Saterfriesisches Wörterbuch
  Info

Ku, do Bäiste, ju

Kuh: hie is fon ‘n Ku ap ‘n Säge kemen: er ist von einer Kuh auf eine Ziege gekommen (= er ist vom Regen in die Traufe gekommen).

Bliende Ku, ju

Kinderspiel.

klaie (a) iek klaie, du klaast, hie/ju klaat, wie klaie; klade, kladen; klaad; klai! klaiet!

1. kleckern, schmutzen; schmieren, sudeln: die oolde Mon klaat mäd sien ieten as ‘‘n littik Bäiden : der alte Mann kleckert mit seinem Essen wie ein kleines Kind. 2. streicheln, kraueln: du moast ju Ku klaie, dät ju stounden blift : du musst die Ku streicheln, damit sie stehen bleibt. 3. kratzen, scheuern: hie klaat sik ap dä‘n Kop, as wan hie Luze hiede : er kratzt sich auf dem Kopf, als wenn er Läuse hätte. 4. (Kinder) im Dreck spielen; schmieren: wäch?t klaast du deer herume? : was schmierst du da herum?

smoachtich

1. hungrig: hie moaste smoachtich fon Disk gunge : er musste hungrig den Tisch verlassen. 2. mager, dünn, abgezehrt: ‘‘n smoachtige Ku : eine magere Ku.

Ferfaal , die

1. Verfall: 1.1 dät Huus stoant toun Ferfaal : das Haus verfällt bald gänzlich. ju Ku, die Houngst is läip in Ferfaal : die Kuh, das Pferd ist mager und kränklich.

mölk

1. Milch gebend: 1.1 ‘‘n mölke Ku : eine Milch gebende Kuh. 1.2 (Kuh, Schaf) mölk wäch?ide : kalben, lammen: ju Ku is mölk wuden : die Kuh hat gekalbt. 1.3 mölke Bäiste : Milchvieh.

Waal, do Wale, die

1. Wallhecke, Erdwall, Erddamm: Waal sätte: durch die Setzung eines mit Bäumen bepflanzten Erdwalls ein Stück Land vom Nachbargrundstück abgrenzen. 2. länglicher Torfhaufen, der auf dem Land zum Trocknen aufgeschichtet wird. (Wenn der Besitzer beim Torfgraben mitgräbt, dann erhält er jeden dritten Torfhaufen als Pachtzins. Wenn er nicht mit gräbt, dann jeden vierten Haufen.) 3. Ufer, Kanalufer, Festland: 3.1 wie mouten wäch?t an dä‘n Waal kriege: wir müssen etwas leisten. 3.2 an dä‘n läige Waal kume: herunterkommen; auf den Hund kommen. 3.3 an dä‘n läige Waal weze: elend, kränklich sein. 3.4 hie is fon dä‘n Waal in dä‘n Sloot kemen: es wurde schlechter für ihn statt besser (nl. aan lagerwal raken ). 3.5 Volksreim: Allerhilgen, Winter ap do Wülgen/Wilgen, Mutte an dä‘n Waal, Ku ap dä‘n Staal. 4. Abdämmung in einem Graben, um Gruben zu bilden, damit man die Fische greifen kann.

anhoalje

1. anschaffen, heranholen: 1.1 Fodder anhoalje foar do Junge : Futter anschaffen für die Jungtiere. 1.2 sik ‘‘n Ku anhoalje : sich eine Ku anschaffen. 1.3 hie bruukte Hälpe un moaste wäch?l anhoalje : er brauchte Hilfe und musste jemanden heranholen. 2. (+ sik) zuziehen: ju häd sik ‘‘n Ferkoaleräi anhoald : sie hat sich eine Erkältung zugezogen. 3. (+ sik) sich anstecken: 3.1. ju häd sik wäch?t anhoald : 3.1.1 sie hat sich infiziert, angesteckt. 3.1.2 sie hat sich durch eigenes Verschulden in ein Unglück gestürzt. 4. (Bienen) den Honig zum Bienenkorb bringen: do Iemen häbe dät Anhoaljen däin : die Bienen haben den Honig in den Waben gespeichert.

uurhoolde

1. Geld als Reserve übrig behalten: iek hoolde twoduzend Euro uur : ich behalte zweitausend Euro als Reserve übrig. 2. (Tier) nicht schlachten (lassen) oder verkaufen: ju ene Ku hielten wie uur : die eine Ku behielten wir übrig. 3. (Straße, Weg) nicht matschig; befahrbar oder begehbar sein, sodass man darüber fahren kann: 3.1 die Dom hoaldt noch nit uur : der Sandweg ist noch nicht befahrbar. 3.2 die fäärzene Wai truch dä‘n Foan hoaldt nu uur : der gefrorene Weg durch das Moor lässt sich jetzt begehen oder befahren.

wäl

1. wer: 1.1. wäch?l, wäch?ls, wäch?l, wäch?l : wer, wessen, wem, wen: wäch?l bääst du? : wer bist du? (Frage an ein Kind nach seiner Herkunft.) 1.2 wäch?ls Ku/wäch?l sien Ku is dät? : wessen Ku ist das? 1.3 wäch?l dät weet, die mout et kwede : wer das weiß, der muss es sagen. 1.4 ju häd wäch?l weet wo fuul äärwed : sie hat wer weiß wie viel geerbt. wäch?l weet, wo fuul Tied wie noch häbe : wer weiß, wie viel Zeit wir noch haben. 1.6 wäch?l ook so wäch?t kwädt, dät leeuwe iek nit: wer auch immer so etwas sagt, das glaube ich nicht. 1.7 wäch?l fon do bee Wuchtere wol dät Kralebeend häbe?: wer von den beiden Mädchen will die Perlenschnur haben? 1.8 iek moate jädden wiete, wäch?l dät Rääd stälen häd: ich möchte gerne wissen, wer das Rad gestohlen hat.

antou

1. beinahe: iek waas antou dood : ich war beinahe tot. 2. nahe bevorstehend, in absehbarer Zeit erfolgend, gleich: 2.1 dät is antou, dät ju Ku mölk wäch?dt : die Ku wird gleich kalben. 2.2 dät is antou, dät hie kume mout : er kann jeden Augenblick kommen. 2.3 dät is deer boalde antou : es ist bald so weit. 2.4 et is antou, dät ju dät Bäiden kricht : es wird bald Zeit, dass sie das Kind bekommt. 3. dran: hie is deer roar, läip antou : er ist übel dran; es ist schlecht um ihn bestellt. 4. ungefähr: wie hieden antou füüftich/fieftich Bäiste tou fersuurgjen : wir hatten ungefähr fünfzig Rinder zu versorgen.

sponne

1. spannen: 1.1 ‘‘n Boge sponne : einen Bogen spannen. 1.2 do Houngste fóar ‘‘n Woain sponne : die Pferde vor einen Wagen spannen. 2. (Schaf, Schwein, Kuh) die Füße mit einem Tau festbinden oder fesseln, damit ein Tier geschoren oder geschlachtet werden kann: 2.1 ju beduzede Ku wuud spond : die betäubte Kuh wurde gefesselt. 2.2 ‘‘n Ku sponne : die Hinterbeine einer Kuh festbinden, um das Treten beim Melken zu verhindern. 3. (+ sik) sich spannen; zu stramm sitzen (von einem zu engen Kleidungsstück): 3.1 die Jikkel sponde sik, un ju wüül him nit drege : die Jacke spannte sich, und sie wollte sie nicht tragen. 3.2 ju Bukse spont sich uur sin Íers : die Hose spannt sich über sein Gesäß. 4. (Tuch, Leinwand) auf einen Rahmen spannen. 5. drücken: die Buuk spont mie : ich habe reichlich gegessen. 6. jemandem von hinten die Hände mit Gewalt auf den Rücken legen, um ihn zu berauben.

Spontau, -e, dät

1. Spanntau, Spannseil: hie lapt as ‘n Ku mäd ‘n Spontau uum do Häkken: er läuft wie eine Kuh mit einem Spannseil um die Hacken. 2. Fußfessel, Strick, mit dem man das Vieh die Vorderfüße zusammenbindet.

slachtboar

1. reif für das Schlachten: 1.1 dusse Ku is slachtboar : diese Kuh ist reif für das Schlachten. 1.2 du bääst ‘‘n sloachtboar Bäist : du bist wohlgenährt, rund.

Sliem, die

1. Schleim: ju Ku ron Sliem uut de Noze: Schleim rann der Kuh aus der Nase. 2. glitschiger Schlamm.

sliemje

1. (Kuh) schleimen; Schleim absondern: ju Ku sliemet : Schleim fließt aus der Scheide der Kuh heraus – ein Zeichen, dass sie zum Stier will. 2. schmarotzen.

stiemsk

1. eigenwillig, halsstarrig. 2. verschlossen. 3. störrisch, rebellisch, widerspenstig: ‘‘n stiemske Ku : eine widerspenstige Kuh.

so

1. so: 1.1 so häbe iekmie dät nit fóarstoald : so habe ich mir das nicht vorgestellt. 1.2 jo sunt so bee/ëenuur : sie leben zusammen ohne Trauschein. 1.3 et is so as et is : die Sache ist nun einmal so und nicht zu ändern. 2. ohnehin, sowieso: hie waas besepen, as dät passierde; hie weet deer so niks fon : er war besoffen, als das passierte; er weiß ohnehin nichts davon. 3. unentgeltlich, umsonst: ju Butere krichst du so : die Butter ist umsonst. 4. auf die Art und Weise: 4.1 so gungt dät nit : auf die Art und Weise geht das nicht. 4.2 so deeran, so deerfon : wie gewonnen, so zerronnen. 5. in dem gleichen Zustand; in unverändertem Zustand: 5.1 kum, so as du bääst : komm, wie du bist. 5.2 ju lait deer so wai : sie liegt in unverändertem Zustand da. 6. zur Bezeichnung des Maßes oder des Grades: 6.1 dät Swäl waas so groot, die Dokter kuud deer nit mäd kloor kume : die Geschwulst war so groß, der Arzt konnte nicht damit fertig werden. 6.2 so tjuk as ‘‘n Tieke : so dick wie eine Zecke. 6.3 so dum as dät Bätereende fon ‘‘n oolde Ku : so dumm wie das Hinterende einer alten Kuh. 6.4 so ‘‘n groten Houngst un so ‘‘n litjet Wucht deerap! : so ein großes Pferd und so ein kleines Mädchen darauf! 7. in Beziehung zu als Vergleich: hie is so dum, as hie loang is : er ist so dumm, wie er lang ist. 8. in Verbindung mit einem Adj. oder Adv. und folgendem as dient so als Konjunktion des Nebensatzes: hie wiel/wüül Hier daach häbe, so gemeen as ju juun him wezen is : er wollte sie doch haben, so gemein als/wie sie zu ihm gewesen ist. 9. schwach betont und füllend: deer is ‘‘n Wäänt wezen, die is so loai wezen : es war mal ein Junge, der war so faul. 10. als Einleitung des Nachsatzes nach Bedingungssätzen: kumst du mie so, dan kume iek die so : so du mir, so ich dir. 11. möglich; wirklich wahr: is dät so, dät du nit kume koast? : ist es möglich/wirklich wahr, dass du nicht kommen kannst? 12. ohne Gruß: ju ron so an mie fóarbie : sie lief ohne Gruß an mir vorbei. 13. üblich: dät is Hier so : das ist hier üblich. 14. ungehindert, unbehelligt: hie is snoagens in New York so herumeronnen : er ist nachts in New York unbehelligt umhergelaufen. 15. zur Verstärkung von Wier, Hier und deer : 15.1 deer lait ‘‘n Euro! Wier so? : da liegt ein Euro! Wo denn? 15.2 Wier skäl iek dä‘n Kuffer waistale? : wo soll ich den Koffer hinstellen? Deer so! : Gerade dort!

stäne

stöhnen: hie stäänt as ‘‘n oolde Ku : er stöhnt wie eine alte Kuh.

Sküükiers, -e, die

Kuh mit X-Beinen und einem spitzen Hintern: ju Ku lapt so roar; dät is ‘n gjuchten Sküükiers: die Kuh läuft so komisch; das ist eine richtige X-beinige.

skupje

1. schieben, schubsen, stoßen: hie is tou ju Dore uutskupped wuden : er ist zu der Tür hinausgestoßen worden. 2. treten: wäch?t hälpt et, wan ‘‘n Ku ‘‘n Ommer ful Moalk rakt un him Wier uur dä‘n Kop skuppet? : was ‘nützt es, wenn eine Kuh einen Eimer voll Milch gibt und ihn dann mit einem Tritt wieder umwirft?

ouhondelje

1. abfeilschen, abhandeln: hie häd mie ju Ku ouhondeld : er hat mir die Kuh abgehandelt. 2. durch Verhandlung bestimmen, festsetzen: dät häbe wie mäd dä‘n Foar ouhondeld, wanner wie dä‘n Suun dä‘n Woain uurreke : wir haben mit dem Vater verhandelt und bestimmt, wann wir dem Sohn den Wagen übergeben.

oukoolwje

kalben: ju Ku is/häd juust oukoolwed : die Kuh hat gerade gekalbt.

oumjuksje

(Vieh) den Darm entleeren; scheißen: ju Ku mjukset ou : die Kuh scheißt.

ousniede

1. abschneiden: 1.1 ‘‘n Kolich fon ‘‘n Ku ousniede : ein Kalb stückweise aus einer Kuh herausschneiden im Gegensatz zum üblichen Kaiserschnitt. 1.2 du kuust him de Tunge ousniede, dan wüül hie noch niks kwede : du könntest ihm die Zunge abschneiden; dann würde er immer noch nichts sagen. 2. einen Gewinn erzielen: bee/ dä‘n Hondel häd hie goud ousnieden : er hat einen guten Gewinn bei dem Handel gemacht. 3. Erfolg oder Misserfolg erleben: bee/ dä‘n Wädloop sneed hie goud ou, man bee/ t Swimmen sneed hie sljucht ou : beim Wettlauf war er erfolgreich, aber beim Schwimmen nicht.