Saterfriesisches Wörterbuch
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Wieuwmoanske, -ne / -ljude, dät

1. Frau; Person weiblichen Geschlechts. 2. Ehefrau, Ehegattin.

Truur, ju

1. Trauer. 2. Trauerkleidung, Trauergewand: 2.1 Truur drege: Trauer tragen. 2.2 so loange lapt/lopt man in Truur: so lange geht man in Trauer: Wieuwmoanske: Frau: two Jier: zwei Jahre; Oolden: Eltern: een Jier: ein Jahr; Bäiden: Kind: een holich Jier: ein halbes Jahr; Brure un Sustere: Brüder und Schwestern: een holich Jier: ein halbes Jahr.

Íelt, dät

Schwiele: 1.1 Íelt in do Hounde: Schwiele auf den Händen. 1.2 wie häbe so loange seten ap dät Wieuwmoanske tou teeuwen, dät wie Íelt fóar de Moarze häbe: wir haben so lange gesessen und auf die Frau gewartet, dass wir Schwiele am Hintern haben. 1.3 hie häd Íelt ap de Tunge: er hat einen trockenen Hals und muss einen Schnaps haben. 2. Schilfrohr, Teichrohr.

jee...

1. je..., desto/umso...: jee langer jo oarbaidje, jee moor fertjoonje jo : je länger sie arbeiten, desto mehr verdienen sie. jee sinniger, jee beter, häd dät oolde Wieuwmoanske kweden, do siet ju in do Baannekele : je langsamer, umso besser, hat die alte Frau gesagt, da saß sie in den Brennnesseln. 1.3 jee moor hie it, jee moor wol hie häbe: je mehr er isst, desto mehr will er haben. 1.4 jee fäller et rient, jee gauer is et däin: je stärker es regnet, desto schneller ist es zu Ende.

Mule (b) , -n, ju

1. Mund: 1.1 dät ieten woakst mie in de Mule : das Essen wäch?chst mir im Munde, ist ungenießbar. 1.2 hie häd fuul in de Mule : er redet viel. 1.3 (grob, aber lustich) Moake die ju Mule ticht; uurs wäch?dt die ju Skiete koold in dä‘n Íers : mache dir den Mund zu; sonst wird dir die Scheiße kalt im Arsch. 1.4 ätter ju Mule bale : nach dem Mund reden. 1.5 aan ju Mule ferbjode : jemandem den Mund verbieten. 1.6 fóar de Mule wäch?chnieme : Mundraub begehen. 1.7 fon de Mule ouspoarje : am Essen sparen. 1.8 hie boalde mäd Hounde un Mule : er redete mit Händen und Füßen. 1.9 hie boalt ju Mule fóarbie : er redet heuchlerisch, falsch. 1.10 hie häd mie dät Woud fóar de Mule wäch?chnumen : er hat das gesagt, was ich gerade sagen wollte. 1.11 hie is nit ap de Mule falen : er hat ein gutes Mundwerk. 1.12 hie kon ju Mule nit hoolde : er kann den Mund nicht halten. 1.13 hie kreech ju Mule nit ticht : er starrte etwas mit offenem Munde an. 1.14 hie kricht de Mule nit apeenuur/aneenuur : er redet zu viel. 1.15 die Käärdel kricht de Mule nit epen, un sien Wieuwmoanske kricht de Mule nit ticht : der Ehemann bekommt den Mund nicht auf, und seine Ehefrau bekommt den Mund nicht zu. 1.16 hie noom him dät ieten fóar de Mule wäch?ch : er nahm ihm das Essen vor dem Mund weg. 1.17 hie noom mie dät Woud fóar de Mule wäch?ch : 1.17.1 er fiel mir ins Wort. 1.17.2 er kam mir mit seiner Äußerung zuvor. 1.18 hie wol älk un aan/een ätter de Mule bale : er will jedem nach dem Mund reden. 1.19 ju boalt mäd two Mulen : sie ist doppelzüngig. 1 . 20 aan Hunich uum de Mule smere : jemandem Honig um den Mund schmieren (= jemandem schmeicheln.) 1.21 sik de Mule ferbaanje : das unpassende Wort zur falschen Zeit sagen. [afrs. mûla]

profos

stattlich, imposant: ‘‘n profos Wieuwmoanske : eine stattliche Frau. [frz. par force]

Pot, -te, die

1. Topf: 1.1 deer is naan Pot so skeeuw, of deer paset ‘n Däksel ap: kein Topf ist so schief, dass kein Deckel darauf passt (= für jede(‘n) findet sich ein(e) Partner(in)). 1.2 jo pisje aal in aan Pot: sie sitzen alle im gleichen Boot. 1.3 hie häd an dä‘n Pot fóarbie pissed: er hat am Topf vorbeigepinkelt (= er hat eine Dummheit begangen). 1.4 hie is beter bee/ dä‘n Pot as bee/ ju Oarbaid : er kann besser essen als arbeiten. 1.5 jo kume nit uut dä‘n Pot : sie kommen mit der Arbeit nicht voran. 1.6 so swot as ‘‘n Pot : so schwarz wie ein Topf. 2. Gelenkkugel, Gelenkkopf. 3. Gelenkpfanne: hie häd dä‘n ierm uut dä‘n Pot : er hat den Arm verrenkt, ausgekugelt. 4. Bütte; Mahlsteingehäuse der Windmühle. 5. Senke. 6. Einsatz beim Glücksspiel. 7. großer Damenhut: et lät maal, wan so ‘‘n litjet Wieuwmoanske ‘‘n so groten Pot drägt : es sieht komisch aus, wenn solch eine kleine Frau einen so großen Damenhut trägt. 8. Kind: litje Potte häbe grote Ore : kleine Töpfe haben große Ohren. 9. kleine Grube oder Mulde für das Murmelspiel. 10. Kasse: sin Pot is loos : seine Kasse ist leer.

pärrebous

1. plötzlich, unerwartet, unverhofft: 1.1 hie is pärrebous stuurwen : er ist plötzlich verstorben. 1.2 ju bleeuw pärrebous stounden : sie blieb plötzlich stehen. 1.3 hie fäl pärrebouss uur dä‘n Kop : er fiel plötzlich um. 2. unkultiviert, ungepflegt: ‘‘n pärrebous Wieuwmoanske : eine unkultivierte Frau. 3. übereilt, überstürzt, voreilig; unbesonnen, unüberlegt: hie geen pärrebous deerap deel : er ging unüberlegt darauf los. 4. hastig, ungestüm, impulsiv. dreist, draufgängerisch: hie is mie fuuls tou pärrebous : er ist mir viel zu draufgängerisch. plump vertraulich; überfamiliär. 7. grob, aggressiv: dät is so ‘‘n pärrebousen Käärdel : das ist so ein grober Kerl.

oukriege

1. entfernen: 1.1 dät Íes fon dät Paad oukriege : das Eis von dem Pfad entfernen. 1.2 (Haare) schneiden lassen: hääst du do Hiere oukriegen? : hast du dir die Haare schneiden lassen? 2. abbekommen; einen Teil von etwas bekommen: 2.1 wie kriege ‘‘n Deel fon ju Äärfskup ou : wir bekommen einen Teil der Erbschaft ab. 2.2 niks oukriege : leer ausgehen. 3. eine Ehefrau/ einen Ehemann finden: 3.1 du hääst Gluk heeuwed, dät du ‘‘n Wieuwmoanske oukriegen hääst : du hast Glück gehabt, dass du eine Ehefrau gefunden hast. 3.2 ju häd naan oukriegen : sie hat keinen Ehemann gefunden. 4. abmähen: wie häbe dä‘n Roage dälich oukriegen : wir haben den Roggen heute abgemäht. 5. verletzt werden: hie häd niks oukriegen: er ist unverletzt geblieben. stark beansprucht, stark abgenutzt werden: do Klodere kriege bee/ dut Weder ‘‘n Masse ou : die Kleider werden bei diesem Wetter stark beansprucht. wegpacken: krich die deer rauelk ‘‘n Ap(p)el ou! : packe dir ruhig einen Apfel weg!

oubrange

1. ablenken: iek häbe him fon sien Doul oubroacht: ich habe ihn von seinem Ziel abgelenkt. 2. ausreden: hie wiel/wüül Burgermaaster wäch?ide, man iek häbe him deerfon oubroacht: er wollte Bürgermeister werden, aber ich habe es ihm ausgeredet. 3. abbringen: hie is fon dät Wieuwmoanske nit outoubrangen: er ist von der Frau nicht abzubringen.

ooldhaftich

1. ältlich; früh veraltet: 1.1 foar sien Oaler sjucht hie läip ooldhaftich uut : für sein Alter sieht er sehr ältlich aus. 1.2 ‘‘n ooldhaftich Wieuwmoanske : eine ältliche Dame.

Nip, -pe, die

eine kleine Menge trinkbarer Flüssigkeit; kleiner Schluck: mien Wieuwmoanske wäch?dt fon ‘n Nip Wien besepen: meine Frau wird von einem kleinen Schluck Wein betrunken.

küütje

tauschen: mien Wieuwmoanske häd dät Kralebeend juun ‘‘n Gadderke küted : meine Frau hat die Perlenkette gegen eine Brosche getauscht.

ljoachtmishaftich

für die (noch winterliche) Jahreszeit zu frühlingshaft-bunt angezogen: dät Wieuwmoanske lukt sik tou ljoachtmishaftich oun: die Frau zieht sich zu bunt und frühlingshaft für die Jahreszeit an.

Misse, -n, ju

1. Messe; romisch-katholischer Gottesdienst: 1.1 Stille Misse: Messe ohne Gesang und/oder Predigt, jetzt veraltet. 1.2 Missegungen sumet nit: der Gang zur Messe ist keine Zeitverschwendung. 1.3 ‘n Wieuwmoanske duurt neen Misse hoolde: eine Frau darf keine Messe halten.

Rekenge/Rekenje, -n, ju

1. Rechnung: 1.1 dät häbe iek niks in Rekenge: 1.1.1 das ist eine Kleinigkeit, eine Bagatelle für mich. 1.1.2 ich lege keinen Wert darauf. 1.1.3 das interessiert mich nicht. 1.2 nit fuul in Rekenge weze: nicht sehr wichtig sein. 1.3 nit fuul in Rekenge häbe: gering achten, gering schätzen. 1.4 hie is nit moor fuul in Rekenge: er ist pleite, bankrott. 1.5 ju häd dut Wieuwmoanske nit fuul in Rekenge: sie hält nicht viel von dieser Frau. 1.6 dät is ‘n Striek in de Rekenge: das ist ein Strich durch die Rechnung, ein Rückschlag. 1.7 hie häd wäch?t ap de Rekenge: er hat eine Strafe verdient. 1.8 hie häd Jeeld nit fuul in Rekenje : er ist verschwenderisch.

Säike, ju

Suche: nu dät hie trietich is, is hie ap de Säike ätter ‘n Wieuwmoanske: jetzt, wo er dreißig ist, ist er auf der Suche nach einer Frau.

Wrok, die

Groll: dät Wieuwmoanske häd ‘n stillen Wrok ap mie: die Frau hat einen heimlichen Groll gegen mich. [wlfrs. wrok ]

uutfiende

1. erfinden: wäch?l häd dä‘n Krjuusboge uutfuunden? : wer hat die Armbrust erfunden? 2. ausfindig machen: wie häbe uutfuunden, Wier ju woont : wir haben ausfindig gemacht, wo sie wohnt. 3. (+ sik) aussuchen, auswählen: mien Wieuwmoanske häd sik säks Poor ‘näie Hozen uutsoacht : meine Frau hat sich sechs Paar neue Strümpfe ausgesucht.

uunmundich

1. wehrlos, hilflos: ‘‘n uunmundich Bäiden : 1.1 ein hilfloses Kind. 1.2 Kleinkind: et is spietelk, dät ‘‘n äärm, uunmundich Bäiden so fuul Piene Liede mout : es ist bedauerlich, dass ein armes Kleinkind so viel Schmerz erleiden muss. 2. unbeschreiblich, gewaltich, außergewöhnlich: 2.1 dät waas ‘‘n uunmundich grote Säärke : das war eine unbeschreiblich große Kirche. 2.2. hie häd uunmundich grote Fäite : er hat außerordentlich große Füße. 2.3 et waas ‘‘n uunmundich flugge Bielde : es war ein unbeschreibich schönes Bild. 3. wuchtich; schwer und massig: dät is ‘‘n uunmundich Wieuwmoanske : das ist eine schwere, massige Frau. 4. beängstigend, furchterregend, schrecklich: in dät Huus fon do Noabere is ‘‘n uunmundigen Bround uutbreken : in dem Hause unserer Nachbarn ist ein schrecklicher Brand ausgebrochen. 5. im Überfluss: et roate uunmundich fuul ieten un Drinken : es gab Essen und Trinken im Überfluss.

unnergeseten

1. untertan, hörig, unterworfen, abhängig: 1.1 do litje Buren wieren unner do grote Koopljude unnergeseten : die Kleinbauern waren den großen Kaufleuten untertan. 1.2 iek wol nit langer unner dät Wieuwmoanske unnergeseten weze : ich will nicht länger der Frau hörig sein. 1.3 in t Münsterlound wieren do Hierljude unner do Buren unnergeseten: im Münsterland waren die Heuerleute den Bauern unterworfen.

umesjo

1. sich umsehen; nach allen Seiten sehen: iek saach mie in dät Museum ume : ich sah mich in dem Museum um. 2. sich umdrehen; den Kopf wenden, um etwas zu sehen: hie saach sik ätter do uur Lopere ume : er wandte den Kopf, um nach den anderen Läufern zu sehen. 3. sich darum kümmern, jemanden oder etwas zu finden und für sich zu erlangen: in ju Twisketied häd sik mien Wieuwmoanske ätter ‘‘n ‘näien Houd umesäin : in der Zwischenzeit hat meine Frau sich nach einem neuen Hut umgesehen.

Turen, do

1. die Trunkenheitstage eines Quartalsäufers: wan hie sien Turen häd, dan haut hie sien Wieuwmoanske: wenn er seine Trunkenheitstage hat, dann schlägt er seine Frau. 2. zeitlicher Abstand: 2.1 bee/ Turen: stoßweise; in zeitlichen Abständen, manchmal. 2.2 bee/ Turen is hie nit heel goar : manchmal ist er nicht ganz gescheit. 3. Geburtswehen: dan wuden do Turen knapper : dann kamen die Wehen in kürzeren Abständen.

Skäärderäi , ju

Unannehmlichkeiten, Scherereien: wie wollen deer neen Skäärderäien mäd dät Wieuwmoanske kriege : wir wollen keine Unannehmlichkeiten mit der Frau bekommen.

tougjuchtekume

1. auskommen, zurechtkommen: mien Wieuwmoanske oarbaidet ook, un wie konnen mäd bloot een Auto nit tougjuchtekume : meine Frau ist auch berufstätig, und wir können mit nur einem Auto nicht zurechtkommen. 2. Fortschritte machen; produktiv arbeiten: wie kume bee/ litjen tougjuchte : wir machen allmählich Fortschritte. 3. landen: Wier is die holloundske Flieger tougjuchtekemen? : wo ist das niederländische Flugzeug gelandet?