Roage, die
1. Roggen: 1.1 die Roage is goud in t Sträi: der Roggen hat lange Halme. 1.2 hie häd sik ap dä‘n Roage laid: er baut ausschließlich Roggen an. 1.3. Roage fiere: den Roggen einbringen, einholen.
Pätkuzer Roage, die
Petkuser Roggen; aus Petkus eingeführter Saatroggen.
Bute
1. draußen: 1.1 hie sit Bute fóar dät Skäin tou rookjen : er sitzt draußen vor der Scheune und raucht. 1.2 fon bute(n) koast du dät nit sjo : von draußen kannst du das nicht sehen. 1.3 (Getreide) Bute stounde : noch auf dem Felde stehen: uus Roage stoant noch Bute : unser Roggen steht noch draußen auf dem Felde, ist noch nicht eingefahren. 1.4 Bute slo : außer sich geraten; wahnsinnig werden: hie slacht Bute, wan hie dät sjucht : er wird verrückt, wenn er das sieht. 1.5 ätter bute(n) bale : hinauskomplimentieren.
uutwoakse
1. herauswachsen: die Poagestoul woakst tou dä‘n Boom uut : der Pilz wäch?chst aus dem Baum heraus. 2. entwachsen: hie woakst tou sien Göitjen uut : er entwächst seinen Kleidern. 3. zu voller Größe heranwachsen; erwachsen werden: ‘‘n poor uutwoaksene Wuchtere : ein paar erwachsene Mädchen. 4. (Getreide) infolge feuchtwarmer Witterung auf dem Halm keimen: wäch?t is dät foar ‘‘n fertroalden Sumer, wan die Roage ap t Lound uutwoakst : was ist das für einen merkwürdigen Sommer, wenn der Roggen auf dem Acker zu keimen beginnt.
skjote iek skjote, du skjutst, hie/ ju skjut, wie skjote; skoot, skoten; is/häd sketen; skjut/skjote! skjotet!
1. schießen: fergenen Häärst häd uus Babe twäin Harte sketen : vergangenen Herbst hat unser Vater zwei Hirsche geschossen. angrenzen an: sien Lound skjut an uus Buräi : sein Land grenzt an unseren Bauernhof. 3. (Flüssigkeit) strömen (is): dät Röör is breken, un dät Woater skjut deeruut : das Rohr ist gebrochen, und das Wasser strömt da heraus. 4. (Milch) gerinnen; sauer werden (is): ju Moalk häd tou loange in ju Sunne steen un is sketen : die Milch hat zu lange in der Sonne gestanden und ist sauer geworden. 5. reinigen: Roage skjote : Roggen reinigen. 6. schnellen; sausen, mit hoher Geschwindigkeit gehen oder fahren (is): 6.1 hie skoot an mie fóarbie, as wan hie Fjuur in de Moarze hiede : er schnellte an mir vorbei, als wenn er Feuer im Hintern hätte. 6.2 do Bäidene skoten in t Bääd : die Kinder schnellten ins Bett. 6.3 in dä‘n Sin skjote : einfallen. 7. (Pflanze) aufsprießen, aufschießen (is): do Ploanten skjote in t Säid : die Pflanzen setzen Saat an. 8. zu wachsen beginnen (is): die Roage, die Heeuwer skjut : der Roggen, der Hafer beginnt zu wachsen. 9. einen stechenden Schmerz verursachen (is): dät loange Moaljen is mie in dä‘n Rääch sketen : die lange Malerarbeit hat mir einen stechenden Schmerz im Rücken verursacht. 10. (Tau) ablaufen lassen; loslassen (is/ häd): läit dät Tau man skjote! : lass das Tau nur ablaufen! 11. fallen, stürzen (is): hie skoot fon ju Ladere un fäl ap dä‘n Kop : er stürzte von der Leiter und fiel auf den Kopf. 12. etwas schnell tun, schnell bewegen: die Bakker skoot dät Brood tou dä‘n Ougend oun : der Bäcker schob das Brot schnell in den Ofen hinein. 13. einen Gegenstand mit dem Fuß werfen: hie skoot dä‘n Baal truch ju epene Dore : er schoss den Ball durch die offene Tür.
säidje
1. säen. 2. besäen: ‘‘n Fäild mäd Roage säidje : ein Feld mit Roggen besäen.
Hol
1. mit weiten Maschen: ‘‘n hollen Säk : ein weitmaschig gewebter Sack. 2. spärlich; dunn gesät: 2.1 die Roage stoant Hol : der Roggen ist spärlich. 2.2 do Tuwwelke sunt man Hol apkemen : die Kartoffeln sind nur spärlich herausgekommen. 3. durchsichtig: die Douk, dät Goud is Hol : das Tuch, der Stoff ist durchsichtig. 4. eine konkave Öffnung bildend: in de holle Hounde : in der hohlen Hand. 5. wüst, stürmisch: Hol häärgunge : wüst hergehen. 6. (Wind) böig: ‘‘n hollen Wiend : ein mit starken Böen einhergehender Wind; ein Wind, der hörbar durch die Bäume rauscht. 7. hohl, inwendig, leer: ‘‘n hollen Boom : ein hohler Baum. 8. unfruchtbar: holle Íeren, holle Äkkere : unfruchtbare Ähren, unfruchtbare Äcker. 9. löcherig: dät Täk is so Hol, deer konnen do Fugele truchfljoge sunder antouhoolden : das Dach ist so löcherig, da können die Vögel hindurchfliegen ohne anzuhalten. 10. locker aneinander sitzend: do Eedsoden sitte Hol aneenuur : die Torfsoden sitzen locker aneinander. 11. trocken: ‘‘n hollen Host : trockener Husten. 12. unterhöhlt: ‘‘n holle Stede in ju Gräid : eine unterhöhlte Stelle im Rasen.
ousäkje
in Säcke füllen: Roage ousäkje : Roggen in Säcke füllen.
oukriege
1. entfernen: 1.1 dät Íes fon dät Paad oukriege : das Eis von dem Pfad entfernen. 1.2 (Haare) schneiden lassen: hääst du do Hiere oukriegen? : hast du dir die Haare schneiden lassen? 2. abbekommen; einen Teil von etwas bekommen: 2.1 wie kriege ‘‘n Deel fon ju Äärfskup ou : wir bekommen einen Teil der Erbschaft ab. 2.2 niks oukriege : leer ausgehen. 3. eine Ehefrau/ einen Ehemann finden: 3.1 du hääst Gluk heeuwed, dät du ‘‘n Wieuwmoanske oukriegen hääst : du hast Glück gehabt, dass du eine Ehefrau gefunden hast. 3.2 ju häd naan oukriegen : sie hat keinen Ehemann gefunden. 4. abmähen: wie häbe dä‘n Roage dälich oukriegen : wir haben den Roggen heute abgemäht. 5. verletzt werden: hie häd niks oukriegen: er ist unverletzt geblieben. stark beansprucht, stark abgenutzt werden: do Klodere kriege bee/ dut Weder ‘‘n Masse ou : die Kleider werden bei diesem Wetter stark beansprucht. wegpacken: krich die deer rauelk ‘‘n Ap(p)el ou! : packe dir ruhig einen Apfel weg!
ouhäbe
1. erfolgreich beenden: wie häbe dä‘n Roage ou : wir haben die Roggenernte erfolgreich beendet. 2. abbekommen: iek wol ook wäch?t fon dä‘n Kouke ouhäbe : ich will auch etwas von dem Kuchen abbekommen. 3. entfernen; entfernen lassen: du moast wäch?t fon dien Hiere ouhäbe : du musst etwas von deinen Haaren entfernen lassen.
sperich
spärlich; dünn gesät; mit größeren Zwischenräumen: die Roage stoant sperich : der Roggen steht spärlich.
Spier, -e, dät
1. dünner Grasoder Getreidehalm: ‘n Spier Roage: ein Roggenhalm 2. bisschen: iek häbe neen Spier fon dä‘n Kouke heeuwed : ich habe kein bisschen von dem Kuchen gehabt. iek häbe him neen Spier in dä‘n Wai laid : ich habe ihn auf keine Weise gehindert, aufgehalten. einzeln stehendes Haar, Härchen: hie häd neen Spier Hier ap dä‘n Kop : er hat kein einzelnes Haar auf dem Kopf. 4. Essensrest: hie lät aaltied ‘‘n Spier ap sien Täller läze : er lässt immer einen Rest auf seinem Teller liegen.
uutwinterje
(Pflanze) erfrieren; durch Frost geschädigt werden: die Roage is uutwinterd : der Roggen ist erfroren.
uutsprotte
sprossen; Sprosse treiben: die Roage sprot uut : der Roggen treibt Sprosse.
uutspierje
sprießen, aussprießen: die Roage fäng oun uuttouspierjen : der Roggen fing an auszusprießen.
uutnieme
1. (Fisch,Rind,Schwein) ausweiden; die Innereien entfernen: hie noom dät Swien uut : er weidete das Schwein aus. 2. hinter dem Mäher das Korn fortnehmen und zu Garben binden: 2.1 dä‘n Roage uutnieme : den Roggen zu Garben binden. 2.2 Roage, Heeuwer uutnieme : die abgeschnittenen Roggenoder Haferhalme zu einer Garbe mithilfe von zwei Haken zusammenrollen. 3. ausnehmen, betrügen; ausnutzen, übervorteilen. 4. ausrauben, ausräumen: do Stelere häbe dä‘n Winkel an t Eende fon uus Sträite uutnumen : die Diebe haben den Laden am Ende unserer Straße ausgeräumt. 5. (+ sik) anmaßen: ju nimt sik deer tou fuul uut : sie erlaubt sich zu viel; sie ist anmaßend.
uurwege
ein zu großes Gewicht geben: jo häbe dä‘n Roage uurwain : sie haben dem Roggen ein zu großes Gewicht gegeben, attestiert.
twiebrouderch
1. halb reif, nicht gleichzeitich reif: die Roage is twiebrouderch : der Roggen ist halb reif. 2. zweifelhaft: of wie dät Jeeld fon him kriege, blift twiebrouderch: ob wir das Geld von ihm bekommen, bleibt zweifelhaft.
toufale
1. zuteil werden; als Eigentum zufallen; vererbt werden, anheimfallen: 1.1 dät Jeeld fäl mie tou : das Geld wurde mir zuteil. 1.2 ju Buräi is him toufalen : der Bauernhof ist ihm anheimgefallen. 2. die Erwartungen angenehm übertreffen ( ^ meefale): 2.1 ju Wiek in Brüssel fäl mie tou: die Woche in Brüssel war eine angenehme Überraschung. 2.2 die Aden is mie wäch?t toufalen: die Ernte hat meine Erwartungen angenehm übertroffen. 2.3 dät Lot faalt nit aaltied tou: das Schicksal ist nicht immer günstig. 2.4 die Roage faalt uus tou: der Roggen bringt einen größeren Ertrag als erwartet. 2.5 hie faalt nit tou: er enttäuscht bei ‘näherer Bekanntschaft. 3. günstig ablaufen: wan mie dät toufaalt, dan bä‘n iek tou free: wenn das für mich günstig abläuft, dann bin ich zufrieden. 4. sich von selbst schließen: 4.1 ju Dore fäl tou (auch: fäl ticht ): die Tür schloss sich von selbst. 4.2 do Ogene fale mie tou: die Augen fallen mir zu. 5. gefallen, zusagen: uus ‘näie Woain faalt uus tou: unser neuer Wagen gefällt uns.
straie
1. streuen: Mjuks straie : Mist streuen. 2. ertragreich sein: die Roage häd goud straid : der Roggen hat einen guten Ertrag gebracht. → straue
stounde iek stounde, du stoanst, hie/ju stoant, wie stounde; iek stuud/stude, du stuust, hie/ju stuud/stude; steen; blieuw stounden! blieuwet stounden!
1. stehen; sich in aufrechter Haltung befinden: 1.1 (nach langem Stehen) iek stounde mie do Bene in t Lieuw : ich stehe mir die Beine in den Leib. 1.2 ap stoundenden Fout : sofort; stehenden Fußes. 1.3 mäd de Floaine ap de Tille stounde : mit dem Flegel auf dem Steg stehen (= leicht beleidigt sein). 1.4 du stoanst deer fain ape : du siehst gut aus auf dem Foto, Bild. 1.5 hie kuud nit toun Stounden kume : er konnte nicht zum Stehen kommen. 1.6 stoundend Koardel : stehendes Getreide im Gegensatz zu läzend Koardel : liegendes Getreide. 2. sich an einer bestimmten Stelle befinden: 2.1 do Tuwwelke stounde ap t Fjuur : die Kartoffeln stehen auf dem Feuer. wan du din Bräi nit apiete koast, dan wollen wie him stounde läite , bit du wier Smoacht hääst: wenn du deinen Brei nicht aufessen kannst, dann wollen wir ihn stehen lassen, bist du wieder Hunger hast. 2.3 die Roage stoant noch bute: der Roggen steht noch auf dem Felde. 2.4 sien Lieden stoant mie noch kloor fóar do Ogene: sein Leiden steht mir noch deutlich vor den Augen. 2.5 ju Sunne stoant hooch an dä‘n Hemel : die Sonne steht hoch am Himmel. 3. (Kulturpflanzen) in einem bestimmten Stand des Wachstums sein: ju Wete stoant goud : der Weizen wäch?chst gut. 4. als Bauwerk vorhanden sein: do Huze stounde Mon an Mon : die Häuser stehen gleich nebeneinander. (+ sik) in einem bestimmten Verhältnis zueinander sein: jo stounde sik nit goud : sie können nicht gut miteinander; sie sind keine Freunde. beteuern: ju stoant ap Hiere Uunskeeld : sie beteuert ihre Unschuld. 7. beschäftigt sein; im Dienst sein: die junge Koaster stoant in Romelse, die Pastoor in Strukelje : der junge Lehrer ist in Ramsloh im Dienst, der Pfarrer in Stücklingen. 8. (Kleidungsstück) passen: dät Klood stoant die goud : das Kleid steht dir gut. 9. (+ sik) in bestimmten finanziellen Verhältnissen stehen: hie stoant sik goud : er hat ein gutes Auskommen. 10. hervortreten, hervorquellen: dät Woater stuud mie twiske do Tonen : das Wasser quoll mir zwischen den Zehen hervor. 11. beharren, bestehen: hie stoant ap sien Menenge : er beharrt auf seiner Meinung. 12. (Kuh) trächtig werden: ju Ku häd nit steen : die Kuh ist nicht trächtig geworden. 13. (Wasser) nicht fließend: stoundend Woater : stehendes Wasser. 14. mäd stoundenden Woain fiere : mit einem Wagen voll Getreide vom Feld in die Scheune fahren und sofort mit einem leeren Wagen zurückkommen, sodass immer ein Wagen zur Beladung auf dem offenen Feld steht, wäch?hrend der volle Wagen in der Scheune ausgeladen wird. 15. deer stoant aan ap : auf dieses Ereignis muss ein Schnaps getrunken werden.
spierje
sprießen: die Roage fangt oun tou spierjen : der Roggen fängt an zu sprießen.
ouadenje
1. (Feld, Acker) abernten; in seiner Gesamtheit ernten; durch das Ernten der Frucht völlich leer machen: wie häbe dä‘n Roage heel ouadend : wir haben das Korn ganz abgeerntet.
licht
1. leicht von Gewicht; nicht schwer. 2. minderwertig: lichten Roage : minderwertiger Roggen. 3. nicht schwerfällig; beweglich, geschickt. 4. nicht schwierig; ohne große Mühe, leicht: 4.1. dät Ruur is licht tou dregen : das Gewehr ist leicht zu tragen. 4.2 wie konnen lichter lope as fiere : wir können besser zu Fuß gehen als fahren. 5. schnell und ohne Schwierigkeiten: dät Sträi baant licht an : das Stroh brennt schnell an. 6. leicht, trippelnd: ju Fauene häd ‘‘n lichten Goang: das Dienstmädchen hat einen leichten Gang. 7. häufig: dät wäch?dt licht kweden : das wird häufig gesagt. 8. (Ackerland) leicht zu bestellen, locker: lichte Gruunde : leicht zu bestellender Boden. 9. sanft, kaum spürbar: die Snee fäl licht ap dä‘n Dom deel : der Schnee fiel sanft auf den Sandweg. 10. oberflächlich: die Loai häd dät Täk bloot licht roaked : der Blitz hat das Dach nur oberflächlich getroffen. 11. verschwenderisch: 11.1 hie is fuuls tou licht mäd sien Jeeld : er ist viel zu verschwenderisch mit seinem Geld. 11.2 lichte Klinke : verschwenderischer Mensch; Zechbruder.
legerch
1. auf dem Boden liegend: 1.1 legerge Frucht : auf dem Boden liegende Feldfrucht. 1.2 die Roage is legerch : der Roggen liegt am Boden.