Bround, -e, die
1. Brand, Feuersbrunst: 1.1 do Wäänte häbe dät Huus in Bround stikt: die Jungen haben das Haus in Brand gesteckt. 1.2 hie häd ‘n gouden Bround in sik: er ist betrunken. 1.3 dät Soaks snidt as die Bround : das Messer schneidet scharf. 2. Nekrose; das Absterben von Gewebe: koolde Bround : Altersbrand.
Ortsnamen
in oder ap ist die übliche Präposition: hie woont in Romelse, ap Hollenerfoan, in Skäddel, in dä‘n Bround: er wohnt in Ramsloh, auf Hollenermoor, in Scharrel, in Hollenbrand.
ap
1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dä‘n Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krichst du aaltied Wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjuur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dä‘n eerste(‘n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dä‘n Huusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesuundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap ‘‘n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd ‘‘n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbierich (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dä‘n hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stierwen : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dä‘n Komer ap t ruuchste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuwwelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Puund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenburich an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Huunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dä‘n Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo furen ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap ‘‘n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.
luntje
zündeln; Heide, Gestrüpp und trockenes Reit am Grabenrand in Brand stecken; ein Jungenvergnügen: jo wieren an t Luntjen un häbe do hele Buske in dä‘n Bround stat : sie waren beim Zündeln und haben das ganze Gebüsch in Brand gesteckt.
Wille, die
1. Wille: 1.1 die lääste Wille: Testament. dät is nit ätter min Wille : das passt mir nicht. hie mout sin Wille häbe : er muss seinen Willen haben. 1.4 du moast him sin Wille läite: du musst ihn gewähren lassen. 1.5 die Besluut gungt ätter sin Wille: der Beschluss richtet sich nach seinem Willen. 1.6 wan do Bäidene hiere Wille kriege, dan huulje jo nit: wenn die Kinder ihren Willen bekommen, dann weinen sie nicht. 2. Nutzen, Vorteil, Gewinn: 2.1 man häd deer rain wäch?t Wille fon: man hat viel Nutzen davon; es ist ertragreich. 2.2 iek häbe fon dä‘n Woain loange Wille heeuwed : ich habe mit dem Wagen lange fahren können. Freiheit: du rakst dien Bäidene tou fuul Wille : du gibst deine Kinder zu viel Freiheit. 4. Spaß, Freude, Vergnügen: fon mien Bäidensbäidene häbe iek fuul Wille : an meinen Enkelkindern habe ich viel Freude. 5. Absicht: 5.1 min Bruur un iek häbe al loange dä‘n Wille heeuwed/häiwed, mäd ‘‘n groot Skip ätter Spitzbergen wai tou foaren : mein Bruder und ich haben schon lange die Absicht gehabt, mit einem großen Schiff nach Spitzbergen zu fahren. 5.2 hie häd mäd Wille dät Huus in dä‘n Bround stat/steten : er hat absichtlich das Haus in Brand gesteckt.
wierumesmiete
zurückwerfen; einen Rückschlag versetzen: die Bround häd uus wierumesmieten : der Brand hat uns zurückgeworfen.
wied (färe, wíedste)
1. weit: 1.1 bee/ wieden : bei weitem. 1.2 fon wieden : von weitem. 1.3 wied räggels toanke konne : weit zurück denken können (= ein gutes Gedächtnis haben). 1.4 wied un sied : weit und breit. 1.5 wied uut fertälle : weitschweifig erzählen 1.6 wied ume : mit einem großen Umweg verbunden: ju Foart ätter La Rochelle wai is wied ume : die Fahrt nach La Rochelle ist mit einem großen Umweg verbunden. wie kuden min Fädder ook noch Besäike, man dät is wied ume : wir könnten meinen Vetter auch noch besuchen, aber das ist ein großer Umweg. wied uuthöälje : weitläufig erzählen. 1.9 wied wäch?ch(e) / wai: weit entfernt. 1.10 iek waas nit besepen, man iek waas deer nit wied fon ou: ich war nicht betrunken, aber ich war nicht weit davon entfernt. 1.11 hie waas bee/ wieden die Bääste: er war bei weitem der Beste. 1.12 wie kuden dä‘n Bround fon wieden ruke: wir konnten den Brand von weitem riechen. 1.13 ju häd et wied tou wäch?t broacht: sie hat beruflich viel Erfolg gehabt. 1.14 sien Huus is am wiedsten/ap t wiedste fon ju Säärke owe : sein Haus ist am weitesten von der Kirche entfernt. [engl. wide]
uurspringe (a)
hinüberspringen: die Bround sproang ap dät Noaberhuus uur : das Feuer sprang auf das Nachbarhaus über.
uurfljoge (a)
überspringen: die Bround flooch fon t Huus ätter/ap t Skäin uur : der Brand sprang von dem Haus auf die Scheune über.
uunmundich
1. wehrlos, hilflos: ‘‘n uunmundich Bäiden : 1.1 ein hilfloses Kind. 1.2 Kleinkind: et is spietelk, dät ‘‘n äärm, uunmundich Bäiden so fuul Piene Liede mout : es ist bedauerlich, dass ein armes Kleinkind so viel Schmerz erleiden muss. 2. unbeschreiblich, gewaltich, außergewöhnlich: 2.1 dät waas ‘‘n uunmundich grote Säärke : das war eine unbeschreiblich große Kirche. 2.2. hie häd uunmundich grote Fäite : er hat außerordentlich große Füße. 2.3 et waas ‘‘n uunmundich flugge Bielde : es war ein unbeschreibich schönes Bild. 3. wuchtich; schwer und massig: dät is ‘‘n uunmundich Wieuwmoanske : das ist eine schwere, massige Frau. 4. beängstigend, furchterregend, schrecklich: in dät Huus fon do Noabere is ‘‘n uunmundigen Bround uutbreken : in dem Hause unserer Nachbarn ist ein schrecklicher Brand ausgebrochen. 5. im Überfluss: et roate uunmundich fuul ieten un Drinken : es gab Essen und Trinken im Überfluss.
Tunder, die
Zunder: deer sit Tunder bäte dä‘n Bround: es sitzt Zunder hinter dem Brand; es brennt lichterloh.
switte
1. schwitzen: iek häbe swit as ‘‘n Otter : ich habe geschwitzt wie ein Otter. 2. feucht werden, sich feucht anfühlen: 2.1 wan do Stene switte, dan rakt et ‘‘n Grummelskuur : wenn die Steine feucht werden, dann gibt es ein Gewitter. 2.2 die Foutbeen swit : der Fußboden ist feucht, schwitzt. 3. Flüssigkeit abgeben: dät Ho swit; wie mouten appaasje, dät et nit ounfangt tou broaijen un in (dä‘n) Bround rakt : das Heu gibt Flüssigkeit ab; wir müssen aufpassen, dass es nicht anfängt zu gären und in Brand gerät.
stiftje
1. stiften, gründen. 2. beitragen, spenden: ätter dä‘n grote Bround häd dät Täärpsfoulk fuul Jeeld stifted : nach dem großen Brand haben die Dorfbewohner viel Geld gespendet. [afrs. stifta]
roupe iek roupe, du ropst, hie/ju ropt, wie roupe; ruup, rupen; rupen; roup! roupet!
1. rufen: 1.1 hie ruup do uur Suldoaten ätter sik tou : er rief die anderen Soldaten zu sich, herbei. 2. einen Ruf als Signal ertönen lassen: do Íemen roupe, wan ‘‘n Swoorm uutluke wol : die Bienen rufen, wenn ein Schwarm ausziehen will. 3. schreien: Moord un Bround roupe : Zeter und Mordio schreien. 4. nennen: bee/ Nome roupe : beim Namen nennen; unbeschönigt darstellen.
Noodklokke, -n, ju
Notglocke: bee/ Bround wuud ju Noodklokke lät: bei einem Brand wurde die Notglocke geläutet.
Moard, -e, die
Mord: Moard un Bround roupe, bölkje: Zeter und Mordio rufen; Mord und Brand schreien. [wlfrs. moard ]
mis
1. entstellt, missgebildet, missgestaltet: Hiere Gezicht waas truch dä‘n Bround aiske mis : ihr Gesicht war durch den Brand sehr entstellt. 2. kränklich: hie saach mis uut, as hie uut Amerika ätter Huus koom : er sah kränklich aus, als er aus Amerika nach Hause kam. 3. fehl: die Fersäik geen mis : der Versuch schlug fehl. 4. schlecht, unangenehm: et waas ju hele Tied mis Weder : es war die ganze Zeit schlechtes Wetter. 5. unangemessen, unpassend: et is duzendmoal mis, wan jou Bäidene allere Ljudene mäd dä‘n Fóarnome anbale : es ist äußerst unangemessen, wenn eure Kinder ältere Menschen mit dem Vornamen ansprechen. 6. schade: et is mis, dät hie sien oolde Bääsje nooit besäkt : es ist schade, dass er seine alte Oma nicht besucht. 7. falsch, verkehrt: ook ju Ontwoud fon dä‘n Professor waas mis : auch die Antwort des Professors war falsch.
läskje (b)
1. (Feuer) löschen: ‘‘n Bround läskje : einen Brand löschen. 2. (Schiff) ausladen; leer machen: ‘‘n Skip binne säks Úren läskje : ein Schiff binnen sechs Stunden ausladen.
koold (kaller, kooldste)
1. kalt: 1.1 wan et koold is, is et beter in ‘‘n oold Huus as buppe ap ‘‘n ‘näi : wenn es kalt ist, ist es besser in einem alten Haus als oben auf einem neuen. 1.2 Kop koold, Fäite woorm, moaket dä‘n bääste(‘n) Dokter äärm : Kopf kalt, Füße warm, macht den besten Doktor arm. 1.3 dät Koolde Fjuur : Blutvergiftung, Gangrä‘n. 1.4. Koolde Bround : Gangrä‘n. 1.5 koold stale : kühlen, kalt stellen. 1.6 ‘‘n Koolden : Fröstler, Fröstling. 2. (Kinderspiel) zu weit von dem gesuchten Gegenstand entfernt: nu bääst du gjucht koold! : jetzt bist du richtig auf dem Holzweg!
huushooch
haushoch: ‘‘n huushogen Bround : ein Brand, bei dem die Flammen haushoch sind.
hälske
1. höllisch: die hälske Bround häd dät hele Huus binne een Úre fernäild : der höllische Brand hat das ganze Haus binnen einer Stunde zerstört. 2. fürchterlich, schrecklich: do Bäidene häbe ‘‘n hälsken Späktoakel moaked : die Kinder haben einen fürchterlichen Lärm gemacht. 3. sehr, furchtbar: hälske riek : sehr reich. genau: iek skäl deer hälske foar appaasje, dät et nit Wier geböärt :: ich werde genau darauf aufpassen, dass so etwas nicht wieder passiert.
Gluk , dät
1. Glück: 1.1 älk mout tousjo, dät hie tou sien oaine Gluk kumt : jeder muss zusehen, dass er zu seinem eigenen Glück kommt. 1.2 (Neujahrsgruß) Gluk un Sägen/Sainenge in t ‘näie Jier : Glück und Segen im neuen Jahr. 2. Heil, Rettung: et is sien Gluk wezen, dät hie bee/ dä‘n Bround apwoaked is : es ist seine Rettung gewesen, dass er bei dem Brand aufgewacht ist.
Glääsponne, -n, ju
gläserne Dachpfanne: ap ju Glääsponne wuud ‘n wäch?iten Säk apsmieten, dät dät Huus nit in dä‘n Bround keem: auf die gläserne Dachpfanne wurde ein nasser Sack hinaufgeworfen, damit das Haus nicht in Brand geriet.
Fjuur, dät
1. Feuer: 1.1 hie is Fjuur un Flamme: er ist voller Begeisterung. 1.2 hie häd dät Fjuur in dä‘n Bround moaked: er hat das Feuer angezündet (= er war der Rädelsführer). 1.3 hie häd Fjuur in t Gat: er ist sehr in Eile. 1.4 hie häd dät Fjuur ounbät: er war der Rädelsführer. 1.5 hie lapt dum tou t Fjuur ien: er läuft dumm ins Feuer hinein (= er ahnt nicht die bösen Folgen seines Handelns). 1.6 wan du mäd Fjuur spielst, dan pissest du ap Bääd: wenn du mit Feuer spielst, dan pisst du ins Bett. 1.7 ju hele Lucht is een Fjuur: es wetterleuchtet, blitzt ununterbrochen. 2. Küchenherd: do Tuwwelke un do gräine Ate stounde ap t Fjuur: die Kartoffeln und die grünen Erbsen stehen auf dem Herd. 3. Altersbrand: 3.1 Koold Fjuur: 3.1.1 feuchte Gangräne. 3.1.2 Blutvergiftung. 3.2 wüüld Fjuur : Hautkrankheit. 4. Temperament: 4.1 hie häd noch Fjuur in de Bukse : er ist noch temperamentvoll. 4.2 hie häd Fjuur fóar de Moarze : er ist ein Draufgänger.
befale
befallen; unvermittelt überkommen: die Bround häd dä‘n Roage al Wier befalen : der Brand hat den Roggen schon wieder befallen.