ätter
1. nach (räumlich): 1.1 ätter Huus wai/tou : nach Hause. 1.2 ätter alle Sieden wai : nach allen Seiten hin. 1.3 hie is läip ätter sik tou : er ist ein raffgieriger Mensch. 1.4 hie koom ätter mie wai/tou : er kam auf mich zu. 2. nach (zeitlich): 2.1 et is al ätter alwen : es ist schon nach elf Uhr. 3. dieser Sache gemäß, entsprechend: 3.1 wie wülen ‘‘n Uutflucht moakje, man dät Weder waas deer nit ätter : wir wollten einen Ausflug machen, aber das Wetter eignete sich nicht dafür. 3.2 ätter Jan sien Fertällen waas dät ook so : der Erzählung von Jan gemäß war das auch so. 3.3 do Bäidene duren ätter Hiere Oaler deeran deelnieme : die Kinder dürfen ihrem Alter gemäß daran teilnehmen.
Atter, die/dät
1. Eiter. 2. Dreck im Augenwinkel.
Jierestied, -en, ju
1. Jahreszeit: 1.1 ätter ju Jierestied is et fuuls tou koold: für die Jahreszeit ist es viel zu kalt. 1.2 du moast die ätter ju Jierestied gjuchte, wan du die ounlukst: du musst dich nach der Jahreszeit richten, wenn du dich anziehst. in dusse Jierestied kon dät Weder dwo, as et wol: in dieser Jahreszeit kann das Wetter tun, wie es will.
deerätter, deer... ätter
1. (zeitlich) danach, daraufhin: uus Mäme häd dät Goud iennumen, un deerätter geen et Hier beter : unsere Mutter hat das Medikament eingenommen, und danach ging es ihr besser. 2. (zur Bezeichnung einer Zielrichtung) nach dieser Sache: iek smeet him dä‘n Roop tou, un hie greep deerätter : ich warf ihm das Seil zu, und er griff danach. 3. dieser Sache gemäß, entsprechend: Janhinnerk koant do Kondietsjen, un jie mouten jou deerätter gjuchte : Janhinnerk kennt die Spielregeln, und ihr müsst euch danach richten.
rundje
1. runden, rund machen: (Zahl) ätter buppen rundje : aufrunden. (Zahl) ätter unnern rundje : abrunden.
smiete iek smiete, du smitst, hie/ju smit, wie smiete; smeet, smeten; smieten; smit! smietet!
werfen, schmeißen: 1.1 hie smit mäd Stene : er wirft mit Steinen. 1.2 ätter buppen smiete : hinaufwerfen. 1.3 iek smiete ju Oarbaid an de Mure : ich gebe die Arbeit auf. 1.4 hie smit sin Tuun tou tää‘n uur dä‘n Kop : er gräbt seinen Garten nicht tief genug um. 1.5 Snee smiete : mit Schneebällen werfen. [afrs. smîta]
foare
1. vorne, voraus, zuvor: 1.1 hie häd noch Eed un Holt in t Foaren : er hat noch einen Vorrat an Torf und Holz. 1.2 (Kartenspiel) foare weze : als Erster ausspielen; Vorhand sein. 1.3 in t Foaren bestale : vorbestellen. 1.4 in t Foaren kiekje : hellsehen. 1.4.1 hie kon in t Foaren kiekje, in t Foaren wäch?t sjo : er besitzt das Zweite Gesicht. ätter foaren kume : nach vorne kommen. >fon foaren : von vorne.
R
1. der Buchstabe R: 1.1 jie mouten eerst Bome ploantje, wan deer ‘‘n R in t Mound is : ihr sollt erst Bäume pflanzen, wenn der Monatsname ein R enthält. 1.2 man skäl neen Bääd ätter bute(n) dwo tou luftjen, wan deer ‘‘n R in t Mound is : man soll kein Bett zum Lüften nach draußen bringen, wenn der Monatsname ein R enthält.
spere (a)
spüren, vor allem in ätterspere : nachspüren: do Huunde spere dä‘n Hoaze ätter : die Hunde spüren dem Hasen nach. [afrs. spera]
ruuch
1. (Mensch) ungepflegt: 1.1 hie saach läip ruuch uut: er sah sehr ungepflegt aus. 1.2 ruge Hiere : ungepflegte Haare. 1.2 ruge Moarze : jemand, der mit seinen Kleidern und/ oder Gerätschaften schlecht, nachlässig umgeht. 1.3 ruuch herumelope : schlecht angezogen sein. 2. roh, unbearbeitet, unbehobelt: 2.1 ju ruge Kaante fon t Brääd : die unbearbeitete Seite des Brettes. 2.2 ‘‘n rugen Steen : ein unbehauener Stein. 2.3 hie häd dät Ruge ätter bute(n) (wai) kierd : 2.3.1 er wurde aggressiv und beleidigend. 2.3.2 er hat sich erbrochen. 3. (Raum) unaufgeräumt, durcheinander. 4. (Arbeit) grob, schwer: 4.1 Eedgreeuwen is ruge Oarbaid : Torfgraben ist schwere Arbeit 4.2. hie is uut t ruuchste : er ist aus dem Gröbsten heraus. 5. flüchtig, oberflächlich, nicht genau: ju häd do Bäidene ap t ruuchste aphämmeld : sie hat die Kinder sehr flüchtig zurechtgemacht. 6. derb, grob, unbescheiden: 6.1 hie häd ‘‘n ruge Uutsproake : er hat eine derbe Sprechweise. 6.2 hie boalt neen ruuch Woud : er spricht kein böses Wort. 7. (Wetter) rau, stürmisch, unangenehm kalt: 7.1 nu is ju ruuchste Keelde uut de Lucht : jetzt ist die schlimmste Kälte aus der Luft. 7.2 ruuch Weder : stürmisches Wetter. 7.3 ruuch frjoze : reifen; als Reif in Erscheinung treten. 8. unordentlich: deer gungt et ruuch tou : dort geht es unordentlich zu. 9. rau, uneben, rissig: 9.1 ju Häid is mie so ruuch : meine Haut ist so rissig. 9.2 ruuch Lound : unebenes Land. 9.3 ruge Gruunde : rissiger Boden. 10. dicht behaart: ruge Bene : dicht behaarte Beine. 11. (Apfel, Birne) ungeschält: ‘‘n ruge Pere : eine ungeschälte Birne.
siedelsk
1. seitwärts: 1.1 dät Bäiden sproang siedelsk tou de Dore uut: das Kind sprang seitwärts zur Tür hinaus. 1.2 ju sit siedelsk ap dä‘n Houngst: sie sitzt im Damensitz auf dem Pferd. 1.3. zur Seite: hie wees siedelsk mäd dä‘n Finger ätter sien Moanske wai : er wies mit dem Finger seitwärts zu seiner Frau hin.
Säärke, -n, ju
1. Kirche: 1.1 ätter de Säärke: nach dem Gottesdienst, nach der Messe. 1.2 ju Säärke midden in t Täärp läite: die Kirche mitten im Dorf lassen; nicht übertreiben. 1.3 aan in de Säärke apnieme: jemanden in die Kirche aufnehmen.
Säike, ju
Suche: nu dät hie trietich is, is hie ap de Säike ätter ‘n Wieuwmoanske: jetzt, wo er dreißig ist, ist er auf der Suche nach einer Frau.
Seerower, -e, die
Seeräuber: fuul Sträiten in do fräiske Kuntraien sunt ätter dä‘n Seerower Klaas Störtebeker benamd: viele Straße in den friesischen Landen sind nach dem Seeräuber Klaas Störtebeker benannt.
Siede (a) , -n, ju
1. Seite: 1.1 hie stuud ‘‘n bitje uut der Siede : er stand etwas abseits. 1.2 uut der Siede brange : an die Seite bringen; verstecken. fon uus Mämes Siede : mütterlicherseits. fon uus Babes Siede : väterlicherseits. 1.5 an de Siede moakje: beseitigen, wegräumen; ermorden. 1.6 ju Rekenge is an de Siede: die Rechnung ist bezahlt. 1.7 uut de Siede gunge: 1.7.1 sich verstecken; sich verbergen. 1.7.2 ins Bett gehen. 1.8 iek wol deer goude Siede mäd hoolde : ich will es mit ihm nicht verderben (= engl. I want to stay on his/her good side). 1.9 wäch?t an de/anne Siede häbe : etwas vorrätich haben. 1.10 an de Siede brange / moakje / skafje / dwo : beiseiteschaffen, ermorden. 1.11 an alen Sieden : an allen Seiten. 1.12 ap de Siede : fort, verborgen. 1.13 ätter dusse Siede wai : nach dieser Seite hin. 1.14 ätter ju Siede wai uutwieke: seitwärts ausweichen. 1.15 do Bäidene ap de Siede brange : die Kinder ins Bett bringen. 1.16 fon de ietenste Siede nieme : ernst nehmen. 1.17 gjuchte Siede : die obere, bemusterte Seite des Stoffes. 1.18 ferkierde Siede : die untere, nicht bemusterte Seite des Stoffes. 1.19 hie gungt mie uut de Siede : er meidet mich. 1.20 hie häd genouch Jeeld ap de Siede : er hat genug Geld gespart, gehortet. 1.21 hie häd mie ap sien Siede Leken : er hat mich von seiner Meinung überzeugt. 1.22 hie wol ‘‘n goude Siede mäd him hoolde : er will einen Stein bei ihm im Brett haben; er will auf seiner guten Seite, in seiner Gunst bleiben. 1.23 ju faalt ätter bee Sieden wai : sie hinkt mit beiden Beinen. 1.24 ‘‘n Siede Speck : Speckseite; großes Stück Fleisch vom Schwein: ‘‘n Siede Späk wäch?dt in de Wieme honged : eine Speckseite wird in das Fleischgerüst gehängt. 1.25 tää‘n uum de Siede : mit schlanker Taille; schmal in der Taille. 1.26 tou bee Sieden : auf beiden Seiten . 1.27 hie is al loang uut Siede : er ist schon lange tot. 2. Familie eines der beiden Elternteile: 2.1 Foarssiede, Muurssiede : die Familie des Vaters, die Familie der Mutter. 2.2 fon ju Siede is niks tou ferwachtjen : von der Seite der Familie ist nichts zu erwarten. 3. Lende: iek häbe et in de Siede : ich habe Lendenschmerzen. 4. Partei, Gruppe von Gleichgesinnten. 5. Buchseite.
roupe iek roupe, du ropst, hie/ju ropt, wie roupe; ruup, rupen; rupen; roup! roupet!
1. rufen: 1.1 hie ruup do uur Suldoaten ätter sik tou : er rief die anderen Soldaten zu sich, herbei. 2. einen Ruf als Signal ertönen lassen: do Íemen roupe, wan ‘‘n Swoorm uutluke wol : die Bienen rufen, wenn ein Schwarm ausziehen will. 3. schreien: Moord un Bround roupe : Zeter und Mordio schreien. 4. nennen: bee/ Nome roupe : beim Namen nennen; unbeschönigt darstellen.
ountälle
1. auftragen: iek häbe et Hier ountäld : ich habe es ihr aufgetragen. 2. einprägen, einschärfen; warnen, ins Gewissen reden: iek häbe et him ountäld, dät ju dät läite skuul : ich habe ihm eingeschärft, dass sie das nicht mehr tun sollte. 3. ansagen, bekannt geben: ju Riege ätter ountälle : der Reihe nach ansagen. 4. tadeln: iek wuud in de Skoule ountäld, wiel iek mien Läkse nit kloor hiede : ich wurde in der Schule getadelt, weil ich meine Lektion nicht fertig hatte.
ouwoane
1. abgewöhnen: 1.1 iek kon him dät Supen nit ouwoane : ich kann ihm das Saufen nicht abgewöhnen. 1.2 (ironisch) dät is ‘‘n goud Wierks tou ouwoanen : das ist etwas Gutes zum Abgewöhnen. 2. (+ sik) et is nit mäkkelk, sik dät Rookjen outouwoanen : es ist nicht leicht, sich das Rauchen abzugewöhnen. 3. sich absondern; sich entfremden: ju häd sik fon Hiere Foulk ouwoand : sich hat sich von ihrer Familie entfremdet. 4. entwöhnen: ätter säks Mounde kon ju Muur dät Titbäiden ouwoane : nach sechs Monaten kann die Mutter den Säugling entwöhnen.
partu
1. ausdrücklich, unbedingt, durchaus: ju wüül/wiel partu ätter Ait wai : sie wollte unbedingt nach Friesoythe. 2. sofort: hie wiel/wüül partu min Nome wiete : er wollte sofort meinen Namen wissen. 3. absolut: ju waas partu uurtjuged, dät et so waas : sie war absolut überzeugt, dass es so war. [frz. partout]
Piloatus , die
Pilatus: hie lapt fon Pontius ätter Piloatus wai : er macht in irgendeiner Angelegenheit viele Wege.
Puppelichten, dät
Besuch bei einer Wöchnerin: wie mouten ätter uus Gräitje wai tou Puppelichten: wir müssen unsere Gräitje besuchen, um das Neugeborene zu bewundern.
Rääd, do Rede, dät
1. Rad: Rääd slo: Rad schlagen. 2. Rad in einer Maschine im Gegensatz zu Jool : Wagenrad, Autorad. 3. Fahrrad: 3.1 Rääd fiere (is): Fahrrad fahren, radeln. 3.2 wie sunt in trjo Úren fon Lier ätter Ooldenburich Rääd fierd : wir sind in drei Stunden von Leer nach Oldenburg geradelt.
raizje
reisen: fergeen Jier raizeden wie ätter Ungarn wai : voriges Jahr reisten wir nach Ungarn.
riede iek riede, du ridst, hie/ju ridt, wie riede; reed, reden; is/häd rieden; rid/ried! riedet!
1. zu Pferde reiten: 1.1 dät Soaks is so stump, du koast mäd dä‘n blote Íers deerap riede : das Messer ist so stumpf, du kannst mit dem bloßen Hintern darauf reiten. 1.2 wäch?l wol ap so ‘‘n oolden Houngst riede? : wer will auf einem solchen alten Pferd reiten? 1.3 so as et ridt un foart : mit allem Zubehör, mit allem Drum und Dran: iek häbe dät Huus koped, so as et ridt un foart : ich habe das Haus mit allem Zubehör gekauft. 1.4 wie häbe nit dä‘n hele Dai rieden, man wie sunt daach fon Lier ätter Romelse wai rieden : wir haben/sind nicht den ganzen Tag geritten, aber wir sind doch von Leer nach Ramsloh geritten.
Riege, -n, die/ju
1. Reihe: 1.1 dä‘n/ju Riege ätter: der Reihe nach; ohne Ausnahme aufeinander folgend. 1.2 in dä‘n/de Riege brange : in Ordnung bringen: 1.3 ap dä‘n/de Riege : hintereinander; der Reihe nach. 1.4 in aan/een Riege : in einer Reihe. 1.5 du hääst do nit aal ap de Riege : du bist nicht ganz bei Trost. 1.6 (von Treibern bei der Jacht) in de Riege blieuwe : in einer Reihe nebeneinanderher laufen. 1.7 do Bonen in Riege sätte : die Bohnen in Reihen säen. 1.8 uut dä‘n Riege do(a)nsje/ fale : aus der Reihe tanzen/fallen; sich querstellen. 1.9 uut de Riege kume : die Fassung verlieren. 2. eine Zeile Schrift oder Druck: 2.1 iek häbe him ‘‘n poor Riegen skrieuwen , eer iek wäch?chfierd bä‘n : ich habe ihm ein paar Zeilen geschrieben, bevor ich weggefahren bin. 2.2 koast du dä‘n Riege nit hoolde? : kannst du eine Zeile nicht ordentlich schreiben? 3. Menge, größere Anzahl: ‘‘n hele/helen Riege Bäidene : eine ganze Menge Kinder. 4. Vogelschar: ‘‘n Riege wielde/wüülde Gäize : eine Schar Wildgänse. 5. zeitlich geregeltes Nacheinander eines bestimmten Vorgangs oder Ablaufs: 5.1 iek bä‘n in ‘‘n hoolge/hoolwe Úre eerst an de Riege : ich bin erst in einer halben Stunde an der Reihe. 5.2 do Bäidene mouten teeuwe, bit jo an de/dä‘n Riege kume : die Kinder müssen warten, bis sie an die Reihe kommen/bis die Reihe an ihnen ist. 6. Ordnung: 6.1 Riege hoolde : Ordnung halten. 6.2 in de Riege kume : in Ordnung kommen. 6.3 in de Riege moakje / kriege : ordnen. 7. Spalte: ap Siede fjauer in dä‘n twäide Riege : auf Seite vier in der zweiten Spalte. 8. Kolonne: ‘‘n Riege Eedgreeuwere : eine Kolonne Torfarbeiter. 9. Häuserzeile: ‘‘n Riege Huze .