Saterfriesisches Wörterbuch
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Been, do Bene, dät

1. Bein: 1.1 hie lät et in do Bene sakje: er gibt auf. 1.2 tou Bene kume: aufstehen. 1.3 hie is noch goud ap do Bene: er ist noch rüstig, gut zu Fuß. 1.4 hie kon dät ene Been nit fóar dät uur sätte: er kann kaum gehen. 1.5 hie is fon do Bene owe: er ist bettlägerig. 1.6 aan an sien sere Been kriege: eine unangenehme Erinnerung, ein altes Unrecht wieder aufleben lassen. 1.7 ap do Bene stale, brange: gründen: 1.7.1 ‘‘n Bedrieuw ap do Bene stale : einen Betrieb gründen. 1.7.2 ‘‘n Tennisklub ap do Bene brange : einen Tennisklub gründen. 1.8 bee/ t Been kriege : hereinlegen. 1.9 die Houngst häd et in do Bene : das Pferd ist von der langen Arbeit steif in den Beinen. 1.10 aan do Bene stale : jemandem ein Bein stellen. 1.11 do Bene fertrede : einen kurzen Spaziergang machen. 1.12 hie faalt uur sien oaine Bene : er fällt über die eigenen Beine (= er läuft ungeschickt). 1.13 hie häd Íerme un Bene fon sik stat : er hat Arme und Beine von sich gestoßen (= er ist gestorben). 1.14 hie is fon do Bene kemen : 1.14.1. er ist krank. 1.14.2 er hat sich betrunken und konnte nicht wieder aufstehen. 1.15 hie is Wier tou Bene : er ist genesen. 1.16 hie kon sik noch goud ap do Bene hoolde : er ist trotz des Alkoholkonsums noch ‘nüchtern. 1.17 iek häbe neen Been an dä‘n Gruund heeuwed : ich war vollauf beschäftigt. 1.18 iek wol him bee/ t Been kriege : ich werde es ihm heimzahlen; ich werde ihm gehörig die Meinung sagen. 1.19 jo stale sik juunsiedich do Bene : sie schaden sich gegenseitig, stehen sich gegenseitig im Wege.

Been, do Bene, die

1. Zimmerdecke: 1.1 die Been waas wiet un do Boolken swot: die Decke war weiß und die Balken schwarz. 1.2 hie is so groot, hie kumt boalde an dä‘n Been: er ist so groß, er kommt fast an die Zimmerdecke heran. 2. Dachboden, Kornspeicher: 2.1 hie häd do nit aal ap dä‘n Been: er hat nicht alle Tassen im Schrank, ist verrückt. 2.2 die Roage lait ap dä‘n Been: der Roggen liegt auf dem Dachboden. 2.3 iek häbe jäärsene unner dä‘n Been strieken: ich habe gestern die Zimmerdecke gestrichen. 2.4 dä‘n Been drieuwe: die Planken des Dachbodens so dichten oder zusammendrücken, dass keine Spalten mehr darin vorkommen. 2.5 dät Huus is läich unner dä‘n Been: die Räume sind niedrig. 3. harter Gaumen; Scheidewand zwischen Mund und Nasenhöhle: die äärme Käärdel häd naan Been moor in de Mule: der arme Mann hat keinen Gaumen mehr im Mund.

Lätse, -n, die/ju

1. Löffel: 1.1 ju Lätse wäch?chsmiete, ap dä‘n Been smiete: den Löffel abgeben; sterben. runde Lätse : runder Löffel; Löffel mit einem runden Blatt. 2. Ohr: du krichst glieks wäch?t bäte do Lätsen: du bekommst gleich etwas hinter die Ohren (eine Tracht Prügel, eine Ohrfeige).

trede

iek trede, du trädst, hie/ju tradt, wie trede; tried, trieden; is/häd treden; träd/ trede! tredet! : 1. treten (is): 1.1 in Tjoonst trede : in Dienst treten. 1.2 hie trädt uur t Been : er ist betrunken. 2. schreiten (is): hie tried deerwai : er schritt dahin. 3. begatten: die Hone tried ju Hanne : der Hahn begattete die Henne. 4. auf dem Fußboden oder Straße Spuren hinterlassen (is): Hier kon man sjo, Wier du loangs treden bääst : hier kann man sehen, wo du entlanggetreten bist. 5. stolzieren (is): hie tried deerwai as ‘‘n Edelmon : er stolzierte dahin wie ein Edelmann.

skoonje

schonen: hie mout sien Been skoonje : er muss sein Bein schonen. (Volkstümlicher in diesem Fall wäch?re hie mout foar sien Been appaasje.)

oumikje (b)

herunterheben: ‘‘n Hobalen fon dä‘n Been oumikje : einen Heuballen vom Heuboden herunterheben.

oukratsje

abschaben, abkratzen: dä‘n Been oukratsje : die Decke abschaben, um sie erneut anzustreichen.

rooije (b)

sich entzünden, schwären: ju Wuunde an mien Been rooit : die Wunde an meinem Bein entzündet sich.

nochtern

1. mit leerem Magen: 1.1 nochterne Sputterse : der Speichel am frühen Morgen, bevor man etwas gegessen hat; Volksmittel gegen Warzen und Muttermale. 2. nicht betrunken; ohne einen Tropfen Alkohol genossen zu haben. neugeboren: 3.1 besepene Ljudene un nochterne Koolwere breke sik neen Been : besoffene Leute und neugeborene Kälber brechen sich kein Bein. 3.2 nochterne Fugel : noch kahler junger Vogel. unerfahren: hie is noch ‘‘n nochternen Wäänt : er ist noch ein unerfahrener Junge.

meeriete

1. mitreißen: sien Been fertoakelde sik in dä‘n Roop, un hie wuud meerieten : sein Bein verhedderte sich in dem Seil, und er wurde mitgerissen. 2. hinreißen: Hiere Woude reten do Ljude mee : ihre Worte rissen die Leute hin.

Wierk (a) , -e, dät

1. Arbeit: 1.1 tou Wierk gunge : an die Arbeit gehen. 1.2 iek wol die bee/ dut Wierk hälpe : ich will dir bei dieser Arbeit helfen. umelopend Wierk : Beschäftigung bald hier, bald dort. 2. Liebesbeziehung, Liebschaft: 2.1 dät is ‘n groot Wierk mäd do bee: die beiden sind ineinander verliebt. 2.2 dät is ‘n kloor Wierk mäd do bee: sie sind miteinander verlobt. 3. Wäsche: dät fiene Wierk: die feine Wäsche. 4. wertlose Gegenstände, Kram, Zeug, Krempel: 4.1 du koast fersäike, dät hele Wierk tou ferkoopjen, man deer skääst du boalde niks foar kriege: du kannst versuchen, den ganzen Kram zu verkaufen, aber du wirst kaum etwas dafür bekommen. 4.2 iek mai dät koolde Wierk nit jädden íete/drinke: ich mag das kalte Zeug nicht gerne essen/trinken. 4.3 uunnuts Wierk: wertloses Zeug. 5. Habseligkeiten; persönliche Habe: 5.1 hie pakket sien Wierk touhope: er packt seine Habseligkeiten zusammen. 5.2 ätter sin Dood häbe wie sien hele Wierk an de Säärke skoankt: nach seinem Tod haben wir seine ganze persönlich Habe der Kirche geschenkt. 5.3 jo häbe dät Wierk mädeenuur deeld: sie haben den Besitz miteinander geteilt. 6. Kleidung, Anzug, Kostüm: dien ‘näie Wierk stoant die goud: dein neuer Anzug steht dir gut. 7. Medikament, Medizin: dut Wierk häd mien sere Been heeld: dieses Medikament hat mein wundes Bein geheilt. 8. Fabrik. 9. Tat, Werk: 9.1 ‘n goud Wierk dwo: ein gutes Werk tun. 9.2 fóar kloor Wierk stale: vor vollendete Tatsachen stellen. 9.3 wie wollen deer ‘n Wierk fon moakje: wir wollen zur Tat schreiten. 9.4 roar Wierk: unangenehme Sache; Unannehmlichkeit. 10. Hof, Betrieb, Anwesen: dien oaine Wierk: dein eigener Hof. 11. Beitrag: iek häbe mien Wierk tou dusse Seke däin: ich habe meinen Beitrag zu dieser Angelegenheit geleistet.

lomläze

1. stilllegen; zum Stillstand, zum Erliegen bringen: die Lai häd dä‘n Bedrieuw lomlaid: der Blitz hat den Betrieb lahmgelegt. 2. betäuben: die Dokter laide him dät linke Been lom: der Arzt betäubte ihm das linke Bein.

loamje

hinken: die Houngst loamet mäd dät ene Been : das Pferd hinkt auf/mit dem einen Bein.

läich

1. niedrig: 1.1 dät Huus is läich unner dä‘n Been : die Räume des Hauses sind niedrig. läiger moakje : niedriger machen; senken. die Houngst häd ‘‘n läigen Rääch : das Pferd hat einen Senkrücken. 1.4 tou läich uutkume: (Kartenspiel) eine zu niedrige Karte ausspielen. 1.5 an dä‘n läige Waal roakje : herunterkommen. 1.6 läich Woater : der tiefste Stand der Ebbe. 2. (Luft) dick, drückend, schwer. 3. kurz: die Boom häd ‘‘n läigen Stam : der Baum hat einen kurzen Stamm. 4. schlecht, niederträchtig, gemein: iek kon Hiere läige beniemen nit ou : ich kann ihr niederträchtiges Benehmen nicht ausstehen. 5. heikel: ‘‘n läige Seke : eine heikle Sache.

kume iek kume, du kumst, hie/ju kumt, wie kume; iek koom, du keemst, hie/ju koom, wie kemen; is kemen; kum! kumet!

1. kommen: 1.1 in t Kumen : im Anzug, im Kommen: ‘‘n Grummelskuur is in t Kumen : ein Gewitter ist im Anzug. 1.2 kume läite : herunterlassen. 1.3 hie liet dä‘n Säk kume : er ließ den Sack herunter. 1.4 kume läite : einladen, bestellen: hie liet dä‘n Dokter kume : er bestellte den Arzt. 1.5 wie kume uum ju Seke goud tou : wir können die Angelegenheit leicht umgehen. 1.6 et is so kemen, dät wie in dät Jier boalde naan Heeuwer adenje kuden : die Folge war, dass wir in dem Jahr fast keinen Hafer ernten konnten. 1.7 wo kumst du deerbie? : wie kommst du dazu? 1.8 deer is niks fon kemen : daraus ist nichts geworden. 1.9 deer kumt boalde wäch?t : die betreffende Dame ist hoch schwanger. 1.10 hie koom deer nit mäd uut : er druckste herum. 1.11 iek kume deer nit ap : es fällt mir nicht ein. 1.12 kum an! (Ausdruck der Verwunderung): sieh mal einer an! 1.13 kume fon : gebürtig sein aus: uus Mäme kumt fon Ästerwegen : unsere Mutter ist gebürtig aus Esterwegen. 1.14 tou ieten kume : als Gast zum Essen kommen. 1.15 tou wäch?t kume : zu Wohlstand kommen: hie is bee/ litjen tou wäch?t kemen : er ist langsam zu Wohlstand gekommen. 1.16 wäch?t kumt deerfon? : was sind die Folgen? 1.17 wo kuust du deertou kume? : wie konntest du so etwas machen? 1.18 wanner kumst du bee/ uus? : wann besuchst du uns? 1.19 do Potte kume uut t Blaue, uut t Gräine : die Töpfe haben eine bläuliche, eine grünliche Farbe. 2. passieren: 2.1 so kume : sich zufällig ereignen. 2.2 dät moaste so kume : das war unvermeidlich. 3. erscheinen: hie kumt nit oafte bee/ uus : er erscheint nicht häufig bei uns. 4. kume + oun + Verb der Tätigkeit drückt die Gleichzeitigkeit von Ankommen, Erscheinen und einer bestimmten Handlung aus: hie koom deer ounlopen, ounbabbeljen, mäd ju Kiste ounsludjen : er kam da angelaufen, kam babbelnd an, kam mit der Kiste angeschleppt (= kam an und schleppte gleichzeitich die Kiste mit.) 5. berühren: hie koom mie an t Been : er berührte mein Bein.

knikke

1. knicken, einknicken, (halb) brechen: 1.1 dät Brääd is knikt : das Brett ist eingeknickt. 1.2 hie häd sik dät Been knikt : er hat sich das Bein gebrochen. 2. falten.

Knak, -ke, die

1. Knack, Knacken (Schallwort): wie heerden dä‘n Knak fon do Takken: wir hörten das Knacken der Äste. 2. Bruch, Bruchstelle: die Dokter kuud sjo, dät sien Been ‘n Knak hiede: der Arzt konnte sehen, dass sein Bein eine Bruchstelle hatte.

rummelje

1. rummeln, dröhnend rattern; ein dumpfes, rollendes Geräusch erzeugen: ju Brääch rummelt, wan ‘‘n Träin deeruur fiert : die Brücke erzeugt ein dumpfes, rollendes Geräusch, wenn ein Such darüber fährt. 2. sich mit ratterndem, dumpfem Gedröhn fortbewegen (is): die Woain rummelde uur ju Sträite : der Wagen rummelte über die Straße. 3. rumoren: 3.1 et rummelt mie in dä‘n Buuk : es rumort mir im Bauch. 3.2 wie heerden, wo hie ap Been rummelde : wir hörten, wie er auf dem Dachboden rumorte. [engl. rumble]

russelje

1. rascheln: 1.1 et russelt in t Gäärs : es raschelt im Gras. 1.2 do Muze russelje ap Been : die Mäuse rascheln auf dem Dachboden.

ruuchskeen

besenrein; vom gröbsten Dreck gereinigt: die Been is nu ruuchskeen : der Dachboden ist vom gröbsten Dreck gereinigt.

wächnieme

1. entfernen: 1.1 do Doktere moasten him een Ooch wäch?chnieme : die Ärzte mussten ihm ein Auge entfernen. 1.2 ju Soolwe nimt ju Dulligaid wäch?ch : die Salbe entfernt die Entzündung. 2. entwenden: stilken wäch?chnieme : etwas auf listige Weise an sich bringen. 3. erfordern: 3.1 wie baue dä‘n Been uut, un dat nimt ‘‘n Masse Tied wäch?ch : wir bauen den Dachboden aus, und das erfordert viel Zeit. 3.2 die grote Woain nimt fuul Rüümte wäch?ch : der große Wagen erfordert viel Raum. 4. fortraffen: die Dood häd him so wäch?chnumen : der Tod hat ihn so fortgerafft. 5. wegnehmen: 5.1 hie nimt him alles fóar do Hounde wäch?ch: er läuft ihm den Rang ab. 5.2 iek häbe him dät Ruur wäch?chnumen: ich habe ihm das Gewehr weggenommen.

twotienich

1. zweizinkig: 1.1 twotienige Hofuurke : zweizinkige Heugabel. 1.2 mäd twotienige Hofuurken häbe wie do Jierwen ap dä‘n Woain un ap dä‘n Been smieten : mit zweizinkigen Heugabeln haben wir die Garben auf den Wagen und auf den Heuboden geworfen.

truchsakje

hindurchfallen, hindurchsinken: ju swere Kiste sakkede truch dä‘n Been truch : die schwere Kiste sank durch den Dachboden hindurch.

truchhälpe

1. jemandem helfen durch eine Öffnung zu gelangen: iek holp him truch dät Gat in dä‘n Been truch: ich half ihm durch die Öffnung in dem Dachboden hindurch. 2. jemandem helfen, eine schwierige Lage, eine Krise zu bewältigen: hie kon sik sälwen truch ju sture Tied truchhälpe : er kann die schwere Krise selbst bewältigen.

truchfale

1. durch eine Öffnung hindurch nach unten fallen; beim Fallen durch etwas stürzen: die Knäächt is truch dät Gat in dä‘n Been truchfalen : der Knecht ist durch das Loch im Dachboden hindurchgefallen. 2. (Prüfung, Wahl) Misserfolg haben: hie wiel Burgermaaster wäch?ide, man hie is bee/ de Kere truchfalen : er wollte Bürgermeister werden, aber er ist bei der Wahl durchgefallen.