Moud (a) , die
1. Mut, Tapferkeit: 1.1 iek hied naan Moud, Hier juuntoubalen : ich hatte keinen Mut, ihr zu widersprechen. 1.2 ook wan du dä‘n Moud hääst, moast du appaasje : auch wenn du den Mut hast, musst du vorsichtig sein. 2. Gemüt: hie is nit goud tou Moud : er ist in schlechter seelischer Verfassung; deprimiert, gemütskrank. 3. Lebensmut, Lebenslust: 3.1 deer sit noch Moud oane : er hat Lebensmut. 3.2 ju lät dä‘n Moud sakje : ihr Lebensmut lässt nach. 3.3 iek häbe naan Moud moor : ich bin lustlos. 3.4 die Mout häd him ferlät / ferläiten : er ist mutlos geworden. 3.5 du moast die Moud moakje : du musst Mut fassen. 4. Arbeitswille, seelische und physische Kraft, Energie, Unternehmensgeist: 4.1 hie mout tou ‘näien Moud kume : er muss neue Kräfte sammeln. 4.2 sin Moud is deerou, deerute : er hat die seelische Kraft verloren. 5. Lebenswille: die Oolde häd dä‘n Moud aproat : der Alte hat den Willen zum Leben verloren. 6. Mutwille, absichtliche Boshaftigkeit, Leichtfertigkeit: mäd Moud dwo : mutwillig tun. 7. Vertrauen in die Zukunft: hie häd mäd tachentich ‘‘n ‘näien Woain koped; dät betjudt, dät hie noch Moud häd : er hat mit achtzig ein neues Auto gekauft; das bedeutet, dass er noch Vertrauen in die Zukunft hat.
moud (b)
(selten) müde. → wurich
toubale
1. zusprechen, zureden: 1.1 iek boalde him so loange tou, bit hie ju Seke touroate : ich redete ihm so lange zu, bis er die Sache aufgab. 1.2 aan Moud toubale : jemandem Mut zusprechen; jemanden ermutigen. 2. anspornen, anstiften: wäch?l häd die tou dusse Dummigaid touboald? : wer hat dich zu dieser Dummheit angestiftet? 3. anwerben: wie boalden two Fauenen tou : wir warben zwei Dienstmädchen an. 4. jemandem etwas anpreisen; jemandem etwas schmackhaft machen. 5. zuraten: ju boalde mie deertou, dät Klood tou koopjen : sie riet mir dazu, das Kleid zu kaufen.
sakje
1. sinken; sich senken, fallen: 1.1 läit dä‘n Moud nit sakje! : lass den Mut nicht sinken; gib nicht auf! 1.2 ju Oarbaid sakket him in do Bene : er gibt die Arbeit auf. 1.3 do Hozen sakje : die Strümpfe rutschen herunter. 1.4 aan sakje läite : jemanden im Stich lassen. 2. sickern: dät Woater sakkede deer so sinnich uut : das Wasser sickerte so lansam heraus.
andrinke
1. antrinken: die Wien waas nit goud, un wie häbe ju Petälje bloot androanken : der Wein war nicht gut, und wir haben die Flasche nur angetrunken. 2. (+ sik) sich betrinken; sich einen Rausch antrinken: hie häd sik aan androanken : er hat sich einen Rausch angetrunken. 3. durch Trinken erwerben: hie mout sik eerst Moud andrinke : er muss sich zunächst Mut antrinken.
apreke
1. aufgeben: wieruum rakst du nu ap, wan du noch nit begonnen bääst? : warum gibst du jetzt auf, wenn du noch nicht begonnen hast? 2. auftun: ieten apreke : Essen auftun. 3. aushusten, auswerfen: Bloud, Sliem apreke : Blut, Schleim auswerfen. 4. (Haushalt) auflösen. 5. (Patient) als unheilbar nicht mehr behandeln: die Dokter hied mie aproat : der Arzt hatte mich als unheilbar krank aufgegeben. 6. verkaufen und verlassen: hie häd sien Huus aproat : er hat sein Haus verkauft und verlassen. 7. aufopfern: iek häbe deer min Släip foar aproat : ich habe meinen Schlaf dafür aufgeopfert. 8. verlieren, einbüßen: dä‘n Moud apreke : den Mut, den Lebenswillen verlieren. 9. sich geschlagen geben. 10. stilllegen: jo häbe dä‘n Bedrieuw aproat : sie haben den Betrieb aufgegeben.
mouderselenallännich
mutterseelenallein.
moudwillich
1. absichtlich, böswillig: do junge Wäänte smeten do Ruten moudwillich kuut: die jungen Burschen zertrümmerten absichtlich die Fensterscheiben. 2. vorsätzlich, geflissentlich, aus eigenem Antrieb: 2.1 hie häd dät moudwillich däin: er hat das aus eigenem Antrieb getan. 2.2 moudwillich is neen Moanske an dä‘n/anne Suup kemen : niemand ist vorsätzlich der Trinksucht verfallen. 3. übermütig.
moudloos
1. mutlos, niedergeschlagen. 2. lustlos.
moudich
1. mutig, tapfer. 2. hochmütig: wäch?dst du tou moudich, dan kan die ‘‘n Melöär passierje : wirst du zu hochmütig, dann kann dir ein Unglück passieren.
moudsk
mutwillig.
Moudekäärdel, -e, die
Modenarr, Stutzer.
Moudwilligaid , ju
Mutwille; vorsätzliche Bosheit, Leichtfertigkeit.
Moudlozigaid, ju
Niedergeschlagenheit, Mutlosigkeit.
Moudepuppe, -n, ju
Dame, die viel von Luxus hält.
Moudwille, die
1. Mutwille, Übermut: hie died et uut Moudwille: er tat es aus Übermut. 2. Absicht, Gesinnung. [afrs. môdwilla ]
Moudfugge, -n, ju
eine der beiden sich kräuselnden Federn am Hahnenschwanz: do Moudfuggen hongje läite: mutlos werden.
moudje
→ toumoudje, anmoudje
Moude, -n, ju
1. Mode: 1.1 dät waas in ju Tied Moude: das war in der Zeit Mode. 1.2 in de Moude blieuwe: fortbestehen. 1.3 die Sliprok waas eer hier in Moude: der Gehrock war früher hier in Mode. 2. Brauch, Gewohnheit, Üblichkeit: dät is ‘n oolde Moude: das ist ein alter Brauch. 3. Sitte: in Amerikoa häbe do Ljudene heel uur Mouden: in Amerika haben die Leute ganz andere Sitten.
neen Mouders Käize
niemand: neen Mouders Käize koom uus juun : niemand kam uns entgegen.
möidich
mutig. → moudich
loos
1. leer: 1.1 die Ommer is loos : der Eimer ist leer. 1.2 dät Huus stoant loos : das Haus steht leer. 1.3 hie häd ju hele Petälje loos droanken : er hat die ganze Flasche leer getrunken. 2. ungebunden, frei: die Huund is loos : der Hund läuft frei umher. 3. im Gange: 3.1 bee/ dä‘n Hoskebaal was niks loos : beim Holzschuhball war nichts los. 3.2 hie häd wäch?t loos : er ist schlau, begabt, gewandt. 3.3 ju Ku stoant loos : die Kuh steht gleich vor dem Kalben. 4. locker, nicht fest; (Erdboden) nicht dicht, durchlässig: 4.1 ju Skruwe is loos : die Schraube ist locker. 4.2 dät is flugge, loze Gruunde : das ist schönes, lockeres Erdreich. 4.3 ju Äide is druuch un loos : die Erde ist trocken und locker. 4.4 loos braidje : locker stricken. 4.5 ju Knippe sit him loos in de Taaske : der Geldbeutel sitzt ihm locker in der Tasche (= er ist verschwenderisch). 4.6 hie häd ‘‘n loze Tunge : er redet viel Verleumderisches. 4.7 iek häbe mien Sköäwele tou loos unner : meine Schlittschuhe sitzen zu locker. 5. befreit von: dussen Käärdel sunt wie nu loos : jetzt sind wir von diesem Kerl befreit. 6. als Verbzusatz bezeichnet loos eine Trennung (loosriete, loosmoakje) oder den Beginn einer Handlung (loosfíere, loosgunge); als Suffix zur Bildung von Adjektiven bezeichnet es das Fehlen von etwas: moudloos, broodloos, heelloos : mutlos, brotlos, heillos.
anmoudje
anmuten; auf jemanden einen bestimmten Eindruck machen: sien Dwoon moudet mie wäch?t uunbitoacht an : sein Handeln kommt mir etwas unbedacht vor.
gunge iek gunge, du gungst, hie/ju gungt, wie gunge; geen, genen; is geen; gung(e)! gunget!
1. gehen; sich aufrecht auf den Füßen fortbewegen. 1.1 gunge an : mit etwas anfangen: 1.1.1 Bäidene, gunget nu an t Spieljen : Kinder, fangt jetzt an zu spielen. 1.2 gunge läite : entlassen, verabschieden. 1.3 aan gunge läite : furzen. 1.4 et gungt deeruum : es kommt darauf an; es handelt sich darum: 1.4.1 gungt et uum Muurjen? : handelt es sich um Maurerarbeiten? 1.4.2 et gungt nit fóar alen uum t Jeeld : eshandelt sich nicht in erster Linie ums Geld. 1.5 iek kon him nit gungen sjo : ich kann ihn nicht gehen sehen (= ich hasse ihn). 1.6 dät gungende Wierk : (Uhr, Mühle) Laufwerk. 2. geschehen: 2.1 dät skäl wäch?il nit gunge : das wird wohl nicht passieren, geschehen. 2.2 dät gungt aal ätter him : das geht, geschieht alles nach seinem Wunsch. et gungt, as et wol, man nit so, as et weze mout : es geht, wie es will, aber nicht so, wie es sein muss. et gungt him goud : er ist wohlhabend. 2.5 wo gungt die et?: wie geht es dir? 2.6 ju lät et gunge, as et wol: sie lässt es gehen, wie es will (= sie lässt sich keine grauen Haare darüber wachsen). 3. ein Liebespaar sein: jo gunge al loange mädeenuur: sie sind schon lange ein Liebespaar. 4. geraten: 4.1 dät gungt uut de Moude : das gerät aus der Mode. 4.2 dät ieten gungt ap t Lääste : das Essen geht zur Neige. 5. bewegen, sich öffnen: iek here ju Dore gungen : ich höre, wie die Tür aufgeht.
uunkommoudich
unbequem: die Jikkel sit mie swiede uunkommoudich : die Jacke sitzt mir sehr unbequem.