Saterfriesisches Wörterbuch
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Mäme, -n, ju

die eigene Mutter: 1.1 ju litje Mäme: die junge Frau, die Frau des Bauern. 1.2 ju grote Mäme: die Mutter des Bauern. 1.3 fon Mämes Siede: mütterlicherseits.

Mama , ju

neben Muur Anrede für die Mutter in einer anderen Familie. Die eigene Mutter ist uus Mäme.

Muur (b) , do Mure, ju

1. Mutter (vor allem die Mutter eines anderen im Gegensatz zu Mäme, das die eigene Mutter bezeichnet): fon Muurs Siede : mütterlicherseits. 2. Bienenkönigin. → Mäme

woakmoakje

1. wecken: mien Mäme moaste mie älke Dai uum säks Úre woakmoakje : meine Mutter musste mich jeden Tag um sechs Uhr wecken. 2. aufwecken: die Grummelskuur midde in de Noacht häd mie woakmoaked : das Gewitter mitten in der Nacht hat mich aufgeweckt.

ouloangje

1. hinunterreichen: koast du mie dä‘n Homer ouloangje?: kannst du mir den Hammer hinunterreichen? 2. erreichen: iek kuud ju Bolstowe nit oulangje: ich konnte die Wärmflasche nicht erreichen. 3. abgeben: die Buur häd do Wonte(‘n) bee/ uus Mäme ouloanged: der Bauer hat die Handschuhe bei unserer Mutter abgegeben. 4. zwangsweise abgeben: wie moasten do Rure an de Dore ouloangje : wir mussten die Gewehre nach behördlicher Anordnung an der Tür abgeben.

oudele

1. abteilen; in einzelne Teile trennen: ‘‘n Ruum mäd ‘‘n Skot oudele : einen Raum durch eine Scheidewand abteilen, abtrennen. abgrenzen: wie dele uus fon do Noabere mäd ‘‘n Häge ou : wir grenzen uns von den Nachbarn durch eine Hecke ab. 3. verteilen, austeilen: uus Mäme deelde do Bumse ou : unsere Mutter verteilte die Bonbons.

nit... noch

weder... noch: nit uus Mäme noch uus Möie kuden sköäwelje : weder unsere Mama noch unsere Tante konnten eislaufen.

moakje

1. machen, herstellen: uus Mäme moaket läkkeren Buterkouke : unsere Mutter macht/bäckt leckeren Butterkuchen. 2. reparieren: mien Skoue sunt ätter dä‘n Skouster tou moakjen : meine Schuhe sind zur Reparatur beim Schuster. 3. zubereiten: dät ieten moakje/ tougjuchtemoakje : das Essen zubereiten. 4. einem Kind einen Namen geben: deer häbe iek ‘‘n Till fon moaked : ich habe meinen Sohn Till genannt. 5. unterhaltsam erzählen: hie kon deer wäch?t fon moakje : mit der notwendigen Übertreibung spaßig erzählen. 6. sich auf etwas einrichten; mit etwas rechnen: iek moakje et deerätter, dät du bee/ mie kumst : ich rechne damit, ich richte mich darauf ein, dass du zu mir kommst. 7. durch einen Verkauf Geld verdienen: hie häd ‘‘n Bäält uut sien Huus moaked : er hat sein Haus teuer verkauft. 8. zusehen: Moake, dät du ädder wäch?chkumst : sieh zu, dass du früh wegkommst. 9. vortragen, predigen: uus Pastoor häd dälich goud moaked : unser Pastor hat heute gut gepredigt. 10. erschaffen: God häd in säks Dege ju Wareld moaked : Gott hat in sechs Tagen die Welt erschaffen. 11. deer koast du ook ‘‘n Masse Jeeld mäd moakje (= engl. make money): damit kannst du eine Menge Geld verdienen. 12. (+ sik) den Lebensunterhalt bestreiten: hie moaket sik goud : er kann sich gut ernähren, seinen Lebensunterhalt gut bestreiten. 13. (+ sik) gut gedeihen; tüchtig wachsen: dusse Bulle häd sik gewaltich moaked : dieser Stier is sehr gut gewachsen. 14. (+ sik) sich auszeichnen: as Juristinne moakede ju sik aiske goud : als Juristin zeichnete sie sich besonders gut aus. 15. (+ sik) sich bewähren: as Dreguner häd hie sik gau moaked : als Polizist hat er sich schnell bewährt.

misgunge

1. schlecht ausfallen; enttäuschen; missglücken, misslingen (is): 1.1 ju Bielde, ju iek moald häbe, misgeen mie / geen mie mis : das Bild, das ich gemalt habe, fiel schlecht aus, enttäuschte mich. 1.2 et is nooit passierd, dät uus Mäme ‘‘n Kouke misgeen is : es ist nie passiert, dass unserer Mutter ein Kuchen nicht gelungen ist. 2. (+ sik) sich verfehlen: jo häbe sik bee/ de Fulligaid ap dät Määrked misgeen : sie haben sich im Gedränge auf dem Markt verfehlt. 3. fehlschlagen (is): dät geen mis : das schlug fehl.

heelje

1. heilen; gesund werden (is): 1.1 ju Wunde heelt : die Wunde heilt. 1.2 hie häd ‘‘n heeljende Häid : er hat eine leicht heilende Haut. 2. gesund machen: die bääste Dokter kuud uus Mäme nit heelje : der beste Arzt konnte unsere Mutter nicht gesund machen.

maastens

meistens: uus Babe kuud Seeltersk, man uus Mäme häd maastens Plat mäd uus boald : unser Vater konnte Saterfriesisch, aber unsere Mutter hat meistens Plattdeutsch mit uns gesprochen.

Luft, ju

1. Atemluft: 1.1 hie jappede ätter Luft: er schnappte nach Luft. 1.2 iek kon neen Luft kriege: ich kann nicht frei atmen. 2. Raumluft: 2.1 deer moast du ju Luft uutläite!: da musst du Luft auslassen (= schenk mir das Glas voll!) ! 2.2 deer waas tjukke Luft, as iek ounkoom: es herrschte Spannung, als ich ankam. 2.2 nu rakt et Luft, kwaad uus Mäme, as ‘n poor fon do Ljudene in dä‘n äänge Ruum ätter Huus wai genen: jetzt gibt es Luft, sagte unsere Mutter, als ein paar von den Leuten in dem engen Raum nach Hause gingen.

ousätte

1. absetzen, herunternehmen: 1.1 fergät nit, din Houd outousätten : vergiss nicht, deinen Hut abzusetzen. 1.2 uus Mäme sätte dä‘n Pot fon t Fjuur ou : unsere Mutter nahm den Topf vom Feuer herunter. 2. (Lamm, Kalb) entwöhnen: wie häbe dät Kolich fon ju Moalk ousät : wir haben das Kalb von der Milch entwöhnt. 3. (Preise) herabsetzen, vermindern. 4. einen Angehörigen des öffentlichen Dienstes aus dem Amt entfernen: hie is as Burgermaaster ousät wuden : er ist des Bürgermeisteramtes enthoben worden. 5. absetzen, verbrämen: dät wiete Klood is mäd rode Striepen ousät : das weiße Kleid ist mit roten Streifen abgesetzt. 6. (Kind) abstillen; von der Muttermilch entwöhnen: mäd säks Mounde häbe wie uus litje Dochter ousät : mit sechs Monaten haben wir unsere kleine Tochter abgestillt. 7. (Militär) für wehrunfähig erklären.

pleegje

1. pflegen; für jemandes Wohl sorgen: hie häd sien Mäme tou Dode pleged : er hat seine Mutter bis zu ihrem Tode gepflegt, versorgt. 2. die Gewohnheit haben: hie pleget dät so tou dwoon : er pflegt das so zu tun.

uus / uzen

unser: 1.1 uus Babe, Mäme, Bäiden, Frjuunde : unser Vater, unsere Mutter, unser Kind, unsere Freunde/Verwandten: uus ljowe God : unser lieber Gott. 1.2 dät Huus is gratter as uzen : das Haus da ist größer als unseres.

umedrieuwe

1. umtreiben, beschäftigen; in ständiger Tätigkeit halten: dusse Suurge drift uus Mäme ume : diese Sorge beschäftigt unsere Mutter. 2. (Vieh) umweiden; auf eine andere Weide bringen: et wäch?dt boalde Tied, dät wie do Skäipe umedrieuwe : es wird bald Zeit, dass wir die Schafe umweiden. 3. am Rande des Ackers beginnend in immer kleiner werdenden konzentrischen Kreisen pflügen, bis man den letzten Kreis in der Mitte des Ackers pflügt (is/häd).

Tiedloang, ju

1. Zeit lang: 1.1 wie sunt ‘n Tiedloang in Aastenriek wezen: wir sind eine Zeit lang in Österreich gewesen. 1.2 ju häd ‘n Tied loang foar uus Mäme oarbaided: sie hat eine Zeit lang für unsere Mutter gearbeitet.

suurgje

1. betreuen, sorgen für: hie mout foar sien oolde Mäme suurjge : er muss für seine alte Mutter sorgen. 2. (+ sik) pflegen: ju suurget sik dä‘n hele Dai mäd/uum Hiere kroanke Bäidene : sie pflegt ihre kranken Kinder den ganzen Tag. (+ sik) sich grämen, sich Sorgen machen: ju suurget sik uum Hiere Suun : sie grämt sich wegen ihres Sohnes. 4. sich darum bemühen, dass etwas erreicht wird: Suurge deerfoar, dät du ap Tied kumst : siehe zu, dass du pünktlich kommst.

stiekum

1. heimlich, unbemerkt: 1.1 ju koom stiekum bee/ uus Mäme oun : sie kam heimlich bei unserer Mutter an. 1.2 hie häd uus dät Holt stiekum wäch?chnumen : er hat uns das Holz heimlich weggenommen. 2. hinterlistig, heimtückisch: hie häd mie stiekum uurfalen : er hat mich heimtückisch überfallen.

skommesierje

stöbern, schnüffeln: uus Mäme skommesiert ap Been : unsere Mutter stöbert auf dem Dachboden.

Skoft, -e, die

1. Zeitspanne ununterbrochener Arbeit; Arbeitsgang. 2. Pause zwischen zwei Perioden ununterbrochener Arbeit, vor allem die Mittagszeit: 2.1 jo häbe nit moal Skoft moaked: sie haben nicht einmal eine Pause gemacht. 2.2 ‘n Skoft íete: eine kurze Arbeitspause einlegen, um etwas zu essen. 3. Arbeitszeit von drei Stunden. 4. Aufschub, Fristverlängerung: koast du mie ‘‘n Wiek Skoft reke? : kannst du mir eine Woche Aufschub geben? 5. Weile; kürzere Zeitspanne von unbestimmter Dauer: uus Mäme häd nu ‘‘n Skoft fräi : unsere Mutter hat jetzt eine Weile frei.

skitterch

1. unter Durchfall leidend: ju Ku is noch skitterch : die Kuh hat noch Durchfall. 2. dreckig, ungepflegt und ungewaschen: du koast nit mäd so skitterge Hounde bee/ Disk gunge : du kannst nicht mit solchen dreckigen Händen an den Tisch gehen. 3. regnerisch, schlecht, unbeständig: skitterch Weder : unbeständiges Wetter. höhnisch: skitterch laachje : höhnisch lachen. (Schaf, Rind) mit Mist in der Wolle oder in den Haaren: 6. unbedeutend: skitterge Fräigen/ Froagen : unbedeutende Fragen. 7. elend, übel: et gungt uus Mäme skitterch : es geht unserer Mutter übel.

skälle (a) iek skäl, du skääst, hie/ju skäl, wie skällen; skuul, skuust, skuul, skulen; skuuld/ skould ; Imp. fehlt

1. sollen: 1.1 skäl iek die hälpe? : soll ich dir helfen? 1.2 dut Lound hied al loange plouged wäch?ide skould/skuuld : dieses Land hätte schon längst gepflügt werden sollen. 1.3 dät hied so weze skuuld : das hätte so kommen müssen. um die Zukunft schlechthin auszudrücken: iek skäl et mäiden dwo: ich werde es morgen tun. als modales Hilfsverb von Wahrscheinlichkeit: hie skäl wäch?il goud ankemen weze : er wird wohl gut angekommen sein. 4. das Präteritum skuul als Konditionalform: 4.1 wan iek et kude, dan skuul iek et ook noch dwo : wenn ich es könnte, dann würde ich es auch noch tun. 4.2 iek skuul et nit toanke : ich würde es nicht denken; ich glaube es kaum. 5. (bei einer Absprache) sollte: wie skulen uus bee/ dä‘n Boanhoaf drepe : wir sollten uns beim Bahnhof treffen. 6. Möglichkeit: 6.1 dät skäl ‘‘n Úre wezen häbe : das wird (möglicherweise) eine Stunde gewesen sein. 6.2 wäch?l skuul him dät tou kweden häbe? : wer sollte/würde ihm das gesagt haben? 7. um den Willen eines anderen als des Satzgegenstandes auszudrücken: hie meende, iek skuul him Besäike : er meinte, ich sollte ihn besuchen. 8. in Vorschriften: 8.1 du skääst nit stele : du sollst nicht stehlen. 8.2 du skuust beter appaasje : du solltest besser aufpassen. 8.3 Mäme ropt, du skuust ‘‘n Boskup moakje : Mutter ruft, du solltest eine Besorgung machen. 9. in Zusagen, Versprechen, hinterher betrachtet: dät wuud him toukweden, hie skuul sien oaine Heemlound boalde wiersjo : es wurde ihm zugesagt, er würde seine eigene Heimat bald wieder sehen. 10. für eine Handlung, die gerade geschehen soll: die Such skuul juust oufiere : der Such sollte gerade abfahren. 11. zur Bezeichnung der Tatsache, dass etwas stets zu erwarten ist: 11.1 et skäl aaltied riene, wan wie uutfiere wollen : es regnet immer, wenn wir ausfahren wollen. 11.2 hie skäl neen fjuntelk Woud kwede, wan wie deer sunt : er wird nie ein freundliches Wort sagen, wenn wir da sind. 12. um eine Schlussfolgerung von Wahrscheinlichkeit auszudrücken: man skuul mene, dät et nu däin waas : man würde meinen, dass es jetzt zu Ende wäch?re. 13. (in Fragen) um Unschlüssigkeit, Unentschlossenheit auszudrücken oder wo anscheinend um Rat gebeten wird: wäch?t skuul iek dwo? – Skuul iek mie nu äntskede of leter? : was sollte ich tun? – Sollte ich mich jetzt entscheiden oder später? 14. Ausdruck einer Hoffnung: hie meende, dät wie kume skulen : er meinte, dass wir kommen sollten. 15. müssen: dät hied so weze skuuld : das hätte so kommen müssen. [afrs. skela]

sjode iek sjode, du sjudst, hie/ju sjudt, wie sjode; sood, soden; seden; sjud! sjodet!

1. kochen: 1.1 uus Mäme kon ‘‘n läkkere Tuwwelkesoppe sjode : unsere Mutter kann eine sehr schmackhafte Kartoffelsuppe kochen. 1.2 dät ieten sood tou fääl : das Essen kochte zu schnell. 2. sieden: 2.1 die Bräi waas sjodend heet : der Brei war siedend heiß. 2.2 du krichst eerst Tee, wan dät Woater sjudt : du bekommst erst Tee, wenn das Wasser kocht. 3. in höchster Erregung sein: ju sjudt fon Dulligaid : sie kocht vor Wut.

siet

1. seit: 1.1 siet jäärsene is uus Mäme kroank : seit gestern ist unsere Mutter krank. 1.2 siet Ljoachtmisse häbe wie naan Froast moor heeuwed : seit Lichtmess haben wir keinen Frost mehr gehabt.