Saterfriesisches Wörterbuch
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biet, -e, die

1. Mundvoll, Bissen; kleine Portion, Happen: 1.1 wolt du noch ‘n Biet Brood?: willst du noch einen Bissen Brot? 1.2 dusse Biet woakst mie in de Mule: dieser Bissen wäch?chst mir im Mund (= ich kann den Bissen vor Ekel nicht herunterschlucken). 1.3 ‘n swäiten Biet: ein leckerer Happen. 2. Imbiss: ättermiddeges kriege iek aaltied Smoacht, un deeruum häbe iek ‘n Biet meebroacht: ich bekomme nachmittags immer Hunger, und darum habe ich einen Imbiss mitgebracht. 3. Mundstück: die Biet fon de Piepe: das Mundstück der Pfeife.

biete iek biete, du bitst, he/ju bit, wie biete; beet, beten; bieten; bit/biete! bietet!

1. beißen, (scherzhaft) essen: wie hieden träi Dege loang niks tou bieten : wir hatten drei Tage lang nichts zu essen. 1.1 fon sik biete : kurz angebunden, mürrisch sein. 1.2 hie bit uum sik tou : er lässt seinem Zorn freien Lauf. 1.3 deer skäl hie wäch?t an tou bieten häbe : er wird mit der Angelegenheit große Schwierigkeiten haben.

stukken

1. beschädigt, entzwei, zerbrochen: 1.1 stukken moakje : 1.1.1 beschädigen. 1.1.2 wechseln: koast du mie ‘‘n Skien fon füüftich Euro stukken moakje? : kannst du mir einen Schein von fünfzig Euro wechseln? 1.2 stukken haue : zerschlagen. 1.3 stukken biete : zerbeißen. 1.4 stukken breke : zerbrechen. 1.5 stukken gunge : beschädigt werden: dät Bouk is stukken geen : das Buch ist beschädigt worden. 1.6 stukken Riete : zerreißen. 1.7 stukkensmiete : zerschmettern, zerschellen. 1.8 stukken Sniede : zerschneiden. 1.9 stukken springe : zerspringen. 1.10 stukken stete : zerstoßen. 1.11 stukken taie : zerdrücken, zerquetschen. 1.12 stukken trale : überdrehen. 1.13 stukken trappelje : zertreten. 1.14 stukken wrieuwe : zerreiben. 2. defekt, funktionsunfähig: mien Halloozje is stukken : meine Uhr ist defekt. gebrochen: ju häd dät Been stukken : sie hat ein gebrochenes Bein. 4. zerrissen: hie ron mäd stukken Göitjen herume : er lief mit zerrissener Kleidung umher.

Släipluus, -luze, ju

(scherzhaft) Schlaflaus; imaginäres Tierchen, das durch seinen Biss den Schlaf verursacht: do Släipluze biete him : er ist schläfrig.

oubiete

1. abbeißen: deer koast du ‘‘n Stuk fon oubiete : du kannst ein Stück davon abbeißen (= du kannst (dir) ein Exempel daran nehmen). 1.3 ju häd de Skoomte dä‘n Kop oubieten : sie benimmt sich schamlos, lasziv. 2. (Sau) verstoßen; bei der Fütterung beiseite drängen: ju Mutte bit do Faargere ou : die Sau verstößt die Ferkel. 3. durch Beißen oder Stechen töten: do Íemen biete ju Muur ou : die Bienen stechen die Königin tot.

Huund, -e, die

1. Hund: 1.1 wielde/ Huunde: Stechpalme. 1.2 ‘n falsken Huund: Heuchler. 1.3 jo lieuwje touhope as Kat un Huund: sie leben zusammen wie Katze und Hund (= im ständigen Streit). 1.4 ap dä‘n Huund kume: auf den Hund kommen; herunterkommen; verarmen, verelenden. 1.5 dät rukt Hier as ‘‘n wäch?iten Huund : es riecht hier wie ein nasser Hund. 1.6 deer häbe iek ‘‘n swot(t)en Huund blouked : dort habe ich einen schwarzen Hund gesehen (= ich gehe nie wieder dahin). 1.7 die Huund blieket mie in de Taaske : der Hund bellt mir in der Tasche (= ich muss das eben verdiente Geld wieder ausgeben). 1.8 dulle Huunde : Ilex. 1.9 Huunde, do bliekje, do biete nit – of daach? : Hunde, die bellen, beißen nicht – oder doch? 1.10 die Wäänt is mäd alle Huunde hissed : der Bursche ist mit allen Wässern gewaschen. 2. Kaminrost. 3. Pritschenlore für die Beförderung von größeren Gegenständen (Maschinen, Schränke).

Gäärs, dät

1. Gras: 1.1 dät Gäärs woakst do Bäiste in dä‘n Bäk: das Gras wäch?chst den Kühen ins Maul (= die Kühe können das viele Gras kaum abfressen). 1.2 hie kon dät Gäärs woaksen here: er kann das Gras wachsen hören (= er hält jede Kleinigkeit für bedeutsam). 1.3 in t Gäärs biete: ins Gras beißen (= sterben). 1.4 du koast dät Gäärs woaksen sjo: man kann das Gras wachsen sehen (= das Gras wäch?chst üppig).

bliekje

1. bellen: bliekjende un blafjende Huunde biete oafte nit : bellende Hunde beißen oft nicht. 2. rufen und schreien: deer kuud hie nit juun anbliekje : er konnte sich nicht dagegen durchsetzen, sich nicht mit Lautstärke zur Wehr setzen.

blafje

1. bellen: 1.1 do Huunde blafje, man do biete nit : die Hunde bellen, aber sie beißen nicht. 1.2 blafjende Huunde biete daach : bellende Hunde beißen doch.

Wiezigaid, ju

1. Weisheit, Klugheit. 2. Naseweisheit, Vorwitzigkeit: hie kon sik fon Wiezigaid in de Noze biete: er kann sich vor Naseweisheit in die Nase beißen (= er ist in seiner Vorwitzigkeit unausstehlich).

bieterch

1. bissig: die Huund is bieterch : der Hund ist bissig. 2. arrogant, dünkelhaft; abweisend: wan ju so bieterch wuden is, wol iek Hier nit in Huus häbe : wenn sie so arrogant geworden ist, will ich sie nicht im Hause haben.

bjode iek bjode, du bjudst, hie/ju bjudt, wie bjode; bood, boden; beden; bjud! bjodet!

1. bieten: hie bood mie deer tjoon Euro foar : er bot mir zehn Euro dafür. 1.2 dät läite iek mie nit bjode: das lasse ich mir nicht bieten.; das verbitte ich mir sehr.

Bietert, -e, die

bissiger Hund, bissiges Tier: uus Huund is naan Bietert: unser Hund ist nicht bissig.

Bieter, -e, die

1. Beißring für Säuglinge. 2. Bewerber, Interessent. 3. Pferd, das beißt.

Bjoder, -e, die

der Bietende bei einer Versteigerung.

ouhoolde

1. abhalten: aan fon ju Oarbaid ouhoolde : jemanden von der Arbeit abhalten. 2. (+ sik) erwehren, fernhalten: du moast die fon dä‘n Käärdel ouhoolde : du musst dich des Mannes erwehren. 3. (Kind) die Notdurft verrichten lassen: ‘‘n Bäiden ouhoolde : ein Kleinkind mit ausgestreckten Armen so halten, dass es urinieren oder die Notdurft verrichten kann, ohne sich zu beschmutzen. 4. abraten: iek häbe him fon dä‘n Koop ouheelden : ich habe ihm von dem Kauf abgeraten. 5. bei einer Versteigerung zurückziehen; vom Bieten ausschließen: do Bäidensbäidene häbe dät Huus ouheelden : die Enkelkinder haben das Haus vom Bieten ausgeschlossen.

sküülje

1. Schutz suchen: die Rien koom, un hie sküülde unner ‘‘n Boom : der Regen kam, und er suchte Schutz unter einem Baum. 2. Schutz vor Wind und Wetter bieten: do Bome un Struke an dusse Stede sküülje goud : die Bäume und Sträucher an dieser Stelle bieten guten Schutz vor Wind und Wetter. 3. heimlich, leise hingehen (is): hie sküülde ätter de Iemetäine wäch?i : er ging leise zum Bienenkorb hin. 4. sich verbergen; sich verstecken: 4.1 hie sküülde bäte ju Häge : er versteckte sich hinter der Hecke. 4.2 deer sküülde wäch?t bäte sien Woude : seine Worte hatten einen geheimnisvollen Sinn; es versteckte sich etwas dahinter. 5. windfrei sein: Hier sküült et wäch?t : hier ist es ziemlich windstill.

ienslämje

1. Sand mit Wasser sättigen, damit er sich zusammenzieht und festen Halt bietet. 2. dem neu gelegten Pflaster Sand und Wasser beimischen.

kwietwäide

1. loswerden: 1.1 iek mout dut oolde Wierks kwietwäide : ich muss dieses alte Zeug loswerden. 1.2 wan din Huund bieterch is, moast du him kwietwäide : wenn dein Hund bissig ist, musst du ihn loswerden. 1.3 wo konnen wie do Duwen kwietwäide? : wie können wir die Tauben loswerden?

Koop, do Kope, die

1. Verkauf: 1.1 hie häd ‘n Huus tou Koop: er bietet ein Haus zum Verkauf an. hie häd niks tou Koop : 1.2.1 er ist verlegen, schüchtern. 1.2.2 er schweigt vor sich hin; er ist nicht gesprächig. 1.3 hie häd fuul tou Koop: er führt das große Wort. 2. Kauf: 2.1 hie waas tou Koop an ‘n Ku: er war darauf aus, eine Kuh zu kaufen. 2.2 hie häd dä‘n Koop aptäld: er ist weggelaufen, hat den Dienst quittiert, verlassen; er hat das Arbeitsverhältnis gekündigt, aufgelöst. Koop häd ‘‘n wieden Íers : das Geld ist schnell aufgebraucht, wenn man zu großzügich einkauft. iek häbe ‘‘n Mätwust ap Koop tou kriegen : ich habe eine Mettwurst als Draufgabe bekommen. in Koop reke : in Zahlung geben. 2.6 man mout sien Oaler in Koop ‘nieme: man muss sein Alter in Kauf nehmen. (Sein Alter entschuldigt ihn.)

tälle

1. mit Nachdruck sagen, erzählen: 1.1 iek tälle die ju Weerhaid : ich sage dir die Wahrheit. 1.2 sotoutällen : sozusagen, gewissermaßen. 1.3 hie lät sik niks tälle : er duldet keine Kritik, keine Ratschläge; er lässt sich keine Anweisungen geben. 2. zählen: 2.1 Jeeldstukke tälle : Münzen zählen. 2.2 hie stuud deer, as wan hie nit bit fieuw tälle kude : er stand da, als ob er nicht bis fünf zählen könnte. 3. beachten: hie wäch?dt nit täld : er wird nicht beachtet. 4. befehlen, anordnen, bestimmen: 4.1 Hier häd hie niks tou tällen : hier hat er nichts zu befehlen. 4.2 ju häd bee/ him dät Tällen : sie hat großen Einfluss auf ihn. 4.3 hie häd deer ‘‘n Masse tou tällen : er hat dort das Verfügungsrecht, er kann dort vieles bestimmen. 4.4 iek läite mie dät nit tälle : ich lasse mir das nicht bieten; das verbitte ich mir sehr. 4.5 wan iek et tou tällen hiede, dan koom naan Kriech moor : wenn ich das Sagen hätte, dann käme kein Kriech mehr. 5. warnen: iek mout die tälle, dut is ‘‘n Failer! : ich muss dich warnen, dies ist ein Fehler! 6. versichern: dät tälle iek die! : das versichere ich dir! 7. verwalten, verfügen über: sien Moanske häd et uur t Jeeld tou tällen : seine Frau verwaltet das Geld.

uutsudelje

feilbieten: hie sudelt sien Were uut : er bietet seine Ware feil.

kwede iek kwede, du kwädst/kwääst, hie/ju kwädt, wie kwede; iek kwaad, du kwiest, hie/ju kwaad, wie kwieden; kweden; kwäd/kwede! kwedet!

1. sagen: 1.1 deer wol iek niks ap kwede : dazu will ich mich nicht äußern. 1.2 die Pries is goud; deer koast du niks fon kwede : der Preis ist gut; du kannst ihn nicht beanstanden, bemäkeln. 1.3 ju kwaad deer niks tou : sie machte keine Bemerkung dazu. 1.4 hie häd mie dät ook so kweden : er hat mir das auch bestätigt. 1.5 hie skäl deer nit fuul fon kwede : dabei wird nicht viel für ihn herauskommen; er wird nicht viel dabei lernen. 1.6 kwäd al wäch?t! : sag schon mal was! 1.7 hie häd mie dät säärm tou kweden : er hat mir das selbst gesagt. 1.8 so wäch?t läite iek mie nit kwede : so etwas lasse ich mir nicht sagen, bieten. 1.9 kwäd dät! : heraus mit der Sprache! 1.10 wäch?t kwääst du deer tou? : wie nennst du das? [afrs. kwetha]

apmukke

protestieren, widersprechen: do Wieuwljude lieten sik so wäch?t nit bjode un mukten sik ap : die Frauen ließen sich so etwas nicht bieten und protestierten.

Bod, do Bode, dät

1. Angebot: 1.1 tou Bod kume: beim Handeln mit dem Bieten anfangen. 1.2 wie häbe moor goude Bode foar t Huus kriegen, un dät träde Bod häbe wie annumen: wir haben mehrere gute Angebote für das Haus bekommen, und das dritte Angebot haben wir angenommen. 1.3. nit an Bod kume: keine Gelegenheit bekommen, um etwas zu tun. 2. Bod!: Ausruf eines Menschen, der auf einer Versteigerung ein Angebot macht.