Ausweg, Lösung: 2.1 deer weet iek wäch?il/wül Räid foar : ich weiß eine Möglichkeit, das Problem zu lösen. 2.2 iek weet mie naan Räid moor : ich bin am Ende meines Lateins, finde keinen Ausweg, keine Lösung mehr. 2.3 Räid skafje : für Abhilfe sorgen; eine Lösung finden. 3. Gemeinderat.
Moanske (b) , do Wieuwljude, dät
1. Frau: dät äärme Moanske! : die arme Frau! 2. Ehefrau, Gattin: wo oold is sien Moanske? : wie alt ist seine Frau? 3. (Familienname + Wieuw oder Moanske deutet auf eine Nicht-Saterfriesin) 3.1 dät Schmidt Moanske : Frau Schmidt. 3.2 dät Huber Wieuw : Frau Huber. 4. die eigene Frau: iek fräigje mien Moanske, of ju meekumt : ich frage meine Frau, ob sie mitkommt. 5. (bei einer einheimischen Frau fast immer abwertend) Weib: mäd dät Moanske wol iek niks moor tou dwoon häbe : mit dem Weib will ich nichts mehr zu tun haben. 6. als vertrauliche Anrede an die eigene Gattin: nu, mien Moanske, mouten wie wäch?ch! : jetzt, meine Liebe, müssen wir weg!
hoolde iek hoolde, du hoaldst, hie/ju hoaldt, wie hoolde; Hielt, hielten; heelden; hoold! hooldet!
1. halten. 2. trägfähig sein: dät Íes hoaldt : das Eis ist tragfähig. 3. (+ sik) sich aufhalten: hie hoaldt sik binne : er bleibt zu Hause, hält sich zu Hause auf. 4. (+ sik) überleben: man mout sik fräigje, of Plat sik hoolde skäl : man muss sich fragen, ob Plattdeutsch überleben wird. 5. behalten: wie wollen dät Huus sälwen hoolde : wir wollen das Haus selbst behalten. 6. anhalten: hoold Stop! : halt an! 7. (+ sik) strapazierfähig sein; lange haltbar sein: 7.1 dät Göitjen hoaldt sik goud : der Stoff ist strapazierfähig. 7.2 do Ap(p)ele hoolde sik in dä‘n Käller goud : die Äpfel im Keller sind lange haltbar. 8. auf etwas achten; besonderen Wert auf etwas legen: hie hoaldt wäch?t fon sien Ounsjoon : er legt besonderen Wert auf sein Ansehen. 9. mögen, schätzen: die ene hoaldt fon de Muur un die uur fon de Dochter : der eine mag die Mutter und der andere die Tochter. 10. betrachten als: 10.1 iek hoolde Hier foar ‘‘n goude Jufferske : ich halte sie für eine gute Lehrerin. 10.2 et wäch?dt nit (foar) goud heelden : (scherzhaft) es wird nicht (für) gut gehalten (wenn man zufällig etwas fallen lässt): 10.2.1 wird nicht festgehalten. 10.2.2 wird nicht richtig aufbewahrt. 11. sich richten nach: du koast die ätter do Woude fon uus Mäme hoolde : du kannst dich nach den Worten unserer Mutter richten. 12. verhindern, vermeiden: 12.1 hie kon et nit hoolde : er kann trotz aller Anstrengungen den Untergang nicht vermeiden. 12.2 deer waas neen Hoolden of Mäiten moor an : man konnte es auf keine Weise verhindern. 13. einer Meinung sein; sich einig sein: 13.1 jo hoolde mädeenuur tou : sie sind sich einig. 13.2 iek hoolde mäd die : ich bin deiner Meinung. 14. dagegenhalten: deer koast du niks juun hoolde : du kannst deine Einwände nicht geltend machen. 15. (+ sik) stabil, unveränderlich bleiben: 15.1 do Prieze hoolde sik : die Preise bleiben stabil. 15.2 dät Weder hoaldt sik : das Wetter bleibt unveränderlich. 15.3 sik goud hoolde : im Alter gut aussehen. 16. fassen: die Ommer hoaldt tjoon Liter : der Eimer fasst zehn Liter. 17. geheim halten: foar sik hoolde; stil hoolde. 18. in Gebrauch haben: Hannen, Kanienen hoolde : Hühner, Kaninchen halten. 19. Sympathie, Zuneigung für jemanden empfinden: ju hoaldt tou him : sie hält zu ihm, ist ihm zugetan. 20. achten auf: 20.1 ju mout ap Hiere goude Nome hoolde : sie muss auf ihren guten Ruf achten. 20.2 hie hoaldt ap sik : er achtet auf sein Ansehen.
heruutkume
1. herauskommen: wan ju Jufferske tou ju Skoule heruutkumt, koast du Hier fräigje : wenn die Lehrerin aus der Schule herauskommt, kannst du sie fragen. sich öffnen: die Wäänt kumt nit so mäkkelk uut sik heruut : der Junge kommt nicht so leicht aus sich heraus, öffnet sich nicht leicht.
fräi
1. frei, sich in Freiheit befindend, unabhängig, ungebunden: 1.1 wan iek mäd dät Rääd ätter de Stääd waifiere, bä‘n iek min fräie Mon/‘n fräien Mon : wenn ich mit dem Rad in die Stadt fahre, bin ich ein freier Mann. 1.2 dät Wucht is noch fräi : das Mädchen ist noch nicht verlobt. 2. ohne Hilfsmittel: mäd trjo Jier kuud ju al fräi swimme : mit drei Jahren konnte sie ohne Hilfsmittel schwimmen. 3. mietfrei, pachtfrei, ohne Hypothek oder andere finanzielle Belastung: 3.1 hie woont fräi : er wohnt mietfrei. 3.2 fräi Jeeld : sauber verdientes Geld ohne Unkosten oder Abzüge. 3.3 hie häd ‘‘n fräie Stede : er hat eine eigene Bauernstelle ohne Hypothek. 3.4 uus hoolwe Stede is fräi : unser Bauernhof ist halb abbezahlt. 4. nicht behindert, nicht beeinträchtigt: 4.1 fon t Finster fon min Släipkomer uut kon iek fräi uur de Stääd sjo : von dem Fenster meines Schlafzimmers aus kann ich ungehindert über die Stadt schauen. 4.2 dät Huus stoant epen un fräi un is fon alle Kaanten tou sjoon : das Haus steht allein auf offener Fläche und ist von allen Seiten zu sehen. 5. umsonst; ohne Bezahlung: du koast dä‘n Zirkus fräi bekiekje : du kannst dir den Zirkus umsonst anschauen. 6. unbelastet, ungehemmt: 6.1 nu häbe iek do Hounde Wier fräi : jetzt habe ich die Hände wieder frei, bin unbelastet. 6.2 hie boalt fräi un liekuut : er redet frei und ungehemmt von der Leber weg. 6.3 is hie besepen? hie is deer nit heel fräi fon : ist er betrunken? er ist nicht ganz frei davon. 6.4 ‘‘n Dai fräi fräigje : um einen freien Tag bitten.
uum
1. um... herum: 1.1 wie sieten uum dä‘n Disk : wir saßen um den Tisch herum. 1.2 deer lapt aan bee/ him uum t Huus : er hat nicht alle Tassen im Schrank. 1.3 hie ron uum dä‘n Tuun (umetou) : er lief um den Garten herum. 2. genaue Zeitangabe: uum tjoon Úre : um zehn Uhr. 3. ungefähr: hie is uum do säkstich : er ist ungefähr sechzig Jahre alt. 4. gegen, für: 4.1 uum dä‘n Dood nit! : absolut nicht! 4.2 Ooch uum Ooch : Auge um Auge. 5. um: 5.1 hie kummert sik nargends uum : er kümmert sich um nichts. 5.2. iek bä‘n deer dul uum : ich bin deswegen böse. 6. zwecks; zum Zwecke der/des..: 6.1 iek fräigje uum Hälpe : ich bitte um Hilfe. 6.2 hie däd et deeruum : er tut es deswegen. 7. (Drückt einen Verlust aus.) hie is uum (dä‘n) Hoals kemen : er ist ums Leben gekommen. 8. vorbei, zu Ende: sien Tied is ume : seine Zeit ist zu Ende. 9. um... willen: hie häd dät Wucht uum dät Jeeld hilked. er hat das Mädchen um des Geldes willen geheiratet. 10. über: wie häbe uum sin Houd laached : wir haben über seinen Hut gelacht. 11. wegen: 11.1 wie sunt uum dä‘n Fierdai in Huus blieuwen : wir sind wegen des Feiertags zu Hause geblieben. 11.2 jo häbe sik uum dät Jeeld in de Wulle kriegen : sie haben sich wegen des Geldes zerstritten. 11.3 uum dä‘n Rien is hie in Huus blieuwen : wegen des Regens ist er zu Haus geblieben. 12. auf: hie häd niks uum t Lieuw : er hat nichts auf dem Leib.
snaue
1. fauchen, schimpfen, schelten. grob, grimmich antworten: bee/ dät fule Fräigjen snaude hie äntelk fon sik : bei dem ganzen lästigen Fragen antwortete er endlich grob. 3. in zornigem, gereiztem Ton reden: uus Babe is Wier gesuund; hie snaut Wier uum sik tou : unser Vater ist wieder gesund; er redet wieder gereizt und zornig.
ätterfräigje
1. nachfragen, sich erkundigen: dät koast du beter leeuwe as waigunge tou ätterfräigjen : das kannst du besser glauben als hingehen, um nachzufragen. 2. sich an jemanden oder etwas kehren; sich um etwas kümmern: 2.1 deer fräiget hie niks ätter : er kümmert sich nicht darum; er stört sich nicht daran. 2.2 hie fräiget nargends wäch?t ätter : er ist ein Draufgänger. noch einmal, wiederholt fragen: iek moaste ätterfräigje, bit hie mie ferstude : ich musste wiederholt fragen, bis er mich verstand.
heruutfräigje
herausfordern.
fräifräigje
‘‘n Dai fräifräigje : um einen freien Tag bitten.
uutfräigje
ausfragen; aus reiner Neugier Fragen an jemanden stellen: so fräiget man do Ljudene uut: so fragt man die Leute aus. (Dies sagt man, wenn man keine Antwort geben will).
oufräigje
1. abfragen: 1.1 koast du mie mien Läkse oufräigje? : kannst du mir meine Lektion abfragen? 1.2 die Koaster fräigede do Skoulbäidene do franske Woude ou : der Lehrer fragte die Kinder/den Kindern die französischen Vokabeln ab. 1.3 aan dät Hoamd fon dä‘n Íers/ dät Lieuw oufräigje : einem das Hemd von dem Hintern/Leib abfragen: 2. Geld für eine Arbeit verlangen: iek fräigede him twintich Euro foar ju Oarbaid ou : ich verlangte zwanzig Euro für die Arbeit. 3. erfragen: iek fräigede him do Nomen fon do Deelniemere ou : ich erfragte von ihm die Namen der Teilnehmer.
anfräigje
1. anfragen, sich erkundigen. 2. anfordern. 3. bitten um; nachsuchen, ansuchen; verlangen, beantragen: 3.1 hie häd al uum ‘‘n Fersättenge anfräiged : er hat schon um eine Versetzung nachgesucht. 3.2 hie häd uum moor fräie Tied anfräiged : er hat einen Antrag um mehr Freizeit gestellt.
befräigje
1. befragen: iek häbe Hinnerk deeruur befräiged : ich habe Hinnerk darüber befragt. 2. erfragen: wie befräigeden do Nomen fon do Deelniemere : wir erfragten die Namen der Teilnehmer.
leeuwe
1. glauben: 1.1 dät is nit tou leeuwen : däs ist unglaublich, das spottet jeder Beschreibung. 1.2 dät koast du beter leeuwe, as waigunge tou ätterfräigjen : das kann man besser so glauben; es lohnt sich nicht, hinzugehen und nachzufragen (= die Behauptung ist wenig glaubwürdig). 1.3 dät leeuwe man : das glaube nur, denn es ist gewiss wahr. [afrs. lêva]