Aaste, dät/die
1. Osten: 1.1 hie lapt ätter t Aaste wai: er läuft Richtung Osten. 1.2 Rien uut dät/ dä‘n Aaste duurt träi Dege: Regen aus dem Osten dauert drei Tage.
Gäize, -n, ju
1. Gans: 1.1 skäl iek die do wielde// wüülde Gäizen wieze?: soll ich dir die Wildgänse zeigen? (Man sagt dies zu einem Kind, indem man es an Kopf und Ohren in die Höhe hebt, eine dumme und gefährliche Unsitte, die glücklicherweise nicht mehr vorkommt.) 1.2 wan do wielde/ Gäizen in ‘n Koppel fon t Aaste kume, dan fangt et oun tou frjozen: wenn die Wildgänse aus dem Osten kommen, dann fängt es an zu frieren.
in
1. in: 1.1 hie gungt nu in Tjoonst : er geht jetzt in Dienst. 1.2 hie häd et in de Moage : er hat Magenschmerzen. 1.3 in dut Huus hälpt dät Wucht Hiere Mäme bee/ t Boaken : in diesem Haus hilft die Tochter ihrer Mutter beim Backen. 1.4 hie is in dien Oaler : er ist ungefähr so alt wie du. 1.5 in t Aaste, in t Wääste, in t Noude, in t Sude : im Osten, im Westen, im Norden, im Süden. 2. in... hinein: die Buur geen in dät Skäin oun : der Bauer ging in die Scheune hinein.
Rieze die Dee rist; rees, rezen; is/häd riezen
1. (Teig) aufgehen, gären: die Dee rist in de Ponne : der Teig geht in der Pfanne auf. 2. aufgehen, am Horizont erscheinen: ju Sunne rees rood in t Aaste : die Sonne ging rot im Osten auf. [afrs. rîsa: entstehen]
smere
1. schmieren, abschmieren: 1.1 dä‘n Woain ousmere : den Wagen abschmieren. 1.2 dät lapt, as wan et smeerd is : das läuft wie geschmiert. 2. bestechen: do Duwoanen in t fiere Aaste moast du oafte smere : die Zollbeamten im Fernen Osten musst du häufig bestechen. 3. kleckern, sudeln: die oolde Mon skomet sik, dät hie bee/ t ieten so smeert : der alte Mann schämt sich, dass er beim Essen so kleckert. 4. dreckig werden (is): wiete Klodere smere gau : weiße Kleider werden schnell dreckig. 5. jemandem einen Schlag, eine Ohrfeige verpassen: iek häbe him aan smeerd : ich habe ihm einen Schlag versetzt.
tou... ien
1. in... herein/hinein: 1.1 die Wiend wait tou dä‘n Skossteen ien : der Wind weht in den Schornstein herein. 1.2 hie geen tou t Huus ien : er ging ins Haus hinein. 2. in Richtung: tou dät Sude, dät Noude, dät Aaste, dät Wääste ien : in Richtung Süden, Norden, Osten, Westen.
umespringe
(Wind) umspringen: die Wiend springt in t Aaste ume : der Wind springt in den Osten um.
waie (a) et wait; waide, waiden; waid ; Imp. fehlt.
1. wehen: die Wiend wait uut dät Aaste : der Wind weht aus dem Osten. 2. flattern: do Fonen waiden in dä‘n Wiend : die Fahnen flatterten im Wind. 3. fortbewegen, forttreiben: die Wiend waide do Bledere truch ju Lucht : der Wind wehte die Blätter durch die Luft.
aastelk
östlich: Ooldenait lait aastelk fon Romelse : Altenoythe liegt östlich von Ramsloh.
Aastersiede, ju
1. Ostseite. 2. der östliche Teil des Dorfes: hie woont in Romelse an de Aastersiede : er wohnt in Ramsloh im östlichen Teil des Dorfes.
Aastewiend, die
1. Ostwind: 1.1 (von einem Korpulenten) hie häd et nit fon dä‘n Aastewiend: er hat es nicht von dem Ostwind (= er isst zu viel). 1.2 hie lieuwet fon dä‘n Aastewiend : man hat keine Ahnung, wie und womit der Betreffende seinen Lebensunterhalt bestreitet. 1.3 fon dä‘n Aastewiend krichst du ‘‘n koolde Noze : der Ostwind weht/bläst rau.
ap
1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dä‘n Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krichst du aaltied Wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjuur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dä‘n eerste(‘n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dä‘n Huusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesuundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap ‘‘n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd ‘‘n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbierich (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dä‘n hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stierwen : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dä‘n Komer ap t ruuchste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuwwelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Puund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenburich an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Huunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dä‘n Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo furen ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap ‘‘n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.
Wäiwoater, dät
1. Weihwasser: 1.1 hie lieuwet fon dä‘n Aastewiend un Wäiwoater: es ist ungewiss, wie er sein Geld verdient. 1.2 hie boalt, as wan hie Wäiwoater ap de Tunge hiede: er redet, als ob er Weihwasser auf der Zunge hätte (= sehr vorsichtig).
apwaie
1. (Wind) an Geschwindigkeit zunehmen, stärker werden (is): die Aastewiend wait ap : der Ostwind nimmt im Laufe des Tages zu. 2. aufwirbeln, aufstieben: die Wiend waide dä‘n Stoaf, dä‘n Snee ap : der Wind wirbelte den Staub, den Schnee auf.
Tiedloang, ju
1. Zeit lang: 1.1 wie sunt ‘n Tiedloang in Aastenriek wezen: wir sind eine Zeit lang in Österreich gewesen. 1.2 ju häd ‘n Tied loang foar uus Mäme oarbaided: sie hat eine Zeit lang für unsere Mutter gearbeitet.
werich
1. hektisch, aufgeregt: 1.1 wie häbe ‘‘n werigen Dai belieuwed : wir haben einen hektischen Tag erlebt. 1.2 unner ju Adentied is et läip werich ap de Toal : wäch?hrend der Erntezeit ist es furchtbar hektisch auf der Dreschdiele. 2. eifrig, geschäftig, fleißig: dät Moanske is mie oafte tou werich : die Frau ist mir oft zu eifrig. 3. schwierig, unbändig, wild: ‘‘n werigen Wäänt : ein wilder Junge. 4. (Feier, Versammlung) von vielen Menschen aufgesucht, überlaufen: ju Fergoaderenge waas aiske werich : die Versammlung war sehr überlaufen. 5. in großen Portionen ungenießbar: Hunich is werich : Honig ist in großen Portionen ungenießbar. 6. ungeduldig, unruhig, unzufrieden: 6.1 Häärm wäch?dt swiede werich, wan hie weet, dät sien Swegermuur kumt : Häärm wird sehr unruhig, wenn er weiß, dass seine Schwiegermutter kommt. 6.2 heel wisse bä‘n iek werich, dät iek in Aastenriek nit beter fertjoond häbe : ganz gewiss bin ich unzufrieden, dass ich in Österreich nicht besser verdient habe. 7. viel Arbeit erfordernd, arbeitsintensiv: in oolden Tieden waas dät Eedgreeuwen besunders werich : in alten Zeiten erforderte die Torfgewinnung sehr viel Arbeit, war sehr arbeitsintensiv. 8. sichtlich erfreut: wie kuden sjo, dät do oolde Ljudene werich wieren, dät wie him/ze besoacht hieden : wir konnten sehen, dass die alten Leute sichtlich erfreut waren, dass wir sie besucht hatten. 9. ungesellig, ungemütlich.
träädlääste
drittletzte: ju träädlääste Ku in dä‘n Staal is fergene Wiek mölk wuden : die drittletzte Kuh im Stall hat vergangene Woche gekalbt.
iennäästelje
1. sich einnisten: unner dät Täk häbe sik do Spräien iennäästeld : unter dem Dach haben sich die Stare eingenistet. 2. (scherzhaft) in eine reiche Famiie einheiraten: hie häd sik deer goud iennäästeld : er hat dort vorteilhaft eingeheiratet.
twäidlääste
zweitletzte.
wäästersiede
an der Westseite von: wäch?stersiede dät Huus : an der Westseite des Hauses.
allerbääste
allerbeste: dät Bjoor is läkker; of et dät allerbääste Bjoor is, kon iek die nit tälle : das Bier ist lecker; ob es das allerbeste Bier ist, kann ich dir nicht sagen.
allerlääste
allerletzte: mäd so ‘‘n Houd ap dä‘n Kop, lätst du as die allerlääste Pai(j)as : mit so einem Hut auf dem Kopf siehst du aus wie der allerletzte Bajazzo.
fäästetjuk
faustdick: in der Redewendung: die Wäänt häd et fäästetjuk bäte do Ore : der Junge hat es faustdick hinter den Ohren. (Volksglaube: Der Betreffende ist von einem Dämon oder Kobold besessen, der sich hinter seinen Ohren versteckt und ihn zu Späßen und allerlei Schabernack antreibt.)
maastendeels
1. meistens, gewöhnlich: hie sit maastendeels in de Weerskup : er sitzt meistens in der Wirtschaft. 2. meistenteils; zum größten Teil: do Seelter, do uutwonderd sunt, sunt maastendeels ätter Louisville un Cincinnati waikemen : die Saterfriesen, die ausgewandert sind, sind zum größten Teil nach Louisville und Cincinnati gekommen.
pläästerje
(Platzregen) strömen: die Rien pläästert so andeel: der Regen strömt herunter.