Bruur, do Brure, die
Bruder.
Jan
[männlicher Vorname]: 1. Johann. 2. der Januar: 2.1 min Bruur Jan : der Monat Januar. 2.2 min Bruur Jan lät mien Tonen ferfrjoze : der Januar lässt meine Zehen erfrieren.
wippelje
1. wippen, auf und ab gehen: dät Íes wippelt : das Eis geht auf und ab. 2. so lange über das Eis springen, bis es sich in Schollen aufteilt, und dann von Scholle zu Scholle springen (is): min Bruur is bee/ t Wippeljen boalde ferdroanken : mein Bruder ist beim Springen von Eisscholle zu Eisscholle fast ertrunken. 3. mit einem Schaukelbrett schaukeln. 4. wackeln: die Boank wippelt, wan man deerap sitte gungt : die Bank wackelt, wenn man sich darauf setzt.
skede iek skede, du skadst, hie/ju skadt, wie skede; skied/skatte, skieden/skatten; skeden/skat; skede! skedet!
1. scheiden, trennen 1.1 dät Sääf fon dät Koardel skede : Kleie vom Weizen trennen. 1.2. fergeen Jier häbe min Bruur un sien Moanske sik skede lät : voriges Jahr haben mein Bruder und seine Frau sich scheiden lassen. [afrs. sketha]
sielje
1. zielen. 2. sich in Richtung auf etwas zubewegen: 2.1 die Fugel sielt ätter dät Holt wai : der Vogel fliegt auf den Wald zu. 2.2 hie sielt mäd sin Bruur : er verfolgt mit seinem Bruder ein gemeinsames Ziel.
Pries, do Prieze, die
1. Preis, Geldwert; für einen Artikel oder eine Dienstleistung zu bezahlender Betrag: 1.1 unner dä‘n Pries ferkoopje: unter Wert verkaufen. 1.2 die skene Pries: Nettopreis. 1.3 do Prieze hoolde sik : die Preise bleiben stabil. Auszeichnung oder Belohnung in Form eines Geldbetrages oder eines wertvollen Gegenstandes: dä‘n eerste(‘n) Pries fon duzend Euro häd min Bruur wonnen : den ersten Preis von tausend Euro hat mein Bruder gewonnen. 3. Lob: Pries an dä‘n Here foar sien Goudigaid! : Lob dem Herrn für seine Güte!
oustounde
1. abstehen; entfernt sein: die Boom stoant fjauer Meter fon dät Huus ou : der Boom ist vier Meter von dem Haus entfernt. 2. schenken, übergeben: hie stuud dät Huus an sin jungste Bruur ou : er schenkte seinem jüngsten Bruder das Haus. 3. abwarten: ju Tied oustounde : die Zeit abwarten. 4. (Lebensmittel) nicht auf dem Feuer stehen: do Tuwwelke stounde al loange ou : die Kartoffeln sind schon längst gekocht und abgegossen. 5. jemanden seinem Schicksal überlassen; jemanden im Stich lassen: sien Brure häbe him ousteen : seine Brüder haben ihn im Stich gelassen. 6. stehend, im Stehen durchhalten: dät Träffen duurde so loange, iek kuud et nit moor oustounde : das Treffen dauerte so lange, ich konnte es nicht mehr im Stehen durchhalten. 7. verzichten auf: hie stuud fon dät Fermugen ou : er verzichtete auf das Vermögen.
ounspringe
1. einspringen: hie is foar sin Bruur ounsproangen : er ist für seinen Bruder eingesprungen. 2. einen Riss bekommen: deer is ‘‘n Boarst in ju Mure ounsproangen : die Mauer hat einen Riss bekommen.
ounreke
1. angeben, auflisten: hie moaste ounreke, wo fuul Fäi hie hiede : er musste angeben, wie viel Vieh er hatte. 2. anzeigen: die Koopmon roate dä‘n Steler bee/ do Dregunere oun : der Kaufmann zeigte den Dieb bei der Polizei an. hineingeben: ju died ‘‘n Galp Wien in t Stip oun : sie gab einen Schuss Wein in die Soße hinein. prahlen, angeben: 4.1 hie rakt oun as ‘‘n Puund gräine Sepe : er gibt an wie ein Pfund grüne Seife. 4.2 hie rakt oun as ‘‘n Säk ful Zülte un häd neen Sträi in do Hoske : er gibt an wie ein Sack voller Sülze und hat kein Stroh in den Holzschuhen. (+ sik) sich einfinden: uum two Úre moast du die deer ounreke : um zwei Uhr musst du dich dort einfinden. 6. eingeben: ‘‘n gouden Ängel häd mie dussen Besluut ounroat : ein guter Engel hat mir diesen Beschluss eingegeben. 7. in jemandem boshafte Gedanken wecken: wäch?l of wäch?t häd him ounroat, dät hie sin Bruur so kwood behondelje skuul? : wer oder was hat ihm eingegeben, dass er seinen Bruder so böse behandeln sollte?
ounbäite
1. einheizen: et mout Hier duftich ounbät wäch?ide, wan wie nit Hier sitte wollen tou triljen : es muss hier tüchtig eingeheizt werden, wenn wir nicht hier sitzen und vor Kälte zittern wollen. 2. ein Feuer entfachen, anzünden: wan du dä‘n Ougend ounbätst, dan konnen wie woorm sitte : wenn du den Ofen anzündest, dann können wir warm sitzen. 3. strafen, quälen: hie häd sin Bruur in junge Jieren läip ounbät : er hat seinen Bruder in jungen Jahren sehr gequält. anzetteln, heimlich vorbereiten: hie strieuwet ou, dät Adolf dä‘n Twäide Oorloch ounbät häd : er streitet ab, dass Adolf den Zweiten Weltkrieg angezettelt hat .
ouferräide
durch Betrug oder Verrat wegnehmen; ablisten: min Bruur häd sik mäd min Noaber touhopedäin un mie ju Buräi ouferräiden/ouferrät : mein Bruder hat sich mit meinem Nachbarn zusammengetan und mir den Bauernhof abgelistet.
of (b)
1. oder: 1.1 wolt du Fisk of Flaask? : willst du Fisch oder Fleisch? 1.2 of so : oder etwas Ähnliches. 1.3. dät skäl lope, of nit? : das wird gehen, nicht wahr? 1.4 iek häbe ‘‘n hoolwe Klippe Bjoor of so droanken : ich habe ungefähr eine halbe Kanne Bier getrunken. 1.5 as Bäidene häbe wie fon alles spield : Sköäweljen, Ringlopen, Ferstopjen of so : als Kinder haben wir alles gespielt: Eislaufen, Ringlaufen, Verstecken und dergleichen. ‘‘n Stuk of wäch?t Tuwwelke : einige Kartoffeln. wie häbe ‘‘n Glääs Wien of trjo droanken : wir haben ungefähr drei Gläser Wein getrunken. [In den Beispielsätzen 2. bis 7. finden wir eine syntaktische Konstruktion, die im Niederländischen weit verbreitet es. Nach einer Negation oder Einschränkung im Hauptsatz hat die unterordnende Konjunktion of verschiedene Bedeutungen. In einigen Fällen kann sie bei der Übersetzung ins Deutsche sogar weggelassen werden.] 2. und: et häd nit fuul skield, of hie waas unner dä‘n Woain kemen: es hat nicht viel gefehlt, und er wäch?re unter den Wagen gekommen. 3. wenn: et is naan Sundai, of ju Sunne nit skient: es ist kein Sonntag, wenn die Sonne nicht scheint. 4. wenn... nicht: iek kon mie dät nit uurs begriepe, of et sin Bruur wezen is: ich kann es sonst nicht begreifen, wenn es nicht sein Bruder gewesen ist. 5. obwohl; auch wenn: iek wol et kwede, of hie et nit here wol: ich will es sagen, obwohl/auch wenn er es nicht hören will. 6. falls: hie is dood, of jie dät nit wieten: er ist tot, falls ihr das nicht wisst. 7. dass: deer is naan Pot so skeeuw of deer ‘n Däksel ap paset: es gibt keinen Topf so schief, dass kein Deckel darauf passt. 8. es kommt darauf an: hie kon dät, man of hie dät wol: er kann das, aber es kommt darauf an, ob er er das will.
nieftje iek nieftje, du niefkest, hie/ju niefket, wie nieftje; niefkede, niefkeden; niefked; niefke! nieftjet/niefket!
heimlich entwenden, stibitzen: din litje Bruur häd al Wier ju Sukkoloade niefked : dein kleiner Bruder hat schon wieder die Schokolade stibitzt.
skeende (a) iek skeende, du skoandst, hie/ ju skoandt, wie skeende; skoandde, skoandden; skoand; skeende! skeendet!
zum Bösen reizen: wieruum moastest du din litje Bruur tou so wäch?t skeende? : warum musstest du deinen kleinen Bruder zu so etwas reizen? [mnd. schünden/ schunden]
so as
1. wie: 1.1 so as do Oolde sjunge, so floitje do Junge : wie die Alten singen, so flöten die Jungen. 1.2 et gungt, so as et gungt; man nit so as et weze moaste: es geht, wie es geht; aber nicht so, wie es sein müsste. 2. sobald: so as sin Bruur koom, geen hie fluks sitte: sobald sein Bruder kam, setzte er sich sofort. 3. so wie: hie wol, so as jäärsene, bee/ mie kume: er will, so wie gestern, zu mir kommen (= von jetzt an gerechnet zur selben Zeit zu mir kommen).
Wille, die
1. Wille: 1.1 die lääste Wille: Testament. dät is nit ätter min Wille : das passt mir nicht. hie mout sin Wille häbe : er muss seinen Willen haben. 1.4 du moast him sin Wille läite: du musst ihn gewähren lassen. 1.5 die Besluut gungt ätter sin Wille: der Beschluss richtet sich nach seinem Willen. 1.6 wan do Bäidene hiere Wille kriege, dan huulje jo nit: wenn die Kinder ihren Willen bekommen, dann weinen sie nicht. 2. Nutzen, Vorteil, Gewinn: 2.1 man häd deer rain wäch?t Wille fon: man hat viel Nutzen davon; es ist ertragreich. 2.2 iek häbe fon dä‘n Woain loange Wille heeuwed : ich habe mit dem Wagen lange fahren können. Freiheit: du rakst dien Bäidene tou fuul Wille : du gibst deine Kinder zu viel Freiheit. 4. Spaß, Freude, Vergnügen: fon mien Bäidensbäidene häbe iek fuul Wille : an meinen Enkelkindern habe ich viel Freude. 5. Absicht: 5.1 min Bruur un iek häbe al loange dä‘n Wille heeuwed/häiwed, mäd ‘‘n groot Skip ätter Spitzbergen wai tou foaren : mein Bruder und ich haben schon lange die Absicht gehabt, mit einem großen Schiff nach Spitzbergen zu fahren. 5.2 hie häd mäd Wille dät Huus in dä‘n Bround stat/steten : er hat absichtlich das Haus in Brand gesteckt.
were (a)
1. (+ sik) sich wehren; sich verteidigen: die Fäind waas tou kwästich, un wie kuden uus nit were : der Feind war zu mächtich, und wir konnten uns nicht wehren. 2. (+ sik) sich anstrengen; sich abmühen: 2.1 hie weert sik goud : er strengt sich an. 2.2 jo weerden sik, uum dät Ho fóar dä‘n Rien in t Skäin ountoubrangen : sie mühten sich ab, um das Heu vor dem Regen in die Scheune hineinzubringen. 3. (+ sik) sich beeilen: were die! : beeile dich! 4. (+ sik) um etwas kämpfen: hie weert sik, dät hie die Eerste wäch?dt : er kämpft darum, dass er der Erste wird. 5. schützen, beschützen: iek wüül/wiel dät oolde Wieuwmoankse fóar ju Keelde were : ich wollte die alte Frau vor der Kälte schützen. 6. abhalten: iek weerde min Bruur deerfon, dät oolde Huus tou koopjen : ich hielt meinen Bruder davon ab, das alte Haus zu kaufen.
waitrale
1. hinbiegen, verdrehen: hie troalde dät Fertälster so wai, dät do Ljudene him alles leeuweden : er bog die Erzählung so hin, dass die Leute ihm alles glaubten. 2. einfädeln; in die Wege leiten: dä‘n Ferkoop häd min Bruur waitroald : den Verkauf hat mein Bruder eingefädelt. 3. beschaffen sein: ju Seke is so waitroald, dät bloot die Bedrjoger wint : die Sache ist so beschaffen, dass nur der Betrüger gewinnt.
wächhälpe
flüchten helfen; zur Flucht verhelfen: uus Ooldbabe sin ene Bruur wiel/wüül nit unner t Ruur, un ju Fammielje häd him wäch?chholpen : der eine Bruder unseres Großvaters wollte nicht zum Militär, und die Familie hat ihm zur Flucht verholfen.
uutläze
1. auslegen, deuten, erklären: hie häd dät Fertälster uurs uutlaid : er hat die Erzählung anders gedeutet. 2. eine Fläche mit etwas schmücken, bedecken, bepflastern oder auskleiden: wie häbe ju Köäkene mäd Flore uutlaid : wir haben die Küche mit Bodenfliesen bepflastert. 3. (Geld) auslegen, vorschießen: iek häbe min Bruur ‘‘n Masse Jeeld uutlaid : ich habe meinem Bruder eine Menge Geld ausgelegt. 4. (Wäsche) zum Bleichen oder Trocknen auslegen: 4.1 wie läze ju Wäske toun Blieken, toun Druugjen uut : wir legen die Wäsche zum Bleichen, zum Trockenen aus. 4.2 soboalde et druuch is, koast du ju Wäske uutläze : sobald es trocken ist, kannst du die Wäsche auslegen.
truchhietselje
1. (Flachs) bearbeiten, hecheln. 2. verleumden: jo häbe min ooldste Bruur bäte sin Rääch truchhietseld : sie haben meinen ältesten Bruder hinter seinem Rücken verleumdet.
tikje
1. leicht stoßen, schlagen, berühren. 2. schwängern. 3. (Uhr) ticken: so as ju Klokke in Huus tikket, tikket ju uurs nargens : wie die Uhr zu Hause tickt, tickt sie sonst nirgends. 4. konkurrieren mit; sich messen mit einer Person oder einer Leistung: 4.1 hie kon an sin ooldste Bruur nit tikje : er kann sich mit seinem ältesten Bruder nicht messen. 4.2 an dussen Sproang kon ju nit tikje : an diesen Sprung kann sie nicht herankommen.
Telänt , dät
1. Einstellung hie häd ‘‘n heel uur Telänt tou oarbai(d)jen as sin Bruur : er hat eine ganz andere Einstellung zur Arbeit als sein Bruder. 2. Begabung: hie häd ‘‘n groot Telänt, do Ljudene foar ‘‘n goude Seke aptouhisjen : er hat eine große Begabung dafür, die Leute für eine gute Sache zu begeistern.
Teken, -e, dät
1. Zeichen, Kennzeichen: Tekene an do Blede anmoakje: die Blätter kennzeichnen. 2. Wundmal. 3. Narbe, Brandnarbe: 3.1 do Skäipe häbe aal Hiere oaine Teken : die Schafe haben alle ihre eigene Brandnarbe. 3.2 hie häd ‘‘n Teken in t Gezicht : er hat eine Narbe im Gesicht. 4. Omen: dät is neen goud Teken : das ist kein gutes Omen. Viehmarke: do Bäiste häbe aal ‘‘n Teken in t Oor : die Kühe haben alle eine Viehmarke im Ohr. Spur: 6.1 do Dregunere häbe neen Teken fon dä‘n Ferbreker fuunden : die Polizisten haben keine Spur von dem Verbrecher gefunden. 6.2 deer is neen Teken moor fon ju Wuunde tou sjoon : es ist keine Spur mehr von der Wunde zu sehen. 7. Lebenszeichen: wie häbe al loange neen Teken fon uus Bruur heeuwed : wir haben schon lange kein Lebenszeichen von unserem Bruder gehabt.
sunderlik
sonderlich, besonders: sin Bruur is nit sunderlik klouk : sein Bruder ist nicht besonders klug.