et
es: 1. bezeichnet etwas Bekanntes, von dem die Rede ist oder sein soll: iek häbe et mäd him uutmoaked : ich habe es mit ihm ausgemacht. 2. bezieht sich auf das Prädikat oder den Gesamtinhalt eines Nebensatzes: hie kuud nit begriepe, wieruum ju uutleken is; un iek kuud et ook nit ferstounde : er konnte nicht begreifen, warum sie ausgezogen ist; und ich konnte es auch nicht verstehen. 3. wird als Subjekt in unpersönlichen Ausdrücken verwendet: et rient, grummelt, lait : es regnet, donnert, blitzt.
Äit, dät
1. Essen: jo lieten uus deer stounde – sunner/sunder Äit of Wäit : sie ließen uns dort stehen– ohne Essen oder Trinken. 2. Frass. [afrs. êt]
Bratte, ju
1. Breite: 1.1 et mout uut de Bratte of uut de Loangte kume: es muss aus der Länge oder aus der Breite kommen (= es muss auf irgendeine Weise ausgespart oder gewonnen werden). die Joager hied ju Bratte fon twäin Soden Eed: der Torfspaten hatte die Breite von zwei Torfsoden.
Sintjokubsaust, die
vierzehn Tage vor Sankt Jakobus und vierzehn Tage nach Sankt Jakobus. In dieser Zeit gibt es häufig dunkle Wolken, die aber keinen Regen mit sich bringen. Wan wie bee/ t Ho wieren un et tjuusterch wude, do kwieden junge Ljudene : „Et rakt glieks Rien!“ Dan kwieden do oolde Ljudene : „Dät is Aust. – die ferlukt!“ : Wenn wir beim Heuen waren und es dunkel wurde, dann sagten die jungen Leute: „Es gibt gleich Regen!“ Dann sagten die alten Leute: „Das ist Aust. – Er zieht weg!“
kwälle (a) /  kwille et kwält/kwilt, jo kwälle/kwille; kwoal, kwoalen; is kwoalen
1. quellen: 1.1 an dusse Stede kwilt/kwält dät hete Woater twiske do Stene uut ju Äide : an dieser Stelle quillt das heiße Wasser zwischen den Steinen aus der Erde heraus. 1.2 do Tronen kwoalen Hier tou do Ogene uut : die Tränen quollen ihr aus den Augen. 2. (Teig) aufgehen: deer sit nit genouch Bierme in dä‘n Dee, dan hie wol nit kwälle : der Teig hat zu wenig Hefe, denn er will nicht aufgehen.
gjoue et gjout; gjoude, gjouden; gjoud
reuen: et gjout mie, dät iek nit Hier waas, as uus ljowe Möie Maria stoorf: es reut mich, dass ich nicht hier war, als unsere liebe Tante Maria starb. [afrs. hriôwa : reuen]
geskjo et geskjugt; geskaach, geskegen; is geskäin
geschehen. [afrs. skiâ]
waie (a) et wait; waide, waiden; waid ; Imp. fehlt.
1. wehen: die Wiend wait uut dät Aaste : der Wind weht aus dem Osten. 2. flattern: do Fonen waiden in dä‘n Wiend : die Fahnen flatterten im Wind. 3. fortbewegen, forttreiben: die Wiend waide do Bledere truch ju Lucht : der Wind wehte die Blätter durch die Luft.
glimme et glimt, gloam; häd gloamen; glimme! glimmet!
1. glimmen, schwach glühen: ju Ääske gloam noch in dä‘n Doabe : die Asche glühte noch in der Kuhle. 2. glänzen: do Sunnestroale gloamen ap dät Woater : die Sonnenstrahlen glänzten auf dem Wasser.
swälle et swält; swoal, swoalen; is swoalen ; Imp. fehlt
schwellen, anschwellen: do Bene swoalen mie, wan iek ron/liep : die Beine schwollen mir an, wenn ich lief.
fljote et fljut; floot, floten; (is/häd) fleten ; Imp. fehlt
1. fließen: 1.1 dät Woater is uur dä‘n Dom fleten : das Wasser ist über den Damm geflossen. 1.2 dät Woater is urenloang fleten, bit wie dät määrkt häbe : das Wasser is stundenlang geflossen, bis wir das gemerkt haben. 1.3 fljotend Woater : fließend Wasser. 2. flüssich werden: ju Butere begint tou fljoten : die Butter fängt an, flüssich zu werden.
ferträite et ferträt; ferträtte/fertruuch, ferträtten/fertrugen; ferträt
verdrießen: et ferträt mie, wan du dä‘n Bäidedai fon uus Bääsje ferjätst : es verdrießt mich, wenn du den Geburtstag unserer Oma vergisst.
Oge et oget; oogde, oogden; oogd. (Imp. fehlt.)
1. scheinen: dät oogde mie uurs tou wezen : das schien mir anders zu sein. 2. aussehen: so ‘‘n swot Klood oget nit goud bee/ ‘‘n Uutflucht : so ein schwarzes Kleid sieht nicht gut aus bei einem Ausflug.
smäite et smät, jo smäite; smätte, smätten; smät
1. auf der Haut brennend schmerzen, vor allem bei Hautabschürfungen: mien Fäite smäite, Wier iek uur do ruge Stene ronnen/lepen bä‘n : meine Füße schmerzen brennend, wo ich über die rauen Steine gelaufen bin. 2. noch schmerzen, auch wenn das Schlimmste vorbei ist: ju jope Wuunde is ferheeld, man ju Stede smät noch : die tiefe Wunde ist verheilt, aber die Stelle brennt noch schmerzlich. 3. wund sein: dät Bäiden smät bäte do Ore : das Kind ist wund hinter den Ohren.
eke et äkt; äkte, äkten; äkt; Imp. fehlt
(Wunde) schwären; eitern und schmerzen: min Finger is an t Eken : mein Finger schwärt. [engl. ache]
riene et rient; reen; rienen (Imperativ fehlt)
regnen: 1.1 et rient Bakstene un oolde Wieuwe : es regnet Backsteine und alte Weiber (besonders heftig). 1.2 et häd goar neen Oard tou rienen : es sieht nach Regen aus, aber der Regen will nicht kommen. 1.3 deer sit Keelde in de Lucht; et wol riene : es sitzt Kälte in der Luft; es wird regnen.
mundtje et mundtjet; mundtjede, mundtjeden; mundtjed; Imperativ fehlt
schmecken: dät mundtjet him nit : das schmeckt ihm nicht. → mundje
spiete et spit, speet, häd spieten
1. Leid tun: et Spiet mie uum dät Wucht : das Mädchen tut mir Leid. 2. ärgern, verdrießen.
braue et braut; braude; braud/brauen
(vom Wetter) brauen: deer braut wäch?t : es kommt ein Unwetter auf. [engl. A storm is brewing] [engl. brew]
rinne et rint; ron, ronnen; is ronnen
rinnen: dät Bloud ron mie uut de Noze : das Blut rann mir aus der Nase. [afrs. rinna]
drjoge et drjugt, drooch, drogen; drain ; Imp. fehlt
1. trügen: 1.1 ju Bielde drjugt, dan dät Gezicht lät daach uurs : das Bild trügt, denn das Gesicht sieht doch anders aus. 1.2 dät Weder drjugt, wiel do Wiendstriepen gau ferdwienen sunt : das Wetter trügt, weil die Zirruswolken schnell verschwunden sind.
källe et käält; kol, kollen; kollen ; Imp. fehlt
schmerzen.
klinge et klingt; kloang, kloangen; kloangen; kling! klinget!
1. klingen, tönen: 1.1 do Säärkenklokken klinge dumperch, wan et tjuk fon Dook is: die Kirchenglocken klingen dumpf, gedämpft, wenn es sehr neblig ist. 1.2 ‘n klingende Stämme: eine helle Stimme. 1.3 deer klinge mie do Ore: es klingen mir die Ohren. 1.4 mien Fjole klingt juustso: meine Geige hat denselben Klang. 2. erschallen, ertönen: ju Fabriekfloite kloang midde in t Täärp: die Fabriksirene erscholl mitten im Dorf. 3. schrumpfen; sich zusammenziehen: dät druge Holt klingt: das trockene Holz zieht sich zusammen.
eerste
1. erste: 1.1 die/ju Eerste : der/die Erste beim Kinderspiel. 1.2 hie mout aaltied die Eerste weze : er muss immer der Erste sein. 2. demnächst: do eerste Dege : 2.1 iek kume do eerste Dege bee/ die : ich komme demnächst zu dir. 3. vorläufig, provisorisch: foar t Eerste : wie läite et foar t Eerste so : wir lassen es vorläufig so.
dwo iek dwo, du dääst, hie/ju däd, wie dwo; iek died(e), du diest, hie/ju died(e), wie dieden; däin; dou! dwooët!
1. tun: 1.1 du koast deer niks juun dwo : du kannst das nicht verhindern, nichts dagegen tun. 1.2 jie mouten dwo, wäch?t jie nit läite konnen : ihr müsst tun, was ihr nicht lassen könnt. 2. antun: wäch?t kon hie mie dwo? : was kann er mir antun? 3. üben: wan du wäch?t oafte dääst, dan leerst du dät : Übung macht den Meister. 4. geben, reichen: iek dwo die jädden dät Brood : ich gebe dir gerne das Brot. 5. handeln: hie däd mäd Bäiste un Swiene : er handelt mit Rindern und Schweinen. 6. leben; am Leben bleiben: 6.1 (et) dwo : hie däd et nit moor loange : er wird bald sterben. 6.2 deertou dwo : endlich sterben: hie häd et deertou däin : er ist endlich abgelebt. 7. arbeiten: hie häd niks tou dwoon : er ist arbeitslos. 8. sich mit etwas beschäftigen; sich kümmern um etwas: iek häbe deer niks mäd tou dwoon : ich beschäftige mich nicht damit; ich kümmere mich nicht darum. 9. pflegen, versorgen: ju häd dä‘n hele Dai mäd dät kroanke Bäiden tou dwoon : sie pflegt, versorgt den ganzen Tag das kranke Kind. 10. sich streiten: jo häbe mädeenuur tou dwoon : sie haben Streit miteinander. 11. wäch?t foar dä‘n Smoacht un/of dä‘n Toarst dwo : den Hunger, den Durst stillen. 12. zu Ende machen; erfolgreich abschließen: wie häbe dät ieten noch nit däin : wir sind mit dem Essen noch nicht fertig. 13. zur Ergänzung oder Wiederaufnahme des einfachen Verbs oder zur Verstärkung oder Betonung eines voraufgehenden Verbs: 13.1 hie häd bölked un däin : er hat gebrüllt und (Ähnliches) getan. 13.2 wan du bölkest un dääst, dan kon iek die nit here : wenn du brüllst (und dich sonst wild aufführst), dann kann ich dich nicht hören. 13.3 bale wol hie deer nit uur : er will nicht darüber reden.