Saterfriesisches Wörterbuch
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Suun, do Sune, die

Sohn: die Ferläddene Suun: der Verlorene Sohn.

aphoolde

1. aufhalten: 1.1 wie mouten dät Woater aphoolde : wir müssen das Wasser aufhalten. 1.2 hie hoaldt mie nooit loange ap : er hält mich nie lange auf. 2. aufhören, enden: 2.1 jo hoolde mäd dät Läiden ap : sie hören mit dem Läuten auf. 2.2 dusse Stried hoaldt in de wiede Wareld silläärge nit moor ap : dieser Streit hört in der weiten Welt niemals wieder auf. 2.3 hoold mie deerfon ap! : sage mir nichts mehr darüber! 3. offen halten: ‘‘n Säk aphoolde : einen Sack offen halten. 4. zurückhalten: ju Ku hoaldt ju Moalk ap : die Kuh lässt die Milch nicht fließen. 5. sich abgeben mit: 5.1 iek hoolde mie mäd sukke Stelere nit ap : ich gebe mich mit solchen Dieben nicht ab. 5.2 die Ferläddene Suun Hielt sik mäd läipe Moanskene ap : der Verlorene Sohn gab sich mit gemeinen Menschen ab. 6. sich beschäftigen mit: hie hoaldt sik jädden mäd Klüterjen ap : er beschäftigt sich gerne mit Basteleien. 7. verhindern: iek kuud nit aphoolde, dät min litje Bruur ook noch meekoom : ich konnte nicht verhindern, dass mein kleiner Bruder auch noch mitkam. 8. sich aufhalten, verweilen: wie hielten uus deer nit loange ap : wir hielten uns dort nicht lange auf.

ouhongich

abhängig: do Oolden sunt fon Hiere Suun ouhongich : die Eltern sind von ihrem Sohn abhängig, sind auf seine Unterstützung angewiesen.

ounsjonelk

1. hübsch, gut aussehend: ju is juustso ounsjonelk as Hiere Muur : sie ist genauso hübsch wie ihre Mutter. 2. angesehen, geachtet: Hiere Suun is ‘‘n ounsjonelken Gjuchter : ihr Sohn ist ein angesehener Richter. 3. vornehm; der Oberschicht angehörend: fon ounsjonelk Häärkumen : aus vornehmem Hause.

oureke

1. abgeben, abliefern: 1.1 ‘‘n Bräif oureke : einen Brief abgeben. 1.2 ju rakt jädden wäch?t ou : sie ist freigebig. 2. einhändigen: iek häbe Hier do Koaie foar ju Wonenge ouroat : ich habe ihr die Schlüssel für die Wohnung eingehändigt. 3. (+ sik) sich mit jemandem abgeben: mäd sukke Ljudene reke iek mie nit ou : mit solchen Leuten gebe ich mich nicht ab. 4. abtreten: do Gjuchte foar dät Bouk häd hie al loange an sien Moanske ouroat : die Rechte für das Buch hat er schon längst an seine Ehefrau abgetreten. 5. übergeben: do Oolden häbe dä‘n Winkel an dä‘n Suun ouroat : die Eltern haben den Laden an den Sohn übergeben.

outrede

1. abschreiten; durch eine Anzahl Schritte die Länge feststellen: 1.1 ‘‘n Pound Lound outrede : ein Grundstück abschreiten. 1.2 wan wie dät Lound outrede, dan moast du änthoolde, dät älke Treed ‘‘n Meter is : wenn wir das Land abschreiten, dann musst du behalten, dass jeder Schritt ein Meter ist. 2. etwas an jemanden anders abgeben, übergeben, abtreten: 2.1 hie häd sien Äärwdeel an sien Suster outreden : er hat sein Erbteil an seine Schwester abgetreten. 2.2 dät Huus fon sien Grootoolden häd hie an sin Suun outreden : das Haus seiner Großeltern hat er an seinen Sohn übergeben.

rundbrange

1. herumtragen, austragen, zustellen: ju brangt al jierenloang de Post in Hiere Täärp rund : sie trägt schon jahrelang die Post in ihrem Dorf aus. 2. ausschwatzen: ju häd allerwegense rundbroacht, dät die Suun fon Hiere Noaberske hilkje mout : sie hat überall ausgeschwatzt, dass der Sohn ihrer Nachbarin heiraten muss.

saabje

1. saugen, lutschen, nuckeln: dät Bäiden sabet noch ap dä‘n Tume : das Kind lutscht noch am Daumen. 2. saabje läite : stillen: mien Suster liet Hiere litje Suun säks Mounde loang saabje : meine Schwester stillte ihren kleinen Sohn sechs Monate lang.

sitte iek sitte, du sitst, hie/ju sit, wie sitte; siet, sieten; seten; blieuw sitten! blieuwet sitten!

1. sitzen: 1.1 sitte gunge : sich hinsetzen. 1.2 dä‘n Ferwiet läite iek nit ap mie sitte : den Vorwurf weise ich zurück. 1.3 dät sit deer bee/ mie nit oane : das kann ich mir nicht leisten. 1.4 deer sit goud wäch?t an : der Gewinn, die Erbschaft ist groß. 1.5 deer sit wäch?t oane in dä‘n Wäänt : der Junge ist klug. 1.6 et sit mie Hier, et sit mie kreer : ich habe überall Schmerzen. 1.7 hie lät alles ap sik sitte : er lässt alles auf sich beruhen. 1.8 (sitte + Inf. mit tou drückt Gleichzeitigkeit aus) jo sieten tou balen mädeenuur : sie saßen und redeten miteinander. 1.9 hie sit uur mie häär : er plagt mich, er quält mich. 1.10 iek kon him nit sitten sjo : ich mag ihn nicht leiden. 1.11 ju häd naan sittenden Íers : sie kann nicht lange an einer Stelle sitzen bleiben. 1.12 iek sitte mäd dät oolde Skäin : ich habe die alte Scheune am Halse. 1.13 iek weet, Wier dät Jeeld sit : ich weiß, wo das Geld versteckt ist. 1.14 die oolde Kroakstoul sit nit moor goud : der alte Lehnstuhl ist nicht mehr bequem. 1.15 dät sit mie dä‘n hele Dai in dä‘n Kop : das beschäftigt mich den ganzen Tag. 1.16 hie häd seten : er ist im Gefängnis gewesen. 1.17 sin Suun is deer goud sitte geen : sein Sohn hat da gut eingeheiratet. 1.18 die Wäänt häd Hier sitte lät : der Kerl hat sie verlassen. 1.19 du koast mie mäd dusse hele Oarbaid nit sitte läite : du kannst mich mit dieser ganzen Arbeit nicht im Stich lassen. 1.20 die Skooier liet uus mäd de Rekenge/Rekenje sitte : der Betrüger hat die Rechnung nicht bezahlt. 1.21 in oolden Tieden in Aastfräislound häbe do Tjoonste unner do Buren seten : in alten Zeiten in Ostfriesland waren die Dienstboten den Bauern ausgeliefert. 1.22 hie häd aan/‘n Litjen/‘n Gouden sitten : er ist betrunken. 1.23 hie sit deer goud : er wohnt da sehr gut. 1.24 hie sit deer mee unner : er ist ein heimlicher Teilnehmer an etwas Zwielichtigem; er ist ein Mitwisser, hat die Hand mit im bösen Spiel. 1.25 die Moantel sit him goud : der Mantel passt ihm gut. 1.26 die Sleek häd seten : der Schlag hat das Ziel mit Wucht getroffen. 1.27 sitten blieuwe : in der Schule wegen mangelnder Leistungen nicht in die ‘nächste höhere Klasse aufsteigen. 1.28 die Wiend blift in t Noudwääste sitten : der Wind weht fortdauernd aus dem Nordwesten. 1.29 ju is mäd ‘‘n Bäiden sitten blieuwen : sie ist mit einem unehelichen Kind allein gelassen worden. 1.30 sittende Oarbaid : Arbeit, die man im Sitzen verrichtet.

Spräkwoud, -e, dät

1. Spruch, Sprichwort, Redensart. 2. Gleichnis: dät Spräkwoud fon dä‘n Ferläddene Suun: das Gleichnis vom Verlorenen Sohn.

toureke

1. aufgeben: uus Babe kon dät Rookjen nit toureke : unser Vater kann das Rauchen nicht aufgeben. 2. hinzugeben: bee/ ju Tuuskeräi moaste hie wäch?t Jeeld toureke : beim Tauschhandel musste er etwas Geld hinzugeben. 3. eine Beziehung auflösen: ju häd ju Frjuundskup touroat, nit hie : sie hat die Beziehung aufgelöst, nicht er. 4. zugeben, eingestehen: ju roate tou, dät Hiere Suun dät Rääd stälen hiede : sie gestand ein, dass ihr Sohn das Rad gestohlen hatte. 5. sein lassen: wie mouten et toureke : wir müssen es sein lassen.

umeskrieuwe

1. umschreiben, neu schreiben. 2. auf den Namen eines anderen übertragen: hie häd sien Stede ap sin Suun umeskrieuwen : er hat seinen Bauernhof auf den Namen seines Sohnes übertragen. 3. einen Umzug beim Einwohnermeldeamt vermerken lassen: hie liet sik fon Auerk ätter Lier umeskrieuwe : er ließ seinen Umzug von Aurich nach Leer beim Einwohnermeldeamt vermerken.

uurkume

1. bei jemandem vorbeikommen; jemanden besuchen: 1.1 ju is jäärsene uurkemen : sie ist gestern vorbeigekommen. 1.2 Hiere Suun is uurkemen : ihr Sohn ist zu Besuch gekommen. 1.3 jie mouten Wier bee/ uus uurkume : ihr müsst uns wieder besuchen. 2. ankommen: dät Geskoank skäl wäch?il boalde uurkume : das Geschenk wird wohl bald ankommen. hinüberkommen, herüberkommen: die Sloot waas so smäl, dät iek uurkume kude : der Graben war so schmal, dass ich herüberkommen konnte. begreifen: uur so ‘‘n Melöär is goar nit uurtoukumen : ein solches Missgeschick kann man gar nicht begreifen. 5. geschehen, passieren: so wäch?t kumt mie nit uur : so etwas passiert mir nicht. 6. nach Hause kommen: hie is uur Noacht uutblieuwen un goar nit uurkemen : er ist über Nacht ausgeblieben und gar nicht nach Hause gekommen.

uurreke

1. übergeben, übereignen: hie häd dä‘n Winkel an sin Suun uurroat : er hat das Geschäft seinem Sohn übergeben. 2. überreichen: wie häbe sien Suster dät Geskoank uurroat : wir haben seiner Schwester das Geschenk überreicht. 3. (+ sik) vomieren; sich erbrechen.

ouhondelje

1. abfeilschen, abhandeln: hie häd mie ju Ku ouhondeld : er hat mir die Kuh abgehandelt. 2. durch Verhandlung bestimmen, festsetzen: dät häbe wie mäd dä‘n Foar ouhondeld, wanner wie dä‘n Suun dä‘n Woain uurreke : wir haben mit dem Vater verhandelt und bestimmt, wann wir dem Sohn den Wagen übergeben.

ougunge

1. abgehen, weggehen; sich zu Fuß entfernen: lät him mäd dä‘n Loon ougunge : lass ihn mit dem Lohn weggehen. 2. fehlen, vermisst werden: 2.1 min Suun gungt mie node ou : ich vermisse meinen Sohn sehr. 2.2 die Hingst geen him stuur ou : er trennte sich ungerne von dem Hengst. 2.3 dät Jeeld is mie stuur ougeen : ich habe das Geld ungerne ausgegeben. 3. in Rente gehen: hie gungt in Säptämber ou : er geht im September in Rente. 4. abzweigen: Hier gungt ju Sträite ou : hier zweigt die Straße ab. 5. als Kunde(‘n) fortbleiben: him sunt ‘‘n Masse Ljudene ougeen : er hat viele Kunden verloren. 6. entgehen: deer is mie niks fon ju Pretenje ougeen : von der Predigt ist mir nichts entgangen. 7. (Schiff, Such) abfahren: dät Skip is al ädder ougeen : das Schiff ist schon früh abgefahren. 8. (Kleider) sich abnutzen: do Klodere gunge moal ou : die Kleider nutzen sich irgendwann mal ab. 9. auf etwas verzichten; etwas aufgeben: 9.1 wie sunt fon do Swiene ougeen un häbe uus ap do Bäiste laid : wir haben die Schweinezucht aufgegeben und haben uns auf die Rinderzucht verlegt. 9.2 wie mouten fon sien Hälpe ougunge : wir müssen auf seine Hilfe verzichten. 10. sterben; aus dem Leben scheiden: hie is uus ädder ougeen : er ist uns früh verstorben. 11. (Tier) verenden: two Faargere sunt uus jäärsene ougeen : zwei Ferkel sind uns gestern verendet. 12. (Mond) abnehmen: et is nu oungungende Moune : es ist jetzt abnehmender Mond.

Babe, -n, die

1. Name des Vaters im Kreise der Familie und unter Freunden: 1.1 uus Babe häd uus dät oafte fertäld: unser Vater hat uns das häufig erzählt. 1.2 fon Babe ap Suun uurgeen : von Generation zu Generation überliefert. (Vor Fremden spricht man von uus Foar. Der Vater anderer Menschen ist Foar oder Papa.)

bietkriege

1. erlernen: uus Suun kreech dät Gitarrespieljen gau biet : unser Sohn erlernte ganz schnell das Gitarrespielen. 2. verführen: wäch?l wol sik fon so ‘‘n Käärdel bietkriege läite! : wer will sich von so einem Typen verführen lassen! 3. zum Narren halten, hereinlegen; in eine Falle locken. 4. erfassen: iek häbe dä‘n Sin fon ju hele Seke fluks bietkriegen : ich habe den Sinn der ganzen Sache sofort erfasst.

fändelje

1. bemängeln, beanstanden: ju häd fändeld, dät dät ieten in t Kroankenhuus nit so goud waas : sie hat bemängelt, dass das Essen im Krankenhaus nicht so gut war. sich beschweren: ju häd aaltied wäch?t tou fändeljen : sie hat immer etwas, worüber sie sich beschweren kann. 3. sich mit kritischen Worten einmischen: iek wol nit fändelje, wan min Suun un mien Swegerdochter dät so besleten häbe: ich will mich nicht einmischen, wenn mein Sohn und meine Schwiegertochter das so beschlossen haben. [nl. vaandelen, vendelen ]

ferlädden

1. verloren: 1.1 ferlädden gunge : verloren gehen. 1.2 ferlädden kriege : durch Unachtsamkeit verlieren: bee/ t Määrked häbe do Bäidene Hiere Pännige ferlädden kriegen : beim Markt haben die Kinder nicht aufgepasst und ihre Pfennige verloren. 1.3 ferlädden brange : durch Nachlässigkeit oder Unachtsamkeit verlieren, verlegen: hie häd sien Kipse ferlädden broacht : er hat seine Mütze verloren, verlegt. 1.4 ferlädden kume : abhanden kommen. 1.5 die ferläddene Suun : der verlorene Sohn.

fljoge iek fljoge, du fljugst, hie/ju fljugt, wie fljoge; flooch, flogen; is/häd flain; fljug! fljoget!

1. fliegen (is): et is so woorm fon t Winter, dät do maaste Fugele nit ätter t Sude waifljoge : es ist so warm diesen Winter, dass die meisten Vögel nicht nach dem Süden hinfliegen. 2. prallen; mit lautem Geräusch auf etwas auftreffen (is): hie flooch mäd dä‘n Kop fóaruut juun dä‘n Boom : er prallte mit dem Kopf voraus gegen den Baum. 3. mit einem Luftfahrzeug befördert werden (is): ju is jäärsene ätter Mallorca wai flain : sie ist gestern nach Mallorca geflogen. 4. ein Luftfahrzeug steuern: uus Suun häd ‘‘n F-16 bee/ do Suldoaten flain : unser Sohn hat ein F-16 bei der Luftwaffe geflogen.

Foar, -e, die

1. Vater (der Vater eines anderen im Ggs. zum eigenen Vater ( Babe )). 1.1 siet twohunderd Jiere(‘n) al fon dä‘n Foar ap dä‘n Suun uurlieuwerd: seit zweihundert Jahren vom Vater auf den Sohn überliefert. 1.2 fon Foars Siede: väterlicherseits. 1.3 fon Foar ap Suun feräärwed: von Generation zu Generation vererbt. [afrs. fader ]

Glieknis, -se, dät

Gleichnis: dät Glieknis fon dä‘n Ferläddene Suun: das Gleichnis vom Verlorenen Sohn. → Bielde

Hier

1. hier: 1.1 Hier ainewainde : hier irgendwo in der Nähe. 1.2 Hier un deer : hier und da. 2. um die Anwesenheit oder Beteiligung eines anderen zu unterstreichen: 2.1 jie Käärdele Hier : ihr beteiligten Männer. 2.2 din Suun Hier : dein anwesender Sohn.

jou (b)

1. euer: 1.1 jou Suun, Babe, Muur, Bäidene : euer Sohn, euer Vater, eure Mutter, eure Kinder. 1.2 dät is jou Jeeld : das ist euer Geld. 1.3 (Prädikativ) Hier lait ‘‘n Spoade; is die jouens? : hier liegt ein Spaten; ist er eurer?