Saterfriesisches Wörterbuch
  Info

dwo iek dwo, du dääst, hie/ju däd, wie dwo; iek died(e), du diest, hie/ju died(e), wie dieden; däin; dou! dwooët!

1. tun: 1.1 du koast deer niks juun dwo : du kannst das nicht verhindern, nichts dagegen tun. 1.2 jie mouten dwo, wäch?t jie nit läite konnen : ihr müsst tun, was ihr nicht lassen könnt. 2. antun: wäch?t kon hie mie dwo? : was kann er mir antun? 3. üben: wan du wäch?t oafte dääst, dan leerst du dät : Übung macht den Meister. 4. geben, reichen: iek dwo die jädden dät Brood : ich gebe dir gerne das Brot. 5. handeln: hie däd mäd Bäiste un Swiene : er handelt mit Rindern und Schweinen. 6. leben; am Leben bleiben: 6.1 (et) dwo : hie däd et nit moor loange : er wird bald sterben. 6.2 deertou dwo : endlich sterben: hie häd et deertou däin : er ist endlich abgelebt. 7. arbeiten: hie häd niks tou dwoon : er ist arbeitslos. 8. sich mit etwas beschäftigen; sich kümmern um etwas: iek häbe deer niks mäd tou dwoon : ich beschäftige mich nicht damit; ich kümmere mich nicht darum. 9. pflegen, versorgen: ju häd dä‘n hele Dai mäd dät kroanke Bäiden tou dwoon : sie pflegt, versorgt den ganzen Tag das kranke Kind. 10. sich streiten: jo häbe mädeenuur tou dwoon : sie haben Streit miteinander. 11. wäch?t foar dä‘n Smoacht un/of dä‘n Toarst dwo : den Hunger, den Durst stillen. 12. zu Ende machen; erfolgreich abschließen: wie häbe dät ieten noch nit däin : wir sind mit dem Essen noch nicht fertig. 13. zur Ergänzung oder Wiederaufnahme des einfachen Verbs oder zur Verstärkung oder Betonung eines voraufgehenden Verbs: 13.1 hie häd bölked un däin : er hat gebrüllt und (Ähnliches) getan. 13.2 wan du bölkest un dääst, dan kon iek die nit here : wenn du brüllst (und dich sonst wild aufführst), dann kann ich dich nicht hören. 13.3 bale wol hie deer nit uur : er will nicht darüber reden.

Leed dwo

Leid tun: et died mie Leed, dät iek neen Tied foar him hiede : es tat mir Leid, dass ich keine Zeit für ihn hatte.

Betoank, dät

1. Bedenken: 1.1 deer häbe iek Betoank uur: darüber habe ich (meine) Bedenken. 1.2 sunder Betoank: unüberlegt, unbesonnen: du koast so wäch?t nit sunder Betoank dwo: du kannst so etwas nicht unüberlegt tun.

R

1. der Buchstabe R: 1.1 jie mouten eerst Bome ploantje, wan deer ‘‘n R in t Mound is : ihr sollt erst Bäume pflanzen, wenn der Monatsname ein R enthält. 1.2 man skäl neen Bääd ätter bute(n) dwo tou luftjen, wan deer ‘‘n R in t Mound is : man soll kein Bett zum Lüften nach draußen bringen, wenn der Monatsname ein R enthält.

ferleeuwe

1. ermächtigen, erlauben. 2. versprechen, geloben: hie häd ferleeuwd, dät hie dät nit moor dwo skuul/wüül . er hat versprochen, dass er das nicht mehr tun würde.

reke iek reke, du rakst, hie/ju rakt, wie reke; roate, roaten; roat; reke! reket!

1. geben: insen reken un Wier niemen is dubbeld stelen : einmal geben und wieder nehmen ist doppelt stehlen. 2. (+ sik ) elastisch sein, nachgeben: dät Brääd rakt sik: das Brett ist elastisch, gibt nach. 3. (+ sik) sich ergeben, kapitulieren; sich fügen, schicken: 3.1 die Steler häd sik roat : der Dieb hat sich ergeben. 3.2 du moast die deeroun reke : du musst dich darein ergeben. 3.3 wie konnen niks uurs dwo; wie mouten uus reke : wir können nichts anderes tun; wir müssen uns fügen. 3.4 sik in dä‘n Wille Goddes reke : sich in die Umstände schicken oder fügen. 4. (+ sik) sich benehmen: ju rakt sik as ‘‘n oold Wieuw : sie benimmt sich wie eine alte Frau. 5. (+ sik) sich treffen: et roate sik goud, dät hie juust in dä‘n Ogenblik bee/ uus koom : es traf sich gut, dass er gerade in dem Augenblick zu uns kam. 6. (+ sik) in einer bestimmten Weise beschaffen sein; eine besondere Bewandtnis haben: dät Lieuwend in ‘‘n grote Stääd rakt sik uurs as bee/ uus : das Leben in der Großstadt ist anders beschaffen als bei uns. 7. vorhanden sein, existieren: 7.1 deer häd et ‘‘n Masse Stried roat : da hat es eine Menge Streit gegeben. 7.2 et roate Íes : es fror. 8. (+ sik) es darauf anlegen; abzielen: du moast die deerätter reke, wan du iensläipe wolt : du musst es darauf anlegen, wenn du einschlafen willst. 9. spenden: hie häd foar de ‘näie Säärke niks roat : er hat für die neue Kirche nichts gespendet. 10. (Kuh) Milch geben: dut Jier reke aal uus Bäiste goud : dieses Jahr geben all unsere Kühe viel Milch.

Siede (a) , -n, ju

1. Seite: 1.1 hie stuud ‘‘n bitje uut der Siede : er stand etwas abseits. 1.2 uut der Siede brange : an die Seite bringen; verstecken. fon uus Mämes Siede : mütterlicherseits. fon uus Babes Siede : väterlicherseits. 1.5 an de Siede moakje: beseitigen, wegräumen; ermorden. 1.6 ju Rekenge is an de Siede: die Rechnung ist bezahlt. 1.7 uut de Siede gunge: 1.7.1 sich verstecken; sich verbergen. 1.7.2 ins Bett gehen. 1.8 iek wol deer goude Siede mäd hoolde : ich will es mit ihm nicht verderben (= engl. I want to stay on his/her good side). 1.9 wäch?t an de/anne Siede häbe : etwas vorrätich haben. 1.10 an de Siede brange / moakje / skafje / dwo : beiseiteschaffen, ermorden. 1.11 an alen Sieden : an allen Seiten. 1.12 ap de Siede : fort, verborgen. 1.13 ätter dusse Siede wai : nach dieser Seite hin. 1.14 ätter ju Siede wai uutwieke: seitwärts ausweichen. 1.15 do Bäidene ap de Siede brange : die Kinder ins Bett bringen. 1.16 fon de ietenste Siede nieme : ernst nehmen. 1.17 gjuchte Siede : die obere, bemusterte Seite des Stoffes. 1.18 ferkierde Siede : die untere, nicht bemusterte Seite des Stoffes. 1.19 hie gungt mie uut de Siede : er meidet mich. 1.20 hie häd genouch Jeeld ap de Siede : er hat genug Geld gespart, gehortet. 1.21 hie häd mie ap sien Siede Leken : er hat mich von seiner Meinung überzeugt. 1.22 hie wol ‘‘n goude Siede mäd him hoolde : er will einen Stein bei ihm im Brett haben; er will auf seiner guten Seite, in seiner Gunst bleiben. 1.23 ju faalt ätter bee Sieden wai : sie hinkt mit beiden Beinen. 1.24 ‘‘n Siede Speck : Speckseite; großes Stück Fleisch vom Schwein: ‘‘n Siede Späk wäch?dt in de Wieme honged : eine Speckseite wird in das Fleischgerüst gehängt. 1.25 tää‘n uum de Siede : mit schlanker Taille; schmal in der Taille. 1.26 tou bee Sieden : auf beiden Seiten . 1.27 hie is al loang uut Siede : er ist schon lange tot. 2. Familie eines der beiden Elternteile: 2.1 Foarssiede, Muurssiede : die Familie des Vaters, die Familie der Mutter. 2.2 fon ju Siede is niks tou ferwachtjen : von der Seite der Familie ist nichts zu erwarten. 3. Lende: iek häbe et in de Siede : ich habe Lendenschmerzen. 4. Partei, Gruppe von Gleichgesinnten. 5. Buchseite.

seer (a) (seerder, seerste)

1. wund, krank; voller Wunden oder Ausschlag: 1.1 hie häd ‘‘n seren Finger : er hat einen wunden Finger. 1.2 ‘‘n seren Rääch : ein durchgelegener Rücken. 1.3 aan seer dwo : 1.3.1 jemanden körperlich verletzen. 1.3.2 jemandem zu nahe treten, jemanden beleidigen. 1.4 ‘‘n sere Stede : schmerzhafte, empfindliche Stelle am Körper. 2. peinlich: 2.1 ‘‘n sere Stede : ein peinliches Thema, eine peinliche Erinnerung. 2.2 du moast nit deeruur bale; dät is ‘‘n sere Stede bee/ him : du sollst nicht darüber reden; das ist ein peinliches Thema bei ihm.

ountjoonje

1. andienen, anbieten. 2. befehlen, einschärfen: iek häbe him ountjoond, hie skuul dät dwo : ich habe ihm eingeschärft, er sollte das tun.

Sälskup, ju

1. Gesellschaft: 1.1 aan Sälskup dwo: jemanden begleiten, jemandem Gesellschaft leisten. 1.2 ap Sälskup gunge: auf Besuch gehen. 2. Freier, Freund: kricht ju ook moal Sälskup? : bekommt sie auch mal einen Freund? [afrs. selskip]

Oustound, die

1. Abstand: 1.1 Oustound dwo: verzichten. 1.2 hie blift ap Oustound mäd do Ljudene: er bleibt mit den Leuten auf Abstand.

prakkezierje

1. versuchen, ausprobieren. 2. tief nachdenken: wie mouten ‘‘n Sät deeruur prakkezierje, eer wie dät dwo : wir müssen eine Zeitlang tief darüber nachdenken, bevor wir das tun.

Salpäiter, die

Salpeter: Salpäiter dwo wie in de Wust, dät ju rood lät: Salpeter tun wir in die Wurst, damit sie rot aussieht.

rekelk

1. mühelos, leicht: dät kon iek rekelk foar die dwo : das kann ich ohne Mühe für dich tun. 2. bequem, gemütlich: Hier konnen wie rekelk sitte : hier können wir gemütlich sitzen.

Raante, ju

1. Zinsen: hie häd Jeeld ap Raante: 1.1 er hat sein Geld verzinst. 1.2 Jeeld ap Raante dwo: Geld verzinsen, zinsbringend anlegen. 1.3 Raante drege, apbrange: Zinsen tragen, bringen. 1.4 hie mout Raante betoalje: er muss Zinsen bezahlen. 2. Rente. 3. Anteil am Gewinn. 4. Miete: ju Raante betoalje : die Miete bezahlen. 5. Rente, Pension: hie is in Raante geen/kemen : er ist in Rente gegangen.

Oubidde, ju

Abbitte: Oubidde dwo: sich entschuldigen; um Verzeihung bitten.

Lät

in der Wendung: du moast deer Lät ap dwo : du musst darauf aufpassen, achtgeben: du moast Lät ap dien Skäipe dwo : du musst auf deine Schafe aufpassen.

Liek, dät

1. Billigkeit: älk Liek un Gjucht dwo: jedermann Recht und Billigkeit angedeihen lassen. 2. Recht: älk sien Liek: jedem sein Recht. Gerechtigkeit: wie duren uus Liek aaskje : wir dürfen Gerechtigkeit fordern. 4. das, was einem rechtmäßig zusteht; gerechter Anteil: 4.1 hie is in t Goude of in t Läipe tou sien Liek kemen : er ist im Guten oder im Schlechten zu seinem gerechten Anteil gekommen. 4.2 du moast älk sien Liek dwo : du sollst jedem seinen gerechten Anteil zukommen lassen. 4.3 hie is nit tou sien Liek kemen : 4.3.1 er ist unterernährt; er hat nicht genug zu essen bekommen. 4.3.2 er ist zu kurz gekommen; er ist benachteiligt worden.

min (minner, minste)

1. klein, zart: 1.1 dät Wucht is noch wäch?t min : das Mädchen ist noch etwas klein. 1.2 dät Bäiden waas tou min; et kuud nit uurlieuwje : das Kind war zu zart; es konnte nicht überleben. 2. gering, unbedeutend; niederen Standes; nicht gesellschaftsfähig: 2.1 hie is mie tou min : er ist mir zu unbedeutend. 2.2 hie is nit so min : er hat ein forsches, selbstbewusstes Auftreten. 2.3 min moakje : demütigen. 3. wenig: 3.1 wie häbe heel min Oarigaid deeran heeuwed : wir haben sehr wenig Vergnügen, wenig Spaß daran gehabt. 3.2 hie häd min fertjoond : er hat wenig verdient. 3.3 hie häd ‘‘n bitje tou min : er ist nicht ganz gescheit; er ist geistig etwas zurückgeblieben. 3.4 iek häbe Jeeld tou min : ich häbe zu wenig Geld. 3.5 minner of moor : mehr oder weniger. 4. altersschwach: hie wäch?dt nit minner : er bleibt mit zunehmendem Alter noch rüstig. 5. schlank, dünn: minner wäch?ide : abmagern, dahinsiechen. 6. knapp, spärlich: fon dut Jier sunt do Ap(p)ele min : die Äpfel sind dieses Jahr recht spärlich. 7. schlecht: 7.1 hie waas ap dä‘n Eeuwend min tou bruken : man konnte mit ihm an dem Abend schlecht umgehen. 7.2 minne Were : schlechte Ware. 7.3 ungern(e): iek dwo dät min : ich tue das ungerne.

Moud (a) , die

1. Mut, Tapferkeit: 1.1 iek hied naan Moud, Hier juuntoubalen : ich hatte keinen Mut, ihr zu widersprechen. 1.2 ook wan du dä‘n Moud hääst, moast du appaasje : auch wenn du den Mut hast, musst du vorsichtig sein. 2. Gemüt: hie is nit goud tou Moud : er ist in schlechter seelischer Verfassung; deprimiert, gemütskrank. 3. Lebensmut, Lebenslust: 3.1 deer sit noch Moud oane : er hat Lebensmut. 3.2 ju lät dä‘n Moud sakje : ihr Lebensmut lässt nach. 3.3 iek häbe naan Moud moor : ich bin lustlos. 3.4 die Mout häd him ferlät / ferläiten : er ist mutlos geworden. 3.5 du moast die Moud moakje : du musst Mut fassen. 4. Arbeitswille, seelische und physische Kraft, Energie, Unternehmensgeist: 4.1 hie mout tou ‘näien Moud kume : er muss neue Kräfte sammeln. 4.2 sin Moud is deerou, deerute : er hat die seelische Kraft verloren. 5. Lebenswille: die Oolde häd dä‘n Moud aproat : der Alte hat den Willen zum Leben verloren. 6. Mutwille, absichtliche Boshaftigkeit, Leichtfertigkeit: mäd Moud dwo : mutwillig tun. 7. Vertrauen in die Zukunft: hie häd mäd tachentich ‘‘n ‘näien Woain koped; dät betjudt, dät hie noch Moud häd : er hat mit achtzig ein neues Auto gekauft; das bedeutet, dass er noch Vertrauen in die Zukunft hat.

moute iek mout, du moast, hie/ju mout, wie mouten; moaste, moasten; moast

1. müssen/ sollen: 1.1 iek hied et nit dwo moast : ich hätte es nicht tun sollen. 1.2 wo mouten wie deerap an? : wie sollen wir die Sache anpacken? 1.3 dät mout ‘nödich uurs wäch?ide : das muss unbedingt verbessert werden. 1.4 ju Seke is nit so, as et mout : die Sache ist nicht so, wie sie sein soll. 1.5 mäd dussen oolde Woain mouten wie tou : mit diesem alten Wagen müssen wir weiterarbeiten, auskommen.

näi (b)

1. neu: 1.1 die Woain is nit moor ‘näi : der Wagen ist nicht mehr neu. 1.2 min Noaber is as Buur aaltied ap t Näiste : mein Nachbar ist als Bauer immer sehr fortschrittlich. 1.3 et skäl mie ‘näi dwo, of hie kumt : es wird mich wundern, ob er kommt. 1.4 die Näie : der neue Kollege, Angestellte. 1.5 iek bä‘n deer gjucht ‘näi ap : ich habe Appetit darauf, da ich es seit Langem nicht mehr gegessen habe. 1.6 wie häbe uus Huus ‘näi apmoaked : wir haben unser Haus renoviert. 1.7 ‘näi Göitjen : neu Kleider. 1.8 wäch?t rakt et Näies? : was gibt es Neues? 1.9 twiske Oold un Näi : zwischen Roggenund Kartoffelzeit. 1.10 deer bä‘n iek ‘näi tou : das interessiert mich. 1.11 hie weet aaltied wäch?t Näies : er weiß immer die jüngsten Nachrichten. 2. erneut: 2.1 die Äkker mout ‘näi ansäided wäch?ide : der Acker muss erneut besät werden. 2.2 fon Näien : erneut. 2.3 fon Näien Wier : abermals, wiederum 2.4 ap t Näie : aufs Neue. 2.5 fon Näien kwede : wiederholen; von Neuem sagen.

nochmoal

1. nochmals, noch einmal: 1.1 nochmoal dwo : wiederholen; noch einmal tun. 1.2 nochmoal kwede : noch einmal sagen.

nooit

1. niemals. 2. gewiss nicht: dät dwo iek nooit : das tue ich gewiss nicht. 3. überhaupt nicht: iek häbe ju Fladderge nooit fuunden : ich habe das Moorauge überhaupt nicht gefunden. → silläärge nit . (Die üblichere Form, silläärge nit, ist aus dem Niederdeutschen.) [wlfrs. noait]

Oacht (c), ju

1. Ausschluss einer Person vom Rechtsschutz, wodurch sie vogelfrei wird: do Gjuchtere häbe Luther 1521 in Oacht däin : die Richter haben Luther 1521 für vogelfrei erklärt. 2. Ausschluss eines Menschen aus einer Gemeinschaft: aan in Oacht un Bon dwo : jemanden in Acht und Bann tun; jemanden verdammen.