Saterfriesisches Wörterbuch
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Säid, dät

1. Säen, Aussaat: dät Säid stoant goud: die Saat hat einen guten Stand. 2. Samen, Saatgut; Samenkörner für die Aussaat: 2.1 Säid luke: Samen züchten. 2.2 (Kohl, Salat) in t Säid skjote: Blüten und Samen ausbilden. 2.3 Säid ‘nieme: Saat gewinnen. 3. etwas, was gesät worden und aufgegangen ist, vor allem Raps: Säid täärske: Raps dreschen. 4. Insekteneier, Fliegeneier.

säie

1. ‘nähen: 1.1 mäd ‘‘n hete Näddele säid : mit einer heißen Nadel genäht (= etwas, was in Eile und ohne Sorgfalt erledigt wird). 1.2 ju Bukse is neen Säien moor wäch?id : die Hose kann nicht mehr geflickt werden. [afrs. sîa; engl. sew]

Skäppel, -e, die/dät

1. altes Hohlmaß für Getreide zwischen 50 und 220 Liter. Noch als Flächenmaß: aan/een Skäppel Säid: ein Scheffel Saat >= 1000 m 2. 2. Vierteltonne.

skjote iek skjote, du skjutst, hie/ ju skjut, wie skjote; skoot, skoten; is/häd sketen; skjut/skjote! skjotet!

1. schießen: fergenen Häärst häd uus Babe twäin Harte sketen : vergangenen Herbst hat unser Vater zwei Hirsche geschossen. angrenzen an: sien Lound skjut an uus Buräi : sein Land grenzt an unseren Bauernhof. 3. (Flüssigkeit) strömen (is): dät Röör is breken, un dät Woater skjut deeruut : das Rohr ist gebrochen, und das Wasser strömt da heraus. 4. (Milch) gerinnen; sauer werden (is): ju Moalk häd tou loange in ju Sunne steen un is sketen : die Milch hat zu lange in der Sonne gestanden und ist sauer geworden. 5. reinigen: Roage skjote : Roggen reinigen. 6. schnellen; sausen, mit hoher Geschwindigkeit gehen oder fahren (is): 6.1 hie skoot an mie fóarbie, as wan hie Fjuur in de Moarze hiede : er schnellte an mir vorbei, als wenn er Feuer im Hintern hätte. 6.2 do Bäidene skoten in t Bääd : die Kinder schnellten ins Bett. 6.3 in dä‘n Sin skjote : einfallen. 7. (Pflanze) aufsprießen, aufschießen (is): do Ploanten skjote in t Säid : die Pflanzen setzen Saat an. 8. zu wachsen beginnen (is): die Roage, die Heeuwer skjut : der Roggen, der Hafer beginnt zu wachsen. 9. einen stechenden Schmerz verursachen (is): dät loange Moaljen is mie in dä‘n Rääch sketen : die lange Malerarbeit hat mir einen stechenden Schmerz im Rücken verursacht. 10. (Tau) ablaufen lassen; loslassen (is/ häd): läit dät Tau man skjote! : lass das Tau nur ablaufen! 11. fallen, stürzen (is): hie skoot fon ju Ladere un fäl ap dä‘n Kop : er stürzte von der Leiter und fiel auf den Kopf. 12. etwas schnell tun, schnell bewegen: die Bakker skoot dät Brood tou dä‘n Ougend oun : der Bäcker schob das Brot schnell in den Ofen hinein. 13. einen Gegenstand mit dem Fuß werfen: hie skoot dä‘n Baal truch ju epene Dore : er schoss den Ball durch die offene Tür.

tille

heben: hie is so stäärk, hie kon wäch?il/ wül ‘‘n Säk Säid aptille : er ist so stark, er kann wohl einen Sack Saatgut aufheben.

Äkker, -e, die

1. Acker; abgegrenztes Stück Land: ‘‘n Äkker in Säid moakje : eine Frau schwängern. 2. Teil einer Koppel oder eines Kamps zwischen zwei Gräben. 3. Grundstück.

ounslurje (a)

mit der Egge einarbeiten: Säid ounslurje: Saat eineggen.

ounrieuwje

einharken: dät Säid in dä‘n Tuun ounrieuwje : die Saat in den Garten einharken.

apgunge

1. zugrunde gehen (is): iek wol deer nit bee/ apgunge : ich will nicht dabei zugrunde gehen. 2. (Pflanzen, Blumen) sich entfalten, aufgehen (is): do Bloumen gunge ap : die Blumen entfalten sich. 3. (Teig) aufgehen, quellen (is): die Dee gungt ap : der Teig geht auf. 4. am Horizont erscheinen (is): ju Sunne gungt ap : die Sonne erscheint am Horizont. 5. auflesen, aufgabeln: ju häd nu ‘‘n ‘näien Fräier apgeen : sie hat einen neuen Freier aufgelesen, aufgegabelt. 6. Essen und/oder Trinken bei Freunden oder Verwandten einnehmen: dälich sjode iek nit; iek gunge dät ieten bee/ min Wäänt ap : heute koche ich nicht; ich gehe das Essen bei meinem Sohn einnehmen. 7. schwärmen für etwas (is): hie gungt heel in ju franske Sjoderäi ap : er schwärmt für die französische Kochkunst. 8. keimen: dät Säid is apgeen : die Saat hat gekeimt. 9. zu Ende gehen; verbraucht werden (is): twintich Puund Meel sunt deerbie apgeen : zwanzig Pfund Mehl wurden dabei verbraucht.

apnieme

1. vom Boden zu sich heraufnehmen: wie nomen do Gläässplittere gau ap : wir nahmen die Glassplitter schnell auf. 2. (Gardinen, Damenkleid) aufnehmen, kürzen. 3. (Nebenfluss) aufnehmen, Raum gewähren: ju Leda nimt ju Äi ap : die Leda nimmt die SaterEms auf. 4. (+ sik) zum Sprung ansetzen: hie noom sik fon dä‘n Boolke ap un sproang gjucht wied : er setzte vom Balken aus zum Sprung an und sprang recht weit. 5. empfangen: do froamde Bäidene wuden fjuntelk apnumen : die fremden Kinder wurden freundlich empfangen. 6. aufnehmen: ju loange Päie nimt ju Kete ap : der lange Damenunterrock nimmt den Schmutz auf. 7. aufwischen, scheuern: iek mout ju Köäkene noch apnieme : ich muss die Küche noch scheuern. 8. aufschreiben, schriftlich festhalten: dät Infäntoor apnieme : das Inventar aufschreiben. 9. annehmen, akzeptieren: dät Fernsehen is gau apnumen wuden : das Fernsehen ist schnell angenommen worden. 10. fotografieren: iek häbe do Bäidene boalde älke Wiek apnumen, as jo litjet wieren : ich habe die Kinder fast jede Woche fotografiert, als sie klein waren. 11. auf etwas, womit man konfrontiert ist, reagieren: hie häd et goud apnumen : er wurde deswegen nicht böse. 12. sich mit jemandem messen können: 12.1 iek nieme et mäd him ap : ich trete gegen ihn an. 12.2 iek nieme et mäd die ap : ich fordere dich heraus. 13. leihen, borgen: iek häbe dät Jeeld apnumen : ich habe mir das Geld geliehen. 14. gewinnen: Säid apnieme : Saat gewinnen. 15. sich ansehen: iek häbe alles goud apnumen : ich habe mir alles gut angesehen. 16. aufstellen, aufsetzen: dät Eed wäch?dt apnumen : der Torf wird vom Boden aufgenommen und in ringförmige Haufen gesetzt.

befuchtje

besprengen, anfeuchten: wan dät Säid woakse skäl, dan mout ju Gruunde befuchted wäch?ide : wenn die Saat aufgehen soll, dann muss der Boden besprengt werden.

glöinich

1. glühend: 1.1 glöinich iezen : glühendes Eisen. 1.2 dät waas mäd ‘‘n glöinige Näddel säid : das war mit einer glühenden Nadel genäht (= schnell und unordentlich). 2. brennend rot im Gesicht, feuerrot: 2.1 wäch?t kikt die Käärdel glöinich uut! : was sieht der Mann feuerrot im Gesicht aus! 2.2 ju kreech ‘‘n glöinigen Kop : ihr Gesicht wurde feuerrot. 2.3 ‘‘n Glöinigen : jemand mit roten Haaren. 3. aufbrausend, jähzornig: Ljudene mäd rode Hiere skällen glöinich weze : Menschen mit roten Haaren sollen jähzornig sein.

gruzelje

1. gruseln: et gruzelt mie : mich schaudert es. 2. zwischen den Handflächen reiben: do Doppe, Wier dät Koolsäid oane siet, wuden gruzeld, dät dät Säid deeruut koom : die Hülsen, in denen sich der Kohlsamen befand, wurden zwischen den Handflächen gerieben, damit die Samenkörner herauskamen.

heet (hatter, heetste)

1. heiß: 1.1 bee/ do Fräizen sunt hete Dege säilden : bei den Friesen sind heiße Tage selten. 1.2 jo häbe him tou heet boaded : sie haben ihn zu heiß gebadet (= er ist nicht recht gescheit). 1.3 mäd ‘‘n hete Näddele säid : mit einer heißen Nadel genäht (unordentlich gemacht, schlecht organisiert). 2. versessen, erpicht: hie waas heet ap dät Wucht : er war auf das Mädchen versessen. 3. heiß beim Kinderspiel, wenn man nahe an dem gesuchten Gegenstand ist. Wenn der Sucher beim Bliende-Ku-Spil nahe an seinem Ziel ist, dann schreien die anderen Kinder: heet! heet! Entfernt er sich von dem Ziel, dann schreien sie: koold! koold!

japje

1. gaffen: in oolden Tieden studen do Ljudene Hier an de Sträite tou japjen, wan Froamde in t Täärp kemen : in alten Zeiten standen die Leute hier an der Straße und gafften, wenn Fremde ins Dorf kamen. 2. weit offen stehen: ju Poute jappet wied epen : die Gartenpforte steht weit offen. 3. (Wunde, Riss) klaffen: ju Wunde/Wuunde an sien Soke jappede, sodät ju moormoals säid wäch?ide moaste : die Wunde an seiner Wange klaffte, sodass sie mehrmals genäht werden musste. 4. den Mund aufreißen; gähnen. 5. schnappen: hie jappet ätter Luft : er schnappt nach Luft. 6. lechzen, schmachten: dät litje Bäiden jappede ätter Woater : das kleine Kind lechzte nach Wasser.

lope iek lope, du lapst/lopst, hie/ ju lapt/lopt, wie lope; liep/ron, liepen/ronnen; is lepen/ronnen; loop! lopet!

1. laufen, rennen: 1.1 hie ron/liep uur de Sträite, uum dät Bouk tou hoaljen : er lief über die Straße, um das Buch zu holen. 1.2 ju häd Hiere Ferkier lope lät : sie hat sich von ihrem Bekannten getrennt. 1.3 ap ‘‘n Sluk lope : jemanden besuchen mit dem Hintergedanken, dass man einen Schnaps bekommt. 1.4 dä‘n Käärdel kon iek nit lopen sjo : ich kann den Mann nicht laufen sehen, kann ihn nicht ausstehen. 1.5 dät aal lapt fon säärm : alles geht wie geschmíert. 1.6 dät lapt in t Jeeld : das läuft ins Geld, wird ein teures Vergnügen. 1.7 dät Määrked is ronnen : der Markt ist zu Ende. dät wol nit lope : das geht nicht zügich voran. deer lapt et Wier : dort ist unaufhörlich Besuch. 1.10 hie lopt fon een ätter uur un frät niks uut: er läuft hin und her und erreicht nichts. 1.11 hie lät alles lope, as et lapt : er passt auf seine Angelegenheiten nicht auf. 1.12 hie lopt deer al loange mäd : er läuft schon lange mit dem Gedanken umher. 1.13 dät is slumpelkerwieze so ronnen, dät wie Besäik uut Bayern kregen : es hat sich zufällig ereignet, dass wir Besuch aus Bayern bekamen. 1.14 wie mouten ju Seke so lope läite : wir können an dieser Angelegenheit nichts ändern. 1.15 jo häbe twintich Mon bee/ t Eedgreeuwen lope lät : sie haben zwanzig Torfarbeiter entlassen. 2. verkehren mit; Kontakt pflegen mit: hie lopt mäd ‘‘n Wucht : er hat eine Freundin. jo lope mädeenuur : sie sind ein Liebespaar. 3. (Flüssigkeit) fließen: 3.1 et waas so wäch?it in Huus, dät dät Woater bee/ de Wogen andeelron : es war dort so nass im Hause, dass das Wasser die Wände hinunterlief. 3.2 lopend Woater : fließendes Wasser. 4. keimen: dät Säid lopt/lapt : die Saat keimt. 5. für etwas allgemein gehalten werden: 5.1 iek weet nit, of hie ‘‘n Suupswien is; man hie lopt/lapt deerfoar : ich weiß nicht, ob er ein Säufer ist; aber er wird allgemein dafür gehalten. 5.2 hie lapt foar ‘‘n Steler : er wird für einen Dieb gehalten. 6. (Artikel) gefragt sein: dut Deel lapt goud : dieser Artikel findet guten Absatz. 7. (Geschäft) erfolgreich, umsatzstark sein: mäd sin Winkel lapt dät goud : sein Geschäft hat einen guten Umsatz. 8. münden auf/in: 8.1 ju Sträite lopt ätter dät Määrked wai : die Straße mündet auf den Marktplatz. 8.2 ju Äi lopt in de Leda oun : die Sater-Ems mündet in die Leda.

Meerte, die

März: Meerte druuch, Moai wäch?it, fuul Ho, sääd Säid: März trocken, Mai nass, viel Heu, Saat im Überfluss.

twäidubbeld

1. doppelt: twäidubbeld säid : doppelt genäht. 2. zweifach: ‘n twäidubbelde Uurwinnenge: ein zweifacher Sieg.

säidje

1. säen. 2. besäen: ‘‘n Fäild mäd Roage säidje : ein Feld mit Roggen besäen.

Säidelsbierich, dät

das saterländische Dorf Sedelsberg.

Säidjäärste, ju

Saatgerste.

Säidelkurich, -e, die

Säkorb.

Säidtuwwelke,, ju

Saatkartoffel, Pflanzkartoffel; Kartoffel aus neuem Saatgut.

Säidkoardel, -e, dät

Saatkorn.

Säidelwonne, -n, ju

Säwanne.