Saterfriesisches Wörterbuch
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Määlne, -n, ju

1. Mühle: 1.1 älk mout sin oaine Säk ätter ju Määlne waidrege: jeder muss für die Folgen seiner eigenen Handlungen einstehen. 1.2 Fertälstere fon oolden Tieden wieren Wiend ap sien Määlne : Erzählungen aus alten Zeiten waren ganz nach seinem Geschmack. 1.3 dät kumt aal ätter sien Määlne : es richtet sich alles nach seinem Willen. 1.4 dät mout aal ätter sien Määlne trale : es muss alles nach seinem Willen gehen. 1.5 dät waas Woater ap sien Määlne : das war ganz nach seinem Geschmack.

Woater, dät

1. Wasser: 1.1 unner Woater lope: überschwemmt werden. 1.2 trucht t Woater luke: verprügeln. 1.3 aplopend Woater: Flut. 1.4 dät Grote Woater: das Meer. 1.5 dät waas Woater ap sien Määlne: das war Wasser auf seine Mühle. dät Woater lapt/lopt mie in de Mule touhope : das Wasser läuft mir im Munde zusammen. oulopend Woater : Ebbe. 1.8 unner Woater stounde: überschwemmt sein. 1.9 uur dät Grote Woater gunge: nach Amerika auswandern. Urin: hie kon neen Woater läite : er kann nicht urinieren. 3. Wassersucht: ju häd Woater : sie ist wassersüchtig. 4. Gewässer: ‘‘n groot, stoundend Woater : ein großes, stehendes Gewässer. 5. Strömung: du moast nit juun t Woater swimme : du musst nicht gegen die Strömung schwimmen.

Wiend, -e, die

1. Wind: 1.1 unner dä‘n Wiend: in windgeschützter Lage. 1.2 ‘n dwerelgen Wiend: ein Wirbelwind. 1.3 fon dä‘n Wiend ou: mit Rückenwind. 1.4 juun dä‘n Wiend an: mit Gegenwind. 1.4 jo sunt mädeenuur as Wiend un Woater: sie sind miteinander wie Wind und Wasser (nach außen hin gehen sie freundlich miteinander um, obwohl sie einander nicht ausstehen können). 1.5 dät is Wiend ap Hiere Määlne : das ist Wind auf ihre Mühle, gereicht ihr zum Vorteil. 1.6 die Wiend brangt Rien : der Wind bringt Regen. 1.7 die Wiend häd sik laid : der Wind ist abgeflaut. 1.8 die Wiend troalt sik : der Wind dreht sich. 1.9 him duurt naan skeeuwen Wiend anwaie : ihn darf kein schiefer Wind anwehen (= er ist äußerst empfindlich). 1.10 in dä‘n Wiend skiete : abends noch unterwegs sein. 1.11 ju Klokke gungt ätter dä‘n Wiend : die Uhr geht völlich falsch. 1.12 ‘‘n hollen Wiend : ein starker, kalter Wind, der aber nicht unangenehm ist, wenn man dagegen anlaufen muss. 1.13 tou dä‘n Wiend ien/juun dä‘n Wiend an : mit dem Wind von vorne. 1.14 die Säärseboom lidt unner dä‘n Wiend : der Kirschbaum leidet unter dem Wind, ist dem Wind zu sehr ausgesetzt. 2. Blähung, Furz: 2.1 hie häd ‘‘n Wiend gunge lät : er hat einen Bauchwind entweichen lassen. 2.2 fon do Bonen kricht man oafte wiende : von den Bohnen bekommt man häufig Blähungen. 2.3 do wiende sätte sik : die Blähungen verursachen Bauchgrimmen. 2.4 Wiend ouläite : furzen. 3. Aufsehen: hie häd fuul Wiend moaked : er hat Aufsehen erregt. 4. Aufheben(s): hie moaket fuul Wiend uum niks : er macht viel Aufhebens wegen nichts. 5. komprimierte Luft: deer is nit genouch Wiend in dät Jool oane : es ist nicht genug Luft in dem Reifen.

uurstounde (a)

1. eine Gefahr, eine Krankheit überstehen, hinter sich bringen: 1.1 in oolden Tieden uurstuud hoast nemens ju Terenge : in alten Zeiten überstand fast niemand die Schwindsucht. 1.2 et häd mie daach wunderd, dät ju oolde Määlne so ‘‘n fällen Stoarm uursteen häd : es hat mich doch gewundert, dass die alte Mühle solch einen heftigen Sturm überstanden hat. 1.3 uus Foar uurstoant ju Noacht nit moor : unser Vater übersteht die Nacht nicht mehr. 2. erlöst werden, sterben: ju häd uursteen : sie ist verstorben.

umekröie

umdrehen, umsetzen: ju Määlne ätter/in dä‘n Wiend umekröie : die Mühle nach dem Wind drehen.

trale iek trale, du troalst, hie/ju troalt, wie trale; troalde, troalden; troald

troal/trale! tralet! : 1. drehen: ju Määlne in dä‘n Wiend trale : die Mühle in den Wind drehen. 2. drechseln: ‘‘n troald Diskbeen : ein gedrechseltes Tischbein. 3. (+ sik) sich drehen, wenden: 3.1 (Wind) sich nach rechts drehen; ausschießen: die Wiend häd sik troald : der Wind weht jetzt in der entgegengesetzten Richtung; der Wind hat sich gedreht, ist ausgeschossen. 3.2 uus Fauene is so flink, ju kon sik ap ‘‘n Täller trale : unser Dienstmädchen ist so wendig, sie kann sich auf einem Teller drehen. 3.3 min Kop troalt sik fon Drokte : mir ist schwindlig vor lauter Hektik. 3.4 dät Blääd häd sik troald : das Blatt hat sich gewendet; eine schlechte Wende ist eingetreten. 3.5 ju Maalmäälne troalt sik in ‘‘n Kring : das Karussell dreht sich im Kreise.

stuwe iek stuwe, du stufst, hie/ju stuft, wie stuwe; stoof, stowen; is stäuwen; stuf/stuwe! stuwet

stieben, stäuben; in Teilchen auseinander wirbeln, aufwirbeln, trudeln: 1.1 in dusse Määlne stuft et mie tou fuul : in dieser Mühle stiebt es mir zu heftig (= der Müller gibt nicht das volle Gewicht). 1.2 et rient, dät et stuft : es regnet sehr stark. 1.3 dät Koardel stuft : der Pollen fliegt über die Äcker. 1.4 die Snee stuft : der Schnee wirbelt auf. 1.5 do Sneeflokken stuwe truch ju Lucht : die Schneeflocken wirbeln durch die Luft. 2. auseinander laufen; panikartig davonlaufen; sich mit großer Schnelligkeit bewegen: 2.1 do Wuchtere stowen wäch?ch : die Mädchen liefen schnell davon. 2.2 iek wiste nit, wierwai du stäuwen of flain wierst! : ich wusste nicht, wohin du geflogen oder gestoben wäch?rest! 3. wehen: dät Sound stuft juun do Ruten : der Sand weht gegen die Fensterscheiben.

stuttich

1. fleißig, beharrlich: hie is ‘‘n stuttigen Oarbaider : er ist ein fleißiger Arbeiter. 2. beständig: ju Määlne lapt/lopt stuttich färe : die Mühle läuft beständig weiter. 3. ununterbrochen.

spinkenierje

1. hantieren: hie spinkenierde mäd ‘‘n Skruwenkoai in de Määlne : er hantierte mit einem Schraubenschlüssel in der Mühle. 2. spuken: et kloang, as wan et ap dä‘n Been spinkenierde : es klang, als wenn es auf dem Dachboden spukte. 3. umherspringen (is): dät is naan Foutbaal, wan do Spillere/Spielere bloot ap t Gäärs spinkenierje : das ist kein Fußball, wenn die Spieler nur auf dem Gras umherspringen.

skiere, -n, ju

1. Schere: 1.1 ju Mule blift in de Skiere stounden: der Mund bleibt sperrangelweit offen. 1.2 ju Määlne stoant in de Skiere: die Mühlenflügel stehen in der Form einer Schere als Zeichen, dass die Mühle nicht betrieben wird. Kreuzungspunkt.

achtekaantich

1. achtkantig: ju Määlne is achtekaantich : die Mühle ist achtkantig.

Koarn, dät

nur in der Wendung: dät is Koarn ap sien Määlne: das ist Wasser auf seine Mühle; das gereicht ihm zum Vorteil. Sonst → Koardel

Koardel, -e, dät

1. Samenkorn, Körnchen. 2. Getreide, vor allem Roggen: 2.1 doof Koardel: leichtes, mit Stroh und Unkraut vermischtes Getreide als Viehfutter. 2.2 do Buren wonskje sik, dät dät Koardel ädder in Huus is: die Bauern wünschen sich, dass das Korn früh in der Scheune ist. dät lääste Koardel is dälich mäind wuden : das letzte Getreide ist heute gemäht worden. 2.4 dät is Koardel ap sien Määlne: das gereicht ihm zum Vorteil. 2.5 (von überreifem Korn) Koardel faalt uut do Íere(‘n) un klattert die in do Hoske: Korn fällt aus den Ähren und klappert dir in den Holzschuhen.

Haat, do Haten, dät

1. Herz: 1.1 dät moast du nit so tou Haten ‘nieme: das musst du nicht so zu Herzen nehmen. 1.2 hie häd neen Haat in dä‘n Pukkel: er geht über Leichen; er ist rücksichtslos. 1.3 iek kuud et nit uur t Haat brange: ich konnte es nicht übers Herz bringen. 1.4 ap t Haat fäile : auf Herz und Níeren prüfen. 1.5 fon Haten bliede : von Herzen froh. 1.6 mien Haat koom in de Kniepe : ich konnte keine Luft mehr kriegen. 1.7 dät lait mie an t Haat : das liegt mir am Herzen. 1.8 dät kumt nit fon Haten : das ist nicht ernst oder ehrlich gemeint. 1.7 fon Haten goud : von Herzen gut. 1.8 fon Haten (ge) suund : kerngesund. 1.9 hie häd fluks dät Haat foar de Käle sitten : er weint leicht. 1.10 hie häd ‘‘n swäk Haat : er hat ein schwaches Herz. 1.11 mie kält dät Haat : ich habe Herzweh. 1.12 dät Haat sakkede him in de Bukse : der Mut verließ ihn. 1.13 wäch?t hääst du ap t Haat? : was hast du auf dem Herzen? 2. das Innerste einer Maschine: dät Haat fon ‘‘n Määlne kanne do maaste Stadjere nit : das Innerste einer Windmühle kennen die meisten Stadtbewohner nicht. 3. der innerste Teil von höheren Pflanzen: dät Haat fon ‘‘n ekenen Boom : das Herz einer Eiche. 4. Spielkartenfarbe; Herz beim Kartenspiel.

goangboar

1. nicht bettlägerig; auf den Beinen; gut zu Fuß; rüstig: uus Babe is tachentich Jier, man hie is noch goangboar : unser Papa ist achtzig Jahre alt, aber er ist noch rüstig. 2. begehbar; geeignet, betreten zu werden: do Poade sunt fon Snee nit moor goangboar : die Pfade sind vor Schnee nicht mehr betretbar. 3. ju Määlne is noch goangboar : die Mühle ist in gutem Zustand, betriebsbereit. 4. funktionsfähig: goangboar moakje : funktionsfähig machen; instand setzen. 5. zugegen, anwesend: deer wieren noch moor goangboar : es waren noch mehr anwesend. gehfähig; nach einer längeren Krankheit wieder auf den Beinen: hie is Wier goangboar : er ist wieder gehfähig.

epenmoakje

1. aufmachen, öffnen: ‘‘n Kiste epenmoakje : eine Kiste öffnen. 2. eröffnen: 2.1 jo häbe ju Määlne in Skäddel as ‘‘n Museum ‘näi epenmoaked : sie haben die Mühle in Scharrel als Museum neu eröffnet. 2.2 sunder Jeeld koast du naan Winkel epenmoakje : ohne Geld kannst du kein Geschäft eröffnen. 3. (Flasche) anbrechen: ‘‘n Petälje epenmoakje : eine Flasche anbrechen.

ap

1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dä‘n Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krichst du aaltied Wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjuur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dä‘n eerste(‘n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dä‘n Huusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesuundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap ‘‘n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd ‘‘n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbierich (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dä‘n hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stierwen : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dä‘n Komer ap t ruuchste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuwwelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Puund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenburich an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Huunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dä‘n Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo furen ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap ‘‘n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.

Määlneräi, ju

Mühlenbetrieb, Müllerei.

Saildouk, die

1. Segeltuch: 1.1 mäd Saildouk häbe do oolde Seelter Moalk droged: mit Segeltuch haben die alten Saterfriesen Milch gefiltert. 1.2 mäd Saildouk sunt do Määlnerou(d)en bespond: mit Segeltuch sind die Windmühlenflügel bespannt.

Buuskoolmäälne, -n, ju

Kappesmühle.

Heeuwermäälne, -n, ju

Hafermühle.

Klappermäälne, -n, ju

Klappermühle.

Snippelmäälne, -n, ju

Vorrichtung, um Schnittbohnen zu schneiden; Maschine zum Zerkleinern von grünen Bohnen.

Stonnermäälne, -n, ju

Bockmühle.

Goartemäälne, -n, ju

Grützmühle.