Saterfriesisches Wörterbuch
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Stäit, -e, die

1. (Tier) Sterz, Schwanz: 1.1 ap dä‘n Stäit trede: kränken, verletzen. 1.2 min Noaber is licht ap dä‘n Stäit treden: mein Nachbar ist sehr empfindlich. 1.3 hie fäilt sik licht ap dä‘n Stäit treden: er ist leicht beleidigt. 1.4 bee/ him sunt Kop un Stäit ticht bee/ëenuur: er ist kleinwüchsig. 1.5 aan wäch?t ap dä‘n Stäit dwo: jemanden eine ‘närrische Botschaft ausführen lassen. 2. Pfannenstiel. 3. Tau hinten am Papierdrachen, das das Schaukeln in der Luft verhindert. 4. jagdbares Tier: hie häd naan Stäit blouked, ook wan hie dä‘n hele Dai ap de Jacht wezen is : er hat kein jagdbares Tier gesehen, obwohl er den ganzen Tag auf der Jagd gewesen ist. 5. das letzte Element einer Reihe.

Swien, -e, dät

Schwein. (Als erstes Glied einer Zusammensetzung häufig Swinne- : Swinnestäit, Swinnering, Swinnetroach, Swinneskinke, Swinneknoken, Swinnehíere, Swinnebäärsele, Swinnesnute : Schweineschwanz, Schweinering, Schweinetrog, Schweineschinken, Schweineknochen, Schweinehaare, Schweineborsten, Schweinerüssel. Als zweites Glied stets -swien.) 1. Schwein: hie benimt sik as ‘‘n loai Swien in t Sofa : er benimmt sich wie ein faules Schwein im Sofa. älk wol wäch?t weze, kwaad dät Swien, un hie ron mäd ‘‘n Krul in dä‘n Stäit : jeder will etwas gelten, sagte das Schwein, und er lief mit einem Ringel im Schwanz umher. 1.2 fuul Swiene rakt/reke tänen Droank: für viele Schweine muss das Futter verdünnt werden (= zu viele Köche verderben den Brei). 2. Volksreim: Swien in de Wüme/Wieme, Eed in de Boue, Koardel ap dä‘n Boolke, nu läit dä‘n Winter man kume: ein Schwein im Stangengerüst für Fleischvorräte, Torf im Schuppen, Korn auf dem Kornboden, nun lass den Winter nur kommen!

Akster, -e, die

1. Elster: 1.1 hie häd et in de Mule as die Akster in dä‘n Stäit: er redet unaufhörlich. 1.2 ju waas ounleken as ‘‘n Akster : sie war sehr bunt angezogen.

doane

1. schlimm: dät is so doane nit, as du toankst : das ist nicht so schlimm, wie du denkst. 2. stark, heftig: jee doaner man dä‘n Kat stroket, jee hager stat hie dä‘n Stäit : je heftiger man die Katze streichelt, desto höher steckt er den Schwanz (= Lob macht überhebliche Menschen noch arroganter). 3. tüchtig, gehörig: ju Jufferske häd uus doane uutskuulden : die Lehrerin hat uns gehörig ausgeschimpft. 4. wirklich: hie häd doane Gluk heeuwed, dät et nit läpper wuden is : er hat wirklich Glück gehabt, dass es nicht schlimmer geworden ist. [nl. danig]

Kop, -pe, die

1. Kopf: 1.1 Kop of Íere: Kopf oder Adler. 1.2 hie woget (sik) Kop un Kroage: er riskiert Kopf und Kragen. 1.3 Kop un Stäit nai bee/ëenuur: (von kleinen Menschen oder Tieren) Kopf und Schwanz nahe beieinander. 1.4 hie drägt dä‘n Kop tou hooch : er ist hochnäsig. 1.5 uut dä‘n Kop : auswendig. 1.6 mäd dä‘n Kop oarbaidje : nachdenken, sich konzentrieren. fóar dä‘n Kop kält mie : die Stirn tut mir weh. hie häd sien hele Jeeld ap dä‘n Kop hauen : er hat sein ganzes Geld verschwendet. 1.9 hie is fon Släip uur dä‘n Kop falen: er ist vor Schläfrigkeit umgefallen. 1.10 ‘n Kop kuter moakje: enthaupten. 1.11 ju stoalde dät hele Huus ap dä‘n Kop, um dä‘n Bril tou säiken : sie stellte das ganze Haus auf den Kopf, um die Brille zu suchen. 1.12 hie is ‘‘n Kop gratter as iek : er ist einen Kopf größer als ich. 1.13 dät kumt ap dä‘n Kop ou : das stimmt genau. 1.14 dät moast du die uut dä‘n Kop slo : das musst du dir aus dem Kopf schlagen; das musst du vergessen. 1.15 dät stigt mie tou dä‘n Kop : ich werde böse. 1.16 die häd ‘‘n Kop! : der Mann ist äußerst hartnäckig! 1.17 die Wien stigt mie in dä‘n Kop : der Wein berauscht mich. 1.18 do Koppe touhopestete : die Köpfe zusammenstecken; insgeheim Pläne machen. 1.19 aan wäch?t fóar dä‘n Kop haue/kwede : einem etwas unverblümt und von Angesicht zu Angesicht sagen. 1.20 hie häd et in dä‘n Kop : er ist geistig etwas verwirrt. 1.21 hie hoaldt Hier ju Hounde buppe dä‘n Kop : er bewahrt sie vor allerlei Unannehmlichkeiten. 1.22 hie kwädt die sien Menenge liek fóar dä‘n Kop : er sagt einem seine Meinung rundheraus. 1.23 hie lät den Kop hongje : er ist niedergeschlagen. 1.24 hie ron mäd dä‘n Kop fóar do Fäite deerwai : er lief niedergeschlagen dahin. 1.25 iek läite mie nit ap dä‘n Kop skiete : ich lasse mich nicht auf den Kopf scheißen; ich lasse mich nicht fertigmachen. 1.26 toumoal skoot mie die Nome in dä‘n Kop : plötzlich fiel mir der Name ein. 1.27 jo häbe sik bee/ dä‘n Kop : sie haben Streit miteinander. 1.28 hie stuud deer mäd dä‘n Kop in de Näkke : er stand da mit weit zurückgelegtem Kopf. 1.29 uur dä‘n Kop gunge : Bankrott machen. 1.30 uur dä‘n Kop smiete : zu Boden werfen; umwerfen. 1.31 die Wiend waide dät Huus boalde uur dä‘n Kop : der Wind wehte das Haus beinahe um. 1.32 hie ron mie uur dä‘n Kop : er rannte mich über den Haufen. 1.33 hie moaste dät Riemsel uut dä‘n Kop aptälle : er musste das Gedicht auswendig aufsagen. 1.34 uut sin oaine Kop : aus eigenem Antrieb; eigenmächtig. 1.35 Kop un Íers nai bee/ëenuur : kurz gebaut; gedrungen, untersetzt. 1.36 hie siet Kop uur do Ore in dä‘n Sloot : er saß bis über die Ohren im Graben. 1.37 jo häbe mie boalde uur dä‘n Kop fierd : sie haben mich beinahe über den Haufen gefahren. 2. Kopf als Sitz des Willens: wäch?t du nit in dä‘n Kop hääst, moast du in do Fäite häbe : was du nicht im Kopf hast, musst du in den Füßen haben. 3. Kopf als Sitz des Gefühls: wie häbe him dä‘n Kop düchtich/düftich heet moaked: wir haben ihm den Kopf richtig heiß gemacht. 4. Kopf als Sitz des Verstandes: 4.1 hie häd ‘n klouken Kop: er ist intelligent 4.2 ju is noch goud in dä‘n Kop: sie ist geistig noch auf der Höhe. 5. (Hafer) Rispe. 6. das stumpfe Ende des Eis. 7. Knospe: ju Bloume häd ‘n Masse Koppe: die Blume hat viele Knospen. 8. Spitze des Torfhaufens. 9. Obertasse. 10. das erste Element einer Reihe. 11. Frisur: ju häd ‘n ‘näien Kop kriegen: sie hat eine neue Frisur bekommen. 12. Kopf eines Backsteins.

kupierje

stutzen: et is dälich ferbeden, dä‘n Stäit fon ‘‘n Houngst tou kupierjen : es ist heutzutage verboten, den Schwanz eines Pferdes zu stutzen.

ou

1. abgetrennt, losgelöst: die Knoop is ou : der Knopf ist abgetrennt. 2. müde, schlapp: iek bä‘n fon ju Oarbaid heel ou : ich bin von der Arbeit ganz müde. 3. entfernt, ab: 3.1 hie is deerfon ou as ‘‘n Poage fon ‘‘n Stäit : er ist so weit davon entfernt wie ein Frosch von einem Schwanz. 3.2 fon ou : bei Weitem; mit Abstand: ju is fon ou ju bääste Spielerinne : sie ist bei Weitem die beste Spielerin. 4. (im Spiel) aus: du bääst ou : du bist aus. 5. (Kleidungsstück) verschlissen: min Jikkel is ou : meine Jacke ist verschlissen.

wies (wiezer, wíeste)

1. aufgeweckt, klug. 2. verständig, erfahren, vernünftig: wies bale : ein vernünftiges Wort miteinander reden; einen Gedankenaustausch halten; sich ernsthaft unterhalten. 3. altklug, vorlaut, vorwitzig: 3.1 hie is mie tou wies: er ist mir zu vorlaut. 3.2 hie is so wies as Salomons Kat, die fon Wiezigaid fon ‘n Stoul falen is un sik dä‘n Stäit breken häd: er ist so vorwitzig wie Salomons Katze, die vor Vorwitz von einem Stuhl gefallen ist und sich den Schwanz gebrochen hat. 3.3 hie is so wies as Skiete: er ist sehr eingebildet. 4. höhnisch, sarkastisch, spitz: aan wies oulope läite : jemandem eine abschlägige, häufig beleidigende Antwort geben. wies bale : sarkastische, abfällige Bemerkungen machen. 5. affig, zimperlich; eitel und geziert: ju is ‘n wies Diert: sie ist ein eitles Ding. 6. listich, durchtrieben. 7. schlagfertig: ‘n wieze Ontwoud: eine schlagfertige Antwort.

wimmelje

1. wimmeln; sich in Massen durcheinanderregen: 1.1 deer wimmelde et fon Moanskene : dort wimmelte es von Menschen. 1.2 et wimmelde fon Miegelken unner dä‘n ekene Boom : es wimmelte von Ameisen unter der Eiche. 2. wedeln: die Huund wimmelde mäd dä‘n Stäit : der Hund wedelte mit dem Schwanz.

stäite

iek stäite, du stätst, hie/ ju stät, wie stäite; stätte, stätten; is stät; stäite! stäitet! : 1. stürzen, rennen (is): die hele Dai geen foar t Stäiten ou : der ganze Tag lief schnell, im Galopp, unter Druck ab. 2. schütten: ju Fauene stätte do apdrugede Bonen ap dä‘n Disk : das Dienstmädchen schüttete die getrockneten Bohnen auf den Tisch. (Eine Verwechslung mit den schwachen Präteritumsformen von stete: stoßen kommt häufig vor, sodass man gelegentlich stat, statten, stat statt stät, stätte, stät hört.)

Stäitbloume, -n, ju

Kapuzinerkresse.

Stäitmieger, -e, die

Stute, die rückwärts harnt.

Stäitfljoge, -n, ju

Pferdezecke.

Stäitfadder, -e, die

der Pate, der bei der Taufe dem Kind zu Füßen steht.

Stäitplouch, -e, die

hölzerner Sterzpflug.

Stäitwulle, ju

Wolle am Schwanz des Schafes.

Stäitbunke, -n, die

Steißbein.

Stäitknoke, -n, die

Steißbein: iek bä‘n ap t Íes ap min Stäitknoke falen: ich bin auf dem Eis auf mein Steißbein gefallen.

Stäitjeeld, dät

Trinkgeld für den Knecht oder Kuhhirten, der die frisch gekaufte Kuh bei dem Bauern abliefert, auch Taujeeld genannt.

Stäitponne, -n, ju

Stielpfanne.

Stäitgjome, -n, die

Hinterseil des Pferdegeschirrs; Schwanzriemen, Schweifriemen.

Stäitpot, -te, die

Stieltopf; Dreifußtiegel mit Stiel aus Kupfer oder Weißblech.

Stäitkop, -pe, die

Stielkasserolle.

Stäitrok, -ke, die

Frack.

Taujeeld, dät

Geld, das an den Knecht ausgezahlt wird, wenn er die vom Bauern neu gekaufte Kuh abliefert. → Stäitjeeld