Saterfriesisches Wörterbuch
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Finger, -e, die

Finger: ju häd sik säärm in dä‘n Finger snieden: sie hat sich selbst in den Finger geschnitten (= sie hat sich selbst benachteiligt). Die Namen der einzelnen Finger beim Menschen: Tume, Luzeknapper, Loange Finger, Ringfinger, Litje Finger: Daumen, Zeigefinger; Mittelfinger, Ringfinger, kleiner Finger. (Die plattdeutschen Namen, die im Saterland gebräuchlich sind: Dümeling, Fingerling, Landman, Johan, Piksteert.)

antikje

mit dem Finger berühren; leise anstoßen.

Gebod , -bode, dät

1. Gebot: 1.1 hie wol fon God un sien Gebod niks wiete : er ist gottlos, atheistisch. 1.2 do Tien Gebode : 1.2.1 die Zehn Gebote. 1.2.2 die zehn Finger: nim dien Tjoon Gebode fon dä‘n Kouke! : nim deine Finger von dem Kuchen! 2. Angebot: hie häd ‘‘n hager Gebod moaked : er hat ein höheres Angebot gemacht. 3. Bekanntmachung: ‘‘n Gebod apsätte : eine Bekanntmachung aufsetzen.

Spon, -ne, die/dät

1. Gespann: 1.1 ‘n Spon Houngste: ein Pferdegespann. 2. Paar: dät is ‘n goud Spon: die beiden passen gut zusammen, machen ein gutes Paar. 3. Arbeiter, die paarweise arbeiten, vor allem beim Roden der Kartoffeln; Arbeitergespann: dät ene Spon kuud gauer oarbai(d) je: das eine Arbeitergespann könnte schneller arbeiten. 4. die einander gegenüberstehenden und miteinander verbundenen Dachsparren; die Sparren samt den Latten, die den inneren Hausraum überspannen; Dachbalkengefüge. 4. der Abstand zwischen dem gestreckten Daumen und dem Zeigefinger, unter Umständen zwischen dem gestreckten Daumen und dem kleinen Finger der gespreizten Hand als Längenmaß. Spanne; Spannweite der ausgestreckten Hand. Spannung, Dehnbarkeit: die Spon is uut dät Hozebeend ute : das Strumpfband ist nicht mehr dehnbar. 6. Fußrücken, Fußspann.

Pink, -e, die

kleiner Finger. [engl. pinky ]

Pikstäit, -e, die

(Kindersprache) kleiner Finger.

Fiek, die

eiternde Knochenhautentzündung am Finger; Nagelbettentzündung des Fingers; Fingergeschwür.

Waiblääd, -bledere, dät

Wegerich, Spitzwegerich als Mittel gegen eine Entzündung im Finger.

Wonte, -n, ju

1. Fausthandschuh mit einem Daumen: 1.1 woke Wonte: empfindliche Person, meistens eine Frau. 1.2 ju is aaltied kroank; ju is ‘n woke Wonte: sie ist immer krank; sie ist eine empfindliche Person. 2. Handschuh mit oder ohne Finger.

Düümling, -e, die

Fingerling; Schutzhülle für einen kranken Finger.

Dodenfinger, -e, die

1. Leichenfinger. 2. langer, bleicher Finger, meist Zeigefinger: die Koaster hielt mie sin Dodenfinger unner de Noze: der Lehrer hielt mir seinen bleichen Zeigefinger unter die Nase.

brubbelje

1. (Flüssigkeit) dumpf platzende Blasen werfen; blubbern. 2. hörbar sieden; aufwallen, brodeln; hervorquellen, sprudeln, aufsprudeln. 2.1 dät Woater brubbelt deeruut : das Wasser brodelt, sprudelt heraus. 2.2 ju Koafje brubbelt in de Kanne : der Kaffee brodelt in der Kanne. 3. ein glucksendes Geräusch machen, verursachen: dät Woater brubbelde him in do Skoue : das Wasser gluckste ihm in den Schuhen. 4. brummen, murmeln: hie brubbelt so fóar sik wai : er brummt so vor sich hin. 5. ein brummendes Geräusch erzeugen, indem man mit dem Finger von oben nach unten über die Lippen fährt.

klipsje

den Finger gegen den Daumen drücken und kräftig zur Hand hin wegdrücken.

outaie

1. abdrücken, abfeuern: ‘‘n Ruur outaie : ein Gewehr abfeuern. 2. erwürgen. 3. quetschen: do Fingere outaie : die Finger quetschen.

oustierwe

1. absterben, (Mensch) durch den Tod verloren gehen; (Tier) verenden: 1.1 do maaste Bledere sunt al oustuurwen : die meisten Blätter sind schon abgestorben. 1.2 do Tuwwelke sunt oustuurwen : das Kartoffellaub ist tot (ein Zeichen, dass die Kartoffen reif sind). 1.3 two Bäiste sunt uus oustuurwen : zwei Rinder sind uns abgestorben, verendet. 2. erfrieren: 2.1 mie stierwe do Fäite ou : meine Füße erfrieren. 2.2 in Rusloud sunt him twäin Fingere oustuurwen : in Russland sind ihm zwei Finger erfroren. 3. sterben und einen Ehepartner, eine Familie zurücklassen: Hier is die Käärdel oustuurwen : ihr Mann ist gestorben. 4. (Freundschaft, Nachbarschaft) erkalten: jo hieden et groot mädeenuur, man nu is dät oustuurwen : sie waren enge Freunde, aber jetzt ist die Freundschaft erkaltet. 5. verdorren: dät oumäinde Gäärs is oustuurwen : das abgemähte Gras ist verdorrt. 6. plötzlich, unerwartet sterben: ju is fuuls tou ädder oustuurwen : sie ist viel zu früh gestorben.

seer (a) (seerder, seerste)

1. wund, krank; voller Wunden oder Ausschlag: 1.1 hie häd ‘‘n seren Finger : er hat einen wunden Finger. 1.2 ‘‘n seren Rääch : ein durchgelegener Rücken. 1.3 aan seer dwo : 1.3.1 jemanden körperlich verletzen. 1.3.2 jemandem zu nahe treten, jemanden beleidigen. 1.4 ‘‘n sere Stede : schmerzhafte, empfindliche Stelle am Körper. 2. peinlich: 2.1 ‘‘n sere Stede : ein peinliches Thema, eine peinliche Erinnerung. 2.2 du moast nit deeruur bale; dät is ‘‘n sere Stede bee/ him : du sollst nicht darüber reden; das ist ein peinliches Thema bei ihm.

siedelsk

1. seitwärts: 1.1 dät Bäiden sproang siedelsk tou de Dore uut: das Kind sprang seitwärts zur Tür hinaus. 1.2 ju sit siedelsk ap dä‘n Houngst: sie sitzt im Damensitz auf dem Pferd. 1.3. zur Seite: hie wees siedelsk mäd dä‘n Finger ätter sien Moanske wai : er wies mit dem Finger seitwärts zu seiner Frau hin.

skuurje (a)

1. scheuern, kräftig reiben: 1.1 ju skuurt älke Dai dä‘n Foutbeen : sie scheuert jeden Tag den Fußboden. 1.2 Sound skuurt de Moage : Sand scheuert den Magen. 2. gleiten (is): Jeeld skuurt him truch do Fingere : Geld gleitet ihm durch die Finger. 3. streifen: ju häd mie mäd dä‘n Sleeuw skuurd : sie hat mich mit dem Ärmel gestreift. 4. schleifen: wie skuurden do Stoule truch de Köäkene : wir schleiften die Stühle durch die Küche.

Splinter, -e, die

1. Splitter: 1.1 hie sjucht aaltied dä‘n Splinter in uurs aan sien Oge, man nit in sien oaine: er sieht immer den Splitter im Auge eines anderen, aber nicht in seinem eigenen Auge. 1.2 iek häbe ‘n Splinter in dä‘n Finger: ich habe einen Splitter im Finger. [engl. splinter ]

stipje

1. langsam und vorsichtig gehen (is): die oolde Mon stippede uur de Sträite : der alte Mann ging langsam und vorsichtig über die Straße. 2. tippen, stippen: ju stippede mie fon bäten ap de Skullere : sie tippte mich von hinten auf die Schulter. 3. beschwichtigen. 4. tunken: hie stippede dä‘n Finger in t Woater : er tunkte den Finger ins Wasser.

truchstete

1. durchstechen, durchstoßen: hie statte dät Soaks truch dät täne Brääd truch : er stach/stieß das Messer durch das dünne Brett hindurch. 2. hindurchstecken: iek statte min litje Finger truch dät Gat truch : ich steckte meinen kleinen Finger durch das Loch hindurch. 3. (Karten) mischen: du moast noch insen truchstete : du musst die Karten noch einmal mischen. 4. ausfasern, ausfransen: dät Hoamd stat an do Sleeuwen truch : das Hemd franst an den Ärmeln aus.

uumwächdwo

etwas Umwickeltes entfernen: hie died dä‘n Lappe uum sin Finger uumwäch : er entfernte den Lappen um seinen Finger.

wiende (a) iek wiende, du windst, hie/ju windt, wie wiende; woont, woonten; Wuunden; wiende! wiendet!

1. winden, wickeln: iek woont ‘‘n Ploaster uum min sere Finger : ich wickelte ein Pflaster um meinen wunden Finger. 2. mit einer Winde irgendwohin befördern: mäd ‘‘n Duunkraft häbe wie ju Eedkoare ap ju Hielde Wuunden : mit einer Hebewinde haben wir die Torfkarre auf den Heuboden befördert.

ouleze (a)

1. ablösen, abtrennen: 1.1 ‘‘n Ploaster fon ‘‘n seren Finger ouleze : ein Pflaster von einem wunden Finger ablösen. 1.2 do Swoden fon t Späk ouleze : die Schwarten vom Speck abtrennen.

wüülsk

verschrumpelt: iek häbe so loange boaded, dät mien Fingere wüülsk sunt : ich habe so lange gebadet, dass meine Finger verschrumpelt sind.